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die ganze Halbinsel ist. Von da geht die Straße südwestlich über Baktschi-Serai, die frühere Residenz der Tataren- Chane, deren Palast noch vorhanden ist, nach Sebastopol; eine andere Straße führt östlich über Karasu Bazar, Handelsstadt von 15,000 Tataren, Armeniern und Karailen, nach Kaffa, das nur noch 4500 Einwohner zählt, von da einerseits nach Arabal am asowschen Meer, anderseits über Argia nach Kertsch. Am Ostende der Bucht von Sebastopol liegt Juker- mann, die Stadt der Höhlen, wo die Steine zu den Festungs werken von Sebastopol gebrochen werden. Von Sebastopol ostwärts geht eine Straße an der Küste zunächst nach Ba laklawa und sührt durch schwer passirbare Gebirge nach Julta, in dessen romantischer Nähe das Fürstlich Woron- zoffsche Schloß Marsande sich befindet. Sebastopol, der Operationsgegenstand der Alliirten, (auf Deuisch: Kaiserstadt, auf Türkisch: Ak Dar, d. h. Weißenfels) hat 30 — 40,000 Einwohner. Ein Meercsarm, durchschnittlich 2000 Ellen breit, dringt eine Stunde weit landeinwärts in der Richtung von Westen nach Osten, in einer Tiefe, daß große Kriegsschiffe dicht am Lande vor Anker gehen können, mit vier geräumigen Buchten aus der Südseite, die als Häfen dienen. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 30. September. Gestern Abend ,9 Uhr wurde in der Nähe des ersten Bahnwärterhäuschens vor dem hüsigen Leipzig-Dresdner Bahnhofe, ungefähr 100 Ellen von lehterm entfernt, von dem soeben ankommenden Berliner P-rsonenzuge ein zur Zeit noch unbekanntes, an scheinend 17 bis 19 Jahr altes Frauenzimmer überfahren, und ist dasselbe auf der Stelle tobt geblieben. Die frauliche P.rson, welche ländlich gekleidet gewesen, soll auf der Bihn gekauert haben. Chemnitz, 29 S plbr. Der Stadtrath hat heute das Programm zu der den 4. d. M. stailsindenden goldenen Ju belfeier des Schuldirecior Pomsel ausgegeben. Die F.icr wird namentlich aus einem feierlichen Zuge in die Schule, einem Actus im Schullvkale und einem Festesten im Casino bestehen. Aus Meerane meldet das Dr. I.: Von 10 bis 12 jungen Burschen von hier ist in der Nacht des 24. Septbr. in dem dicht an Meerane grenzend.» Doife Seif.rtitz ein Act großer Rohheit und sittlicher Verdorbenheit begangen worden, indem sie bei einem von ihnen ausgeführten Obst diebstahl den herbeigeeilten Besitzer gemißhandell und in sei ner Wohnung Fenster und Thorweg eingeschlagen, sowie einen auf den Hilferuf d.s Bauern heebeigekommenen Dienst, knecht bedeutend an der rechten Hand durch einen Sleinwurf verwundet haben. Nachbarn, wUche den Bedrängten B.i- stand leisten wollten, haben sogar vor jenen Unholden die Flucht ergreifen muffen. Der für uns.rn Ort bedauerliche Vorfall ist bereits zur Anzeige g« langt und es werden die Thäter dem strafenden G.sitze nicht entgehen. Waldheim, 25. Septbr. Am gestrigen Vormittage er- hing sich in dem hiesigen Gerichtsdorfe Gebersbach ein 57 Jahre alter Handarbeiter; Nahrungssvrgen sollen ihn zu die sem Selbstmorde veranlaßt haben. Er hinterläßt ein» Wiltwe. Zittau, 29. Septbr. In Seilentorf bei Zittau wuide in den spälern Abendstunden des 25. e. M der Bau-rgutS- besitzer Lorenz, als derselbe nach dem Abendessen eben im Begriff stand, von seinem Stuhle aufzustehen, durchs Fenster hindurch lebensgefährlich durch