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VoiglliiMchcr Anzeigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ümslttMetiMWger Jahrgang. Verantwortliche Redacticn, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich vi ernt al, und Dienst aqS, DLit'l nockS, Donne rsta.gS und Lon n abends. Jährlicher AbcnnementSpreiS, welcher pi-sn»»»- rsnäu zu entrichten ist, auch bei Beziebuuq durch k'.e post, 1 Tblr. 26 9Lgr. — Annoncen, die dis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in dir Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, 'päter eingehende Annoncen finoen in ter nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Für die auc-wänigen König!. Gerichtsämter und Ltadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Ratbslellerpachter A. O'ämv, in Elsterberg be: Herrn F. W. Feustel, in LLömct bei Herrn Eduard Mevcr, in Mühltroff bei Herrn Ehaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. ISS. 17. August 1864. Auf dem Welttheater steht es gegenwärtig im Ganzen ziemlich friedlich aus. In Nordamerika freilich dauert Lie Schlächterei zwischen Norden und Süden seit dem 12. April 1861 unausgesetzt und ohne Ergebnitz fort, obgleich nach zuverlässigen Berechnungen seit jenem Tage 730,600 kräftige Männer und Jünglinge des Noreens allein erschlagen oder verstümmelt worden sind. Auch in Unteritalien kann das Näuberunwesen, das seit der Annexion zu voller Blüthe emporgeschossen ist, nicht ausgerottet werden. Dagegen scheint sich der Auf stand der getreuen Unterthanen des Bei von Tunis seinem gänzlichen Ende zu nahen, wie denn auch die überlegene Kriegstüchtigkcit der Franzosen die aus ständischen Araber in Algerien wieder zu Paaren getrieben hat. Nutzland hat zwei große Erfolge errungen. Einmal sind die Tscherkessen, wie man die tapfern Bergvölker des Kaukasus gewöhnlich gemeinsam nennt, Lie seit 1812, kaum einige Hunderttausend Köpfe stark, Ler russischen Uebermacht so erfolgreich wider standen, endlich so besiegt worden, Latz sie gegenwärtig allen Kampf aufgaben und zu Huuderttauseuden in die nahe, glaubensverwandte Türkei einwanderten, wo sie aus Mangel an Mitteln und in Folge eingerissener Seuchen zu Tau senden wegsterben. Sodann ist es mit Polen wieder einmal, und zwar mensch licher Ansicht nach, zum letzten Male und gänzlich aus. Die einzelnen, nicht mehr militärisch organisirten und kämpfenden, sondern nur raubenden Banden, die in Folge des grenzenlosen Kriegselenkes sich noch, namentlich an den Grenzen, umhertreiben, werden allmählich vollends niedergeschossen, so daß selbst die Preuß. Regierung ihre dort ausgestellten Truppen zurückzieht, und im Innern Les Landes hängen Lie Russen Alles, was nur einigermaßen an dem Aufstande betheiligt war, oder lassen es nach Sibirien und in die asiatischen Steppenländer absühren. Jede Woche gehen besondere Züge mit Hunderten von Verbannten dahin ab. Polen soll und wird auf diese Weise ohne Zweifel russisch gemacht werden; selbst die polnische Sprache wird der russischen den Platz räumen müssen und so das eigenthümlube polnische Wesen und Volksthum in Kurzem gänzlich ver nichtet sein. Es darf nicht übersehen werden, daß Rußland, sobald diese zwei seit Menschenaltern offenen Krebsschäden an seinem Staatsleibe — Polen und der Kaukasus — völlig geheilt sind, und sobald das große Reich die Erschöpfung davon überwunden hat, in seinem Innern, zumal noch der Segen der Bauern befreiung von Ler Leibeigenschaft hinzutritt, mächtig erstarken und nach Außen eine eindrucksvolle Stellung einnehmen kann unk wird. Der kranke Mann und das uneinige Deutschland werden es seiner Zeit empfinden. Vom neuen trans atlantischen Kaiserthume Mexiko verlautet nicht viel. Max l. hat für seinen Todesfall Vorkehrungen getroffen, Lie Zolleinnahmen sollen sich heben, die Baum wolle eine gute Ernte versprechen, und die in Europa angeworbenen Soldaten werden allmählich hinüber-, die rückkehrenden Franzosen herübergeschisft. Das ist so ziemlich das Ganze. Der Gründer des neuen Thrones in Mexiko lebte bisher sehr gemüthlich im Bade Vichv, scheinbar