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600 derweiter Angabe durch den Prinzen Grimaldi mittelst zweier amerikarischer Dampfer geschehen soll. Rußland. Odessa, 7. September. Die Hälfte der hiesigen Bewohner ist bereits in das Innere Rußlands ge. eilt, um dem furchtbaren Kanonendonner, der bereits mehrere Mal in unsere Ohren dröhnte, zu entgehen. Seit gestern sammeln sich Schiffe auf Schiffe im Angesichte unserer be drohten Stadt. H ute stellten sich mehrere derselben in Schlachtordnung aut und begannen Schießübungen. Anfangs glaubte unser Commandant, General Annenkoff, daß der Fei, d uns angreife, und hielt unsere Garnison in Kampf bereitschaft. Jnkeß stellte sich nach einer kurzen Recognos, cirung der wahre Sachverhalt heraus. Der Feind hak uns noch nicht angegriffen. Allein wir sind von Stunde zu Stunde darauf gefaßt. Eine große Zahl von Schiffen zieht nach Westen. Der FOnd wird gewiß alle Punkte der russischen Pontusküste zu gleicher Zeit bedrohen, um unsere Armee überall in Äthern zu hallen. Auch Fürst Menschikoff hat alle Vertheidigungsmitnl erschöptt, um S>bastopol sowohl zu Wasser als zu Lande uneinnehmbar zu machen. Zw scheu Sewastopol und Balaklawa sind fünf starke delachirle Forts gebaut, die von einer entsprechenden Anzahl Truppen beseht sind. Die Straße von Balaklawa nach Jalta ist stellenweise unwegsam gemacht und minirt. Die Küstenstrccke von Se- bastepol nach Eupaloria ist in ungleichen Zwischenräumen von 6 Haubitzen Batterien vertheidigt. Um Eupatoria sind drei Forts, nördlich, östlich und westlich, gebaut. Dieser Platz ist mit 15,000 Mann besitzt. Die Vorhöhen um Sebastopvl sind mit Schanzen und Gräben umzogen, mit 18 Batterien besitzt und von 20,000 Mann vertheidigt. Die Besitzung von Sewastopol selbst betlägt nicht m.hr als 10,000 Mann, und wenn Sie die Mannschaft der Flotte hinzunehmen, so wild Sebastvpol im Ganzen von 25,000 M- vertheidigt. Fürst Menschikoff hat in einer Proklamation vom 3. d. seine Leute auf das Aeußerste vorbereitet. Der Fürst zählt darin alle Siege der Russen, welche von kiesen im laufenden Jahrhundert erkämpft wurden, auf, und mahnt sofort siine Soldaten, dmch ihre Tapferkeit und Widerstands kraft zu eben solchen Siegen über den F.ind zu gelangen. „Wenn jedoch dieser durch einen unabänderlichen Entschluß des Himmels vorwärts dringt und den Sieg erkämpft, dann mögen all» Pnlvervorrälhe mit demselben in die Lust fliegen. Eher den Tod, als sich dem Feinde ergeben," schließt die Proklamation. — Aus dem Innern Rußlands sind in den letzten Tagen ziemlich viel V rstäikungcn angelangt, die jekoch nicht hier verbleiben, sondern nach Oczakow und Eberson abgehen. Auch von der Donauarmee sind bereits Truppen angelangt. Türkei. Das „Journal de Const." bringt an siiner Spitze einen Aufsatz u er tie Abfahrt der Expedition nach der K>im, worin deren Stärke mit 35,000 Mann französischen, 20,000 britischen und 10,000 türk. Lanktiupp.n angegeben wild. Es wird Hinzug'sugl, daß tsisir Ess ctivstanb allen falls nach den Betürfnissen der Lage noch vermehrt werden solle. Die von 25,000 Mann Settruppen dem nnlen Kriegs schiffe und die milgrh.ndcn 500 Traneporlschiffe werken von Dampfern remoiquut werden. Das „Jeurn. de Eonst." hofft, dieLankung werde sich in einem einzigen Tage bewerkstelligen lassen, 7000 Mann durchschnittlich auf lic Stunde gerechnet. Die in Wien über Galacz eingelangten Berichte bestätigen, d.