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SS Uns scheint sie dann zu bestehen, daß Deutschland zunächst an sich selbst denkt und demgemäß niemals zugiebl, baß seine Stimme bei dem Arrangement der orientalischen Ange, legenheit, so fern darin eine europäische Bedeutung durch Mitwirkung anderer europäischen Mächte sich auSdrückt, über, hört wird. Will sich Rußland mit der Türkei allein vcr» ständigen, obne Zulhun einer anderen europäischen Macht weder'auf dieser noch auf jener Seile, gut — so haben, vorausgesetzt, daß keine Besitzveiänderung von nachlbeiligen Folgen für die deutschen Interessen ober für bas in Europa herrschende Machlsystem daraus hervorgehl — die deutschen Mächte nicht hinein zu reden. Aber von den Westmächten ist schon der Versuch gemacht, die deutschen Mächte auszu- schließen von dem Arrangement. Sic Haven von der Türkei das Versprechen entgegen genommen als Abfindung für die ihr geleistete Flottenhilte, daß dieselbe die Präpositionen zum Friedensvergleiche mit Rußland, von ihrer, der Westmächte, Entscheidung abhängig machen soll. Indem die deutschen Mächte sich neutral erklärten, haben sie keineswegs den An spruch aufgegeben, so gut wie die W stmächte über einen etwaigen Friedenstractat gehört zu werden. Sie werden bei etwaigen Verhandlungen der Art deshalb daraus bestehen müssen, daß sie gleiche Vermittler-Rollen mit Frankreich und England erhallen. Rußland wird in eigenem Interesse schon dafür zu sorgen wissen, daß die Proposilionen der Türkei zu einer Ausgleichung der Differenzen nicht bloß von der Censur der Westmächle abhängig sind, sondern es wird darauf be stehen, daß, sofern die Angelegenheit überhaupt von mehreren Mächten betrieben wird, auch die deutschen Größmächle Sitz und Stimme, wie es ihnen zukommt, dabei haben. Man muß gestehen, daß die Westmächte die von Deutschland zu beobachtende Neutralität übel aufgrfaßt haben, wenn sie sich allein zur Entscheidung der orientalischen Frage für berechtigt hielten. Die deutschen Großmächte sind bei dem Arrange. menl betheiligl und müssen dabei gehört werden. Sollten daraus, sowie aber überhaupt aus der neutralen Haltung Deutschlands für dasselbe bedrohliche Eventualitäten entstehen, so will sich Rußland, wie wir lesen, Deutschland zum Schutz bündnisse verpflichten. Wir fürchten kaum, daß es dahin kommen sollte; Deutschland wird seine Aufgabe fest im Auge hallen. Sie lautet: Neutralität für den bevorstehenden Krieg zwischen Rußland und den W.stmächten; Wahrung seines Ansehens bei der Entscheidung; energische Zurückwei sung jedes Angriffs auf seine freiwillig gewählte neutrale Stellung! Zeitungen .-Mayern. Im ganzen Königreich Bayern bezieht vom Beginn dieses Monats an ein Theil der Eivil- und Mili- tairbeqmten vorerst auf drei Monate Theuerungszulagen. Eine Zulage erhalten Verheiralh.te, welche eine Besoldung dis, zu 1000 fl., Unverheirathete, welche eine solche bis zu 400 st beziehen, und zwar beträgt di« selbe bei der B'solkung bis gu 400 fl. 25 Procent, bis zu 600 fl. 20 Procent, bis M.AOO st- 15 Procent und bis zu 1000 fl. 10 Procent. Das gelammte L-Hrerpersonal ist mit einer Summe von fl^ (10,000 S. für jeden Kreis) bedacht. Zn München wird nach König!. Bestimmung ein Gr. sundheitsrath gebildet, als dessen Hauptzweck hingestellt wird: Uebelstände und Mängel in Betreff der G sundheitsverhält- nisse und aller darauf bezüglichen Dinge oufzudecken, die Mittel zur Abhilfe reiflichst zu erwägen und darüber Vorschläge und Gutachten vorzulegen. Dürfte auch an anderen Orten Nachahmung verdienen! Hannover. Wie man hört, werden die Kammern vor erst noch nicht elnberufen werden. Der Grund ist nicht etwa der, daß die Pläne wegen Behandlung der Verfaffungs. fache noch nicht fertig sind. Es liegt einfach darin, daß die zum Budget erforderlichen Arbeiten vor Enke März nicht vollendet fein können. England. Nach Berichten aus London wird, sobald die Ostsee frei sein wird von Eis, die mächtigste Flotte, welche dt.ses Meer je getragen hat, Rußland den Ausgang von Norken Verschlüßen, wie ihm derselbe bereits im Süden ge schlossen ist. Der Befehl über diese Flotte wird wahrschein lich Sir Eharles Napier übertragen werden. In Griechenland ist ein Ausstand ausgebrochen. Der dem 9. Grenzvataillone angehörige Lieutenant Spiridion Karaiskabis, der Sohn des bei Athen gefallenen Helden Karaiskabis, hat mit 500 Griechen und Albanesen die Gren zen am 28. Januar überschritten. Er hat sich mit den Aufständischen in Epirus vereinigt, und man erwartet mit großer Spannung dessen erste Bew'gungen. Alles wird darauf ankommen, ob ihm die ersten Schritte gelingen. Ist dieß der Fall, so dürften sich Epirus, Th« stallen und Ma. cedonien, wo der glühendste Haß gegen ihre Unterdrücker, die Türken zu Hause ist, in kurzer Zeit in vollem Aufstande gegen die Pforte befinden. Dre Zeitschriften Griechenlands find im hohen Grade aufregend. In Constantinopel ist eine weitverzweigte Verschwörung entdeckt.worden, die von russischen Agenten angezettelt war und die nichts Anders als den völligen Ausstand der griechi schen Bevölkerung in der Hauptstadt zum Zwecke halte. Die Rädelsführer wurden festgenommen und sofort beseitigt. Donaufürstenthümer. Von der türkischen Grenze wird unterm 4. Fevr. Folgendes gemeldet: Die sämmllichen rus sischen Truppen in der Wallachei haben nunmehr aller Orten ihre Ausstellung längs der Donau erreicht, nachdem auch die Utzten, am 28. Januar in Bukarest eingetroffenen Verstär kungen nach Ollenizza beordert worden sind, weil in der ganzen Umgegend, von Giurgewo aufwärts bis zu Kalarasch hinab, fortwährend größere Landungen von türkischen Streif, banden unternommen worden waren. Man wollte diesen Landungsversuchen um so mehr Gewicht beilegen, als die bei mehreren Zügen den Russen in die Hände gefallenen Gefangenen übereinstimmend angaben, daß ein größeres türkisches Erüp-- pencorps aus dem überfüllten Schumla bis an die Donau vorgeschoben werden solle. — Das ganze linke Donauufer ist gegenwärtig durch eine zweifache, an einigen Orten selbst dreifache Truppenaufstellung gegen etwaige Angriffe von tür kischer Seite gedeckt. Türkei. Die ausführlicheren Nachrichten, welche die Triest. Zig. aus Constantinopel, 30. Jan., mittheilt, bestäti. gen den gemeldeten Ministerwechsel. Der Scraskier Mehrmed Ali iß abgesetzt. Riza Pascha, vor Kurzem zum Kapudan Pascha ernannt, ist Seraskier, und an seiner Statt der Fe.' nk des Arsenals, Achmet Pascha, zum Kapudan Pascha er. hoben worden. Zur Sicherheit bei Ausführung dieser bereits