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2« deren tintr k.in Lenkodlr, wohl über stellt er «-nste Betrachtungen darüber an. Auch wir haben Vorstehende- nicht geschrieben, um die Macht und Herrlichkeit deö Westens in ein recht glänzendes Licht zu stellen, scr.dern ror trügerischen Hoffnungen zu warnen, leere Befürchtungen zu zerstreuen und nach Kräften die Wabrheit darzulegen. Wir laben ost genug erklärt, daß eS Deutschland nur erwünscht sein könne, seinen östlichen, übermää tigen Nachbar beschäftigt und ge schwächt zu sehen; eben so oft aber auch denselben freundlichen Wunsch für die mächtigen, westlichen Nachbarn gehabt. Darum liegt es nahe, daß wir bei der Darlegung der Kraft und Macht deS Westens einen recht ernsten Blick auf das linke Rheinufer werfen, die Drmüthigung und Opfer Deutschlands wahrend der ersten Napoleonischen Zeit dem gegenwärtigen Geschlechte, welches sie nicht erlebte, ins Gedächtniß rufen und darauf aufmerksam machen, daß der Neffe die Demüthigung des Oheims 181) schwerlich vergessen hat ; daß den Franzosen daS verspeiste Elsaß und Lothringen zu gut geschmeckt hat, als daß ihr Appetit gestillt sein könnte, und daß Deutschland sich gegen erneuerte Gelüste durch Einigkeit stärken müsse. Möge Deutschland von dem Westen und Osten lernen, einig, groß und stark zu werden und zu sein? Zeitungen. Sachsen. Dresden, 8. Jan. Er. Maj der König beehrte heute früh die Kreuzschule mit einem Besuche und hörte dem Un terrichte deS Reelers und vier anderer Lehrer zu. Dresden, 8. Jan. DaS neue Civilgefetzbuch ist bereits einer nochmaligen Revision (Durchsicht) unlerwor rn, eben so die so dringend nöthige neue Civilproceßordnung in Angriff ge nommen. In Dresden geht man damit um, eine neue Bank zu errichten. Leipzig, 9. Januar. Vorgestern früh ist der Stubenmaler A. K., 23 Jahre alt, in Folge einer Erstickung durch eingeathmete Kohlendämpfe gestorben. Er hatte vor dem Schlafengehen, um die Schlafstube länger warm zu erhalten, die Ofenklappe zugedreht, ehe das im Ösen angezündete Holz- und Cteinkohlenfeuer vollständig auSgebrannt war, und wurde am Morgen besinnungslos und röchelnd in seinem Bett gesunden. Aerztliche Hilfe war vergebens. Annaberg, 5. Januar. Wir hatten heute früh am Ost- Himmel in der 9. und 10. Stunde ein schönes Phänomen. Die Luft strich von Süd sehr stark. Der Himmel war wolkenlos, doch etwas weiß gefärbt von den umhenreibenden Eesnaveln. Von der Eonne aus, welche zur Zeit der Beobachtung dieses Phänomens ungefähr 10 Grad über dem Horizont stand, zeigte sich in hori zontaler Richtung, sowohl südwärts als auch nordwärts, in gleich- weiter Entfernung von ungefähr 15 Grad, je eine ovale, nicht scharf begrenzte Kugel, an Glanz fast der Sonne ähnlich und un gefähr den vierten Theil großer als dieselbe. Von jeder dieser Kugeln auS erhob sich, erst gerade, dann sehr gekrümmt nach der Sonne zu, ein weißer, etwas röthlich gefärbter Streifen gegen den Zenith und endigte so spitz wie die Mondsichel. Chemnitz, 8. Januar. Am gestrigen Tage hat man den seit sechs Wochen steckbrieflich verfolgten Gemeindehausbewohner Stein,rt aus Limbach in dem Pleisaer Walde erhängt aufgefunden. Der unbedeckt gewesene Theil des Gesichts bis da, wo die Mütze aufsaß, sowie die Weichtheile sind bereits bis auf die Knochen von den Wüchsen abgenagt gewesin. Preußen. Berlin, 7. Januar. Ta- unserem Cabinet vor lieg nde und an sämnuliche deutsche Höfe erlassene schwedische Cir- kular i ber die da- Stockholmer Cabinet bei seinem Vertrag« mit den WestmSchten letirnde» MoGve--ntMt, wH vOlMte-, GWR- rung, daß Schweden seine NeickrMät auch