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Gymnasium zusammen, daß sie wie dieses eine allgemein menfch- liehe (humane) Bildung al- ihre- Strebe»-^ betrachten soll. Während aber da- Gymnasium, vsrhenschenv mld'dtm Alterthum beschäftigt, für künftige gelehrte Studien — gleichviel zu welchem Berufe seine Schüler später übergehen — eine tiefere Grundlage zu legen hat, wird eS der Realschule zur Pflicht, sich vorherrschend der neueren Zeit zuzuwenden, in ihr die Grundlage einer allgemei- mn Bildung zu suchen — gleichviel zu welchem Berufe ihre Schüler später übergehen. Weit entfernt also, wie manche glauben, daß eine Vereinigung von Gymnasium und Realschule der letzteren nach- theilig sein könnte, weil sie unwillkührlich auf dieselbe Bahn sort- gerlssen würde, ergiebt sich schon aus ihrer Uebereinstimmung im Endzweck, daß in der Verbindung beirer ein nicht geringer Vortheil für unsere Realschule zu erblicken ist. Wir sagen, schon deßhalb, weil beide einen ähnlichen Endzweck verfolgen: wir könnten diesen heilsamen Einfluß aber auch im Einzelnen Nachweisen. Diese Bestimmung deS GrundprincipS der Realschulen war nothwendig, um den Standpunkt zu bezeichnen, von dem wir in der Beurtheilung de- im Eingänge erwähnten Uebelstandes aus- gehen. Dazu kommen wir im nächsten Theil. (Fortsetzung folgt.) Zeitungen Sachsen. Plauen, 26. Januar. In der Nacht vom 24. zum 23. d. M. entlud sich unter Sturm und gewaltigen Regen güssen, welche die Saale bei Hof bedeutend «»schwellten, im nahen Fichtelgebirge ein Gewitter, das bis in unsere Gegend herein reichte, ohne indeß hier andern Schaden zu verursachen, als daß der Sturm einige Fensterscheiben eindrückte, sowie etliche Ziegel herabwarf. Dresden, 25. Januar. In Leipzig steht die Gründung einer „Allgemeinen deutschen Creditanstalt" (Nationalbank für Deutschland) mit einem Capital von zwanzig Millionen Tha lern bevor, bei welcher sich Gebrüder Dufour u. Comp., Sellier und Harkort in Leipzig, Kaskel in Dresden, Kaiser in Hamburg rc. betheiligen werden, und für welche die Genehmigung unserer StaatS- regierung in Aussicht steht. Dresden, 26. Januar. Heute Morgen wurde, wie wir er fahren, an hiesiger Stadtgerichtsstelle dem Handarbeiter Schütze, welcher im Juli vorigen Jahres seine Ehefrau (an der Weißeritz Nr. 4) ermordet hatte, das zweite auf Todesstrafe lautende Urtel publicirt. Auf die Gnade Sr. Maj. des König- hat der Verur- theilte nicht provocirt. Leipzig, 23. Januar. Ein äußerst frecher Diebstahl ist am letzten Sylvesterabende in der hiesigen katholischen Kirche auSge- führt worden, indem ein bis jetzt noch unbekannter Dieb eine in der Vorhalle daselbst ausgestellte Sammelbüchse mit einem muth- maßlichen Inhalt von 4 bis 6 Thlr. entwendet hat. Haynichen, 21. Januar. Ein hiesiges Ehepaar auS dem Arbeiterstande hatte seinen 4jährigen Knaben von Zeit zu Zeit an der brennenden Cigarre sich belustigen lassen, die es ihm — zum Rauchen gab (!). (Auch anderwärts gestatten unverständige Aeltcrn unreifen Knaben das Cigarrenrauchen). Vor wenig Lagen gehen Vater und Mutter aus und schließen den Knaben, der allein zu Hause bleibt, ein. Ob derselbe sich, wie man erzählt, wiederum mit einer Cigarre habe beschäftigen oder nur mit einem Streich- zündhvlzchen spielen wollen, ist unentschieden. Genug, das Lager stroh der Aeltern fängt Feuer. Ziemlich spät, doch nicht zu spät, gewahren die Nachbarn Rauch, durchschlagen Lhüre und Fenster, löschen den Brand und rufen rasch ärztliche Hilfe herbei, der eS noch gelingt, das fast erstickte Kind zu retten. Meißen, 24. Jan. Mit dem Abmarsche der königl. Trup pen, welche nur vorübergehend hier garmsonwten, entehrte Meißen einer