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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030326010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-26
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 26.03.1903
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Dresdner» Nachrichten. Sir. 85. Leite 2. »» DonnerStan. 2«. März LU03 London. lPriv.-Tel.1- General Sektor Macdonald. Gott ExtraeK geben?" Hierzu stellten sich d>e Jesuiten zwei " ' Ausgaben, nämlich: in der Fern« dir Heide» »u bekehren, d. h. dem Papsttum zu gewinnen; in der Nähe, innerhalb der katho» tischen Kirche, jede freieMeinuna niedrrzudrücken und bieAbtrünnigrn, das sind die Protestanten, mit List und Gewalt dem Papste zu unterwerfen, lieber die Art. wie der Jesuitismu» in der katho. lischen Kirche sein Wesen getrieben, liehe sich viel sagen. LS gab eine Zeit, da d«e katholische Kirche herrliche Männer besah, wir Leiter, Oehler usw.; sie reichten willig die Friedenshand. Jene Zeiten sind vorbei, die Jesuiten haben sie tot gemacht. Im i9. Jahrhundert wurden die Jesuiten in Frankreich, Italien, Oesterreich usw. von dannen geMt und ihre Ordensgesellscixrst laut einer päpstlichen Bull« als «in Schädling an der menschliche» Gesellschaft dem Wunsche der Völker entsprechend aufgelöst. Dieser Zustand dauerte nicht lange: denn schon 1814 tvurde der Jesuiten orden wieder einaesührt. Schon von jeher war eS dessen erstes Ziel, die Kinder-Hrzieyung in die Hand zu bekommen: in Ländern, m denen eö noch katholische Fürstenhäuser gab, siedelten sie sich a». Doch die in die Erscheinung tretenden Greuel brachten es zu einem Widerstande gegen die Jesuiten. Sachsen, die Wiege der Reformation, katholisch zu mache», bemühten sich die Fremdlinge, Mutter Anna, deren Denkmal sich bei der Annen- irche befindet, war eine der ersten auf der Schanze gegen die Eindringlinge; ihrem Beispiele folgten die sächsischen Stande Der Ausspruch eines Jesuitengenerals: ,,Sie (die Ordensbrüder Jesu! mögen sein, wie sie sind, oder sie mögen gar nicht sein!" müsse zu einer wundersamen Energie gegen diese Sekte führen. Wäre das deutsche Volk einig, gewissensfrei und -treu, dann könnte man sie ' rein lassen in das Land, dem dann nicht^u bangen brauchte. ie Jesuiten haben immer aus eine gute Schulbildung gesehen, nur die besten ihrer Schüler nahmen sie als Novizen auf. Das Weltkluge ist bei ihnen das Bestechende. Die Willensbildung bezw. die Willensdressur, nicht die Verstandesbildung ist es. waS den Jesuiten macht. Die begabten jungen Leute werden nervös über reizt und überspannt. Sie werden dem Papst geweiht, und alle Sünden sind ihnen vergeben. Zu den drei Mönchsgelübden: Ehe losigkeit sdie man Keuschheit nennt), Armut skeinen speziellen Besitz zu haben! und Gehorsam gegen den Oberen tritt beim Jesuiten ein viertes Gelübde, der Gehorsam gegen den Paps», dem sie im beständigen Dienst das Leben zu widmen haben. Die Tugendlehre der Jesuiten sei das Schwächste im ganzen Orden. Der Proba- bilismus, verbunden init dem geistigen Vorbehalt, bildet das Wesen ihrer Mvrallehre: danach ist das als richtig anzusehen, was ein zelne angesehene Theologen billigen. Die Jesuitenmoral verbietet )as direkte Lügen, gestattet aber, ausweichend zu antworten. Das deutsche Vaterland sei durch Gottes Gnade ein trautes Hei», ge worden. aber der Jesuit wolle den Frieden nicht, er wolle das Haus aubreimen nach dem jesuitischen