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VoigllimWer Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsuiWebenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstags, Mittwocks, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementspreiS, welcher pränuwe- rancio zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. - Für die auswärtigen Äöuigl. ÄericbtSämter und Stadträthe, für welche der Boigtländisebe Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstellen iu Pausa bei Herrn Rathskellcrpachtcr A. Oschüy, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Scböncck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegrlder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. b. Februar 18T4. — > — , - - > - >>> Es wird uns gegenwärtig bei dem Ueberflusie an politischen Händeln nicht leicht, unsere Leser auf dem Laufenden zu erhalten. Schleswig-Holstein nimmt alle Gemüther in Anspruch. Die Zeitungsnachrichten durchkreuzen und wider sprechen sich täglich, und es wird äußerst schwer, wo nicht unmöglich, aus dem Gewirre das Richtige und Wahre zu finden und mitzutheilen. Der von der Pfordtensche Bericht über die Erbfolgefrage am Bundestage spricht dem Herzog Friedrich von Augustenburg die rechtmäßige Erbfolge in Holstein und Schleswig zu, während Lauenburg bei Dänemark zu bleiben hat. DaS ist ein erfreuliches Ergebniß, und so sehr eS auch Manchen verdrießen mag, daß letzteres kleine, reiche Land von 19 Geviertmeileu und 40,000 Menschen dem Dänen auch fernerhin unterthänig sein soll, so läßt sich doch dagegen Etwas nicht sagen, wenn es rechtlich begründet ist; denn wenn wir Deutsche wollen, daß Recht uns Reckt bleiben soll, so muß eS auch dem Dänen bleiben. ES fragt sich nur, waS die zwei undeutschen Großen, die den dänischen Gesammtstaat bis zur Elbe durchaus aufrecht halten wollen und denen Gewalt vor Recht geht, dazu sagen. Aus der Haltung der Dänen selbst ist nicht recht klug zu werden. Der Dänenkönig ist in der kläglichsten Lage. Die Preußen und Oesterreicher stehen an der Eider und verlangen drohend, er soll die Novemberverfassung, durch welche Schleswig zu Dänemark geschlagen wurde, aufheben, sonst würden sie einrücken. Der willenlose König kann dieß nicht, selbst wenn er wollte, denn sein eigener Landtag droht ihm für diesen Fall ganz offen mit Revolution und Verjagung. Da muß denn nun der erste Minister Monrad erklären, Dänemark werde sich aufs Aeußerste vertheidigen. Ob nun nicht unter solchen Umständen und um der militärischen Ehre der Preußen willen, die schlechterdings Helden- thaten verlangt, das Dannewerk vertheidigt und erstürmt werden muß, damit der Kopenhagener Pöbel sich überzeugt, daß Dänemark wirklich nur gezwungen nachgegeben habe, steht dahin. Am Lächerlichsten nehmen sich die Capriolen aus, welche England macht. Nachdem es früher durch sackgrobe Drohnoten Deutschland einzuschüchtern versuchte, dann seine Panzerflotte in den Sund schicken wolle, und doch Jedermann nur darüber lächelte, — macht sich die Weltmacht jetzt gar jedem deutschen Schulknaben dadurch zum Spott, daß eS droht, Dänemark mit 30,000 Mann Rothröcken zu unterstützen! Sollte eS, ein schließlich deS letzten Tambours, wirklich über so viele Truppen in den britischen Inseln zu verfügen haben, so wären doch diese für die vereinigten Preußen und Oesterreicher nur ein Frühstück. England als europäische Landmacht! Aber die englischen Minister haben durch ihre Talkerei und ihren Hochmuth ihren diplomatischen Karren in die jütländischen Sumpfmoore festgefahren, Louis Na poleon läßt ihn mit Vergnügen darin stecken, und so wissen sie ihre- eigenen Leibes und dessen ihres Protokollkönigs keinen Rath mehr. Auch auf die Zeitungsnachricht, nach welcher 35,000 Mann Schweden den Dänen zu Hilfe rücken sollen, geben wir vorläufig nicht das Geringste. Der Schwedenkönig mag wohl kriegslustig