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792 haufenweise zusammen, und ans Land getrieben. Um 2 Uhr steigerte sich dir Wuth des Südoststurmes, der schli.ßlich in einen Südorkan überging und . Ue Straßen der Stadt über, schwemmte, in denen das Wass r 3 Fuß hoch stand und sich über das Bollwerk der Rhede 1j Fuß hoch erhob, obgleich dieses 12 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. 3b Kauffahr teischiffe wurden auf den Strand geworfen, 5 zersch.Ul und nur 3 oder 4 gelang es, See zu halten und, fern vom Ufer, der Strandung zu entgehen. Die hölzerne Bekleidung des in Gestalt ein-s n gebauten Hafens wurde gänzlich vemolirt, der vordere Theil emgerissen und die S.llcnwände des Lan dungsplatzes, Landungsbrücken, zertrümmert; so baß augen blicklich das Bellwelk, an dem die Schiffe anlegten, gar nicht mehr brauchbar ist. Ein ganzer Wald von Holztrümmern, von Masten, Schiffsbölen, Bollw-rkSbekleieung u. s w. wurde 100 Klafter weit in die Stadl geschleudert. Die unbrauch baren, zur Hälfte versandeten Barken am Ufer haben Wind und Weiter losg'wascken und in die Stadt geworfen. Das ganze Viertel der sogenannten Soldatenslobotka wurde der maßen überschwemmt, daß die Einwohner aut den Berg flohen, um das Ende des Orkans abzuwarten. Jedes Haus in der Stadt Hal s.inen Brunnen, und alle waren von See- waffer angefüllt. Von Gebäuden und Kirchen wurden die eisernen Dächer abgerissen oder gleich Papierbogen zusammen- gerollt. Wie von einem Erdbeben borsten und stürzten in der Slobotka Häuser ein. Der Verlust an Menschenleben ist nochnichl constatirt. Die mit Balken, Bohlen, Schiffs trümmern, Wracks, welche gruppenweise dalagen, besäele Küste bot am andern Morgen, d. h. heute, einen traurigen Anblick dar! Die ältesten Stadtbewohner und seit 50 Jah» ren in der Umgegend lebende nogaische Tarlaren versichern, sich keines derartigen Erlebnisses zn erinnern." Vom Kriegsschauplätze. In der Klim war nach den Nachrichten aus Konstantinopel, 27. Noobr., das Wet ter wieder heiler geworden, und mitunter beinahe heiß. Un geheure Zusendungen von Vorrälhen aller Art trafen in der Krim ein. Die Zahl der nachg.sendeten Verstärkungen be. läuft sich bereits auf 30,000 Mann; weitere 20 000 werden bald von Mars.ille rinlnffen. Die Ruffen haben sich nach Zerstörung der Brücke über die Tschernaja nach dem Norden von Sebastopol zurückgezogen und ihre Aufstellung mitten unter den Dörfern genommen, die am Ufer des Belbeck lie, gen, wahischeinlich in der Hoffnung, dort noch einige Hilfs quellen, namentlich auch Lebensmittel zu finden, deren Mangel sich bei ihnen auf das empfindlichste fühlbar macht. Indes sen wird das Bombardement schwach fortgesetzt, ohne den mindesten Erfolg. Die Alliirlen halten außer Eupatorin, Eap Eberson und Balaklawa auch den Ort Katscha mit ei nem kleinen Eoips besitzt. Die türkisch-afrikanischen Truppen haben, wie das „I. be C." meldet, in einer Nicht das russische Eavallerielager überfallen und daraus 300 Pferde entführt; zwei ähnliche Ucberfälle sollen ebenfalls gelungen sein. Eine D pcsche aus Konstantinopel, 30. November, welche die Wiener ,,Pr." auf telegraphischem W-ge aus Sem- lin erhielt, meldet: Die Belagerung von Sebastopol dauert fort. Die dritte Parallele ist nunm.hr ganz vollständig be- endigt. Die Garnison von Sebastopol leibet empfindlichen Mangel an Lebensmitteln. In einer telegr. Nackricht aus Kischeneff, 7. Dec., in der Pr. heißt es: Aus Sebastopol sind h.Ute Nachrichten bis zum 3. d. M. eingelangt. Es war bis zu diesem Tage nichts von Bedeutung vorgrfallen. General Dannenberg wurde durch einen kaiserlichen Befehl nach Petersburg be rufen. General Osten Sacken übernimmt statt seiner das Eommando. Die Witterung ist wieder schlechter geworden, und ununterbrochene heftige Regengüsse verwüsten die Ver, schanzungen und Batterien der Allürten. Eine telegrapb. Depesche aus St. Petersburg, 8. Decbr., besagt: Fürst Menschikoff meldet, daß sich bis zum 1. December vor Sebastopol nichts Neues zugetragen habe. Eine telegr. D.p.sche aus Bukarest, 8. Decbr., mel det: Die Armee der Türken tst wieder über die Donau zurückgegangen; 35,000 M. Türken gehen nach der Krim ab. Omer Pascha beqiebt sich am 11. D-ebr. nach Varna. Sadyk Pascha besitzt die Dobrudscha; Kalarasch und Giur- gewo erhalten türkische B.satzung. Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem der Gestellungstag für die in hiesiger Stadt sich aufhaltenden militairpfiichtigen Mannschaften auf den 1tt. December d. I. festgesetzt worden ist, so werden sämmtliche Individuen, welche sich bei unterzeichneter Behörde zur Erfüllung ihrer Militairpflicht an- gemeldet haben, hierdurch aufgefordert, am gedachten Tage Vormittags 18 Uhr auf hiesigem Rathhause persönlich sich einzufinden. Dabei wird denselben zugleich eröffnet, daß diejenigen, welche aus irgend einem Grunde auf ihre Befreiung Anspruch zu machen gedenken, sich in Zeiten mit den diesfalls erforderlichen Attesten, welche alles dasjenige genau und bestimmt enthalten müssen, worauf es nach den gesetzlichen Dispositionen ankommt, zu versehen haben, damit sie solche entweder gleich bei ihrer Gestellung oder am Schlußreclamationstermine der Recrutirungs-Commission übergeben können, sowie, daß zu Prüfung der dieösallsigen Ansprüche auf Befreiung und zur Beschlußfassung darüber der 1v. December 1854, als an welchem Tage die Commission von Vormittags 8 bis 12 Uhr und von Nachmittags 2 bis 5 Uhr in der früher Porstschsn jetzt Reinholdschen Restauration an der hiesigen Bahnhofsstraße versammelt sein wird, angesetzt und dieser Tag zugleich als Schluß- reclamationstermin für alle Reclamationsanbringen anberauml wor den ist, so daß spätere Reelamationen unberücksichtigt bleiben müssen- Plauen, den 6. November 1854. Der Rath. Carl Fr. Wieprecht, z. Z. Vorsitzender. Bekanntmachung. Das Eine von den den Erben des verstorbenen Fleischermeisters Johann Gottfried Sommer allhier zugehörigen, zwischen der Syra straße und der Neustadt gelegenen Wohnhäuser, welches an deS Glasermeisters Herrn Zschweigerts Wohnhaus angränzt und brau- berechtigt ist, ist sür 2800 Thlr. verkauft worden. Da bei diesem Kaufe unmündige Miterben betheiligt find; so ist der 18. Dezember 1854 zum Mehrbirtungstermine bestimmt worden.