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Voigtlän-ischev Anzeiger Siebenundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. ^ähtlicher Abonnementspreis für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Jnsirtionogebul're'.. werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Sonnabend. AO, 16. Februar L856. Das Projekt des städtischen Kranken Haufes in Plauen Motto: „Doppelt giebr, wer schnell giebt." (Ein gesandt.) Mit lebhaftem Jntcrefse hat die Einwohnerschaft PlauenS ge sehen, wie in der neuesten Zeit unsere Behörden, auf den allge meinen Wunsch, und dem dringendsten Bedürfnisse Gehör gebend, den Gedanken, der Stadt ein seinem Namen entsprechendes Kran kenhaus herzustellen, mit Eifer verfolgt haben. Doch es ist gewiß durchaus nicht leicht, einen allgemein gefälligen Plan über den Ort, die Art, den Umfang deS auszuführenden Baues hinzustellen, es sind der Ansprüche mancherlei und sehr viele, die an ein solches HauS gemacht werden, eS haben viele Köpfe und viele Sinne darüber zu berathen und ihre Zustimmung zu ertheilen, und aus all diesen Gründen ist eS denn gekommen, daß die Verwirklichung der Hcrstellung dieses KleinokS schon jetzt zeitlich ziemlich hinaus gerückt wurde, ja wenn wir recht offen gegen uns sind, so wissen wir heut noch nicht, woran wir sind, wann wir wohl der Benutzung unseres Krankenhauses uns werden er freuen können. Denn wenn anch die als die passendste bezeich nete Oertlichkeit schon gewählt und eigenthümlich erlangt worden ist, wenn auch der Bauplan schon in der Hauptsache als festgestellt zu betrachten ist, so läßt sich nicht absehen, wie vor Abfluß von 3—4 Halbjahren das ersehnte Haus dem Gebraucht wird über geben werden können. Dafür hofft man aber auch den Bewohnern Planens etwas Rechtes, d. h. Schönes, Großes, UntadelhafteS, eine Zierde für die Stadt herzustellen. Recht schön? allein wagen wir einmal einige Zweifel und Be denken dagegen zu erheben, daß der von den Behörden gefaßte Plan der beste und untadelhafteste ist, wagen wir einmal einen andern Plan diesem ersteren als Nebenbuhler hinzustellen und der Beur- theilung unserer Behörden sowohl, als auch aller Derer zu unter breiten, denen die Ausführung eines so verdienstlichen Werke- am Herzen liegt, vielleicht ließe sich da- Verdienst erringen, etwas zur schnellen und zweckmäßigen Herstellung des Krankenhauses mitgewirkt zu haben. Das neue StadtkrankenhauS soll auf dem allgemein bekannten, im Hammerwege dem Dogelschen Grundstücke gegenüber gelegenen und vom Rathe schon zu dem Zwecke erkauften Bauplatze gegründet werden. Dieser Plan wird durch folgende Gründe und empfehlens- werche Seiten von seinen Schöpfern unterstützt: daS Hau» wird in der Tiefe deS Thales liegen unv vor schäd lichen Winden geschützt sein; das HauS wird nicht zu nahe an der Stadt liegen, zugleich aber auch seine Entfernung vom Mittelpunkte derselben eine gf, ringe sein; daS Haus wird seine Hauptfronte nach Süden kehren, und so nach der Sonne allgemein zugänglich sein; in dem Grundstück ist Wasser in hinreichender Menge zu finden. Als Schattenseiten dieses Planes aber treten dem unbefangenen Richter und Beschauer folgende entgegen: das Haus wird verhälmißmäßig tief liegen, ja wird zu den tikfstgclkgenen der Stadt gehören, und demnach die gesündeste Lage nicht in dem Grade repräsentiren, wie ein höher und zu gleich sonst günstig gelegenes; das Haus wird in Kurzem mitten unter bewohnten Häusern stehen, und in seiner Qualität als Krankenhaus aktiv nothwen- dig, wenn auch in geringem Grade, und sei es auch nur in der Embilvung, seine Anwohner belästigen, passiv aber ungleich mehr' von dem oder jenem Gewerbe seiner Anwohner (Stadtmusikus) belästiget werden; daS Haus wird dem Plane nach, eingerechnet der Ankaufs- kosten des Bauplatzes, ein sehr theures werden, theuer zumal, da eS von einer Corporation erbaut wird*); das Haus wird aber ferner, hegen wir auch zur Einsicht un seres Publikums, welches daS neue Krankenhaus bestens benutzen soll und wird, das festeste Vertrauen, auf mehrere Jahre hinaus zur Hälfte, nein! zu drei Viertheilen leerstehen, und somit das aufgeopfene Capital, was schon für die Immobilien eine Summe von 15—18 Tausend Thlrn. erreichen muß, ungeheure Zinsen fressen; das HauS wird endlich, da es sich um einen vollständigen Neu bau handelt, nach jetzigen An- und Aussichten unter zwei Jahren dem Publikum nicht übergeben werden können, und demnach unfire Geduld noch auf eine lange Probe gestellt werden. Damit wir nun aber dein Einwande unserer Gegner: „es sei leicht tadeln, aber schwer besser machen," nicht erliegen, so wollen wir heute unsern Plan, den »vir anspruchsloser zwar und kleiner als den ersteren, darum aber für unsere Stadt nicht minder prak tisch erachten, zur Musterung vorsühren. Es hat sich in den letzien Tagen, wie schon früher einmal, die Gelegenheit geboten, ein Gartengrundstück mit einem darin bereit- vor wenig Jahren neu und massiv erbauten Wohnhause für den Zweck des Stadtkrankenhauses zu gewinnen, und dieses Grundstück ist das Haußner'sche, im Straßberger Wege dem Waisenhaus schief über gelegene. Kann cs uns auch selbstverständlich nicht in den Sinn kom- Diesen und namentlich den vorhergehenden Grund hört man allerdings sehr häufig anfähren. D. Red.