SicherheitSwache. Diesem Nebelstanke äbzuhelfen, ließ sich der jetzige Commandant der Schützen, Herr Stanrath und Akvvcat Rüdiger, seit der Uebernahme seiner Funcnonen angelegen sein. Nachdem ein von ihm entworfene- Regulativ vom Sladtrath ge nehmigt worden war, kam es noch darauf an, die Zustimmung einer hinreichenden Anzahl von Schützen zur Uebernahme regelmä ßiger Wachdienste zu gewinnen. Dieser Zweck ist in einer Schützen- Versammlung am 16. Januar vollständig erreicht worden, indem sich 96 Schützen zum Eintritt in die SicherheitSwache bereit er klärt hatten. Jeder Eintretende hat sich verbindlich gemacht, dem Corps zwei Jahr hintereinander anzugehören und während dieser Zeit den Dienst auf Commando pünktlich zu erfüllen. Von einem nutzlosen Parade- und Soldatenspiel ist bei dieser SicherheitSwache keine Rede, vielmehr besteht der Zweck derselben, wie das Regulativ ihn ausspricht, allein darin, „bei Feuersgefahr, Jahrmärkten, öffent lichen Aufläufen u. s. w., wo es die öffentliche Sicherheit und das Wohl der Stadt erheischt, auf besonderes Commando oder Alarm in voller Armatur zu erscheinen und die «»geordneten Dienste zu leisten." (Ließe sich nicht, unter Wegfall der Communalgarde, in Plauen eine ähnliche Einrichtung treffen?) Frankreich. Paris, 21. Jan. Die Ungeduld deS Publi kums ist unerhört. Aller Augen blicken nach Wien, von wo man zu erfahren wünscht, daß endlich der Waffenstillstand unterzeichnet sei und die Conferenzen endlich ihren Anfang nehmen. Der Kaiser beharrt außerdem in seiner Zuversicht. Er gab am Sonnabend einen kleineren Ball, zu welchem nur vierhundert Personen einge laden tvaren, und sprach bei dieser Gelegenheit viel mit den» österr. Gesandten Herrn v. Hübner und dem Fürsten Hatzfeld, denen er seine Befriedigung über die Wendung der Dinge ausdrückte. Sein Wunsch ist, daß die Conferenz rasch zusammentrete und daß man bald zu Stande komme. Das Letztere wiederholte er Herrn v. Hübner mehrere Male. — Der heutige Moniteur bringt das Dienst- reglemcnt der zwei Gardeartillerieregimenter und die Organisation der Artillerieschule, welche mit diesem Corps verbunden wird. Bet Durchlesung des betreffenden Dekretes kann man nicht umhin zu bemerken, daß die neue Organisation eine gewaltige und weit kräf tigere als selbst die unter dem ersten Kaiserthum ist, und wären die Präliminarien des Friedens nicht schon .estgestelll, so körnte man auf den Gedanken kommen, daß die Artillerie organisirt werde, als sei ein Krieg mit ganz Europa vor der Thür. — Der Mo niteur hat auch eine Modifikation des Tarifs für Schafwolle und für Wollgarne und Gewebe gebracht. Diese Modifikationen sind bedeutend und greifen in daS ganze Douanensystem tief ein. Man sieht daran, daß der Kaiser bei seinem Systeme beharrt, und muß auch zugeben, daß ihm die Thatsachen Recht geben. Die Einfuh ren haben 1855 wesentlich zugenommen und die Zollrrträge sind von 150 Millionen 1854 auf 189 Millionen 1855 gestiegen. Diese Zahlen beweisen. Der Kaiser gedenkt sein System weiter durchzuführen und binnen jetzt und einem Jahre den ganzen Tarif zu reformiren. Paris, 25. Jan. Man liest im heutigen „Moniteur" einen Bericht von der Festlichkeit, welche gestern Abend aus Anlaß der Bekleidung einer Anzahl französischer hoher Offiziere mit dem ihr von der Königin von England verliehenen Bathorden im britischen Gesandtschaftshvtel stattfand. Der Prinz Napoleon brachte die Ge sundheit ter Königin Victoria auS und der englische Gesandte Lord Cowley antwortete mit einem Toast auf Len Kaiser, sowie auf einen baldigen Frirdensabschluß und auf die begründete Hoffmmg dazu, welche die Friedensunterhandlungen den Alliirten darbtet,». -.