Volltext Seite (XML)
Voigtländischer Anzeiger. Künfundsechszigster Jahrgang. Per antw örtliche Redactton: vr E. 3 a h U. Druck und Verlag von Mort- Wieprecht tn Plauen. Jährlicher AbonnementSpretS für diese« Blatt, auch -et DezNhung durch die Post, 1 Lhlr. 6 Ngr. — Die ZnsertionSgebührm werden mit 1 Ngr für die gespaltene Corpus-Zelle berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deSRaumeS. — Sonnabend. AA, SV. Mai 18S4. Die Feier des GedurtSfesteS Sr Mai uuserS Königs in Plauen am L8 Mai L8SL. Das heutige Grburtsfest Sr. Majestät unseres all. verehrten Königs wurde in unserer Stadt aus folgende Weise gefeiert. Früh fünf Uhr verkündeten Salven der auf dem Schützenplatze ausgestellten Böller den Festtag. Hieran schloß sich die Reveille der Communalgarde, geführt von dem Adjutanten zu Pferde, gefolgt von vielen Zugführern und Rottenmeistern sämmtlicher sechs Compagnien. Um zehn Uhr vormittags begann die Festfeier in den höhern Bildungsanstalten. Das König!. Gymnasium mit der Realschule eröffnete mit der Motette von Rothe: „Der Herr ist König rc.", worauf Oberlehrer vr. Thieme in blüthenreicher, fast poetischer Festrede eine Parallele zwischen dem Walten der Natur und dem Staate durchführte, die ihre Ausführung darin fand, daß hier wie dort für den Schwachen gesorgt, dem Einzelnen seine paffende Wirksamkeit angewiesen und eine einheitliche Leitung gefordert werde. Der Redner schloß mit Segenswünschen für den König und das König!. Haus. Sodann folgte rin Hymnus von Fr. Schneider: „Ewiger, wir wollen Dich rc.", dann die Vorträge der Zöglinge, von denen Bernh. Brückner aus Plauen in einem lateinischen Gedichte den Geburtstag des Landrßvaters begrüßte, Karl Aug. Braun aus Pohlitz in einem deutschen Gedichte den geschichtlich denkwürdigen Moment: „Kaiser Karl V. am Grabe Luthers" hervorhob, hierauf Friedr. Wild aus Plauen ebenfalls in einem deutschen Gedichte „die Gründung der Universität Leipzig" feierte, endlich Moritz Albert aus Reud, nitz in französischer Gedäcbtnißrede auf „Friedrich August den Gerechten" die Reihe der gelungenen Vorträge schloß. Nach einer Motette von O. Lorenz: „Groß ist der Herr rc.", sprach der erste Religionslehrer der Anstalt, Oberlehrer Geffing, ein ergreifendes Schlußgebet, worauf in einem nach der Melodie des Sachsenliedks gedichteten Gesänge die Versammlung für den König die Huld des Höchsten erflehte und somit die Feierlichkeit endigte. Bemerkt muß noch werden, daß die von einem zur Uebung im Gesänge freiwillig zusammenge- tretenen Chore der Schüler ausgeführten Gefangstücke als sehr wohlgelungen bezetchnet zu werden verdienen, auch mit großem Beifall von allen Anwesenden angehört wurden. Im König!. Seminar begann zu derselben Zeit die Feierlichkeit mit dem Gesänge der beiden ersten Verse auS dem Liede: „Du Herr, den Alles ehret rc.", «ach .welchem Semiaarlehrer Schulze in der Festrede die Frage: „Wie feiert das Seminar den Geburtstag Sr. Maj. des Königs recht?" dahin beant wortete, wenn es zuvörderst die ihm zu Theil gewordenen Wohlthaten anerkenne, sodann einstimme in die Bitten und Wünsche aller ächten Vaterlandsfreunde und endlich sich zu heiligen Gelübden erweckt fühle. Nach den Sätzen 1 und 11 aus der Klein'schen Motette: „Preis, Lob, Ruhm rc.", hob Seminarist Böhm „die Wichtigkeit Sachsens" ansprechend hervor; nicht minderen Erfolg errang nach einem Nachspiele von Fischer, gespielt vom Seminaristen Falk, Seminarist Roth in seiner Darstellung der Glaubenstreue Johann Friedrichs des Großmüthigen. Hierauf folgte die Motette von B. Klein: „Der Herr ist mein Hort", nach welcher Seminarist Diez die Gefühle und Entschlüsse entwickelte, welche der Geburtstag Sr. Maj. des Königs in den Seminaristen er. wecken solle. Nachdem hierauf noch der 3. Vers deS oben angeführten Liedes von der Versammlung gesungen war, sprach Seminarist Mashalsky rin Gebet, und die Feierlich, keit schloß mit: „Den König segne Gott!" — In der Bürgerschule wurde den Kindern die Wichtigkeit des Tages in angemessenen Ansprachen an das Herz gelegt. Während dem ertönten die freundlichen Klänge des herrlichen, von unserem SladtmusikuS mit gewohnter Kunstfertigkeit ausge. führten Sachsenliedes von dem Tburme der Hauplkirche zu St. Johannis, mit welchen die Böller vom Schützenanger her ihren Festjubel vermischten. Am Abend schloß ein Zapfen, streich der Communalgarde, nach welchem sämmtliche Char. girte und die sechste Compagnie dieses Instituts sich in den eben so schönen als umfänglichen Räumen deS „deutschen Hauses" zu einem Festballt vereinigten, dem die Spitzen des Kreises und der Stadt beiwohnten. So feierte Plauen das Grburtsfest seines Königs! Zu beklagen war nur, daß die rauhe und nasse Witterung ebenso die Ausflüge des Königl. Gymnasiums mit der Realschule in unser romantisches Eister, thal, wie das Schulfest der Bürgerschüler im Turngarten verhinderte, so daß Beides auf wärmere und heitere Tage verschoben werden mußte. — Aeitunaer^ Sachsen. Von der Leipziger Messe wird gemeldet, daß die nach Amerika gedrungenen Nachrichten von der astgemei. nen Geldklemme eine größere Anzahl amerikanischer Kaufleute herbeigezogen hätten, von welchen sehr bedeutende Ankäufe in Luch» jedoch nur zu niedrigen Preisen gemacht seirn. Der