ß die große Armada am 0. in dcr Nähe der Dvnaumün. düngen bei Jlan-Adasi (Schlangeninffln) stand. Ain 10. Septbr. soll von dort aus die Operation gegen die Krim beginnen. Die nicht mit Landungstruppen versehenen Schiffe gehen nach Sebastopvl, um die strenge Blokade zu beginnen. Die mit Landungstruppen versehene Schiffskivision soll gleich zeitig die Landung in der Krim nördlich von Sebastvpol ver suchen. Die kleineren Dampfer werden staffelförmig zwischen Jlan-Adasi und der Krimischen Küste ausgestellt und gleich, sam eine lange bewegliche Brücke bilden. Die mit entbehr licheren Effecten versehenen kleineren Transportschiffe bleiben in Jlan-Adasi, bis die Landung bewerkstelliget ist. Vortreff liches Welter begünstiget fortwährend die Unternehmungen. An der Küste der Krim sind Telegraphen errichtet, die mit dem Haupttelegraphen zu Sebastopvl in Verbindung stehen. Die engl. Brigg Eoncordia ist am 9. Septbr. mit acht Mörser-Batterien an Bord von Varna zu der Armada ab gegangen. Omer Pascha hat kürzlich wieder 1500 Baschi-Bozuks unters reguläre Militär stcken lassen; als dieselben Miene machten, sich den Maßregeln mit Gewalt zu widersetzen, li.ß der Marschall sofort drei von ihnen erschießen. Damit war aller Widerstand beseitigt. Von den seitens Marokko der h. Pforte versprochenen Subsidiengeldern sind 9 Mill. Piaster bereits vor einigen Tagen mit einem portugiesischen Dampfer hier tingetroffen. In Konstantinopel wurde außer der früher gemeldeten Ne- crutenauShebung von 50,000 Mann wieder eine neue Recru- lirung von 60,000 Mann ausgeschrieben. Sollte die erfor. derllche Necrutenzahl binnen 4 Wochen nicht aus der lüik. Bevölkerung tingcbracht werd n können, so ist die Pforte entschlossen, auch ihre christlichen Unterthanen zum Waffen dienste heranzuziehen. Die Nachiichlen aus Konstantinopel, vom 7. Sept., bringen weitere Details über den von Schamyl erfochtenen Sieg. Der Einbruch Schamyl's in Georgien erfolgte in der Zeit vom 29 August zum 1. September. Die Operation leitete Schamyl selbst. Den Russen kam der Angriff ganz unelwarttt, und sie waren derart überrascht, daß sie, ohne Stand zu halten, den Rückzug antratrn. Schamyl hat die Russen bis an den Kur verfolgt. G.neral Bebutoff war, als er die Nachricht von dem Siege Schamyl's erfuhr, gerade in Bajazid, um die Zerstörungsarbeiten zu besichtigen. Er ließ die bei Bajazid gelagerten Truppen sogleich aufbrechen und gegen die bedrohten Punkte marsehiren. Schamyl halte sich mit seiner Armee am Fuße des Gebirges gelagert. Uebcr den bevorstehenden Bruch zwischen der Pforte und Persien erhält man folgende Notiz aus Trapezunt vom 30. August: Haffs Pascha, Gouverneur dieffr Sta^t, hatte von Achmel Wclsik Effendi, oilomanischem Gesandten zu Teheran, der am 25. zu Erzerum eingelroffen war, die M ltung er halten, daß die diplomatischen B-ziehungen zwischen der Pforte und Persien abgebrochen seien. D tails seien in Be- tr.ff di-.seS B uches nicht eingegangen, wahischeinlich sei er durch Rußlands Manövres hcrbeigesührt worden. Nachiichlen aus Bukarest vom 10. Seplbr. melden: Braila, Galacz und Forschem sind von türk. Tiuppen besetzt. Die russ. Donauflottille b, findet sich in Ismael. Berichte aus Jassy, vom 8. Sept., melden, daß der Durchmarsch russischer Rückzugscolonnen in und um Jassy forldauert. Alle vom Serelh gegen den Pruth führenden Straßen sind mit L. Uppen, WrgiN und Geschützen gleichsam bed ckt. J.dc Eommumcallon für Reisende ist tb.ils erschwert, lh.iis ganz unmöglich. Ucberall werden Brücken und Slra-