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Wglliindilchcr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsmWebenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redacticn, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Die'eS Blatt erschein: wöchenttich viermal, und ;war Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSprriS, welcher prLimw«- ramt» zu emrickten ist, auch bei Begebung durch die Post, 1 Lhlr. 2«, Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Aeile berechnet. Einzellige mit 2 Ngr. — Hur die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welcke der Voiglländische Anzeiger Amtsblatt ist. bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn RarhStellerpachier A. Oschny, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel »eu., in Mühltroff bei Herrn Ehaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. Z. October 1864. Vom nächsteil Sonnabend an während der Wintermonate beginnt die Ausgabe des Voigtl. Anzeigers früh von 7 Uhr an. Die Erp. d. Bl. Wenn die Nachrichten, die übereinstimmend ans Nordamerlka herüber ge langen, begründet sind, woran zu zweifeln kein innerer und äußerer Grund vorlicgt, so wird die besonnene und besitzende Bevölkerung der Nordstaaten der wahnwitzigen und ergebnislosen Menschenschlächterei allmählich immer müder, oder ist cs schon. Man nehme nur die dortigen Staatözustände so, wie sie wirklich sind, nicht wie sie sich im Gedanken ausnchmen. Cs erscheint für den ersten Augenblick als eine prächtige Staatscinrichtung, als eine Freiheit ohne Gleichen, daß dort das Volk souverain, oberster Landesherr ist, Jeder, — der reichste, wie ter ganz besitzlose Mensch — gleiches Recht hat, zu allen Staats ämtern zu wählen und gewählt zu werden, und zwar alle zwei und vier Jahre. Das ist die Demokratie, die Volksherrschaft auf der möglichst breitesten Grund lage. Wie gestaltet sich aber diese „Freiheit," diese Bolkssouverainität in der Wirklichkeit? Es bilden sich lange vor dem Wahltage Partheien, die ihre Can didaten für den Landtag, für die Präsidentschaft in den Zeitungen Vorschlägen, empfehlen, durch alle mögliche Mittel, Bestechung, Schmeichelei, Bedrohung, Versprechung rc. durchzusctzen, die Gegen-Candidaten herunterschnitzen und zu verdrängen suchen. Tausende und Zehntausende von Stimmen werden erkauft, und an den Wahltagen selbst sind Haufen von Bummlern und Raufbolden be zahlt, die Wähler der Gegen-Candidaten cinzuschüchtern, zu verdrängen, zu überwältigen, daß sie nicht die Mehrheit der Stimmen für ihren Candidaten erlangen, wobei es häufig zu blutigen, nur zu oft tödtlichen Raufereien kommt. DaS sind die Kopfzahlwahlen, die den reinen Volkswillen ausdrücken und kund geben sollen und würden, 'wenn die Menschen wären, wie sie sein sollen. Allein die dabei angewendeten schlechten Mittel helfen nicht der Ansicht der wirklichen Mehrheit des Volkes, vorausgesetzt, was immer noch sehr zweifelhaft ist, daß diese allemal das Richtige will — sondern nur einer Partei, häufig der sehr minderzähligen, wie dieß bei der 120,000 Aemterjäger starken republikanischen in der zuletzt stattgefundenen Wahl der Fall war — zum Siege. Diese siegende Partei besetzt nun alle Staatsämter auf zwei und vier Jahre mit Leuten ihrer Farbe. Diese haben Geld und Mühe aufgewendet, um ihre Partei an'S Ruder zu bringen, sind aber durchaus ungewiß, ob nach Ablauf der kurzen Amtszeit ihre Partei abermals siegen, oder eine andere sie aus ihren Aemtern verdrängen werde. Daher muß die kurze Zeit der Amtsführung benutzt werden, um mög lichst viele Wolle zu scheeren; daher der Betrug, daS Bestehlen des Staates und der Gemeinde durch Staats - und Gemeinde-Beamte dort herkömmlich ist und für Klugheit gilt, während bei uns einzelne derartige Fälle großes Auf sehen und gerechte Entrüstung erregen. Der wohlhabende und reiche Landwirth, Gewerbsmann und Kaufmann meidet die Wahlen, sobald Raufhändel, wie