Prinzip Loyolas: deshalb bleibe der Unruhestifter lieber draußen! — Redner erntete für seinen mit großem Beifall ausgenommenen Vortrag warme Worte des Dankes seitens des Verla,nmlungsleiters, Herrn Stadtrats Wetzlich, und die Anerkennung der Anwesenden, die sich zum Zeichen der Dankbarkeit von den Plätzen erhoben. — Von den folgenden geschäftlichen Mitteilungen ist diejenige hervorzuheben, daß die in der Vercinsgeschästsstelle Seilergasse 5, 1. Etage, bei Herrn Schlossermeister Weinert untergebrachte umfangreiche Bibliothek auch Mährens der Sommermonate zu reger Benutzung empfohlen Befehlshaber der britishen Truppen auf Ceylon, der im Sudan und rn Südafrika gekämpft hat, soll sich in Ceylon schtverer Ver gehen gegen die Sittlichkeit schuldig gemacht habe» und vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Ehristiania. Die Zollkommission deS Storthinas beantragte einen Wertzoll von 5 Prozent auf Maschinen aller Art. auä> landwirtschaftliche: für letztere hatte die Regierung Zollfreiheit vorgeschlagen. Konstant inopel. sPriv-Tel.1 Der deutsche Kron prinz und seu» Bruder »ressen am 6. Mai hier ein. Der Verzicht auf den Besuch Palästinas steht noch nicht fest, ist aber mit Rücksicht cn>t das Auftreten der Cholera in Damaskus wohl zu erivarie» Vom >8. bis 22. März sind in Damaskus 28 Todesfälle an Cholera vorgekommeii. — Der deutsche Bot schafter Freiherr n. Malschall suchte den ökumenischen Patriarchen und den piilgarischeu Exarchen auf und legte ihnen nahe, doch in ihren Diözesen allen Ciiiiluß cniszubiele», um die Ruhe auf recht zu erhalten. Caracas. (Reuter - Meldung.! Nach Verlesung einer be sondere» Bol'cha'l im Kongresse zog Castro seine Demission z u r ü ck. Kairo. Der deutsche Kronprinz mrternahm heute einen Spazierritt. Morgen begibt er sich nach Assuan, wo er drei Tage zu verbleiben gedcnkr. Kalkutta. tPriv.-Tel.f Zwei britische Ossiziere haben von dem Herrscher von 'Nepal Erlaubnis erhalten, sein Land, das bis- her Europäer» streng verschlossen war, zu besuchen. Im Hin blick aur die hartuäckigen Gerichte über Unruhe» an der libelaiiisckM Grenze betrachlet man diese Erlaubnis hier als besonders wichtig, da Nepal durch seine Lage zwischen Britisch- Jndien und Tschlli von großer Wichtigkeit für die Engländer ist. israakfvrr u. (Lcvtufl. Kredit 217 90 «.'»»kouro 9ü,50. t-r»«dn«r van! 1»v.—- Lkaat-dahn 119.—. tzombarven 11.90. LauradtUts 23ö,—. Ungar <-old —. Portugiesen 92. - . Hefter. 2ar»s. (3 Uhr nachm.' Rente 98.97'/,. Italiener 1VZ.5S. Spanier 91.2S. Portugiese'» 91.20 Türken 90,30. Tilrkenloole LLs.bO Ottomanbank 609,—. >-ta.Uödahn . Lombarden 81.—. schwach. Paris. Produkieumarkl. Wenen oer März 23.1S. ocr Mai-August 3 3L. matt, Sl-tritus oer Mari 19 —. ver Leptemdr-Dejcniber 10.2S. beh. RUbSt oer Marz LÜ.2L. rer Leprenider-Tezernder S3.ruhig. Amsterdam. Produkten. Bericht. Venen per Mür> , o«r Mat — E)2,chastSloS. Roggen oer März —. ver Mai - . London cProduktettbeticht > Getreidemarkt matt. Weizen mitunter >/., Mars, Gerste, ordinärer Hafer sh. niedriger. — Wetter: PraHlvoU. Ocrtlichcs und TächsisrheS. — Ihre Köiiigl, Hoheiten die Prinzen Georg und Frie d r: ch E h >. i st i a » besuchten gesler» in Begleitung des Herrn Hanpiinaniis Fieiherrn O'Vnrn das Galanterie- und Lpiel- waren-Haus von B. A. Müller, König!. Hoflieferant, Prager- siraße 32. — Dem am 1. April in de» Rubestand tretenden Diener bei der «taaksschuldeu-Verwaltung