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VoigtliinWer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnflmdsietienzilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher r»mt„ zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Nqr. für die gespaltene LorpsS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Kömgl. Gerlchlsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die GeschäftssteSen in Paus- bei Herrn Rathskellerpachter A. Oschutz, in Elsterberg be, Herrn F. W. Feustel, iu Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mhltroff bei Herrn Ehauficegelder-Einnehmn Holzmüll«. 81 23. Mak 1834 Mittwoch. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 23. Mai. (Amtlich.) Tie „Const. Ztg." enthält in Nr. 116 Angaben über einige Vortheile, welche Sachsen bei Abschluß eines neuen Zoll- vcrtragS mit Preußen sollen gewährt worden sein, nnd fügt bei, daß ein weiterer Vortheil zur Zeit noch geheim gehalten werde. Wir sind ermächtigt, zu er klären, daß diese Angaben zum Theil unrichtig sind, zum Theil auf einer miß verständlichen Auffassung beruhen. Der wahre Sachverhalt wird vielleicht bald zur öffentlichen Kenntniß kommen. Dresden, 20. Mai. Die Zahl der hier lebenden Polen hat die Höhe von 11,000 Personen erreicht. Dieselben erhalten meist ohne Schwierigkeit Aufenthaltskarten, und zwar auf längere oder kürzere Fristen, je nachdem sie im Besitze von Subsistenzmitteln sich befinden. Die gänzlich mittellosen An kömmlinge werden von dem Polencomitee mit dem Nothdürftigsten versehen, weiter spedirt, oft auch durch die Polizeibehörde denselben freie Weiterfahrt ver mittelt. Bor wenig Tagen erfolgte indessen plötzlich die Ausweisung von 69 Polen und hierzu scheint nicht blos der Mangel an Geldmitteln bei denselben, sondern der Verdacht, daß sie hier politisch conspirircn, die Veranlassung ge wesen zu sein. Im Jahre 1863 hat die Hundsteucr in Leipzig 4690 Thlr. eingetragen, wovon 807 Thlr. dabei verursachte Kosten bestritten und der Rest an 3883 Thlr. der Kasse des St. Jakobshospitals zugeflessen sind. Die Generalversammlung der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt wird am 17. Juni in der Buchhändlerbörse stattsinden. Die Verhältnisse der An stalt haben sich auch in diesem Jahre wesentlich verbessert und eine 4^/g Ver zinsung der Actien steht für das verflossene Rechnungsjahr in Aussicht. In dessen Folge wahrscheinlich sind auch die Actien der Anstalt in den letzten Tagen wesentlich in die Höhe gegangen. Es werden neuerdings wieder vom Auslande her Versuche gemacht, Agenten zum Vertriebe von Loosen der angeblich in Kopenhagen epistlrenden Waaren- lotterie — der sogenannten „Industrie-Union"— zu gewinnen; die Circulare dazu gehen, wie früher, zumeist von „Sally Levy in Kopenhagen" aus. Es wird daher nicht überflüssig sein, darauf aufmerksam zu machen, daß der Vertrieb von Loosen dieser Lotterie in hiesigen Landen streng untersagt ist und daß die Behörden angewiesen sind, gegen die Uebertreter dieses Verbotes unnach sichtig einzuschreiten. Am 20. Nachmittag hat in der Lausigker Gegend ein ganz bedeutender Waldbrand staltgefunden. Ein Holzhacker, welcher sich im Freien Essen hat kochen wollen, soll ihn verwahrlost haben. Das Feuer ist ^>2 Uhr aufgegangen, hat bis 6 Uhr Nachmittag gebrannt und ungefähr 350 Acker königliches Holz, darunter viel geschlagenes und bereits in Klaftern ausgestelltes, vernichtet. Einhalt konnte dem Brand nur nach großen Anstrengungen durch Ziehen von Gräben gethan werden. Schneeberg, 19. Mai. Unter