Volltext Seite (XML)
Von der preußisch-russischen Grenzt, von 18. Febr.: Die Störungen, welche der Verkehr durch die Grenzsperre zur 'Ab wehr der Rinderpest erleidet, sind ganz unglaublich. Leiter wird die Maßregel, in Folge der immer größeren Ausdehnung der Krank- heit in Polen und Rußland, täglich erweitert. Die Regierungs bezirke und die Kreise sind setzt gegen einander gesperrt. Roch härtere Kalamitäten bringt die Unkennlniß der Leute. Richt weit von der Grenze bei dem Orte Poln. Leibitsch fand man vor eini gen Tagen die Leiche eines Mädchens, welches auf dem Wege zu seinem Verwandten ton einem, im Patrouillendienst begriffenen Soldaten erschossen wurde. Sie hatte den für den Verkehr frei- gegebenen Weg verlassen und trotz der erhaltenen Warnung die verbotene Straße eingeschlagen. — Zu der Rinderpest kommt noch die Rotzkrankheit unter den Pferden, welche jetzt auch in Waslu- bien, im Schmetzer Kreise, ausgebrochen ist. Bromberg im Posenschen, 20. Februar. Durch eine Eis stopfung bei dem Torfe Westphalen unterhalb Schwetz, wie hier erzählt wird, ist das Städtchen Schwetz, das bekanntlich auch im vorigen Jahre von den Weichselfluthen so viel zu leiden gehabt, fast völlig unter Wasser gesetzt; an einzelnen Stellen soll das Wasser schon bis zu den Tüchern reichen. Andere Eisstopfungen sollen sich bei Fordon und in der Gegend von Polnisch-Czersk bei dem Einflüsse der Brahe in die Weichsel gebildet haben. Beson ders durch letztere Stopfung ist auch das Wasser in der Brahe bedeutend (wohl an 5 bis 6 Fuß) gestiegen und hat hier schon vollständig den höchsten Standpunkt der vorjährigen Ueberschwem- mung erreicht. Heute steht daS Wasser zum Theil schon in den Stuben, die von den Bewohnern in aller Eile und mit Zurück lassung vieler Sachen verlassen worden sind. Koblenz am Rhein, 20. Febr. In einigen Dörfern des land- räthlichen Kreises Kreuznach ist der Hungertyphus au-gebrochen und gestern ein RegierungScommissär mit den nöthigen Vollmach ten zur schleunigsten Hilfeleistung dahin geeilt. Dessau, 21. Febr. Ein Paar Eisschutzt, welche sich ober halb Coswig und bei Wittenberg gesetzt hatten, wurden die Ur sache, daß das Wasser der Elbe bei Coswig mehrere Dämme durchbrach und sich einen neuen Weg durch den dasigen Bug bahnte. Der hierdurch ««gerichtete Schaden soll sehr bedeutend sein. Frankreich. Paris, 23. Februar. Der Moniteur theilt heute gleichfalls mit, daß die erste Sitzung des Congresses Mon tag den 25. dS. im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten statthaben wird. — Vorgestern speisten die englischen und sardini schen Bevollmächtigten beim Kaiser. Drei weitere Diners werden morgen, am Donnerstag und am nächsten Sonntag auch die Be vollmächtigten der anderen Nationen der Reihe nach in die Tuilc- rien berufen. Man beeilt diese Einladungen, da die Entbindung der Kaiserin früher stattfinden könnte, als man Anfangs dachte. Der Seinepräsect wird sämmtlichen Mitgliedern des Congresses im Namen der Stadt Paris ein glänzendes Festmahl geben. — Graff Orloff hatte gestern eine lange Unterredung mit dem Grasen Malewski. Paris, Dienstag, 26. Februar. Morgens. Die Friedenskon ferenzen sind gestern eröffnet worden. Wie der heutige „Moniteur" mittheilt, wurde in der ersten Conferenzsitzung festgestellt: eö wird ein Waffenstillstand abgeschlossen, dauernd bis zum 31. März in vollem Umfange für alle kriegführenden Theile, jedoch ohne Ein fluß auf eröffnete oder noch zu eröffnende Blokade zur See. England. An der Küste von Güdwales ist das auf der Fahrt von Neuorleans nach Liverpool