Lngeirheim ist daS Albrechts- kreuz verliehen worden. Da chie Wahlperiode des gegenwärtig tageiiden Reichs- wirb'-'Nächsten Sonntaavon 1l'Uhr "vormittags ab findet'im , mit dcnl 16. J»ni d. I. abläiist. ist es geboten, ohne Hanse Kleine Plauensche Straße 14 12. Bürgerschule! die Sckul- aerzug die erforderlichen Vorberelkungeu für die Neu- ------ „r, mc.r.Li...» ä,l. rages jeden V wählen zu treffen. Die Gemeiirdeobrigkeiten, als welche tn Vieler Beziehung für' die Städle. i» welchen die Revidierie Ltädkeoidnung eingcführt ist, die Skadträie, für die Städle, in welchen die Städteordming für mittlere und kleine Srädre gilt, die Bürgermeister und für das Platte Land die Amtslianplmanii- sch.rsten zu betrachten sind, werden durch Miuisterialoerorduung angewiesen, die Abgrenzung der Wahlbezirke vor- zunehme». Hiernach haben die Stadträte. Bürgermeister und Gemeindevorstände die Wählerlisten aufzustellen. I» Gemelnden, welche in mehrere Wahlbezirke einznteilen sind, hat die Aufstellung dreier Listen ist: jeden Bezirk gesondert zu erfolgen. — Die D e u t sch i o z ia i e ir Liebermaunicher Richtung iu Leipzig haben, wie schon erwähnt, beschlossen, einen eigenen R e i ch s t a gsk a nd id a t e n aufzustellen. und zwar beaGnde» sie dies Borgeheu damit, daß sie nicht mit in das inr Sachien geschlossene ordnungsvarteiliche RcichStagswahlkertell cingeichlossen woideii sind. Aus einen bestimmten Kandidaten hat man sich indessen »och nicht geeinigt. Der deutiche Bund für Handel und Gewerbe wird für diese Sondeikaiididakui stimmen, falls de, Nactellkniididat Prof. Dr. Hasse nicht bindende Zulaaen im Sinne des Mittelstandsprogramnis abgilst. Degege» erläßt der Schutz- verband für Handel und Gewerbe in Mitteldeutschland tZktz Leipzig! eine beiondere Erklärung, der zufolge er nicht beabsichtigt, einen eigenen Kandidaten zu nominieren, sondern sür Pros. Dr. Hasse stimme» wird. — Zu dem Kapitel .Aerzte und Krankenkassen" gehe» uns von ärztlicher Seite nachfolgende Ausführungen zu, welche die Minderwertigkeit der den Aerzten von den Kaisen zu- gemuleten Honorariätze beleuchten: .Auf der diesiährigen Versammlung der deutschen Kiankenkassen sagte in der eisten Sitzung der sozialdeinokraistchs Stadtverordnete Dr. med. Friede- bcrg-Berlin: „Die Vertreter der ärztliche» Standesvereine mögen cs sich gesagt »ein lassen, daß nicht die Krankenvecsichciung schuld ist an der 'Notlage der Aerzte. denn es sind annähernd'>Milt Ml in einem Jahre von de» K,a»keiikassen für ärztliche Hilfe nnsaegcben worden." Später wurde fcslgeslellt. daß 1123 Delegierte amverend waren, welche l 100 Kaisen mit 4 757 618 Mitglieder» vertraten. Ta lange nicht alle Kassen vertreten waren, wird die Zahl der Versicherten viel höher sein 'Nehmen wir aber seihst an, daß »»> dien? annähernd 5 Millionen Mitglieder obige annähernd 5 Mill. Mt im Jahre ansbringen. w würde für icdeS Mitglied inr Jalire I Mk, Arztkosten gezahlt Ta der Arbeitgeber s trägt, >o kviirmt am den 'Arbeitnehmer 66,6 Pfa Allo 1.03 Big. hat er von einem Wochenlohn abzugeben. um sich und bei vielen Kasse» auch leinen Angehörigen ärztliche Behandlung zu sichern. Bei d eiem winzigen Beitrage ist es nicht wunderbar, wenn bisweilen nur 17 Pfg. inr die ärztliche Leistung herauSkammen. Aber dieie ', Pstz. sind nicht einmal Reingewinn, denn davon hat der Arzt .wstrnlnente. Bücher. Untestnchniigs-. Wartezimmer, ete triiche Bahnen u. s. w. zu