Volltext Seite (XML)
154 rnsieht es der „T ö lsch m an n"*) mü seiue»» zurringltchen scho- nungdlosen Politisiren, was der feinere Amerikaner für einen un- glücklichen Versuch hält, unreife Meinungen 'Anderen au zudrangen! Wenn man nun vollends neuerdings in 'Amerika die Ueber- zeugung erlangt hat, daß viele Deussche auch jenseits deS Wassers ungetraut in wilder Ehe Zusammenleben, sowie daß manche deutsche Gemeinden ihre Verbrecher und Zuchthausrandwalen mit eurem armseligen Taschengelde hinüber schicken, das sie schon in den ersten Wochen hilslos läßt, und zu neuen Vcrbrechrn treibt: so kann eS nicht Wunder nehmen, wenn die Eingeborenen eine Nation nicht lieben, die das nordamerikanische Asylrecht so gefährlich mißbraucht, und während sie daheim oft sehr streng im Abweisen sogenannter auS der nächsten Staude-AuSländer ist, den Hospitälern, Arbeits häusern und Galgen von Nordamerika ihre Schüblinge möglichst gratis überweisen will. Summa, wir dürfen uns, wenn auch nicht jeder Einzelne jene Mißstimmung verschuldet hat, doch auch nicht wundern, daß sie ihn mit trifft, da sie von deutscher Seite allerdings bald durch Lächer lichkeiten, bald durch Rohheit, bald durch ein schweres Unrecht erholt und hervorgerufen wird, wahrend die feineren deutschen Elemente sich dadrüben ost schaamerfüllt von ihren Landsleuten zuruckziehen und mit einigem Affenglück hinter irgend einer Uankeemaske sich verbergen, um so bald als möglich für eingeborene amerikanische Gentlemen zu gelten! — Zeitungen Sachsen. Leipzig, 23. Febr. Die Leipziger Universität war in diesen Tagen in Gefahr, eine ihrer tüchtigsten Kräfte zu verlieren, indem vr. Reclam bei seinen Vorlesungen über „gericht liche Arzneikunde" beinahe ein Opfer wissenschaftlichen Eifers geworden wäre. vr. Reclam hat den ebenso originellen als geistvollen Ge danken gehabt, jene Wissenschaft in Form eines AnschauungSunte» richts vorzutragen, indem alle wichtigeren Vorkommnisse derselben an Menschen und Thieren praktisch Ungeübt wcrden. Bei einer zu diesem Zwecke vorgenommcnen Vergiftung eines Hundes spritze das im Todeskampfe sich bäumende Thier einen Theil dcs konzentrssten Giftes in Gesicht uns Mund des g.nannten Erperimentators; die ersten Er'cheinungrn der Vergiftung traten bald darauf ein, indessen gelang es durch rasche Anwendung von Gegenmitteln weiteren Fol gen Einhalt zu thun. Chemnitz, 3. März. ES ist den Organen der hiesigen Auf- sichtspolizei schon längst nicht unbekannt gewesen, daß aus dcm be nachbarten Altenburg öfters zwei Hazardspirler von Profession, Schmidt und Etzold, hierher kommen und ihr Unwesen hier treiben. Obwohl sie fortwährend scharf beobachtet wurden, so fehlte doch allen auf ihre Ertappung abzielcnden polizeilichen Unternehmungen immer ein glücklicher Erfolg. Endlich aber ist eö vorgestern ge lungen, sie in Ausübung ihres Gewerbes zu erwischen und zu ver haften, und sie passiren deshalb die Pclizeiuntersuchung. Annaberg. Nach dcm hiesigen „Wochenblatt" soll nächst Freiberg auch unsere Stadt nächstens in den Bereich deS sächsischen Teltgraphennetzes gezogen werden. Schneeberg, 4. März. ES ist bestimmt, daß Schneeberg sein Bergamt verliert, nur weiß man noch nicht, in welche Stadt eS verlegt werden soll. Die meiste Hoffnung, dasselbe zu erhalten, soll Schwarzenberg, als mehr in der Mitte des sächsischen Berg baues gelegen, haben. Der V.rlust, den Schneeberg hinsichtlich *) Der amerikanische Spitzname für ungebildete Deutsche. deS Verkehr« und die städtischen Kasse» a» Einnahmequellen