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VoiglläliWcr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. fsmsulWebenWfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und rwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pnäou»»- raniiu zu ciurichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Auuoncen, die bis LormittagS 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen ^tönigl. Gerickusämler und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn NathSkellcrpachter A. O'cbütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. « ««. 27. April 1M4. Ter ehrliche Garibaldi, dem Niemand ein warmes, großes Herz für sein Vaterland absprechen wird, dessen politischer Verstand aber klein genug ist, hat in London wieder einmal geschwätzt, oder wie wir im Vcigtlande sagen, ge schwafelt, was ihm eben in den Mund kam, über Tinge, die der gute Mann so wenig versteht, wie ein Blinder die Farben. Wenn er für die Einheit und Selbstständigkeit Italiens spricht, schreibt, kämpft und blutet, so wird Jeder in ihm den Patrioten achten, selbst wenn er sich und seine Macht überschätzt, häufig mehr spricht und schreibt, als nöthig und räthlich wäre, und die Gegner mit Freischaaren und Nationalgarden aus Rom, Venetien und Savoven treiben zu können sich einbilcet. Aber weiter sollte er sich nicht versteigen. Wenn er das Oesterreich, welches in Italien fast 50 Jahre die bürgerliche und religiöse Frei heit grundsätzlich niederhalten half, haßt, so ist ihm dies nicht zu verargen; wenn er es aber nicht von dem heutigen consiitutionellen Oesterreich und nicht von Deutschland zu unterscheiden vermag, obwohl, so lange das Concordat be steht, Deutschland und Oesterreich niemals recht einig sein werden; wenn er die nationalen Rechte der Herzogthümer und Deutschland nicht begreifen kann und einer dänischen Deputation in London versichert, „daß er tiefe Sympathien mit den in so ungleichem Kampfe anstrebenden Dänen habe, diesen sogar seine Dienste anbietet," anderseits aber wieder einer andern deutschen Deputation erklärt, „daß er nun und nimmer mit dem Unterdrücker Schleswig-Holsteins sympathisire," so sollte er billig seine Politische Weisheit für sich behalten. Es ist ein eigen Ding um politische Grundsätze. Sie werden eben so wie Grundsätze überhaupt häufig mir als Paradegamaschen angelegt, um groß zu thun, wenn's gerade paßt; wo nicht, so lauten sie wie das Urtheil des Junkers Alexander über den Bauer, dcsseu Hund die Kuh des Gnädigen gebissen haben sollte, ganz anders, als sich herausstellte, daß der Hund des Junkers die Kuh des Bauers gebissen hatte. Als die Griechen ihren von allen Mächten aner kannten König Otto fcrtjagten und den Sohn des Protokollkönigs durch allge meine Abstimmung wählten, priesen Italiener und Dänen den Grundsatz der Volkssouverainität; wer dagegen sprach, war selbstverständlich ein Verräther. Als vor'm Jahre die Polen sich erhoben, waren die Italiener voll südlichen Feuers für jene, sammelten Geld, bildeten eine polnische Legion rc. Auch die Dänen begeisterten sich außerordentlich dafür. Die damalige Frau Ministerin Hall und die Gräfin Danner, geb. Nasmusien, wüthende Feindinnen der Deutschen, sammelten Gelo für Polen und begrüßten polnische Abenteurer, die aus England kamen, in Kopenhagen mit Jubel, weil sie die Freiheit ihres Vaterlandes gegen dessen Unterdrücker erkämpfen wollten. Die Dänen selbst ge nießen einer schrankenlosen Freiheit, die sie bis zur Flegelei gegen den eigenen König, dessen Gemahlin und Tochter, wie bekannt, gemißbraucht haben. Wenn aber die Schleswiger nicht einmal Volkssouverainität, sondern nur ihr Recht verlangen, so ballt das dänische Gesindel die Fäuste und brüllt ihnen zu: „Ver dammter deutscher Hund, du sollst dänisch werden." Und die Italiener finden dies ganz in der Ordnung. Wenn ihrer Zwei Dasselbe thun, solls