zahle». Und wenn die Aerzte Leuten mit Einkommen über 2-M 'IN. einen höheren Betrag als 60 Pfg. im Zähre, 1.09 Pfg Pro Woche zumnten. tv wird ihnen .cinieitige Untcresseiipolitik" und Maßlosigleit ihrer „rückständigen Forderungen vorgeworfen!" — Die offizielle Gründung des Schntzverbandes i,i r H a » d e l u nd G ew er b e in Tresden hat am Freitag statlgcfnnden. Anläßlich eines Vortrages, den der Vcnsitzende des Leipziger Schutzverbandcs. Kaufmann Fiitz'che. im „Eldorado" gehalten, bildete sich ein Ausschuß von mehreren Herren, um auch hier in Dresden einen ähnlichen Verband ins Leben zu rufen. Tieser Ausschuß hat seine Arbeiten beendet, und konnte den Mit gliedern in einer Verianimlung, die am Freitag im Restaurant „Am Jnstizvalast" statksanö, die ausgearbcitelen Satzungen ver legen. welche einstimmig angenommen wurden Hierauf fanden die Vorstandswahlen statt. Gewählt wurden die Stadtverordneten Karstina»» Uhlmaim. Kaufmann Hantle. Drogist Mödling, Klemviiermeistcr Skriegler, Apotheker Köhler, Töpfermeister Hvrisch und Rechtsanwalt Schleckte, ferner Tischirrobermeister Zimmer, Kaufmann Friedrich, Bäckerobermeister Bleuer, Prokurist Reinhard. Buchdruckerelbesitzer E- Meyer, Schneidermeister Pflng- beii. Kausmamr Blnmenau und Kaufmann Reichelt. In einer Anssprache wurden dann die nächsten Aufgaben des Schnkver- bandes berate» und einstimmig von der Veiiainmlung gutgeheißen. — Mit der gestern im großen Saale der „Drei Raben" ab gehaltenen Hauptversammlung beschloß der Allgemeine Hand - merkerverein die Veranstaltungen des Winterhalbjahres. Den Hauptvortrag hielt Herr Pfarrer Segnitz von der Annengemeinde über die in jünaster Zeit brennend gewordene Tagesfrage: „Zollen die Jesuiten wiederkommen?" Vor Beantwortung der Frage verbreitete sich Redner in unparteiischer Weise über die .Zwecke der von dem Spanier Ignaz von Loyola, dem größten Gegner Martin Luthers, gegründeten geistlichen Ordensgescll- schaft Jesu, deren Aiismeistinig aus Deutschland durch das Reichs- gesetz vom 4. Juli 1874 erfolgte. Aktuell ist diese Frage wieder geworden durch die Erklärung des Reichskanzlers, wonach dieser gewillt sei, den ß 2 des Jesuitenaesetzes, der über die freie Be- wegung der einzelnen Jesuiten in Dnitichland Bestimmungen trifft, auszubcben. Im weiteren ließ Redner jedes parteipolitische Moment unberührt und behandelte das Thema von rein nationalen Ge sichtspunkten ans. Die größten Gegensätze in diesem Kapitel seien Luther und Loyola. Jener fand bei dem eingehenden Studium der Bibel in Jesu einen gnädigen Gott und mit Gott trotzte er der Welt: dieser aber sagte: „Ich bin gut, was kann ich meinem Prüfung, verbunden mit Zeichenausstellung, der Altstädter Ab teilung der von über 1000 Schülern besuchten Vereinssachschnle statt: Sonntag, den 5. April, erfolgt dann die feierliche Entlassung der ab- gehendcn 300 Schüler im Evangelischen Vereinshause, zu der die Eltern und Lehrherren emgcladen sind. — In Mainz findet am 14., 15. und 16. April der 4. Ver bau dstag der Hilfsschulen Deutschlands statt. Der Hilfsschulverband, im Javre 1898 gegründet, hat sich die Auf gabe gestellt, die vielfach so stiefmütterlich behandelten schwach- begabten und schwachsinnigen Kinder in eigenen Schulen, sogen. Hilfsschulen, zu erziehen und zu unterrichten. Während den körper- sich Gebrechlichen schon seit alter Zeit sich menschliche Barm herzigkeit und Liebe zuwendct, ist für die