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601 ßen zerstört. Agent.n und Prediger zichen vor den Truppen vvn Dorf zu Dorf und suchen die Einwohner zur Auswan derung nach Bessarabien zu bereden. Der Viehstand in der Moldau ist gänzlich vernichtet. Ochsen, Kühe, Schafe, ja sogar Schweine werden von den Russen mitgenommen. Un absehbar große Viehheerden treiben russische Bau rn über die Grenze. Fürst Gorlschakoff wird am 15. September Jassy vtrlassen und nach Bssarabien reisen. Tagö vorher soll die Uebergabc der Regierungsgeschäfte an den provisori schen Verwaltungsralh erfolgen. Tue moldauischen Staats- fassen sind geleert. MannicbfaltiAes. Briefe eines Auswanderers. Bon Berlin nach Galveston. Forks-Creek (Texas) 26. Juni 1851. Ich habe in den verschiedenen Briefen vvn Auswanderern niemals einen vollständigen Bericht über ihre Seefahrt gefunden, und allerdings ist dieser Abschnitt in der Siegel nicht so interessant, um bei ihm länger zu verweilen. Ich habe es mir aber zur Aufgabe gestellt, einen kurzen und dennoch vollständigen Bericht während der ganzen Reise bis zur Ankunft in Galveston abzustatten, damit nachkommende Auswanderer einen Anhalt auch in anscheinend kleinen, aber sür die Reise selbst wichtigen Momenten haben. Am 11. trafen wir um 1O'/r Uhr in Bremen ein, und logirten auf Anralhen eines Reisegefährten in dem Schapert'schen Hotel in der Nähe der Eisenbahn. Man muß sich in der Regel gefallen lassen mit Mehrern einlogirt zu werden, da der Andrang von Auswanderern zum 15. und 1. eines jeden Monates sehr stark ist. Waren doch selbst für den 15. März ungefähr 7000 Auswanderer erwartet. Wir mußten per Kopf für Logis und Beköstigung täglich 20 Ngr. zahlen. Wir erhielten dafür Kaffee, Thee, und zu Mittag eine Bouillonsuppe mit Fleisch und etwas Gemüse. Im Allgemeinen ist Bremen thcucr, da es hauptsächlich von den Auswanderern lebt, und die Sucht, an diesen zu verdienen, eine Hauptrolle spielt. In Bremen melde man sich sofort bei seinem Agen ten, berichtige das rückständige Passagegeld, setze dort seine Ge'der, soweit es die Weiterreise erfordert, in amerckanische Münzen um und nehme für den Rest Wechsel auf New-Orleans, erkundige sich auch genau, wann man seine größeren Reisekisten nach dem Flußschissc transporlircn lassen kann, damit sie durch dasselbe nach dem Seeschiffe in Bremerhascn verladen werden können. Der Transport mit dem Flußschiffe geschieht uncntgcldlich, dagegen muß man die Fuhre bis zum Flußschiße selbst berichtigen. In der Regel zahlt man per Stück ohne Unterschied 7'/r Ngr. Ich empfehle jedem Auswanderer, das große Gepäck schon 11 spätestens 8 Tage vor der Abreise nach Bremen zu senden, damit eS nicht zu spät ankommt. Es wird inzwischen in dem Gepäckraum der (Lisenbahn ohne Kosten aufbewabrt. (Ls ist mehrern Auswanderern be gegnet, daß sie ohne ihr Gepäck haben abreisen müssen. Bei dem Ein laden im Flußschiffe rathe ich Jedem persönlich mit der vvn dem Agenten erhaltenen Legitunationskarte zugegen zu sein, und, wenn man das Flußschiff nicht für sich zur Fahrt nach dem Hafen mub.nutzen will, durch ein kleines Trinkgeld an den Steuermann (5—10 Ngr.) für die Beaufsichtigung der Kisten zu svrgen. Ich rathe aber Jedem, die nach Bremerhafen täglich 2 auch 3 Mal abgehenden Dampfschiffe zu be nutzen. Bremen selbst bietet nicht viel Sehenswerthes dar. Ich warne Jedermann in Bremen Ankäufe zu machen, da man dort förmlich Waaren für Auswanderer fabricirt, um recht viel zu verdienen. Selbst Wein und Kaffee erhält man trotz der schönen Proben sehr schlecht. Bon Reisegefährten wirb das Ostermann'sche Hotel zur Stadt Marburg