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VoiglliinWM Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MMMelmtzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemerrtSpreis, welcher prsnums- ralläo zu entrichtcu ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tölr. 26 2tqr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingebende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeitige mit 2 Ngr. Für die auswärtigen König!. GerichlSämrer und Stadträthe, für welche der Boigtländiiche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathskellerpachter A. Oschüd, in Elsterberg bei Herrn I. W. Feustel, in Schönet! bei Herrn Eduard Meher, in Mühltroff bei Herrn Chaufteegelder-Einnehmer Holzmüller. so 80. L. Juni I8«4. Donnerstag. Zeitungen. , Lächle n. Dresden, 2t). Mai. Gelegentlich der Debatte in der 1. Kammer über Pcs. 52 des Militäretats, Kriegsschulen betreffend, ergriff der Kronprinz das Wort und begründete in längerer Rede die Nothwendigkeit der Erhöhung des Etats zur Beschaffung von Freistellen in der Kriegsschule. Der Redner schloß mit folgenden Werten: Ich habe schon im Anfänge meiner Rede erwähnt, daß vom Geiste des Offiziercorps, von der Bildung und Tüchtigkeit desselben anch die Brauchbarkeit und Tüchtigkeit der Armee abhängt, und von der Tüchtigkeit der Armee hängt die Ehre derselben ab. Eine Armee, welche tüchtige Offiziere hat, wird sich auf dem Schlachtfelde ebenso bewähren, als im Frieden, sie wird die Ehre ihres Landes, sie wird ihre Fahne stets hoch halten. Ja, meine Herren, verkennen wir es nicht, eö können in kurzer Zeit Ereignisse cintreten, wo die Geltung, ja vielleicht die Selbstständigkeit unseres engeren Vaterlandes von den Thatcn unserer Armee abhängcn kann, wo man weniger fragen wird nach unserer ausgezeichneten Industrie, nach unserm vortrefflichen Ackerbau und unsern guten Gelehrtenanstalten, sondern wo man fragen wird, wie haben sich unsere Sachsen geschlagen? und darnach wird der Werth unseres Vaterlandes bemessen. Dies; nicht zu unterstützen, konnten wir nicht verantworten, und wir erwarten, daß auch die zweite Kammer die Verantwortung nicht auf sich nehmen werde, deßhalb unser Vaterland einst vielleicht seine Selbstständigkeit einbüßen zu sehen. (Allseitiges Bravo!) Dresden, 31. Mai. Die zweite Kammer hat sich dem ablehnenden Be schlusse der ersten Kammer gegenüber heute für Aufrechterhaltung ihres Be schlusses auf Nichtberathung der Proceß-, Eoncurs- und Gerichtsordnung auf dem gegenwärtigen Landtage ausgesprochen und sich sodann mit der Berathung des Deputationsberichts über 31 Petitionen, Entschädigung für den Wegfall von Verbietungsrcchten betreffend, beschäftigt, welche morgen fortgesetzt werden wird. Die Schwanenstadt Zwickau scheint Heuer besonderes Glück mit den schönen Thiercn ihres Wahrzeichens zu haben, indem auf dem großen Teiche vorigen Donnerstag 0 Schwäne ausgebrütet worden und noch drei alte im Brüten be griffen sind. Oesterreich. Karlsbad, 26. Mai. Die Ankunft des Kenigs von Preußen hierselbst ist jetzt auf den 12. Juni festgesetzt, und ist schon ein großes Quartier für ihn von diesem Termin an gemiethet. Der Ministerpräsident v. Bismark wird den König hierher begleiten. — Der Fremdenbesuch in Karlsbad ist in diesem Jahre auffallend gering, und sind bis jetzt schon an 100 Partien weniger in der Knr- liste verzeichnet, als im vorigen Jahre um diese Zeit der Fall war. Die pol nischen Familien können das Bad aus pecuniären Rücksichten nicht besuchen. Die Dänen, Schwede« und auch die Engländer wollen aber auS politischer Spannung nicht kommen. Manche deutsche Familien, die früher alljährlich zu kommen pflegten, sind auch durch die hohen Miethpreise, die im vorigen Jahre auf eine so schwindelhafte Hohe stiegen, daß für eine gar nicht sonderlich elegante Wohnung von 5 — 6 Zimmern an 100 Gulden wöchentlicher Miethe bezahlt werden mußten, von dem ferneren Besuche abgeschreckt worden. So stehen jetzt noch manche besonders theuere Quartiere leer, und die Unverschämtheit einzelner Vermiether findet die verdiente Bestrafung. Möge es nur allen Hausbesitzern und Gastwirthen in andern Badeorten ebenso ergehen, so daß diese schwindel hafte Unverschämtheit endlich aufhore, statt, wie bisher der Fall, alljährlich noch immer mehr steige. 