geistig-Minderwerligen bis vor kurzem so viel wie nichts geschehen. Selbst dann, als man schon längst Anstalten zur Unterbringung von Idioten, Bluiden, Taubskuinmen hatte, dachte kaum jemand daran, den Schwachen am Geiste eine besondere Erziehung angedeihen zu lassen. Und doch ist dieses Werk nicht minder nötig und,.wichtig. denn der Schtvachsinnigen gibt es weit mehr als der Bierfinnigen, und jene sind nichl weniger hilfsbedürftig als diese. Aber weil ihr Leiden nicht sö augenfällig ist, übersah mau es und ließ sie in den Volksschule» oder schickte sie in eine Jdiotenanstalt. Beides ist in gleichem Maße verwerflich, denn weder auf der einen, noch aiif der anderen Stelle wurde den Kindern die geeignete Erziehung zu teil. Der letzte Funken geistigen Lebens erstarb unter einec solchen unzweckinänigen Behandlung vollends. Ohne im Besitze des geringsten Maßes geistiger Bildung und ohne er> werbssalsig zn sein, wurden diese Unglücklichen in das Leven hin. ansgeschickt, wo sie dann gar bald entweder den Armenhäusern oder gar den Gefängnissen zur Last fielen. Das könnte anders sein. Denn die Wirncnnkeit der Hilfsschulen hat gezeigt, daß die Mehrzahl der schwachbefähigten Kinder durch geeignete Behand lung noch zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft enlwickcil werden kann. Darum ist die Sach« der Hilfsschulen in erster Linie eine hochwichtige Angelegenheit des Staates und der Kommunen. Aber auch Aerzte, Geistliche und Juristen schenkten ihnen neben den Schulmännern stets wachsende Beachtung. Es ist daher eine erfreuliche und in sozialer Hinsicht eine bedeutsame Erscheinung, daß die Hilfsschulen in den letzte» Jahren erheb lich zliaenonimen haben. Während im Jahre 1998 ihre Zahl in Teulschland 52 betrug, zählt das Reich sinr Zeit 174 solcher An- slalte». Fast alle größeren und mehrklassigen sind selbständige Schulsysteme mit eigener, fachmännischer Leitung. Daß dieser gewaltige Fortschritt in erster Linie dem Verbände Deutscher Hilfsschulen und seinen Versammlungen, die stets auch vom Aus lände besucht waren, zuzuschreibcn ist, dürfte nicht zu bezweifeln sein. Doch der Verband rastet nicht: er will seine Erfahrungen rn immer wertere Kreise tragen. In Klassen von höchstens fünf zehn Schülern sollen gedachte Kinder vereinigt werden; durch liebevolle Behandlung, freilich auch durch fast übermenschliche Ge duld, durch eine intensive Verwertung des Anschanungs- und Zprcchunterrichts und nichl zuletzt durch den Handfcrtigkeils- oder Arbeitsunterricht werden diefe Schwachen so weit gefördert, daß durchschnittlich 80 Prozent von ihnen einem, wenn auch ein- fachen, so doch geordneten Lebensberuse entgegengeführt werden. Auch rn der Fortbildungsschule soll ihnen die gebührende Berück- sichtrgung zu teil werden, namentlich will man ihnen bei Aus wahl und Auffindung des Lebensberuses auch nach der Schul entlassung zur Seite stehen. Auf dem Mainzer Verbandstage wird ein erfahrener Jurist, Oberamtsrichter Nolte aus Braun- schweia die Berücksichtigung der Schwachsinnigen im bürgerlichen und öfsenllichen Recht des Deutschen Reiches besprechen. Die Unterrichtsslcstislik bezeugt, daß aus etwa 1000 Einwohner ein schwachsinniges Kind zu rechnen ist, so daß also schon Städte mit 20 000 Einwohnern in der Lage sind, sich erfolgreich diesem Samariterdienst zu widmen. Der Schriftführer des Ortsaus, schusses zur Vorbereitung sür den 4. Hilfsschulverbandstag zu