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VoigtläMscher Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. — Zährltcher AbonnementSpretS für diese- Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 4hlr. 6 Ngr. — Die ZnserttonSgebühren werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS - Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhälmiß de- Raumes. — Sonnabend. 152. 3« December 1854. Wie steht S? Die blutige Emsckeidung des nunm.hr gewiß europäisch gewordenen Zcrwürfnissis rückt näher. Ruttungen, ung.h.ure Rüstungen, wohin daß Auge blickt. In Rußland ist eine neue Rckrutirung für dir Osthälfle drß Reichs ausgeschlieben, noch welcher der hundertste Kopf auSgeheben wird. Rechnen wir die Osthälfle Rußlands richt niedrig zu 25 Mill. Men« scher,, so ergiebl düß einen Zuwachs von 250 Tausend Re kruten für die Armee. Wir wissen recht gut, daß man, alS wir in Nr. 151 warnten, Rußlands Macht nicht gering zu schätzen, hie und da: „Russe'/' geschrien wurde, müssen aber bri unserer Ansicht st.hen bleiben. In England sollen 30 Tausend Milizen (Landwehr oder Evmmunalgarde) außer Lankes verwendet werden, um ebensoviel regulaire Trupp, n nach der Krim senden zu können. Eden so wird daselbst eine Fremdenlegion angrworben, deren Stärke unbestimmt ist, (Man wird anwerben, so viel man bekommen kann,) von der aber nur 10,000 Mann auf einmal in England sein dürfen, überfürsorglicher W.ise, weil es ja irgend wem ein fallen könnte, mit Hilfe düser fremden Söldlinge die brrli- sch.n Freiheit n anzulasten! Als ob der geworbene Eng än- der weniger Söldling wäre, als der ausländisch ! U-brlgenS Hot man es dabei, wie im Parlamente offen erklärt wurde, ganz besonders auf Deutsche, sonderlich »üüige Auswanderer abgeselen, w.nn diese dumm genug sein lollten, als englisches Kanonenfutter sich erkaufen zu lassen. Frankreich Hal 2 neue Divisionen, etwa 20,000 Mann, außerdem noch v-r. schiedenen Nackschub nach der Krim befördert, und werden diese Verstärkungen nunmehr wohl ring.treffen, sein oder doch rn der nächsten Zeil eintreffn. Die Türkei schickt ebenfalls 30 Tausend Mann unter Omer Pascha nach der Krim, so daß die Verbünd, ten kort bald auf 150 Tausend Mann ge bracht sein werden. Rußland schafft ebenfalls nach der Krim, so viel sich bri den grund. und bodenlosen Wegen und Ler äußerst schwierigen Verpflegung nur hinbringen läßt. Von der Krim und Sebastopvl lauten die Nachrichten nicht eben erbaulich für beide Theile. Du Ruhr mag furcht- bar Hausen, und rechnet man täglich aus die Engländer all.in 50 Tokte, die ihr erliegen. Lon den Pferden fall.n täglich im Durchschnitt 25. Gleiches Berhältniß soll bri Turkrn und Russen statlfinben, weniger sollen die Französin leiden, «eil ihre Anstelligkeit sie besser gegen Nässe und deren Fol gen zu schützen weiß. Lebensmittel girdls bei den Verdun- teten genug, aber der Aufenthalt in bodenlosem Schmutz, Mangel an warmer und gegen die Nässe schützender Kleidung und Wohnung, sowie der ermüdende Dienst füllen die Spi« täler. Die Rossen haben dieß auch satt bekommen, daß Thal von Jnkermann verlass.n, und sind nach Baklschi-Serai ge» zogen; naiüilich blieb in Sebastopol eine gehörige Besatzung. Die Belagerung der Ponlussistr selbst soll, da nunmehr alle neuen Batterien vollendet sind, des Baldigsten mit 410 Stück des schwersten Wurfgeschützes wieder eröffnet werden. R chnet man auf jeden Schuß aus einem solchen G schütze durchschnittlich 50 Pfund Eisen und 20 Pfund Pulver, so flieg.n mit sidem Schuss, aus den Batterien m.hr als 200 Eenlner E>sin in kie F ste und 80 Eentner Pulver in die Lüste! Ganz gewiß eben so viel fliegt aber auch aus der Feste heraus. Oesterreichs Rüstungen ghen im großartigsten Maß» stabe ihren Gang. In nächsten Januar werden adermal- 100,000 Rekruten auSgehoven werken, und da allen Nach, richten zufolge der Ezaar die Friedenßbedingungen nicht ein geht, so rücken jetzt schon die österreichi- schen Tiuppen aus ihren Winterquartieren in Gallizien an ihre Bereinigungspunkte Krakau, Lemberg, Slanislowo, und der Generalissimus dieser He,re, Baron Heß, gehl zur Armee ab. Welche Rolle die Artillerie zu spielen berufen sein wird, geht daraus hervor, daß die Oesterreichische Armee mit 12 Arlillerieregimentern, jedes zu 14 Batterien, jede Batterie zu 8 Stücken Geschütz, n.bst 20 Reserve-BaNtiien und 20 RakUenbalterien ln- FUd zuhl. Der Stand der diplomatischen Verhandlungen giebt eine um k.m Haar friedlichere Aussicht. Preußen ist ring,laden, dem Bunde Oesterreicks mit dem W sten vom 2. D-cbr. bei* zutreten, hat dieß aber in best.r Form abgelehnl. Einige lagen, es habe Preußen verdrossen, daß O sterreich, ohne Preußen und Deutschland zu fragen, sich zu tief und zu schnell mit dem W-sten eingelassen hadr; andere behaupten, Preuße« wolle erst gewiß wissen, wie die 4 Garanliepunkte ausgrtegt werden si llten, wobei man ihm Schuld giebt, eS wolle Ruß» land so billig als möglich aus der Patsche helfen; gewiß ist nur die Ablehnung und daß es eigene Gesandte nach London, Paris und Wien geschickt hat, um, wie es heißt, seine Be dingungen zum Beitritt für sich selbst festzustellen. In allen Fällen, glaubt man, eS werbe sich Oesterreich noch anschließen. So stehn die Sachen. Ein Schlüssel zu der Weigerung Rußlands, Kruden zu schließen, wäre eS, wenn eS wahr is^ was die A. A. Zeitung bringt, nämlich daß im Geheime« zwischen Oesterreich und den Westmächten au-gemach! worpen/ri.