einen Schuß in der Gegend des rechten Knies verwundet. Da die Ladung, wie erwiesen, aus gehacktem Blei bestanden, so ist schon hierturch die V r- letzung um so folgenreicher g.worben und jedenfalls Hal der Schuß dem dem Fenster zug« kehrten Rück, n des schon alten, allgemein beliebten Mannes treffen und d.ffen baldigen Tob bezw.ck.n sollen. Die sofort angrstellten Untersuchungen ha ben bereits einen dieses Meuchelmordes sehr v.rcächtigen Gartenbesitzer aus demselben Dorfe ermittelt, der mit der Tochter des Verwundeten bereits in mehrjährigem, vertrauten Umgang, gegen den Wollen des Vaters, gestanden, und wo nur der noch lebende Vater das Hinderniß der beabsichtigten Heirath gewesen sein soll. Oesterreich. Wien, 28. Septbr. Man hat sowohl in der Walachei, als in der Moldau die Ueberzcugung geschöpft, daß die dortigen griechischen Klöster, w.Iche ein jährliches Einkommen von 12 bis 15 Millionen Piaster Haven und unter russischem Schutze standen, einen großen Theil diesir Einkünfte zur Unterstützung des jüngsten Aufstandes nach Griechenland gesendet hab-n. Nun soll ein Ferman an Der» wisch Pascha aus Constantinopel angelangt siin, diese com» promillirt-n Klöster zu siguestnren und di Einkünfte vorläu- läusig zur Vermehrung der moldauischen und walachischen Miliz um 10,000 Mann zu verw-nden. Frankreich. Es ist abermals, von D jon kommend, eine vollständig ausgerüstete Batterie Artillerie in Mars.ille ein» getroffen, um nach dem Orient geschickt zu werden, was auf neue Verstärkung der dortigen Armee schiuß n läßt.— Auch General Espinaffe ist in Marseille ai gekommen und schifft sich sofort nach dem Orient ein. In Lyon lähmen der Krieg im O sint und die Zustände in Spanien den Gang der Geschäfte außerordentlich. Die Thätigkeit in den Fabriken bat beträchtlich abg-nommen. Auch aus Marseille vernimmt man Klagen. Eine einzige Classe von Kaufleuten macht jetzt einlrägl che Geschäfte, — die Lieferanten für das H er. Das KrsivSmimst-num sitzt nehmlich seine Einkäufe an Zehivorratk.n ui.d B küidungs- gegenständen in dem großaitigst.n Maßstabe fort. Jede Woche gehen mehrere Schiff von Marseill.', die auslchließlich mit derartigen Ladungen versehen sind, nach d m Oriente ab. England. Der Dublin Erpreß macht aufmerksam, daß die Regsirung schon jetzt Anordnungen tuffl, um im kommen, den Frühjahr ein bedeutendes Erpeditionscoips nach der Ost see entsenden zu können. Das 18., 51., 54., 56., 66., 72., 80., 82., 90. und 94. Regiment, von denen gegenwä-uq mehrere außer Landes sind, soll n ergänzt und bis Neujahr vollzählig in England beisammen s.in, um den Kern bies.S Coips zu bilden. An der Ausrüstung m.hrerer Lmiensch ffe für den nächsten Sommer wi d ebenfalls unausgesetzt gearbeite . Lom Kriegsschauplätze. Nachrichten der „Triester Z >- tung" aus Costa ntinopel, 18. Septbr., zufolge w >,n am 15. September sämmtliche Landlruppen am alten Fort bei Eupatoria bereits auSg-schiffi. Am l6 und 17. S»p- tember wurde das g.sammle Material dort ans Land gebracht und sollte die ganze Armee sofort gegen Sebastopol, in und um welches 50 bis 60,000 Mnm stehen soll n, marschi-.n. Der Gesundhcilszustand der Mannschaft war befriedigend. Von russischen Truppen wurden nur einzelne Kosaken be merkt. Die tarlarische Bevölkerung benahm sich sehr fried lich. In Eupatoiia lag keine Garnison.