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7S wenigst» ns 100000 Mann der Armee entlassen werken und dem randbau zu Gute geben. — Am Montag liefen in Marseille zwei amerikanische Schiffe mit zusammen 10,000 Fässern Mehl im Ge wicht von 17,600 Gentnern ein. England. London, 31. Januar. Heute Mittag ist kaS Parlament durch Jl're Majestät die Königin eröffnet worden. Tie auf die Friekensfrage bezügliche Stelle der Thronrede lautet unge- 'ähr wie folgt: „Tie Kriegsvorbereitungen für das folgende Jahr beschäftigten meine ernste Aufmerksamkeit, und während beschlossen wurde, keine Anstrengungen zu unterlassen, welche geeignet sein konnten, den Operationen neue Kraft zu verleihen, bielt ich es für meine Pflicht, Porschläge nicht abzuweisen, welche Aussicht auf einen sichern Frieden gewähren. Demgemäß willigte ich mit mei nen Alliirten ein, -Oesterreichs gute Tienste a: zunehmen und es gereickt mir zur Genugthuung, Sie zu benachrichtigen, daß inan über gewisse Bedingungen übereingekommen ist, von denen ich hoffe, daß daraus die Grundlagen eines allgemeinen Friedensvcrtrages hervorgthen werden. Tie Unterhandlungen über einen solchen Ver trag w>rden binnen kurzem zu Paris eröffnet werden. Bei Füh rung dieser Unterhandlungen werde ich es mir angelegen sein lassen, diejenigen Zwecke nicht aus den Augen zu verlieren, um dercnwillen der Krieg unternommen wurde und ich erachte es für Recht, in meinen Kriegsrüstungen durchaus nicht Nachlassen, bis ein genug- thuungsvoller Friedcnsvertrag geschlossen sein wird." — Tes Ver trages mit Schweden wurde in der Thronrede mit der Bemerkung gedacht, daß die in demselben enthaltenen Tefensivbestimmungen den Zweck hätten, das Gleichgewicht im Norden zu wahren. Auf die Börse machte der Inhalt der Thronrede keinen günsti gen Eindruck; Consols, welche mit 91^ eröffneten, schlossen sehr matt zu 90^. Bei der Adreßdebatte erklärte im Oberhause Lord Clarendon, der Kaiser Napoleon habe sich friedlich gegen England ausgespro chen, doch wolle auch er die Fortsetzung der Rüstungen. Lord Derby kritisirte die Unterhandlungen. — Im Unterhause begrüßte Disraeli freudig den in Aussicht stehenden Frieden und versprach der Regierung die Unterstützung der Opposition, wenn die Unter handlungen scheitern sollten. Lord Palmerston bittet während der Konferenzen die wünschenSwerthen Rücksichten beobachten zu wol len, wogegen Roebuck und Evans opponircn. Beire Häuser adop- tirtcn darauf die Adresse ohne Amendements und vertagten sich sodann bis morgen. Rußland. Warschau, 1. Februar. Fürst PaSkewitsch ist heute Vormittags gestorben. (ES wäre für den Ruhm deS alten Helden und Feldherrn auch besser gewesen, trenn er 1854 Si- listria zu nehmen nicht versucht hätte.) Türkei. Tie aus Eupatoria in Trapezunt angelangten Aegypter werden daselbst durch das Wetter festgehalten. Die Avantgarde Omer Pascha's hat eine neue Vorwärtsbewegung gegen KutaiS gemacht. 30,000 Mann stehen bei Redutkalv. Mannigfaltiges. Breslau, 22. Jan. Ein Selbstmord, der hier jetzt erst nach 14 Tagen seines Vollzugs entdeckt wurde, ist durch die ent setzliche Konsequenz, durch den Verzweislungs- oder Wahnsinns- muth, womit er zur Ausführung kam, ebenso unerhört wie ge eignet, fast eine grausige Bewunderung hervvrzurufen. Ein Mädchen von 30 Jahren, aus guter Familie, ward älternlos. Sie ging deshalb in die Familie eines Lehrers, wo sie die freundlichste Auf nahme fand und sich sehr thätig bewies. Seit einiger Zeit verfiel sie in Schwermuth. Infolge dessen machte sie einen Selbstmord versuch, bei dem sie jedoch überrascht und davon zurückgebracht wurde. Sie kam in ärztliche Behandlung, und ihr Arzt empfahl, streng auf die Melancholische auszupasscn. Dies geschah. Trotzdem verschwand sie vor 14 Tagen, Niemand wußte, wie und wohin. Da will vor drei Tagen das Dienstmädchen des Lehrers aus einem Kasten in einer Kammer etwas holen. Auf diesem Kasten stand noch eine Kiste. Das Mädchen räumt diese weg, findet den Schlüssel zum Kasten an dem Orte, wo er immer hing, schließt auf, und da sie den Teckel hebt, erblickt sie in dem Kasten den zusammen gekauerten Leichnam der seit zwei Wochen Vermißten. Die Be- daucruöwerthe muß den Teckel und die Kiste darauf mit ihren eigenen Armen so lange in die Höhe gehalten haben, bis sie völlig in dem untern Behälter saß, worauf sie Deckel und Kiste fallen ließ und sich dem Erstickungstod: preiSgab. Wenige Tage vor der That hatte sie dem Lehrer um sein Porträt gebeten. Auf der Rückseite dieses Bilde? fand man einige Worte, von ihr geschrieben, womit sie wegen ihrer That um Verzeihung bat. Daß sie auch auf andere Weise versucht hatte, sich zu tödten, zeigte die Obduc- tion ihrer Leiche. Man fand im Magen derselben Stecknadeln, Stopfnadeln, zwei Nägel mit Messingknöpfen, sowie eine eigen- thümliche Flüssigkeit, muthmaßlich Gift, waS aber erst chemisch ermitült werden soll. Bekannt« Bekanntmachung. Diebstahl. In der Nackt vom 22. zum 23. dieses Monats ist aus den unterhalb der Stadt gelegenen Mühlen gegen 3 Scheffel weißes Mehl entwendet worden. Da die bisherigen Recherchen ohne Erfolg waren, ersucht man hiermit Jedermann und jede Behörde, uns davon in Kenntnis; zu setzen, wenn etwas bekannt werden sollte, was zu Entdeckung des Diebes führen könnte. Schöneck, am 31. Januar 1856. Das Stadtgericht daselbst. Fincke, Stadtrichter. Benachrichtigung. Daß ich auf hiesigem Platze eine O kenn ied erlagt a ch u n g e n. errichtet habe, zeige ich mit der Bitte um gütige Berücksichtigung an und bemerke gleichzeitig, daß alle derartige Bestellungen ange nommen und in kürzester Zeit aufs Pünktlichste besorgt worden. Pausa, den 1. Februar 1856. Karl Tittel, Klempner. Stearinkerzen, prima Qualität, 6er und 8er, empfiehlt billigst Karl Hartenstein am Kirchplatz. Echt indischen s. Melis, in Broden a circa 16 Pfund, empfiehlt zur geneigten Abnahme unter billigster Berechnung Carl Hartenstein am Kirchplatz. Heute zur Fastnacht gefüllte und ungefüllte Pfannkuchen, sowie zum Jahrmarkt alle Sorten Gebackenes empfiehlt die Konditorei von I. M. Ritter.