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VoigtliinW)tr AlUM. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsmMetmizUter Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses BlaN erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pi-Laums- i-smch» zu entrichten ist, auch bei Beziehung euech die Host, 1 Tdlr. 26 — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Taqs darauf erscheinende Nummer ausgenommen, 'pmer eingehende 'Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Nönigl. Berich.sämter und Lrarträ'be, für welche der Noigtländiscke Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Natoskellerpachter A. O'ckütz. in Elsterberg der Herrn F. W. Feustel, in. Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. l LI« 26. IM IM4. Ueber die Vorgänge in Rendsburg. Frankfurt a. M., 2l. Juli. In der heutigen Bundestagssitzung ist der Antrag Oesterreichs und Preußens: „Hohe Bundesversammlung möge be schließen: Se. Durchlauft den Erbprinzen von Schleswig-Holstein-Senderburg- Auguflenburg durch Vermittelung des Präsidiums zu ersuchen, eine seine Suc- cessionsansprüche begründende Nachweisung mit thunlichster Beschleunigung an die Bundesversammlung gelangen zu lassen," mit 1l gegen 5 Stimmen an genommen worden. Dagegen stimmten außer Sachsen noch Baiern, Württem berg, Hessen-Darmstadt und eie 13. Curie (Braunschweig und Nassau). Baden und die sächsischen Häuser stimmten zwar für den Antrag, aber unter Betonung ihrer Anerkennung der Neckte des Herzogs Friedrich. (Die Abstimmung Sachsens lautet am Schluß: „Unter diesen Umständen will cs der königl. Regierung weder der Sachlage nock ter Würde des Bundes entsprechend scheinen, an den Herzog Friedrich eine Aufforderung zur Begründung eines Anspruchs zu erlassen, den der Bund vor Europa für einen berechtigten erklärt hat. Sie ist vielmehr der Ansicht, daß ter Herzog Friedrich in ter Lage sich befinde, an den Bund den Antrag auf Zulassung seines Gesandten und auf Einsetzung in die Regierung zu stellen, und kaß der Bunt sich nicht entbrechen könne, einem solchen Anträge Folge zu geben, unbeschadet der weitern Prüfung der von Sr. königlichen Hoheit dem Großherzoge von Oldenburg angemelketen Ansprüche ") Der Obercolnmandant der BundcStruppen in Holstein, General v. Hake, meldet: wegen der Angriffe auf preußische Wachtposten in Rendsburg und Be drohung der Lazarethe daselbst durch hannoversche Soldaten benachrichtige ihn Prinz Friedrich Karl von Preußen, daß auf Befehl Sr. Majestät des Königs von Preußen zum Schutze ter Hauptetappe und des Depotplatzes ter alliirteu Armee tie Festung Rendsburg durch 6000 Mann Preußen heute Mittag besetzt werden solle. General v. Hake hat den Obersten v. Fabrice zu mündlicher Aufklärung au den Prinzen Friedrich Karl gesandt, weist die Besetzung Rends burgs durch preußische Truppen entschieden zurück und überläßt Preußen die Vertretung des Schrittes, wird sich jedoch mit der schwachen Garnison dem Ein märsche der Preußen nicht militärisch widersetzen, und um einen blutigen Conflict zu vermeiden, in diesem Falle die aus Bundestruvpen bestehende Garnison aus Rendsburg zurückziehen. Die Bundesversammlung beschließt auf Bayerns Antrag, dem General v. Hake auf telegraphischem Wege dis Billigung seines Verhaltens auszudrücken und ihn anzuweisen, falls die Besetzung Rendsburgs durch preußische Truppen wirklich erfolge, einen förmlichen Protest dagegen einzulegen. Weitere Beschlüsse behält sich die Bundesversammlung vor. Altona, 2l. Juli. Der heutigen „Schleswig - Holsteinscken Zeitung" wird aus Rendsburg gemeldet, daß heute 6000 Mann preußische Truppen dort eingerückt sind. Berlin, 22. Juli. Gen. v. Goeben hat gestern Mittag mit einer com- binirten Brigade Stadt und Festung Rendsburg besetzt. Oberstleutn. Sckmidt ist vorläufig als preußischer Commandant bestellt worden. Zur Ergänzung der obigen Telegramme über die Vorgänge in Rendsburg theilen wir nachstehenden Bericht mit, welcher vom Obercommandirenden der Bundestruppen in Holstein