Mainz, Hilfsschulleitcr I. Äettig Mainz, Lauterenstraße 9f, rst zu Auskünften bereit und nimmt Anmeldungen entgegen. — Die gegenwärtig an Werktagen zwischen Dresden Haupt bahnhof und Eosfebcmde-CoSwig verkehrenden Frühzüge: 4 Uhr 3 Minuten ab Hanptbahnhof und 5 Uhr 39 Minuten an Haupt- bahnhof werden vom 1. April d. I. ob an Werktagen nicht mehr bis und ab Coswig, sondern bis und ab Weinböhla geführt werden. - Vom 1. Mai d. I. a» erhalten die »achgenannten, bereits bestehenden Verkehrsstellen andere Benennungen und zwar: Cotta bei Dresden (Lime Dresden-Cossebaude-Elsterwerda) .DreS- den-Cotta". Pinnen bei Dresden lLinie Dresden-Chemnitz) „Dresden-Plauen" und Jrankenstetn (Linie DlkSdcn— Chemnitz! „ Fra nkenstein i» Sachien". — Im Zeichrnsaale des Könlgl. Lehrerseminars zu Dresden-Plauen sind die S ch ü le r»e i ch nn n g en vom 26. bis 29- März für Intercslenlcn zur Besichtigung ausgestellt. — Eine erfreuliche Bautätigkeit macht sich aus dem zwischen Schäfer- und Wvchsblcichstraße belegene» Areal des ehe- maligen Freimaurer-Instituts bemerkbar. Nach der Uebersiedlung der Anstalt nach Striesen in ausgedehntere, den neuzeitlichen An- forderunaen entsprechendere Räume lag der große Komplex mehrere Jahre brach. Nur das beim Abbruch der alten Baulich keiten stehen gebliebene Verwaltungsgebäude an der Ecke der JnstitutSgasse und Wachsblcichstroße ist durch Herrn Baumeister Krebs bisher sür Wohnungszchecke durch einen umfassenden Aus bau iiiitzbar gemacht worden. 'Mit dem Eintritt günstiger Bau- _ Grundstück,durchschneid«n. nstttut» gass e Neubaustii Witterung sind nun sowohl an der den neuen Straße r. wie auf der ^... in Angriff genommen und rasch gefordert worden. Du Fronte» der i» 15 Meter Breite angelegten Querstraße werdrn drei «lock- werke aufweisen, während die übrigen Außensronten emen dinge- schlissigen Ausbau erhalten sollen. Anfangs dieser Woche hat man nun auch auf der um 5 Meter verbreiterten Menagerie- straße resp. Schäferstrak« mit den Vorarbeiten zur Er- Achtung vier weiterer HauSbauten begannen. Dir Herstellung wurde von der Bank für Grundbesitz, in deren Händen sich das ia 30 Baustellen eingeteilt« Gelände benndet. dem Baumeister Herrn Kirsten übertragen. — Dle Elbtalloae des „vereint,ten Alte» Orden derDruiden veranstaltete am Sonntag nachmittag 6 Ubr tm Logenhaufe Humdoldistraße b eine Konfinnanden- Brklrtduiigssrier sür eine Anzahl Knaben und Mädchen, zumeist Voll- »nd Halbwalsen. zu der sich eine grünere Anzahl Gäste und Loge Heu Sekretär Br- v. Roder das Wort zu einer Ansprache an die Konfirmanden, die aus alle Anwesenden einen kiele,, Ein- biuck machte. Mil Uederretchung der Gaden, bestehend aus voll ständige, Kleidung. Geldgeichrnkeii und einem Gelangt»,che, schloß nach einem wettere» Chorgesange di« kurze aber erhebende Feie, - Der tn Loschwltz verstorbene Herr Hugo Törmer hat der Evangellicd-lutheuschen Dtakontsseuanstalt ein Vermächtnis von 1000 Mk. ausgesetzt. — Der Gau Sachsen-Thüringendes Deutschen Kegler- bundes veranstaltet in diesem Jahre vom 20. bis 34. Juni in Gera ein Gau kegelsest. für das die Vorbereitungen bereits im vollen Gange sind. In der vor kurzem stattgesundenen konstituierenden Versammlung wurde ein Garantiefonds von 15000 Mark fast bis zur vollen Höhe gezeichnet. Der Gauvorstand beschloß, dem fest- gebenden Verbände Gera 1000 Mark aus Goumitteln zu gewähren unter der Bedingung, daß der Verband Gera die gleiche