dadurch erleiden, ist kein unbedeutender und ist dies um so mehr zu be dauern, als unsere Stadt schon so manche Verluste erlitten hat und die Einnahmequellen mehr und mehr versiegen, dagegen die Ausgaben von Jahr zu Jahr sich steigern. Erim mitzschau, 6. März. Gestern Mittag in der 12- Stunde ist in der Mühle zu Schweinsburg der Mühlknappe Christian Friedrich Seifert aus Schierel, während deS Gehens der Mühle mit Umwickeln am Getriebe beschäftigt, dabei zwischen daS Kammrav und das Getriebe gekommen und mit herumgenommen worden. Da aber die Oeffnung zu klein war, um mit durchgehen zu können, hatte es ihn dermaßen hineingedreht, daß dadurch da- Müslwerk aufgehaltkn wurde. Bei dem HerauSziehen war deS Unglücklichen Unterleib in der gräßlichsten Weise beschädigt und da linkt Bein war mehrmals gebrochen; dennoch behielt derselbe biS zu seinem erst halb 4 Uhr Nachmittags unter den heftigsten Schmerzen erfolgten Tove den vollen Gebrauch seiner Verstandeskräfte. Er war 31 Jahr alt und hinterläßt eine Frau und drei noch uner zogene Kinder. Oschatz, 1. März. Nach beinahe vierwöchentlichem schweren Leiden ist gestern Nachmittag ter Zleischerlehrling Nitzsche, welcher am 5. o. M. beim Transport einer Kuh auf der Leipzig-Dresdner Eisenbahn verletzt worden war, gestorben. Wie wir damals mit- getheilt, war die Kuh scheu geworden uud hatte den unglücklichen Transporteur so gestoßen, raß man ihn bewußtlos vom Wagen hob und nach Wurzen schaffte. Die früher gehegte Erwartung seiner Wiederherstellung ist sonach nicht erfüllt worden. Oesterreich. Wien, 5. Marz. Utber die Forderungen, welche die Regierung bezüglich der Uebergabe der italienischen Staatseisen- bahnen an die Offerenten stellt, vernimmt man, daß die Ablösungs summe mit 25 Millionen festgesetzt ist; auch beabsichtigt die Staats verwaltung einen entsprechenden Antheil am Reingewinne von dem künftigen Ertrage sich vorzuirhalten. Die beantragt gewesene Verminderung der k. k. Armee ist nun mehr definitiv beschlossen. Auch soll die Zahl der in diesem Jahre auszuhebenden Rekruten bedeutend herabgesetzt worden sein. Preußen. Elberfeld, 4. März. Ein hiesiger Kaufmann ließ aus Anlaß der eingetroffenen Friedenönachrichten gestern Abend sein Haus mit Jlluminationslämpchen und einem Transparent, das die Inschrift trug: „Gott erhalte unsern König!", erleuchten. (Zu bald!) Bayern. München, 6. März. Die Zweite Kammer hat den Bau von Eisenbahnen durch Privatunternehmer von Nürnberg über Amberg nach Regensburg, von München über Landshut an die Donau, von der Amberg-RegenSburger Eisenbahn an die Lan- desgrenze gegen Pilse», und von Regensburg an die LandeSgrenze bei Passau, unter Uebernahme einer ZinSgarantie von 4*/, Procent feiten des StaatS, genehmigt. Die „A. Z." theilte kürzlich folgende von Professor Liebig in seinen Vorträgen abgegebene Erklärung „seiner in München viel bestrittenen, weil mißvcrstandenen Ansichten über daS Bier," mit: Dasselbe hat keinen Ernährungswerth als Blutbilder, wohl aber hat es ihn als Respirationsmittel, als Warmeerzeuger. Die stick stoffhaltigen Theile der Gerste werden beim Gähren deS Malzes löslich, gehen in die Bierwürze über, scheiden sich theils beim Kochen, theils bei der Gährung als Hefe ab; ein wenig Hefe bleibt gelöst, der Brauer will so wenig als möglich, weck ihm sonst daS Bier leicht sauer wird. Ein Münchner Chemiker hat zwar vor elf Jahren behauptet, daS hiesige braune Bier enthalte Kleber, zwei Gran in der Maß. Abgesehen davon, daß der Stickstoff im Bier