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Voigtlän-ischev Anzeiger. Siebenundsechözigster Jahrgang. Verantwortlich, Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbonnementSpret« für dieser Vlatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Insertionsgebühren werden mit t Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Derhältniß deS Raumes. — Donnerstag. 25* 28. Februar 1856. Das städtische Krankenhaus. Motto: Eine- Manne» Rede ist keine Rede; Man muß sie hören Beede. Aller Spruch. In Nr. 20 dieses BlatteS hat sich eine Stimme über vaS Projekt der Errichtung eines Krankenhauses erhoben und in dem dieser Angelegenheit gewidmeten Artikel zunächst die geeignete Lage und Beschaffenheit deS zur Erbauung des Krankenhauses vom Rathe im Ein verständnisse mit der geistlichen Eoinspection, den Stadtverordneten und der vorgesetzten Regierungsbehörde bestimm en Bauplatzes in Zwei fel gezogen. Der Zweck der gegenwärtigen Zeilen geht dahin, diese Zweifel zu beleuchten und wo möglich zur Erledigung zu bringen. Wenn überhaupt bei jedem Bau die erste Sorge des Bauunterneh mers darauf gerichtet ist, einen seinen Zwecken nach Lage und Beschaf fenheit entsprechenden Bauplatz zu ermitteln, so mußte die Inspektion, der Rath unv die Superintendur bei dem Krankenhausbau um so sorgfältiger zu Werke gehen, da hier Rücksichten zu nehmen waren, die bei andern Bauten in keinerlei Weise Vorkommen. Die Inspek tion war sich bewußt, daß diese Angelegenheit hauptsächlich vom ärztlichen Standpunkte auS einer nähern Bcurtheilung bedürfe und ersuchte deshalb im Jahre 1851, bevor sie von der ihr gemachten Offerte der Erkaufung deS Herrn Postmeister Irmisch zugehörig ge wesenen, vor dem Hammerthore gelegenen Gartens Gebrauch machte, Herrn Bezirksarzt vr. Hedrich, nach vorgängiger Vernehmung mit den übrigen Herren Aerzten sich darüber gutachtlich auszusprechen, ob dieser Garten zu Errichtung eines Krankenhauses geeignet, oder ob vielleicht in hiesiger Stadt ein passenderes Grundstück zu ermit teln sei. Bei der hierauf von den hiesigen Aerzten Hrn. Bezirksarzt vr. Hedrich, Hrn. vr. Böhler, Hrn. vr. Fiedler, Hrn. vr. Blanck- meister und Hrn. vr. v. Villers abgehaltenen Cvnferenz sprachen dieselben sich einstimmig dahin auS, daß der fragliche Garten der isolirten und der nicht weit von der Stadt ent fernten Lage nach, welche von Norden her einigerma^ ßen gedeckt, uachSüden und Osten dagegen völlig frei sei, für das Krankenhaus sehr wohl und vorzugsweise sich eigne. Gleichzeitig wurde hiermit die Erklärung verbunden, daß von mehreren anderen feilstehenden oder leicht feilzumachenden bekanntm Grundstücken (schon damals war das Haußner'sche Grund- stück am Straßberger Wege seil) keines dem Irmisch'schcn Garten gleiche. Mit diesem Gutachten in der Hand hätte die Inspektion nicht nöthig gehabt, den Ankauf dieses Gartens zu verzögern, und jedenfalls wäre daS Projekt sofort in Ausführung gebracht wordkn, wenn nicht die KaufSunterhandlungen bei ver nicht unbedeutenden Ver schiedenheit zwischen der Forderung des Verkäufers unv der Offerte deS Käufers längere Zeit in Anspruch genommen hätten, während welcher der Besitzer das Grundstück an einen Privatmann verkaufte. In ein anderes Stadium wurde kurz darauf die Angelegenheit durch den am 4. Februar 1853 stattgefundenen Scheunenbrand vor dem Hammerthore gebracht. Der Inspektion bot sich in Folge dessen die Gelegenheit dar, die dem Irmisch'schen Garten gegenüber befind lichen Brandstätten von 7 Scheunen und überdies einen großen Theil des dahinter gelegenen Zürner'schen Gartens um einen ver- hältnißmäßig geringen Kaufpreis zu acquiriren. Dieser Grundstücken-Compler, der mit Einschluß desjenigen Areals, welches demselben durch den für diesen Stadttheil geneh migten Neubauplan zuwächst, am Hammerwege eine Länge von 85 Ellen, auf ter rechten Seite eine Tiefe von 134 Ellen und auf der linken Seite eine dergleichen von 99 Ellen enthält u"v sich für künftigen Bedarf leicht erweitern läßt, hat eine freie gesunde Lage, welche gegen Norden vollkommen geschützt ist, unv verbindet mit diesen Eigenschaften hauptsächlich auch den Vorzug, daß er nicht, wie der Irnusch'sche Garten, in Terrassen, sondern gleichmäßig ab- fällt und dadurch den Bau deS Krankenhauses, sowie die Anlegung und Benutzung des Gartens sehr erleichtert. Ueberdies befinden sich auf dem Grundstücke 2 Brunnen vorzüglichen Quellwassers, wel ches nach den seither gemachten Erfahrungen nie auSbleibt, vielmehr zu jeder Jahreszeit den Bedarf mehr als hinreichend deckt. Bci diesen Vortheilen, welche auch eine allseits günstige Bcurtheilung Seiten deS Herrn BezirksarzteS zur Folge hatten, konnte der In spektion in keinerlei Weise ein Bedenken beigehen, daS betreffende Local zu kaufen. Wenn demungeachtet der Eingangs gedachte Aufsatz Zweifel dagegen erhebt, so mag ihm insoweit beigestimmt werden, daß sich auch hier Schattenseiten auffinden lassen, da überhaupt etwas ganz Vollkommenes unter der Sonne nicht eristirt. Allein den als solche in jenem Aufsätze aufgcführten Momenten kann ein entscheidendes Gewicht nicht beigelegt werden. Der erste Einwand, „VaS Haus werde vcrhaltnißmäßig tief liegen, ja zu den tiefstgelegenen der Stadt gehören, und demnach die gesündeste Lage nicht in dem Grade repräsentireu, wie ein hoher und zugleich sonst günstig gelegenes," hat in demjenigen, was in dieser Richtung oben erwähnt worden ist, insbesondere aber auch in dem ärztlichen Gutachten über die passende Lage des Grundstücks gründliche Widerlegung gefunden. ES wird daher genügen, im Allgemeinen darauf Bezug zu nehmen unv überdies in Erwähnung zu bringen, daß durch die sanft abfallende Lage des Grundstücks die Möglichkeit gewährt wird, ein Helles, nach Süd-Osten hin Vas Parterre bildendes Souterrain zu gewinnen, in welches mehre höchst