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12 L Fr«Nkfurt, Donmrstag, 21. Februar. 3n der heutigen Sitzung der Vundesverfammlung ist di, Beschlußfassung über dir österreichische Vorlage wegen Aneignung der Praiimmarpunkte er folgt. Der zustimmende AuSschußäntrag ist mit Einstimmigkeit zum Beschluß erhoben worden. Arankrtich. Paris, 21. Februar. Sine gräßliche Mord- rhat wurde heute Nacht- in dem Hause der Champs ElyseeS Nr. 68 verübt. Die Ermordete gehört zu den vornehmsten Familien Frankreichs. ES ist die Herzogin von Chaumont-Laforce, Gemahlin de- Senator- dieses Namens. Ein Gärtner soll die Thal verübt haben. Auf da- Hilferufen der Herzogin eilte ihre Dienerschaft herbei, und eS gelang ihr, sich deS Mörders, der sein Opfer nach dem Holzstaüe geschleppt hatte, zu bemächtigen. Dunkle Gerüchte circuliren. Man erinnert sich, daß der Herzog von Chaumont-La- force sich Börsenspekulationen hingab, daß er 1848 sein ganzes Vermögen und einen Theil deS Vermögen- seiner Frau verlor, daß Letztere kürzlich wegen Mißhandlung auf Ehescheidung klagte, daß der Senator dieses sowohl verhinderte, als eS auch durchsetzte, daß die Journale nicht davon sprachen, daß seine Frau es jedoch (Ber ryer vertheidigte sie,) durchsetzte, daß sie von Tisch und Bett ge trennt wurden. England. London, Freitag, 22. Februar. Die „Times" meldet in ihrer heutigen Nummer, die Vorhut des neuzusammen- gestellten Ostseegeschwader» werde, sobald der Belt passirbar sei, nach Kiel abgehcn und daselbst die BlokadeordreS abwarten, die von den Pariser Conferenzen abhängen würden. Die unter die Fahne berufene Miliz zählt gegenwärtig 127,000 Mann, daS FreiwilligencorpS 14,500 Mann und das der Armee beigegebene Arbeitercorps 3470 Mann. Fügt man diese Truppen- abtheilungen zu dem 275,000 Mann starken regelmäßigen Heere, so erhält man eine Streitmacht von 420,000 Mann, und bringt man außerdem das 250,000 Mann starke indische Heer mit in Anschlag, so beläuft sich die Gesammtstärke des britischen Heeres auf nicht weniger als 670,000 Mann. Von den königlichen Truppen jedoch stehen 26,000 Mann im Solde der ostindischen Compagnie und 2000 Mann werden als „nicht effektiv" aufge führt. Das Parlament hat also im Ganzen die zur Erhaltung von 391,000 Mann erforderliche Summe zu bewilligen. Rußland. ES liegen Notizen deS Militärblattes über den Bestand der ehemaligen Pontusflotte vor, die, wenn auch nur von historischem Werth, dennoch gewissermaßen als amtliche Angaben nicht uninteressant erscheinen. Die russische Pontusflotte bestand darnach au- 4 Linienschiffen zu 110 bis 120 Kanonen, ferner aus 12 Linienschiffen von 80 bis 100 Kanonen und endlich 2 Re- servrlinienschiffen von 80 Kanonen, zusammen 18 Linienschiffe mit 1628 Kanonen. Der Kregattenbrstanv belief sich auf 12 von 52—56 Kanonen, wozu noch 40 Segelschiffe zweiten Ranges zu 10 Kanonen. Außerdem zählte die Pontusflotte 15 Kriegsdampf- schiffe, von denen die Hälfte vom Rang einer Fregatte und mit Bombenkanonen bewaffnet war. 3m Ganzen war diese Flotte mit 2800 Kanonen bewaffnet. Die gesammte russische Handelsmarine im schwarzen Meere, mit Ausnahme von 11 Schiffen bei Odessa, einigen 20 in Nikolajeff und Cherson und einigen 30, die sich in den Don geflüchtet, ist vernichtet, und man zählt einige hundert Fahrzeuge, die allein im Asow'schen Meere zerstört worden sind. Trotz aller friedlichen Aussichten rüstet Rußland ununterbrochen fort. Die Zahl der Tirailleure bei der 3nfanterie wird verdoppelt und selbe mit den besten Lütticher Gewehren versehen. Zu Niko- lajeff wird trotz der anhaltenden Kälte und dem Wüthen deS Typhus mit den VertheidigungSarbetten und dem Baue neuer Kriegsschiffe, sowie der Armirung anderer forkgefahren. Auö der Krim. Tie neuesten Wiener Nachrichten bestätigen, daß