8chte8mig-Holsteln. Dresden, 31. Mai. Die gestern telegraphisch bereits erwähnte Mit- theilung der „Ostdeutschen Post" über den Verlauf der Eonferenzsitzung vom 28. Mai, welche dieselbe als „zuverlässig" bezeichnet, lautet wie folgt: „Beim Beginne der Eonferenz befragte der Vorsitzende die dänischen Bevollmächtigten, welche Antwort sie auf den in der vorigen Sitzung gemachten Vorschlag der Personalunion oder, wie der eigentliche Ausdruck lautete, der „politischen Un abhängigkeit der Herzogthümer" zu ertheilen hätten. Herr v. Quaade antwortete, daß seine Regierung diesen Vorschlag als keine geeignete Grundlage zur Wieder herstellung des Friedens betrachten könne. Auf die weitere Frage Lord John Russell'ö, welche Gegenvorschläge Dänemark dann zu machen habe, erwiderte Herr v. Quaade ganz lakonisch: Keine. — Hierauf ergriff Graf Apponyi das Wort und entwickelte die Grundlagen, auf welchen die verbündeten deutschen Mächte den Frieden zu schließen geneigt wären. Es sei dies die vollständige Trennung der Herzogthümer von Dänemark und ihre Constituirung als selbst ständiger deutscher Bundesstaat unter der Regierung des nach der agnatischen Erbfolge thcilweise zunächst berechtigten Erbprinzen von Augustenburg, wobei die Prüfung der verschiedenen Erbansprüche als eine interne Angelegenheit deS deutschen Bundes Vorbehalten wurde. Graf Bernstorff und Herr v. Beust unterstützten diese Propositionen in weiterer Ausführung. — Der französische Bevollmächtigte Fürst Latour d'Auvergne brachte hierauf einen Vermittelungs vorschlag vor, welcher dahin ging, daß Holstein und Lauenburg mit einem Theile Schleswigs zusammengesügt und dem Bunde einverleibt, während der andere Theil von Schleswig in Dänemark incorporirt werden solle. — Lord Clarendon schloß sich Namens der britischen Negierung diesem Vorschläge an; allein während der französische Bevollmächtigte blos von der Theilung Schleswigs im Principe sprach, ging der Vertreter Englands zu einer positiven Specialisirung über, indem er die Grenzlinie erwähnte und als solche die von Husum, Treene, Danewerk und die Schlei bezeichnete. — Die deutschen Bevollmächtigten ver wahrten sich zuerst gegen das Princip der Theilung überhaupt und erklärten in weiterer Auseinandersetzung speciell den englischen Vorschlag für unannehmbar.— Nach längerer Discussion wurde das Protokoll mit der Erklärung der dänischen Bevollmächtigten, daß sie sämmtliche Vorschläge, und mit der Erklärung der deutschen, daß sie den Vermittelungsvorschlag Englands und Frankreichs ad rvt6rc.-nckurn nehmen, geschlossen. Die Waffenstillstandsfrage kam gar nicht znr Verhandlung und soll dieselbe den Gegenstand der nächsten Sitzung, die auf Donnerstag anberaumt ist, bilden. — Ueber die Haltung Rußlands schweigen leider unsere Quellen." Der „Prager Zeitung" telegraphirt man dazu aus Wien, 30. Mai: Die Nachricht der „Ostd. Post" ist im Ganzen richtig. Aber der Vermittelungs vorschlag wurde von England eingebracht und von Frankreich unterstützt (nicht umgekehrt), und Dänemark hat nur diesen Vorschlag all retoronäum genommen, die Anträge der deutschen Mächte dagegen pure abgelehnt. London, 30. Mai. Wie versichert wird, hätten in der vorgestrigen Eonferenzsitzung die deutschen Bevollmächtigten erklärt, daß sie fortan nicht mehr Personalunion sondern Trennung der drei Herzogthümer von Dänemark Vor schlägen würden. Die dänischen Bevollmächtigen hätten hierauf die Erklärung