beim königlichen Kriegsministerium in Dresden ein gegangen ist und der noch durch die in der Sitzung der zweiten Kammer vom Staatsminister Freiherrn von Beust gemachten Mittheilungen ergänzt wird: „Altona, 20. Juli. Am 17. d. haben auf einem vor Rendsburg ge legenen Tanzlocale Schlägereien zwischen Preußen einerseits und Sachsen und Hannoveranern andererseits stattgehabt, deren Beilegung den diensthabenden Unteroffizieren schließlich und ohne Herbeiziehung weiterer Hilfe gelungen ist. Diese Schlägereien scheinen jedoch Anlaß geboten zu haben zu weiteren bedauer lichen Excessen am 18., die leider für beide streckende Parteien (Mannschaften des kön. Preuß. 15. Infanterieregiments und einer in Rendsburg liegenden Ar tilleriecompagnie, und Unteroffizieren und Mannschaften des kön. hannov. 3. In fanterieregiments) nicht ohne mehrfache Verwundungen vorübergegangen sind. — Zu der jedenfalls vorhanden gewesenen gegenseitig gereizten Stimmung der Truppen und dem Unterlassen ausreichender Vorsichtsmaßregeln, um etwaige Conflicte zu verhindern, kommt noch der ungünstige Umstand, daß die mit han noverschen Mannschaften bequartierten Baracken auf einer Straße mit kön. Preuß. Lazarethen und denselben unmittelbar gegenüber lagen. — Trotzdem nun die Excesse sich auf einzelne Schlägereien in verschiedenen Gegenden des Stadttheiles Neuwerk beschränkten, und auch die sächs. wie hannov. Truppen dem gegen 9 Uhr geschlagenen Zapfenstreiche willig Folge leisteten, hatte doch der kön. preuß. Com mandant im Kronwerke, Etappencommandant für Rendsburg, Major v. Hake, einem austauchenden, aber ebenso unwahrscheinlichen als unverbürgten Gerückte, daß die Hannoveraner auf eine Erstürmung der oben bezeichneten Lazarethe es abgesehen hätten, insoweit Glauben beigemessen, daß er die in Oster- und Wester- Rönfeld cantonnirenden beiden Compagnien 15. Infanterieregiments zum Schutz dieser Lazarethe requirirte. ES geschah dies mit Umgehung des kön. hannov. Commandanten zu Rendsburg, Oberstleutn. Dammers, aber auch ohne daß selbiger, der auf dem Platze gegenwärtig war und mit Major v. Hake daselbst verkehrte, dagegen Einspruch erhoben hätte. Den übereinstimmenden gegenseitigen Nachrichten nach waren von ^10 Uhr an die Hannoveraner in ihren Quar tieren, gegen 10 Uhr rückten die kön. Preuß. Compagnien ein, luden die Ge wehre scharf, bivouakirten bis gegen Morgen auf dem Paradeplatze zu Rends burg und ließen fortgesetzt starke Partrouillen gehen. Von diesen Patrouillen wurden gleich Anfangs, also wohl nach 10 Uhr noch 4 vom Visitiren der Quartiere zurückkehrende kön. hannov. Unteroffiziere verwundet — den hannover schen Aussagen nach, denen die preußischen allerdings widersprechen. Der ein- ! zige Umstand, der scläe außerordentliche Maßregeln einigermaßen zu rechtfertigen scheint, mag gewesen sein, daß die in den fraglichen Baracken untergebrachten Hannoveraner auf der Straße vor den Lazarethen ungebührlichen Lärm gemacht und wohl die Preußen mehrfach geschmäht haben mögen. Das ihnen zur Last gelegte Werfen mit Steinen hat wenigstens Niemand beschädigt, auch müssen die Steine dann überhaupt durch offene Fenster geflogen sein, da die Fenster scheiben intact geblieben sein sollen. Das Ganze beschränkte sich nun zwar auf einen reinen, wenn auch größern Epceß, wie solche bei gemischten Garnisonen wohl vorkommen, zumal wenn, wie hier, die eine Truppe, die mit Auszeichnung vor dem Feinde gestanden, sich vielleicht mehr als sonst fühlt, und die andere Truvpe nicht geneigt ist, deßhalb zurückzustehen. Jedenfalls ist das gegenseitige Verhältniß ein schwieriges und erfordert zu einer glücklichen Durchführung Takt und Besonnenheit. — Es hat aber nun Major v. Hake an Se. Majestät den Köniz von Preußen nach Berlin und an Se. königl. Hoheit den Prinzen Frie drich Karl der Art telegraphirt, daß schon gestern 2 weitere kön. preuß. Com pagnien zur Verstärkung und event. Hilfe bei Rendsburg von Schleswig aus eintrafen, und habe ich allen Grund zu der Annahme, daß auch von Kiel aus