immer nicht Dasselbe sein, und was dem Griechen, Italiener und Dänen recht ist, ist darum dem Schleswiger noch lange nicht billig. Die gepreßten Schleswiger haben seit 13 Jahren geseufzt und gestöhnt, kein Mensch hörte auf sie. Es wird nicht so schlimm, ganz gewiß übertrieben sein, die Dänen sind gar nicht so übel, hieß es. Nun, seit fünf Monaten haben so ein Hunderttausend Deutsche da unten in den Herzogtümern die dänische Treulosigkeit und Knifferei und Dickköpfigkeit kennen gelernt, vom un verschämten Dünkel derselben ganz zu schweigen. Trotzdem sie ihr Danewerk nicht zu halten, nicht einmal ordentlich zu vertheidigen im Stande waren, trotz dem sie überall, zuletzt noch bei Düppel, die deutschen Hiebe fühlen lernten, werden sie nicht um ein Haar nachgeben. Sie rechnen auf einen europäischen Krieg, der sich aus der schleSwig-holsteiuschen Sache entzünden soll, und werden fortfahren, zu behaupten, Schleswig sei ein Stück des dänischen Gesammtstaates, in dessen Angelegenheiten die deutschen Räuber sich nicht zu mengen hätten. Hat schon bisher ihre Dickköpfigkeit der Sache der Herzogthümer wesentlich Vorschub geleistet, haben sie sich schon bis heute ihren früheren Gönnern, den deutschen Großen, verhaßt gemacht, so wird dieser Haß durch die-Hartnäckigkeit, mit der sie das unhaltbare Alsen fortvertheidigen, deutsche Schiffe capern und auf der Eonferenz voraussichtlich ihre Behauptungen festhalten, noch verstärkt werden, so daß endlich selbst Bismark und Nechberg die Dänenzärtlichkeit aus geht und beide mit süßsauren Gesichtern Protokoll und Personal-Union aufgeben und die unbedingte Lostrennung der Herzogthümer von Dänemark fordern und durchsetzen. Es wird freilich diesen großen Staatsmännern hart ankommen, wenn endlich die Mittelstaaten und Völker Deutschlands, die Demokratie ein geschlossen, doch Recht behalten und Recht Recht bleiben soll, aber die Zeiten der Eongresse, da man den Fürsten so und so viel „Seelen" zutheilte, sind nun einmal vorüber, und die beiden großen, zroßstaatlichen Staatsmänner mögen sich dann nur ihren Schützlingen, den Dänen, dankbar bezeigen für die ge wonnene Erfahrung. Zeitungen. Lachsen. Zur Nachachtung theilen wir unsern Lesern Folgendes mit: Um den Nachweis führen zu können, daß man einen Gläubiger, welcher z. B. Klage erhoben hat, befriedigt habe, genügt es nicht, den Betrag der Schuld in einen Brief zu legen und diesen mit der Bemerkung, wie viel darin liege, auf die Post zu geben, hiernach aber den „Postschein," welchen man darüber erhalten hat, auf zuweisen. Der Postschein beweist nicht, daß wirklich soviel Geld im Brief ge legen hat, als der Absender darauf geschrieben. Deshalb muß man das Geld auf der Post einzahlen, was allerdings nur bei Beträgen bis 50 Thlr. möglich ist. Der darüber ausgestellte „Einzahlungsschein" wird in der Regel gleichen Beweis wie eine Quittung des Gläubigers liefern. Die in Paris und mehreren anderen Städten angestellten Versuche, am Keuch- oder Stickhusten leidende Kinder in die Gasanstalt zu schicken, um sie daselbst die Dämpfe, welche sich bei der Reinigung des Gases entwickeln, ein- athmen zu lassen, haben während des verflossenen Winters auch in Emden Nachahmung gefunden, und zwar sind die Versuche von dem günstigsten ErfolA begleidet gewesen, indem bei allen zu obigen Zwecke in die Gasanstalt gebrachten Kindern Besserung und bald nachher vollständige Genesung eingetreten ist. Ein Kind in Bremen, das 4 Monate am Keuchhustengelilten, wurde schon nach dreimaligem Besuche der Anstalt gänzlich davon befreit. — In Hannover ist bereits in der Gasanstalt ein eigenes Zimmer für solche Kranke hergerichtet worden, und wäre es zu wünschen, daß man auch hier dem gegebenen Beispiele folgte. Ein Rechenexempel für meine lieben Landsleute, die Obstbäume haben. — Lieber Landsmann, dein Junge nimmt aus Langeweile ein Vogelnest, GraS-