in der Neustadl sehr empfohlen. Wir blieben in Bremen bis zum 18. März Mittags 1 Uhr, um welche Zeit wir nach Bremerhafen abfuhren, und dort um 5'/r Uhr Nachmittags anlangten. Im Hasen kann man theils in dem allgemeinen Logirhause, theils bei Privaten logiren. Für große Familien ist (LrstereS vorzuziehen, da man eigene Zimmer erhalten kann, und man oft hierzu gezwungen ist, wenn das Schiff nicht zur bestimmten Zeit abgcht, indem die Rheder lieber Naluralvergütung geben. Man legt dann per Kopf etwa 2 Sgr. täglich zu. Bon Privaten sind die Logis im deut schen Hause und bei Müller zu empfehlen. Mit den Lohn- und Koffer- trägern in Bremen und im Hafen accvrdire man vorher, da keine Taxen bestehen. Im Hafen suche man sofort sein Schiff auf, melde sich beim Eapilain, und frage nach der Abfahrtszeit. Die Schiffer beküm mern sich nicht um die Passagiere, ja es ist schon Manchem passirt, daß er wegen Abfahrt des Schiffes nach Hause bat zurückkehren müssen. Im H'fen kaufe man auch die nvthigen Blechgeräthschaftcn, deren Preise im Logirhause angeschlagen sind. Statt der blechernen Wasser flaschen empfehle ich die Mitnahme irdener Kruken oder Flaschen, weil das Wasser von dem Eisenblech einen schlechten Geschmack erhält. Ueberbaupl nehme man recht viel Flaschen und kleine Wassertvnnen mit, beide Gegenstände sind in Amerika sehr nolhwendig und thcuer. Außerdem empfehle ich Jedem, der nicht 1. Cajüte fährt, im Hafen Schiffsbrod und Schiffszwieback zu kaufen, per Kopf und per Woche ein Brod; beides ist auf dem Schiffe schlecht, und muß erst durch Anfeuchten mit Wasser weich und genießbar gemacht werden. Starkgeräucherte Würste und Schinken, Wein, Bier, Rum und (Lssig nehme man von Hause mit, in Bremen sind diese Artikel theuer und schlecht. Auf der ganzen Reise hat eine Zollvisitation nicht ftattgefunden. Im Hafen besichtige man ja das durch seine colossalen Einrichtungen sehenswerthe LvgirhauS. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nächsten Montag, den 25. ds. Mts., Nachmittags 3 Uhr, soll eine Partie abgethancr Acten und Schriften als Maculatur Centner- weise vom unterzeichneten Rathe öffentlich versteigert werden. Erstehungslustige werden andurch eingeladen, sich zu gedachter Zeit in der Rathserpedition einzufinden. Plauen, am 16. September 1854. Der Rath. - E. W. Gottschald. Nothwendige Versteigerung. Das dem Tischlermeister Carl August Wolf allhier zugehörige, vor dem Straßberger Thore an der Waisenhausstraße gelegene, auf Folium 469 des Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Plauen eingetragene, 8ub Nr. 86 Abthl. des neuen und sub Vir. 460 tt. des frühem Brandkatasters katastrirte, 8ub Nr. 4416. und 441 e. des Flurbuchs Ze. hiesiger Stadt eingezeichnete und ortsgerichtlich auf 1783 Thlr. 12 Ngr. gewürderte halbe Wohnhaus mit dazu gehörigem Garten soll den 25. September 1854 nothwendiger Weise an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. . Erstehungslustige werden daher hiermit geladen, an diesem Tage Mittags vor 12 Uhr auf hiesiger König!. Amtsstube in Person zu erscheinen, sich zum Bieten anzugeben, ihre Gebme zu eröffnen und sich, wenn die hiesige Rathhausuhr die 12. Stunde ausgeschlagen, der Subhastation dieses halben Wohnhauses mir Garten unter den bei nothwendigen Versteigerungen vorgeschriebenen gesetzlichen Bedingungen und des Zuschlags desselben an den Meist bietenden zu versehen. Eine ohngefähre Beschreibung dieses halben Wohnhauses mit Garten ist dem vor hiesiger Amtsstube aushängenden Anschlag beigesügt und wird sich auf solche hiermit bezogen. Königl. Justizamt Plauen, den 6. Juli 1854. Beyer.