Volltext Seite (XML)
Frankreich. Pari», 16. April. Dit italienische Fragt, oder wa» man so nmnt, schtint mit sollen Segeln einer diplomatischen Wendung mtgegmjueilen. Die umlausenden Gerüchte sind zu über trieben und nähren in Italien Aufregung. In Mailand, nament- lich in Bologna und Ferrara, müssen die Oesterreicher beständig auf der Hut sein. — Ander» hier in Paris, Krieg und Frieden beschäftigen Niemanden mehr und man richtet daher alle Aufmerk samkeit auf die Festlichkeiten und die Umgestaltungen der Stadt. Rücksichtlich der Feste wirb nur der Mai erlauben, auSzuruhen. Der Juni bringt die große Tauffeier mit ihrem Gefolge, und daS wird bis zum Winter hin reichen. ES steht nämlich auch die Krönung, dann der Napoleonstag und was weiß ich noch Alles bevor; kurz Fest auf Fest. — AuS dem Orient können alle Tage ernste Nachrichten anlangen. Die Türken wollen von den Refor men nichts wissen und warten gespannt auf Len Abzug der frem den Soldaten, um an den Christen ihr Müthchen zu kühlen. Die dort herrschende Aufregung ist unbeschreiblich. Die Christen find gewarnt und bewaffnen sich im Geheimen, um ihren Bedrückern nötigenfalls, wenn sie angegriffen werden, Widerstand zu leisten und die französische Regierung scheint von dieser Lage der Dinge sehr beunruhigt zu werden. Auf Veranlassung deS in London befindlichen Generals Wisocki berathen die polnischen Flüchtlinge in Paris darüber, ob sie nach der argentinischen Republik in Südamerika übersiedeln sollen. Paris, 18. April. Freiherr v. Manteuffel ist heute abgereist. Der Kaiser hat ihm das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen. Die Bevollmächtigten, welche schon im Besitz dieser Auszeichnung sind, erhielten vom Kaiser kostbare Angedenken. — Heute früh 8 Uhr sind, nach telegraphischen Nachrichten aus Calais, der königl. sächsische Gesandte am französischen Hofe, Herr v. Seebach, und der Graf Cavour mit dem Postdampfer nach Dover abgereist. Paris, 20. April. Ter „Constitutionnel" theilt aus Wien mit, daß in der Conferenzsitzung am 11. dss. die italienische Frage besprochen worden sei; Oesterreich und Frankreich hätten die fernere Occupation gerechtfertigt. England. London, 19. April. Die Morningpost sagt, Laß die italienische Frage wahrscheinlich ungeregelt bleibt, nachdem Oesterreich jede Discussion darüber kurz abgelehnt habe. Daily News widerlegt daS Gerücht vom Eintritte Sir James Graham'S und Sydney Herberts in das Ministerium. In ihrer zweiten Ausgabe enthält die Times einen Brief aus Wien, in welchem zuversichtlich behauptet wird, der Friedensver- trag bestimme den Nichtwiederaufbau der circassischen Forts am schwarzen Meere. Der 8tatus quo nach rem Kriege habe dieser Clausel des Vertrags als Grundlage gedient. Italien. Von der Grenze der Romagna, 12. April, wird der Independanee belge geschrieben: Die mittel-italienischen Regie rungen hegen lebhafte Besorgnisse und verfahren in Folge davon mit doppelter Strenge und Vorsicht. Toscana ist äußerlich ruhig, allein die Gemüther sind im höchsten Grabe aufgeregt. Im Kir chenstaate sind die Meinungen hinsichtlich der daselbst einzuführen- den Reformen gethrilt. Aus Parma schreibt man der „Mil.