begriffene schöne amerikanische Schiff Great Duke (Capitain Sampson) während eines furchtbaren Sturmes an den Uferfelsen zerschellt und vollständig zu Grunde gegangen. Von den 32 Menschen, die es an Bord hatte, wurden nur 3 gerettet ; die übrigen 20, darunter rer Capitain, kamen um- Leben. Der Great Duke war ein Fahrzeug von 2000 Tonnen Register, ward auf 30,000 Pf.. St. geschätzt und hatte 4500 Ballen Baumwolle geladen. Sardinien. Das erste Regiment der englisch-italienischen Legion ist nun complet; in wenigen Tagen werden ihm seine Fah nen überreicht, und dann wird es nach Malta abgehen. Zwei weitere Linienregimenter sind in der Bildung begriffen, welche drei zusammen sich auf etwa 3500 Mann belaufen. Des weitern soll noch ein Schützenregiment, zwei Batterien Art.llerie und ein Ka vallerieregiment gebildet werden; versteht sich, nur wenn man die Leute dazu findet. Bis die ersten 1000 Mann beisammen waren, dauerte es bekanntlich über drei Vierteljahre; doch scheint in letz terer Zeit mehr Kriegslust in das Proletariat gefahren zu sein, denn fast nur diesem ausschließlich gehören die Geworbenen an.— Die Protestanten haben die Erlaubniß zum Bau einer Kirche in Genua erhalten. Ein Hospital zur Verpflegung der dortigen und der durchreisenden Protestanten ist ebenfalls im Bau begriffen. Die in Konstantinopel am 14. Febr. angclangten Nach richten auö der Krim sind vom 10. Febr. Es ging dort das Gerücht, Marschall Pelissier solle nach Frankreich zurückkehren. Ge neral Martimprey war angekommen. Die Nordfvrts fetzten ihr Feuer gegen Südsebastopol noch immer fort. Die losgeeisten Ka nonenboote, die bei Kinburn eingefroren waren, sind in die Kamiesch- Bai eingelaufen, wo sie die nöthigen Ausbesserungen erhalten werden. Die englische Armee ist noch immer sehr lebhaft für Fortsetzung deS Krieges gestimmt. Ein Tagesbefehl deS Gen. Codrington an die englische Armee, datirt aus Balaklawa, benachrichtigt die Offiziere, daß sie sich mit der zum Beginn eines Feldzugs nöthigen Equipirung zu versehen hätten. AuS Kamiesch wird berichtet, daß General LüderS alle in Odessa beurlaubt gewesenen Stabs- und Oberoffiziere einberufen habt. Türkei. Konstantinopel, 11. Febr. Man meldet, daß in der Sitzung der Conferenzen am 9. die türkischen Minister den Gesandten von Oesterreich, England und Frankreich neue Eröff nungen rücksichtlich ihrer Jnterpretatationen des fünften PrmkteS machten. In diesem genau formulirten Aktenstücke besteht die Pforte nicht allein auf Schleifung der Befestigungswerke von Nikolajeff, sondern auch auf der künftigen Uebergabe deS festen Punktes Anapa an die Bergvölker; endlich verlangt die Pforte die sofortige Räu mung der ganzen Provinz Kars. Man vermuthet in Konstanti nopel, daß hinter diesen Forderungen der Pforte der englische Ge sandte Stratford de Redcliffe stecke, und will wissen, daß Sardi nien bei den Pariser Conferenzen diese Forderungen unterstützen werde. Man besorgt in Konstantinopel, daß viese Begehren der Pforte dem Friedenswerk nur hinderlich sein würden, und erinnert sich nicht ohne Besorgniß, daß eS bisher schon öfter die Pforte gewesen ist, welche AuSgleichungsvorschläge zurückgewiesen hat. All gemein ist man der Ansicht, daß England durch ein solches Jntri- guenspiel seinen zum Theil verlorenen Einfluß im Orient wieder gewinnen wolle und nicht eher den Frieden schließen werde. Der „Presse de l'Orient" zufolge wird die englische Regierung die von ihr in Solo genommenen fremden Contingente, auch wenn der Friede zu Stande kömmt, in ihren Diensten behalten und sie