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Voigtlän-ischer Anzeiger Sonnabend. 9. September 1854. Zschinsky Frhr. v. Benst. Roßberg. Jährlicher AbonnementSpretS für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die JnsertionSgebührcn werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpuö-Zeile berechnet, größere Schrift nach DerhälMiß deS Raumes. — Bekanntmachung, die Versammlung der Stände deö Königreichs Sachsen zu einem außerordentlichen Landtage betr. Sc. Königliche Majestät haben beschlossen, die getreuen Stände zu dem ihnen bereit- in Aussicht gestellten außerordentlichen Landtage aus den 5. Oktober dieses IahreS in die Residenzstadt Dresden einberufcn zu lassen. Allerhöchstem Befehls gemäß wird dieses und daß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch besondere Mlsfivcn deshalb er gehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 31. August 1854. Gesammtministerium. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Zeitungen. Sachsen. Bautzen, 6. September. Heute wurde der apostolische Vikar und Bischof zu I^oontopoli« in purtibus, Herr L. Forwerk, nachdem er gestern zum Kanonikus er nannt worven war, zum Decan des Domstifts Budissin erwählt. Johanngeorgenstadt, 3. September. Zu Ende des vorigen Monats ist auch bei uns der erste heurige Ernte wagen eingefahren worden; die Aussichten für unser Getreide sind überall s.hr gut. Preußen. Breslau, 3. September. Seit Mittwoch ist die Witterung endlich schön und trocken und der Waffer- stand der Oder Hal sich darnach ermäßigt. Die überschwemmten Ufer und Felder, wo solche nicht zu niedrig liegen, sind meist wieder wasserfrei. Die Verheerungen des Hochwassers erwei sen sich leider sehr bedeutend und der Schaden Schlesiens an Gebäuden, Dämmen, Brücken und Feldfrüchten wird auf mehr als 10 Millionen geschätzt. Das jetzige trockne Wetter läßt hoffen, daß von dem im Felde gebliebenen und mehr oder weniger erwachsenen Getreide noch einiges zur Brennerei wie zum Verfüttern brauchbar gemacht werben und daß sich eine Feldbestellung bald ermöglichen taffen wird. Die Kar toffeln und alle Futtergewächse haben sehr viel Schaden ge litten und sind davon nur sehr geringe Erträge zu erwarten. Bayern. Se. Maj. der König hat die Erbauung einer protestantischen Kirche zu Passau, und dafür die Vornahme einer Hauscollecle bei sämmtlichen protestantischen Bewohmrn deö Königreichs diesseits des Rheins zu genehmigen geruht. Bei dem geringen Besuch des Glaspalastes unter den ge genwärtigen Umständen hat die Jnbustrieausstellungscommission mit dem 1. September eine Verminderung des Aufsichlsper- sonals eintreten lassen, indem etwa hundert Aufseher von ihrer Function entlassen worden. Wie der Ausstellungspalast, so sind auch die bedeutenderen Schaubuden verödet, und jetzt sind diese wegen Mangels an Besuchern geschloffen. Ja so. gar das Hoftheater ist an drei Wochentagen geschloffen. GroßY. Hessen. Mainz, 3. Seplbr. Eine ruchlose That, verübt an einem unserer geacktetsten Bürger, setzt die ganze Stadt in die größte Aufregung. Ein Schlosser, Na mens Schmitt, fiel heute seinen langjährigen Wohlthäter, den Bauunternehmer Ehristian Lothary, einen der größten und unternehmendsten Geschäflsmänner unseres Landes und dabei allgemein bekannt und geachtet, vor dessen Hause meuchlerisch an und versetzte ihm sechs Stiche, davon mehrere in Leiv und Lenden. Der längst in üblem Rufe stehende Verbrecher ist in den Händen der Gerechtigkeit. Frankreich. Der Kaiser ist am 1. Septdr. Abends 8 Uhr zu Bvulogne eingetroffen und mit lebhaftester Begeiste rung empfangen worden. In Bvulogne hat der Kaiser das ganze Hotel Brigthvn inne, daS einen schönen Garten hat, in welchem Zelle aufgcschlagen worden sind. Prinz Albert wird am 5. September in Bvulogne erwartet. Der Ober- commankant der britischen Armee, Viscount Hardinge, sowie viele hochgestellte britische Offiziere, werden gleichfalls eintres- fen. Lord Cvwl.y, der englische Gesandte am Tuilerienhofr, wird am 4. September zu Bvulogne eintreffen. Aus Bvulogne bringt das amtliche Blatt vom 2. d. M. Schilderungen über den Aufenthalt des Kaisers. Am Lage nach seiner Ankunft halte er mit großem Gefolge eine lange Besichtigung des gejammten ausgedehnten Lagerlerrains vorgenommen. Am Abend desselben Tages trafen die Equi pagen und Pferde des Prinzen Albert von England ein und wurden unter Leitung einer Abtheilung Hvrseguards ausge schifft. Die Pferde wurden in den kaiserlichen Ställen unter gebracht. Wie man versichert, werden dieser Tage neue Truppen nach der Ostsee in Calais eingeschifft werden. Die Zahl der. selben wird 25,000 Mann betragen. Es scheint, baß man noch vor Beginn der schlechten Jahreszeit einen Hauptschlag aussührcn will. Die Zahl der im Orient an der Cholera gestorbenen fron, zösischen Soldaten beträgt, den neuesten Berichten zufolge, 8000. Eine große Zahl liegt noch krank darnieder.