stets in den größeren Städten, in Aussicht stehen, strebt auch nicht nach Staats ämtern. Dazu drängen sich im Norden Leute aus allen Klaffen, die ihre Um stände verbessern, aber nicht arbeiten wollen, nichts gelernt haben, nichts besitzen, am allerwenigsten Gewissen und Geschick für das Amt, nach dem sie lungern, die unfähig sind, im Frieden zu Rechtspflege und Verwaltung, im Kriege zum Gehorchen und zum Befehlen, aber, wie der langbeinige Linkoln vom Advokaten eines Städtchens in Illinois sofort zum Präsidenten oder obersten Regenten eines Staatenbundes von mehr als 30 Millionen Menschen durch ihre Partei emporgehoben werden; Leute, die vom Kriegführen, von der Kriegskunst nicht mehr verstehen, als der friedlichste Kommunalgardist, aber im Kriege sofort zu Majoren, Obersten und Generalen gestempelt werden. Die bisherige Kriegs führung zwischen Nord und Süd hat die Unfähigkeit der nördlichen Heerführer ebenso, wie die Kriegskunst der Südgenerale Stonewall Jackson, Longstreet, Lee rc., die staatsmännische Tüchtigkeit des Südpräsidenten Jefferson Davis gegenüber dem weniger als mittelmäßigen, lappischen Lincoln, die straffe Ver waltung und militärische Zucht der Kämpfer für den Süden im Gegensatz zu den bodenlosen Unterschleifen und zu der Unbotmäßigkeit zahlloser nordischer Beamten, Führer und Soldaten des Nordens in das hellste Licht gesetzt. Die tonangebenden Männer des Südens sind reiche Großgrundbesitzer, die bisher im althergebrachten Wohlstände, nicht von der Arbeit der eigenen Hände lebten, auch nicht von Bedürfniß und Gelddurst zu unermüdlichem Jagen nach Gewinn, noch weniger deßhalb zum Bewerben um Staatsämter getrieben wurden, um durch Betrug des Staates bürgerliche Subsistenz und Geltung zu erringen. Diese Männer strebten aus Ehrgeiz nach militärischer und politischer Bildung, erwarben sich dieselbe und suchten nun in Amt und Würden dem einzelnen Staate wie der ganzen Union in öffentlichen Aemtern zu dienen und zu nützen. Die Washington, Jefferson, Jackson rc. waren Südländer. Aber schon dadurch sittlich von der in Politik machenden und dadurch herrschenden und sich bereichern wollenden Bevölkerung des Nordens geschieden, trennte den freihändlerisch gesinnten Süden von jenem noch mehr das Schutzzollstreben der nordischen Fabrikanten und Kaufleute, und mit beiden im Bunde gingen die glaubenSwüthigen Methodisten, welche den Grundsatz der Abschaffung der Neger- sklaverei ritten. Der innere Kampf zwischen Nord und Süd dauerte schon seit Jahrzehnten. Letzterer suchte sein Gewicht, Eigenthum und Recht dadurch zu retten, daß Texas und andere Sclavenstaaten in die Union ausgenommen, Gesetze zum Schutze des SclavencigenthumS gegeben, Grenzlinien für die Verbreitung der Sclaverei gesetzt wurden. Allein die Gesetze wurden von dem souverainen Volke im Norden nicht beachtet, die Sclaven mündlich und durch Traktätchen zur Flucht in die freien Staaten gehetzt, nicht ausgeliefert rc., der Haß gegen die „Negerbarone," die „Schwarzfleischhändler," die „Aristokraten" des Südens von der ämter-, sclavereiabschasfungs- und schutzzollwüthigen republikanischen Partei im Norden immer mehr aufgestachelt und durch Linkolns Erwählung dem Süden endlich thatsächlich gezeigt, was für sein Eigenthum, seine volkSwirthschaftlichen Interessen und seine politische Geltung von der zur Macht gelangten Straßen-Demokratie des Nordens zu befürchten war. Da griff der Süden zu den Waffen, selbst ständige Staaten gegen selbstständige, keine „Rebellen," wie der Norden sie schimpfte. Die Männer des Südens mußten sich losreißen und ihre staatliche Selbstständigkeit erringen, mußten kämpfen, 8 Millionen, darunter die Hälfte Sclaven, gegen 24 Millionen, wollten sie sich nicht ihr Eigenthum, ihre bürger liche und selbststaatliche Existenz rauben lassen, und Bettlern und Leuten unter würfig werden, die an Charakter, Kenntnissen, Vermögen und geistigen Fähig-