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Voigttän-ischcr Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. . Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbonnementSpreiS für dieses Blatt, auch bet Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die InsertionSgebühren werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zelle berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raumes. — Dienstag. 125« 24. Oktober 1854. Leitungen Sachsen. Plauen, 23. Oct. Wir haben heute eine schaudererregende Thatsache zu berichten. Die Ehefrau des Handarbeiters S. hier Hal sich mit zwei Kindern, einem Knaben von 2 Jahren und einem Mädchen von 5 Jahren, entweder am 21. abends oder am 22. morgens im Elster flusse, in der Nähe des Panschhauses ertränkt. Bis heute sind nur die Leichname der Mutter und des Knaben aufge funden. Drückende Nahrungs - und Wohnungssorgen scheinen der Beweggrund dieser entsetzlichen That gewesen zu sein. Dresden: Landtag. Das Wesentliche, so bis jetzt auf dem gegenwärtigen außerordentlichen Landtage vorge, kommen, geben wir im Folgenden: Die hohe Staats, regierung hatte bekanntlich die unserseits in Nr. 121 erwähn, ten Gesetzentwürfe, namentlich auch den Reorganisationsent. wurf für die Untergerichte (Nr. 113 d. Bl.) durch dazu einberufene D-putationen berathen und schließlich an die Kammern gelangen lassen. In der Sitzung vom 17. Octbr. nun beschloß die Mehrheit der ersten Kammer (mit 18 ge gen 17 Stimmen) an die h. Staatsregierung den Antrag zu stellen, diese Gesetzvorlagen für den gegenwärtigen auß. Landtag zurückzuzirhen und sie dem nächsten ordentlichen vor- legen zu wollen. Mit der Minderheit, also für ein Eingehen in die Berathung, stimmten der Präsident, Hr. von Schön, sels auf Reuth und Bürgermeister Gottschald. Die zweite Kammer dagegen nahm in der Sitzung vom 18. Oct. die Vorschläge ihrer Deputation auf eine abgekürzte Berathung dieser Gesetzentwürfe einzugehen, einstimmig an. Sodann ist ein Königl. Decret an die Stände gelangt, nach welchem eine Eisenbahn von Zittau (Oocrlausitz) nach Reichenberg (in Böhmen) gebaut werden soll. Die Kosten, 2j Mill. Thaler, sollen von einer Actiengesellschaft aufge bracht werden, der die h. Staatsregierung 4K Zinsen gewähr leistet; auch behält sich der Staal vor, nach Befinden mit dem 4. Theil des Kapitals sich zu betheiligen. Die Bahn wirb zwar nicht weit auf sächs. Gebiete führen, aber für die Lausitz und insbesondere die Löbau-Zittauer Bahn sehr ein flußreich werden. — Endlich ist noch zu erwähnen, daß An fragen, wie es mit dem Bau einer Bahn von Chemnitz nach Zwickau stehe, an die h. Slaatsregierung gelangt sind. Oesterreich. Wien, 19. October. Da nach verläßlichen Nachrichten von der untern Donau Omer Pascha alsbald die Offensive gegen Bessarabien ergreifen wird, so dürfte sich der Kampf wieder an den Grenzen der Walachei rntspinnen, und Oesterreich sich vielleicht bemüßigt finden, je nach dem Wechsel desselben, thatsächlich einzugreifen. Es sollen, wie verlautet, Instructionen an unsern Commandirenden in den Fürstenthümern abgegangen sein, des Inhalts, daß das k. k. Cabinet auf der Räumung der Fürstenthümer unbedingt be, steht, daß infolge des Vertrags mit der Pforte ein erneuertes Einrücken der Russen in die Moldau und Walachei als ein Frie- densbruck) mit Oesterreich anzusehen und mil den ihm zu Gebote stehenden Mitteln zurückzuweisen sei. Baiern. München, 20. October. Unser Ministerprä sident, Herr v. d. Pfordlen, ist heute von hier nach Berlin und Wien abgereist, wie vermulhet wird, um eine Verstän digung zwischen den Cabineten der beiden deutschen Groß mächte in der orientalisch. deutschen Frage zu erzielen. Frankreich. Paris, 18. October. Mit welchen Nach, druck die Operationen in der Keim und vielleicht auch später an anderen Punkten betrieben werden sollen, sieht man aus der Thatsache, daß die Ziffer der unverweilt dahin abzusen denden Truppen auf 45,000 Mann erhöht worden ist, von denen Frankreich allein mindestens 30,000 liefern wird. Gleichzeitig werben höchst bedeutende Materialvorräthe ein, geschifft werden. Alle in ber Levante entbehrliche Schiffe sind behufs der Ueberführung nach Frankreich helmbeordert. Im Marine-Ministerium hat man sich in mehrern Sitzungen mit der Frage beschäftigt, auf welche Weise nach Einnahme Sebastopols die im Hafeneingange versenkten Schiffe zu be, seiligen seien, und man soll sich nicht für Herauswindung, sondern für unterseeische Sprengung derselben entschieden haben. Vom Kriegsschauplätze. Aus St. Petersburg, 18. Oclover, telegraphlrt ber H. C-: Die jüngsten Großfürsten, Nikolaus und Michael, gehen zur Sübarmee ab. Berichte von dem Kriegsschauplatz in der Krim, die am 17. Oct. in Marseille eingetroffen, bringen Authen« lisches aus der Krim bis zum 7. Oktober. Die gesammte Streitmacht der Verbündeten betrug in dem Augenblick officiell 80,000 Mann mit 200 Kanonen (das I. de l'Empire schlägt bas Heer ber Verbündeten in der Krim auf mehr als 100,000 Mann an). Sie hatte eine Stellung inne, die der General Canrobert als unbezwinglich bezeichnet. Nicht 200,000 M. würben seiner Meinung nach die Alliirten daraus zu vertrei, den im Stande sein. Der englische Dampfer Sidow hatte sich nach Berichten aus Paris am 18. Sept, allein bis unter die Batterien von Odessa vorgewagt, und sich zweier russischer Kanonier, Scha luppen bemächtigt, die er als Trophäen wegführle. Am andern Tage hatte er, durch diesen ersten Erfolg ermuthigt, dasselbe Manöver wieder begonnen und dieses Mal im Ha, fen von Odessa, unter dem Feuer seiner Kanonen, zwei