sich die Russe» bis jetzt dm Anschein.geben, noch nicht-chon dem bevorstehende stillstimve zu-wGen? Auf der Nordfeite von Sebastopvl hat man noch nicht aufgedöw, die dortigen Forti- fitaeionen fortwährend zu verstärken, und in Konstantinopel glaubt kein Mensch, daß Ruüland sich htrbeüassen werde, dieses Sreetab- lissement selbst zu zerstören. Man macht darauf aufmerksam, daß ter Verlust der Südseite sür die Starke der Festung von keiner Bedeutung sei, denn eS zeige sich ja, daß das Feuer aus den Forts der «örtlichen Seite den Alliirten den Aufenthalt im südlichen Stadttheile etwas unbequem gemacht habe. Ebenso erfährt man, daß seit den letzten Tagen deS vergangenen MonatS die Alliirten neuerdings Feldbefestigungen und zwar an der Tschernaja sowohl wie bei Kamara aufwerfen. Neue Truppen kommen jetzt nur wenige in ter Krim an. Es heißt in Kamiesch, eS sei bereits der Befehl eingetrvffen, neuerdings mehrere Regimenter nach Frankreich zu senden, und eS sollten dafür die bisher in MaSlak gelegenen Truppen nach der Krim geschafft werden. Von einer Verlegung dks Kriegsschauplatzes nach Asien ist eS wieder ganz still geworden. Nur im englischen Lager wird noch immer davon gesprochen, daß ein Theil der Krimarmee zu Omer Pascha stoßen solle. Ntanniehfaltige» Die Sprengung des großen FortS Nikolaus in Sebastopvl. Dieses ungeheuere, für 192 Geschütze angelegte Werk ist nach Fort Konstantin unstreitig daS größte russische Fort am schwarzen Meere gewesen und siel jedenfalls seiner Ausdehnung und Stkllung halber mehr als irgend ein anderes Bauwerk Se- bastopols in die Augen. Seiner Stärke und gesicherten Lage we gen waren die Weiber und Kinder zu Anfang der Belagerung in seinen Mauern untergebracht worden. Später beherbergte es Mo nate lang die Generale Osten-Sacken, Tokleben und andere hoch gestellte Offiziere. 3n ihm lagen überdies jederzeit große Truppen- reserven; längs der Mauern wurde Markt gehalten, und zeitweisen diente es auch als Hospital, Kirche und Wohnung der barmherzi gen Schwestern. Am 4. gegen Mittag sah man den Marschall Pelissier in seinem vierspännigen Wagen der Stadt zufahren; später erschien auch General Codrington auf den Höhen; Letzterer um von Redan, Ersterer um vom alten Pikethause auS die bevorstehende Sprengung mit anzusehen. Alle hochgelegenen Pun'.te waren bald mit Offizieren der 3 Armeen besetzt; das Wetter war wunderbar schön, die Luft so klar, daß man meilenweit sehen konnte, das Wasser im Hafen platt wie ein Spiegel, der Boden dabei leicht gefroren, daß der Schnee unter den Füßen knisterte. Die Russen, aufmerksam gemacht durch die ungewöhnliche Belebtheit der südlichen Hügel, sammelten sich in ihren Verschanzungen und bei ihren Ge schützen, neugierig, was da kommen werde. Um halb zwei Uhr ward mit den Sprengungen begonnen. Zwei Rauchwolken Sü den Flankenbatterien, dann der dumpfe Laut zweier Erplosionen, nicht starker als der Donner eines schweren Geschützes, meldeten, daß das Zerstörungswerk angefangen habe. Die Russen antwor teten mit einem Mörserschuß, und feuerten dann regelmäßig von Minute zu Minute, aber offenbar ohne bestimmtes Objekt, und meistrns gegen die Trümmerhaufen der Docks. Aber nach etwa 10 Minuten wandten sich Aller Augen plötzlich nach dem Fortt Nikolaus. Auch die russischen Kanoniere stellten ihr Feuer auf die Docks ein, denn auch sie sahen jetzt, um waS eS sich handelte. Aus dem westlichen Ende deS langgestreckten ForeS stieg nehmlich eine dichte schwarze riesige Rauchwolke auf, eS ließ sich ein dumpfer schwerer Ton durch die Luft vernehmen und ringsherum zitterte der Boden. Der Knall war unbedeutend, aber al- die Gallerten und die schweren Eteinmaffen zusammenbrachen, und wieder eine ungeheure Staubwolke aufflog und diese sich verlor und die ganze