Summ« bewilligt. In der betreffenden Gauvorstandssitzung waren die Verbände Dresden, Leipzig, Chemnitz, Crimmitschau und Gera ver. treten. — Wie bereits mitgeteilt wurde, ist innerhalb der letzten vier Wochen in vielen deutschen Zeitungen eine Annonce erschienen, in der eine amerikanische Familie für ihre Tochter von 16 Jabien und ihren Sohn vo» l4 Jahren „Pension" in einer feinen dcut- 'chen Familie oder Privatpensionat (Land oder kleine gesunde Stadt bevorzugt), Pensionspreis Nebensache, suchte. DieSache istei» ganz raffinierter Schwindel. Die Absender iolcher Osierten erhielte» »ach kurzer Zeit eine» Brief, der mit Dr. Otto Vogel aus Lincoln. Nebraska, unierzeichnet ist und ari dem bervorgeyt, daß dein angeblichen Geluchsteller die Offerte genehm ist und die baldige Ankunft der Kinder tn Aussicht gestellt wi,d. Kurze Zelt dalauf ging dann von der Svedi>io»ssir,na PhoS. Cowgill u. Sons in Harwich ein Avis ein. das besagl, day für die betreffende Familie mehrere Koffer nach Antwerpen oeiscviffr worden seien und daß dle von New-Aork bis Anwerpen entstände»»,, Spesen, etwa 80 Mk., durch einBankhaus prr Sicht- wechsrl entnommen würden, da eine Nachnahme auf dem Konti nent »ichk anaängitz sei. Weder die avisierten Koffer noch die augemelveten Prnfionäre treffen aber lemals ein. Um Schädig!»,, eu des Publikums vorzubeuge», wird dies jetzt von der König!. Zvlizeidiiekiioir bekannt gegeben mit dem Hiuzufügen, daß der angebliche Dr. Vogel schon vor einigen Jahren als John Totster, Alexander Dehl und James Fraser dieselben Be»rüge>eten verübt hak Ciwaige bereits in dnlelben oder in ähnlicher Weile Ge schädigte weiden eiiucht, sich unter Aktenzeichen 6. Unbekannt L l(>95 bei der Krtminalableilung — Hauptpolizet, Zimmer 2S — zu melden. — AuS der Wohnung seiner Pflegemutter hat sich am Sonn abend früh das 14V, Jahre alte Schulmädchen Anna Otto ent fernt und ist bisher nicht zurückgekehrt. ES Ist bekleidet mit roter Sioffblule. giaugrünmclierlem. mit roten Noppen veriekenem Obercock. schwarzer Hängeichürze, schwarzen Strümpfen und Leder- bciusschnhen Anna Otto ist etwa 1.57 Meier grcH und von klüftiger Statur; eine an ihre Pflegemutter gesandte Postkarte läßt vermuten, daß sie sich das Leben genommen hat. Falls sie irgendwo anqelroffen oder aufgefundcn werden sollte, wird ge beten, unverzüglich Nachricht an Karl Kühnel. Zwingerstraße S. 3. Elage, gelangen zu lassen. — Die in Oberschlesien wohnenden Verwandten deS am Sonn, obend wegen Ermordung des Fabrikwächters Pratsch Hingerich teten Raubmörders, des früheren Straßenbahnfübrers Andreas Lerch. haben an das preußische Ministerium des Innern das Ersuchen gerichtet, in Zukunft einen anderen Namen führen zu dürfen. Der Enthauptete hat sein ettva 8000 Mk. betragendes Ver mögen seinen Verwandten testamentarisch vermacht. — Die Bergensche Dampfschisfsgesellschaft, Bergen und die Nordenfjeldfche DampfsckisfsgeseU» schaft, Trondhjem haben soeben ihren neuen Fahrplan „Sommer- Lustreisen 1903 nach den Fjorden der Westküste Norwegens, dem Nordkap usw." herausgeaeben. Derselbe ist im Internationalen Reisebureau Com et. Pragerstraße 6, I.. welches genannte Dampsschiffsgesellschasten am hiesigen Platze vertritt, kostenfrei zu haben. Auch jegliche Auskunft erfolgt kostenfrei, Billetts werden zum Originolpreise verausgabt. — Wenn in München gegen die Mitte des Märzen aus dem Zacherlkellcr in der Vorstadt Au das berühmte „Salvator- vier", jetzt „Paulaner" genannt, ausgeschenkt wird, dann steht die ganze bayerische Hauptstadt auf dem Kopfe. Kaum acht Tage dauert die Herrlichkeit' am Joseplistage ist das Bier gewöhnlich schon alle und die Hälfte der Maßkrüge auf dem Keller cntzwci- geschlagen, darum heißt cs, die Zeit wcchrnehmen und mit vollen Zügen genießen, solange daS köstliche Nah fließt, denn bis das Hofbräuyaus zum Anstich seines nicht minder köstlichen „Bockes" schreitet, kommt der Mai heran. Der Ur-Münchner zieht deshalb während dieser fröhlichen Bierzeiten mit Kind und Kegel Tag sür Tag hinaus auf den „Keller", Bierwürste und Radis sind gesuchte Artikel. Diese Münchner Bterhcrrlichkeit hat nun der Wirt zum Linckeschen Bad, Herr Naumann, auch nach Dresden ver pflanzt, indem er in den weiten Saalräumen seines altbekann ten und allbeliebten Etablissements ein großes Münchner Salvator-Fest veranstaltet und soweit der Stoff reicht, bis mit 1. April das echte „Salvator" aus der Paulaner-Brauerei in 'chieht dies bei Tage zumeist chen Braustübel. so setzt sich ort, der mit bunten Wimpel- München zum Ausschank bringt. Gs in dem äußerst gemütlichen oberbayri die Fröhlichkeit des Abends im Saale schnüren und Fahncndekorationcn in den bayrischen Landes- und Dresdner Stadtfarben geschmackvoll dekoriert ist. Ob aber dort, ob hier, das Bier, von reizenden jungen Bayerinnen in kleidsamer Nationaltracht kredenzt, ist gleich aut, gleich süffig und wcchl- bekömmlich. Auch sonst ist für Unterhaltung reichlich gesorgt. Iu der Mitte des Saales erhebt sich eine Estrade, mit Rosengirlanden überspannt. Hier konzertiert der Festwirt Max Wolf mit seiner originellen Schllhenkapelle. Nicht in enge Fracks und nicht in die Uniform zwängen sich die kräftigen Gestalten, sondern in bluten- weißem Hemd, darüber buntgestickte Hosenträger^ daS kleine, grüne Hütchen mit dem Adlcrflaume oder der Sptelocchnfeder keck auf dem Kopfe, tragen sie ihre oft durch Gesang begleiteten Weisen vor. Kommt dazu noch ein« der oberbayrischen Schlacht feste, wie es vorgestern stattsand and wie sie sich am Freitag, den 27., und Dienstag, den 31 März, wiederholen werden, wo der Wirt mit delikaten Münchner Schlachtschüsseln und frischer Wurst aufwartet, dann darf man ruhig den Grillen Valet geben und sich für einige Stunden nach dem biersröblichen München und seinem Salvatorkeller in der Au versetzt fühlen. — Die durch ihre hervorragend schöne Lage vielen Dresdnern wohlbekannte Besitzung Altfriedstein in Ntederlößnitz ist nun- mehr in Villenbaustellen umgewandelt worden. Bei Be arbeitung des Parzellierungsplanes wurde in sehr geschickter Meise darauf Bedacht genommen, daß die höher liegenden Häuser mög lichst auf die Lucken der tiefer liegenden Grundstücke zu stehen kommen und so die Fernsicht gewahrt bleibt. Die Billenkolome Altfriedstein wird vorzugsweise Einfamilienhäuser erhalten. Be rücksichtigt man die für diese bevorzugte Lage der Löbnitz sehr niedrigen Preise, eS sind zum Beispiel schon Parzellen von 60M bis 7000 Mark an zu haben, so ist nicht zu bezweifeln, daß die Be- siedeluny dieses Geländes sich bald sehr lebhaft gestalten wird. Nähere Auskunft erhält man im Jnvalidendank zu Dreien, im Bureau der Altfriedsteiner Villenkolonie in Niederlößnitz und im Bureau der Architekten Schilling u. Graebner, Ecke König Johann- Straße und Kinne Jrohngasse 1, II.
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