-Ztg.:" Zweifelsohne wird eine auf Ansuchen der Herzvgin-Regentin durch die k. k. Besatzungs- trupprn ausgeführte Bewegung gegen die piemontesische Grenze zu, von gewisser Seite als eine Eigenmächtigkeit und Beeinträchtigung friedlicher Gesinnung ausgelegt werden. Wir, die wir durch Jahre im Herzogthum Parma stationiren, wissen sehr gut, daß das par- maische Militair in der Hauptstadt concentrirt ist, und daß mit Ausnahme des auf der Straße nach Piacenza liegenden Borgo Sandonino, wo nur eine Jnvalideuabtheilung in Garnison liegt, nirgends rin Soldat anzutreffen ist, der sü.liche !he<l des Landes daher von allen Truppen entblößt liegt. Wir wissen ferner, daß das in jener Gegend befindliche Pontremoli nur eine Gendarmerie- abtheilung beherbergt und den zuziehenven Abenteurern aus Spezia und Sarzano Schranken zu setzen nicht vermag. Wenn also die k. k. Truppen gerade diesen Punkt ins wachsame Auge fassen, so geschieht es eben nur im Interesse des Landes und in der Absicht, den Mazzinischen Umtrieben ein Halt zu gebieten. Wie die Turiner Opinione meldet, haben in Parma der Mi nister deö Innern und der Finanzminister ihre Entlassung einge- reicht, weil sie die neue österreichische Truppenbewegung nach der piemontesischen Grenze zu mißbilligten Rußland. Die Times enthält einen Brief vom 5. Avril aus dem Lager bei Seba stop ol. Die Nachricht von dem Ab schlusse des Friedens war von den Verbündeten am 2. April mit 101 Kanonenschuß begrüßt worden, während die russischen Geschütze schwiegen. Man traf Anstalten zur Einschiffung der Truppen. Die Pioniere zu Balaklawa hatten zu diesem Zwecke eine Anzahl Pon tons erbaut, und man glaubte, daß in jenem Hafen täglich die Einschiffung von 7000 Mann bewerkstelligt werden könne. Die Soldzulagen von täglich 6 D. (5 Sgr.) für die britischen Solda ten war seit dem Eintreffen der Friedensnachricht weggesallen. Manuiehfaltige» Der Pferdefleisch-Genuß, durch die Bemühungen des Münchener Vereins nunmehr schon in einem großen Theile von Europa eingesührt, nimmt allenthalben in starken Verhältnissen zu. Nach amtlicher, dem Münchener Vereine gegen Thierquä lerei gegebener Notiz des königl. Landgerichts München hat der Pferde-Metzger Stainer von 1848 bis 1855 jährlich durchschnitt lich 100, Grüner von 1847 bis 1855 durchschnittlich 60 und Hartmann durchschnittlich 50 Pserde geschlachtet, wonach, das Pferd nur zu 3 Centnern gerechnet, in diesen Jahren eine Pferdefleisch- Konsumtion von 477,000 Pfv. Statt sand. In Nürnberg sind im Jahre 1854 166 Pferde, im Jahre 1855 bereite 344 Pferde geschlachtet worden. In den verschiedensten Gegenden deS König reichs Baiern bestehen Pserdeschlächtereien und betreib- n ihr Geschäft sehr erfolgreich, viele auch in und um München. Schon längst haben sich die Grundsätze deS Münchener Vereins in Beziehung auf Pferdeschlachtereien, von Hamburg aus nach Holstein, uns in dieser Richtung weiter verbreitet. (Wird bei unS schwerlich einheimisch werden.) In Belgien sind seit Kurzem die den Marktverke.hr überwachenden Polizei-Agenten mit Milchmessern versehen worden, deren An wendung schon zu vielen Beschlagnahmen geführt hat, da durch schnittlich neun Zehntel aller zum Verkaufe in die Städte gebrachten Milch sich als zum Drittel oder zur Hälfte mit Wasser verdünnt herausstellten. (Sollte es bei uns besser sein?) Zu Tournai wur den am 1. April 500 Maß dieser Wassermilch wegzenommen und an die Spitäler abgegeben; nur ein einziger Verkäufer tonnte der Probe des Milchmessers trotzen. AuS London wird geschrieben: Interessant für Botaniker ist die Ausstellung eines Bruchstückes vom sogenannter Mammoth- Baume, der häufig in Kalifornien gefunden wird und noch in keine Klasse untergebracht werden konnte. Diese Riesenbäume stehen in den Abhängen der Sierra Nevada (Kalifornien) auf den Ab hängen eines etwa 5000 Kuß über der Meeresfiäche gelegenen