sein; aber sein gesammteS schwedisches Volk kennt seine eigene Geld- und Menschenarmuth zu gut, um in s Blaue hinein seinem Könige theuere Kriegslorbeeren pflücken zu wollen. Möglich wäre es am Ende wohl, daß für den Fall der LvSreißung Schleswig-Holsteins von Dänemark Schweden Jütland und die Inseln mit sich zu einer den Sund beherrschenden scandinavi- schen Union vereinigte, zumal dann Dänemark al- Staat selbstständig kaum «ehr bestehen könnte, und LouiS Napoleon mit einer solchen Bereinigung, di« Schweden bedeutend heben würde, ohne Kneifel einverstanden fein dürfte. Indeß steht dieß noch in weiterem Felde und hängt noch gar sehr von militärischen und politischen Ereignissen der Zukunft ab. Der polnische Aufstand neigt sich sichtlich seinem Ende zu. Blut und Thränen, Elend und Jammer hat er genug gestiftet und gekostet und doch nicht das Geringste gefruchtet. Auf Rittergüter im österreichischen Galizien sind im vorigen Jahre 9 Millionen österr. Gulden neue Hypotheken eingetragen worden, im Regierungsbezirk Warschau allein werden nächstens 56 Rittergüter noth wendiger Weise versteigert, wöchentlich gehen Transporte von Aufständischen oder Verdächtigen aus Polen nach Sibirien, die Vornehmen zur Verbannung in die sibrischen Städte, Andere zur Zwangsansiedelung, noch Andere zur Zwangsarbeit in die Bergwerke ab, ja es heißt, die russische Regierung beab sichtige überhaupt noch 70,000 Menschen von der polnisch-deutschen Grenze in das Innere ihres Reichs zu versetzen. Es ist mit Polen aus. Die Italiener schwärmen wieder einmal von einer Eroberung Roms und Venetien-. Sollte der ehrliche aber höchst unpolitische Garibaldi wirklich glauben, die Rothhosen aus Rom und die Käppi's aus Venetien werfen zu können, so kann ihm und seinen Rothhemden jedes Kind eine herzhafte Tracht Hiebe ge währleisten. Ja selbst wenn der italienische König mit seiner ganzen Macht, ohne französische Hilfe, das Festungsviereck angreifen wollte, würden sich die härtesten Schädel seiner besten Truppen als zu weich auSweisen. Wir wissen recht wohl, daß ohne Rom als Hauptstadt daö neue Königreich Italien weder l^en noch sterben kann, aber ein Angriff auf die Rothhosen in Rom wäre doch offenbarer Selbstmord. Der deutsche Bund. Bei den gegenwärtigen Zeitverhältnissen, und da mehr als sonst über Meinungsverschiedenheiten im deutschen Bunde und zwischen dessen Mitgliedern verlautet, ist es vielleicht einem großen Theile unserer Leser interessant, über das Wesen dieses Bundes etwas zu erfahren, namentlich hinsichtlich feiner formellen Verfassung. Der deutsche Bund beruht auf der „deutschen Bundesakte" vom 8. Juni 1815 und umfaßt die Länder, welche früher zu dem im Jahre 1806 durch Abdankung des letzten deutschen Kaiser- aufgelösten deutschen Reiche gehört hat ten, mit geringen Abänderungen und Erweiterungen. Die mißlichste Bestimmung der Bundesakte ist die, daß verschiedene Staa ten, wir wollen sagen Kronen, nicht mit ihrem ganzen Ländergebiete, sondery mit nur einem Theile, eben dem früher zum deutschen Reiche gehörig gewesenen, zum Bunde gehören, mit andern Landestheilen aber nicht, hinsichtlich dieser vielmehr europäische Mächte und zum Theil sogar Großmächte sind. Solcher Mächte, welche nur zum Theil zum deutschen Bunde gchören, sind namentlich Oesterreich, welches viele außerdeutschr Lande hat, Preußen, welche- mit den Provinzen Ost- und Westpreußen und Posen außerhalb de- Bunde- steht und nur vorübergehend einmal erstere beide Provinzen dem Bunde beitreten ließ und dann wieder ohne weitere Anfrage zurückzog; da- Königreich der Niederlande (Holland) wegen eine- Theile- der Provinz Luxemburg, wäh rend der zu Belgien geschlagene Theil Luxemburg- von Deutschland ganz ent fremdet worden ist, endlich bisher die Krone Dänemark wegen de- Herzogthmn- Holstein, während Schleswig, obwohl mit Holstein verbinden, iu de» Bund