ferne* behaupten werde und der zwischen den skandinavischen Stteatrn im vorigen Jahre abgeschlossene, diesseits mitgetheilte NeutralitatSvertrag durch den erwähnten rnglisch-sranzoffsch-schwedischen Vertrag in keinem seiner Punkle aufgehoben oder geankert sei. Hk ssrn-Kassel. Von den kurhtssischen Papierthalern sind 50,000 der defektesten außer Umlauf gesetzt worden. (Es giebt ihrer deshalb immer noch genug ) Krank e ch. Paris, 7. Januar. Tie Nachrichten aus der Krim berichten in bestimmter Weise von den Vorbereitungen, die man trifft, um sich nach und nach auf Kamirsch zurück,zuziehen, ka- zur Zeit furchtbar befestigt ist. Man darf es daher als ziemlich sicher annehmen, daß man nicht mehr an einem im nächsten Früh jahre zu unternehmenden Feldzug in der Krim denkt. Man wird nur die Hauptvunkte hallen und der Rest der Armee wird zurück- krhren. Aus der Krim wird es also in Zukunft nur wenig zu berichten geben; dagegen werden olle Anstrengungen nach der Ost see gerichtet sein. Den Engländern besonders liegt daran, Rache zu nehmen und sie verlangen gar nicht mehr als 6 Wochen, um alle rus,ischen Etablissements und die Ostseeflotte Rußlands zu zer stören. Sie sind jetzt überzeugt, daß, wenn es ihnen nicht gelingt, Kronstadt zu nehmen, sie wenigstens es dahin bringen, es zu zer stören, ebenso wie die darin befindliche Flotte. Was ihnen diese- äußerste Vertrauen einfloßt, sind die neuen Mörser, welche unge heuer große und fabelhast schwere Bomben in eine Entfernung von 4000 Meter (6000 Eilen) schleudern. Die Versuche, welche man damit angesteUt hat, sind vollkommen gelungen, nur ist erforderlich, daß die Fahrzeuge, welche diese Mörser tragen, sehr fest gebaut seien; man erzählt nämlich, die Erschütterung des Schiffes sei so heftig, daß die Marinearlilleristen, welche vor drei Wochen mit die sen neuen Zerstörungsmitteln Proben anstellten, fast alle taub ge worden sind. Es giebt kein Gewölbe, das einem mit solcher Kraft geschleuderten Gewichte zu widerstehen vermöchte. AllerdinS muß es sich erst zeigen, ob es in einer Entfernung von 4000 Meter möglich sein wird, die russischen, im Hasen befindlichen Schisse zu treffen. Tas sind die Hoffnungen der Engländer und einer der Grünke, warum sie den Frieden so weit als möglich von sich stoßen. England. In England und Wales werken, wie der Globe bemerkt, alljährlich etwa 17,000 Kinder von den Gerichten verur- theilt, ein Beweis, wie sehr dem Lande Besserungsanstalten für di« verwahrloste Jugend Noth thun. Brüssel, 10. Januar. Tie heutige Nummer de- JournalS „le Nord" enthält die Nachricht, daß die dänische Negierung ein Rundschreiben an die auswärtigen Regierungen erlassen hat, worin sie jede Solidarität mit dem von Schweden mit Frankreich und England am 21. Dez. v. I. abgeschlossenen Vertrage ablehnt und wiederholt ihren Willen erklärt, gänzlich neutral zu bleiben. Rußland. Petersburg, 30 Dezbr. Der hier versammelte KriegSrath beschäftigt sich hauptsächlich mit der Befestigung aller im Kriege wichtiger Punkte des Reich-. Die Festungswerke von Kiew sollen bis zum Frühjahre bedeutend verstärkt werden. ES sieht also aus, als wenn Rußland vor dem nächsten Feldzüge nicht wohl zu Muthe wäre, trotz deS hohen Ton-, den eS immer noch anstimmt. Es weiß nicht, wo in der Ostsee der Feldzug eröffnet werden wird, und muß also eine unendlich lange Seeküste besetzen. Wird dieß ausreichend geschehen können? Vielleicht, wahrscheinlich schießen die jetzt gebauten Bombarden Kronstadt eben so in Grund und Boden, wie Sebastopol. Wenn aber die russische Ostseeflotte vernichtet und Kronstadt, die Vormauer von Petersburg, zerstört