heutigem Tage ist von der k. Kreis- direction die Genehmigung zu einem im Monate Juli oder August in hiesiger Stadt abzuhaltenden großen sächsischen Schützenfeste eingegangen. Werdau, 22. Mai. Mit dem Schwarzenberger Zuge kam heute Vor mittag die 36 Jahre alte Ehefrau des Maurers Sch. aus Haslau bei Zwickau, welche sich schon beim Einstcigcn in Zwickau unwohl gefühlt, in einem Eoupö 3. Klasse als Leiche hier an. D a i e r n. Aus München wird der Bankzeitung geschrieben: Mit mehr als dem blos persönlichen Interesse an Lem Gesundheitszustände des Königs von Würt temberg blicken hiesige politische Kreise nach Stuttgart. Sollte, was nach dem Laufe der Natur höchst wahrscheinlich ist, die Auflösung des Königs in den nächsten Wochen erfolgen, so ist ein Umschwung der Politik in Württemberg zu erwarten, der der großdeutsch-österreichischen Richtung in politischen und Zoll fragen schwerlich zu statten kommen dürfte. Der Kronprinz ist preuß.-russische» Einflüssen zugänglich und nur die entschiedenste Abwehr seiner Beiheiligung an der Regierung, auf welche der König eifersüchtig gehalten hat, konnte den Thron folger bis jetzt von einer Einmischung zu Gunsten deö Anschlusses an die norddeutsche Politik zurückhalten. Die Zollfrage liegt hier durchaus ungewiß. Oesterreich versteht sich so wenig zu einer Aenderung seiner Juli-Vorschläge, als Preußen sich bequemen will, eine Abänderung des Handelsvertrages zu erwirken. Das ist säst der einzige Umstand, an welchen sich eine Hoffnung auf Erhaltung des Zollverein- anklammert. In Bad Kissingen hat das russische Kaiserpaar im Kurhaus und im Hotel „Kaiser" 131 Zimmer bestellen lassen; die Kaiserin von Oesterreich hat das ganze Heß'sche Haus am Kurplatz gemiethet. Preußen. Berlin, 23. Mai. Eine Deputation von 17 Mitgliedern überreichte heute dem Könige die Arnim'sche Adresse mit 30,000 Unterschriften. Graf Arnim-Boitzenburg hielt die Ansprache. Se. Maj. der König antwortete: Er habe die Adresse gern entgegengenommen und werde in Gemeinschaft mit seinem erhabenen Verbündeten sorgen für volle Sicherheit gegen die Wiederkehr dänischer Bedrückung und fernerer Störungen des Friedens an der deutschen Nordgrenze. Dafür hätten die Verbündeten gekämpft, das werde auf der Conferen; erstrebt mit voller Entschließungssreiheit, wozu durch das Verhalten der Dänen unS die Ereignisse berechtigen. Ueber die Form der Lösung könne keine Auskunft wäh rend der schwebenden Verhandlungen gegeben werden, aber man möge vertrauen, daß die Opfer für die deutsche Sache auch für die Interessen des engern Vater landes fruchtbringend sein werden. In Berlin erzählt man sich, der König habe jüngst auf der Jagd eineu falschen Schritt gethan und sei gefallen. Die Begleiter sprangen eiligst bei, ihm aufzuhelfen; der König aber sagte: Hat gar nichts zu sagen, so friedlich haben König und Vaterland lange nicht bei einander gelegen. (Schmeckt nach Friedrich Wilhelm IV.) Rußland. In Rußland sind seit Aufhebung der Leibeigenschaft über 8000 Volks schulen gegründet worden und zwar zum großen Theile auf Anregung und auf Kosten der befreiten Bauern. Diese Thatsache spricht lauter zu Gunsten der weisesten Regierungsmaßregel, die seit Jahrhunderten in Rußland durchgesührt worden ist, als seitenlange Lobpreisungen. Auch dort hat's an einer mächtigen Partei nicht gefehlt, deren öffentliche Parole war: das Volk ist nicht reif zur Freiheit! Die geheime Parole war: wir wollen kein Volk, LaS Kenntnisse, Bildung und eigenes Urtheil sich erwirbt, wir wellen kein denkendes und freies Volk!