unbekümmert um die Welt- Händel, theilnahmlos am deutsch-dänischen Kriege, achtungsvoll gegen den ihn besuchenden König der Belgier. Der Unvergleichliche hatte seine innige Freude daran, daß England sich so gründlich blamirte und dessen Ohnmacht ohne ein herzliches Einverständnis; mit Frankreich selbst dem blödesten Auge, selbst dem selbstgenügsamen Dünkel der englischen Minister deutlich wurde. Ob er nun mehr, nachdem England zu dieser Erkenntniß gelangt ist und seinen Bund wieder recht eifrig sucht, auch fernerhin in den deutsch-dänischen Friedensschluß sich nicht einmengen werde, dürfte so lange stark zu bezweifeln sein, als der Preuß. Uebermuth und Lie Preuß. Ländergier fortsährt, das Recht und die deutschen Bundesgenossen zu vergewaltigen, und die Herzogthümer ganz oder theilweife zu erschnappen sucht. Die Friedensvcrhandlungen in Wien wollen immer noch nicht beginnen. Die Gründe davon dürften einerseits in der verzweifelten Lage des Däneukönigs zu suchen sein, der den Kopenhagener Schreidemokraten gegen über wackelig auf dem Throne sitzt und erst Solvaten genug in Kopenhagen und auf Seeland versammelt haben muß, um Herr der Lage zu sein und Las Fügen in Las Unvermeidliche nöthigen Falls mit Gewalt erzwingen zu können. Anderseits liegt ein Hindernis; im Abschlusse des Friedens ohne Zweifel auch in den Ränken Preußens, das die Herzogthümer der Gewalt und Entfcheidung des Bundes ganz entziehen, die Oesterreicher herauseskamotiren, die Erbfolge frage verwickeln und verschleppen und die Schleswig-Holsteiner mürbe machen will, um seine bekannten Absichten zu erreichen. Vorerst will es die Bundes truppen fort haben und mit Oesterreich eine gemeinsame Regierung für die „eroberten" Länder cinsetzen. Das; Oesterreich bei diesen Absichten seine liebe Noth mit dem Alliirten hat und ihm nicht so weit folgen will und kann, liegt am Tage, cs erntet aber nur, was es durch den Bund mit Preußen gesäet. Sollten aber die Preuß. Annexionsgedanken Thatsache werden wollen, so sind wir gewiß, daß der Schweigsame in Paris nicht blos sprechen, sondern der bisher Unthätige auch Hanseln werde. Dann dürfte sich es auch ausweisen, daß der Bund doch keine Null sei, wozu ihn das Preuß. Junkerthum stempeln will, und daß „die äußerste Dummheit aller Verfechter der dreifarbigen deutschen Fetzenwirthschast," wie die Preußen das Festhalten am Bunde schimpfen, doch keine äußerste Dummheit ist. Over getraut sich Bismark, es schlimmsten Falls mit Frankreich allein aufzunehmen, ohne Oesterreich und den Bund? Wenn ihn nun diese beiden Faktoren ebenso im Stiche lassen, wie Preußen und der Bund Oesterreich 1859? Die Annexion Hannovers 1805, ver Verlaß auf den Dünkel des veralteten Junkerthums, die Entfremdung Deutschlands und das spezifische Preußenthum führten 1806 Junker Haugwitz nach Jena; werden sie 1861 Junker Bismark siegreich zur Königsau führen? Schwerlich! — Zeitungen. Sachsen. Dresden, 15. August. Der Bericht der zweiten Deputation der 1. Kammer schließt sich bezüglich der Linien Freiberg - Ehemnitz, Leipzig - Döbeln- Dresden, Zittau-Großschönau, Ehemnitz-Leipzig und Glauchau-Wurzen-Witten berg, Kieritzsch-Borna, Zittau über Böhmisch - Friedland nach RabiShau in Schlesien, Brunn-Greiz, Meuselwitz und sächsisch-bayersche StaatSbahn, Gößnitz- Gera — den von der 2. Kammer gefaßten Beschlüssen an, während er bezüg lich der Linien Würschnitz-Aue und Aue-Muldenthal-Poppengrün, Plauen-Oclsnitz, Radeburg-Kamenz, von dem jenseitigen Beschlusse, die diesfallsigen Petitionen der Staatsregierung zur Erwägung zu übergeben, abweichend, beantragt: die selben der Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu übergeben. Am 15. d. M. Abends 9 Uhr starb der auch in weiteren Kreisen wohl bekannte Gastwirth und Posthalter, Wilhelm Färber in Adorf. Wollen sich deutsche Ehemänner nicht die Zärtlichkeit der englischen gegen ihre Gattinnen zum Muster nehmen? Ein solcher englischer Musterehemann fuhr ohnlängst mit seiner andern Hälfte auf der Eifenbahn. Er: Du befindest Dich ganz behaglich in Deiner Ecke? Sie: Ja, Theurer, ganz und gar. Er: Du