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Lus dem Nassauischen wird gemeldet, big in de« nahen Schwickneshausen der große Kirchenbann über Bürgermeister Ost verkündet worben fei, weil dieser sich der Staatsbehörde nicht widersetzt hatte. Frankfurt L. M. Die beim Bundestag eingegangene gemeinschaftliche Erklärung Preußens und Oesterreichs enthält eine Hinweisung auf den Ernst des gegenwärtigen Standes der politischen Verhältnisse; sie motivirt durch daS Gewicht dieser Lage die Nothwendigkeit des Anschlusse- sämmtlicher Bundesgenossen an die Politik, über welche die beiden beut, fchen Großmächte sich bezüglich der Verwicklungen der orien. talischen Angelegenheit vereinbart haben. Sie bezeichnet außerdem die Integrität des ottomanischen Reichs in seinem gegenwärtigen Bestände und die Unabhängigkeit desselben als eine europäische Nothwrndigkeit zur Wahrung und Aufrechl- haltung des Gleichgewichts unter den Mächten und deutet an, daß eine auf unbestimmte Zeit verlängerte Besitznahme der untern Donauländer der ottomanischen Pforte durch ruf. fische Heere nicht nur für Oesterreich und Preußen, sondern auch für die Gesammtheit des deutschen Bundes eine hohe Gefährdung ihrer politischen, materiellen und moralischen Interessen in sich schließe, eine Gefährdung, die um so mehr sich steigere, je größere Ausdehnung den Kriegsoperalionen Rußlands auf dem türkischen Gebiete gegeben würde. — Dem Gerüchte von einer Verstärkung der Besatzungen in den Bunde-festungen und eine Mobilmachung mehrerer Bundesarmeecorps in nächster Zeit wird aufs Bestimmteste widersprochen. Frankreich. Nach Mittheilungen aus Paris zu schließen, wird die Orientarmee auf einen Bestand von 170,000 Mann gebracht. In Paris war daS Gerücht verbreitet, Reval sollte wirklich bombarbirt werden, und günstige Nachrichten aus Wien sollten eingetroffen fein. Der englisch-französische Ver trag in Betreff der Prisen ist verlängert worben. DaS Ostseegeschwader, durch acht Dampfschiffe verstärkt, besteht aus 31 Segeln. Die Flotte im schwarzen Meere enthält 30 Segel. Die Flotte in den griechischen Gewässern umfaßt 14 Segel. Siedenzehn Fregatten, Korvetten, Dampfschiffe liegen in Toulon zur Einschiffung von 12,000 Mann bereit. Es wirb eine Reservcssotte von 14 Schiffen gebildet. Dem Vernehmen nach haben die französische und eng lische Regierung wiederholt Schritte bei Spanien und Pie. mont gethan, um sich die Mitwirkung dieser Staaten im Kampfe gegen Rußland zu sichern. Spanien soll die be. treffenden Eröffnungen sehr günstig ausgenommen haben; ebenso Piemont, welches jedoch erklärt hätte, sich erst dann frei aussprechen zu wollen, wenn die östcrr. Politik klar zu Lage liege. Nach Berichten aus Paris sollen die Gesandten Preußens und Oesterreichs eine Vernehmung mit Herrn Drouin de l'HuyS gehabt und gefragt haben, ob sich die westlichen Mächte mit dem Status quo antv bvllum (mit dem Zustande vor dem Kriege) begnügen würtrn, fall- der Ezaar sich be. bewegen ließe, das türkische Gebiet zu räumen. Die Ant. wort fiel verneinend aus. Auf dem Kriegstheater im Norden wie im Süden ist etwas Bedeutendes nicht vorgefallen; die französische Flotte fch.inl bei Kiel vorläufig vor Anker zu bleiben. Die früher gerüchtSweise gebrachten Nachrichten, da- die Engländer di« AlanbSinseln genommen und Reval desäwffen hätten, bestä tigen sich nicht. — Telegraphische Nachrichten vom Kriegs schauplätze an der Donau reichen bis zum 20. Mai. Sie melden, daß die Kanonade bei Rustschuck fortbauere; bei Si- listria aber keine wesentliche Veränderung zu Gunsten der Festung vorgefallen fei. — Berichte aus Stbastopol find über Odessa eingetroffen, die bi- zum 14. Mai reichen. Die russische Flotte hat den Hafen nicht verlassen. Die englisch- französischen Schiffe kreuzen vor dem Hafen. Ein Angriff auf denselben wurde noch nicht gemacht. Aus Griechenland wird berichtet: Tzami KaratessaS ist mit seinem Eorps in Makedonien von den Türken zurückge- schlagen worden; dagegen soll der Aufstand in Thessalien wieder Aufschwung gewinnen. Der französische Dampfer ,,Gomer" brachte vier Piraten nebst ihren Schiffen nach dem Hafen von Rhobus. Nach Berichten ber brutschen Tr. Ztg. Hal England an das königl. griechische Cabinet folgende For. berungen gestellt: 1) Beachtung einer strengen Neutralität. 2) Gerichtliche Verurtheilung der strafwürdigen Handlungen der zum Aufstande Uebergelretenen. 3) Die an dem Auf» stände Theil nehmenden griechischen Beamten und Offiziere sind zu ungesäumter Heimkehr aufzuforbern. 4) Niemand soll fernerhin in den öffentlichen Dienst genommen werden, der Urlaub ober Entlassung zur Theilnahme an der Jnsur» rection nimmt. Im Falle der Nichtannahme dieser katecho- rischen Forderung bis zur letzten Frist am 22. d. sollen ener gische Zwangsmaßregeln in Anwendung gebracht werden. Nordamerika. Die Regierung der vereinigten Staaten von Nordamerika hat am 28. April auf die ihr Seiten- de- französischen Gesandten gemachte Mittheilung hinsichtlich der Erklärung der beiden großen europäischen Seemächte in Be treff der neutralen Flaggen während des gegenwärtigen Kriegs geantwortet. Der Slaatösecretair erklärt, daß feine Regie- girrung den festen Willen habt, die Pflichten der Neutralität streng zu beobachten und ebenso für ihre Beachtung Sorge zu tragen. Aus New-Aork melden die neuesten englischen Berichte, daß der Präsident Pierce zum ersten Male von dem Rechte seines Veto Gebrauch gemacht hat, indem er sich weigerte, die Bill zu sanctioniren, nach der 10 Mill. Acres im Union-, gebiet für den Unterhalt der fremden Bedürftigen in den verschiedenen Staaten der Union ausgesetzt werden sollen. Der Präsident stützte sich dabei auf die Constitution, nach der die Unterstützung der Armen Sache der einzelnen Staa. ten und nicht des Bundes sei. Aus Mexico wird berichtet, Santa Anna hätte über Alvaez einen entscheidenden Sieg errungen. Von Cuba wird gemeldet, baß bie Königin von Spanien eine allgemeine Am. nesti, für politische Verbrecher dort proclamiren ließ. Die Garnison in Cuba, 10,000 Mann, soll von Spanien aus verstärkt werden. Bombay, 28. April. Zwei japanische Häfen werden in folge des Tractats mit dem amerikanischen Commodore Perry dem Handel eröffnet. Dost Mohamed soll ein Bündniß mit Rußland abzuschließen Willens sein. Die Chinesischen In surgenten nähern sich der Hauptstadt. Eme schlechte Thee- ernte wird erwartet.