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652 Hiernäck.st erfolgte durch den Herrn Staatsminister vr. Zschinsky die Vorlesung des ministeriellen Exposv's, worin derselbe mittheilt, daß die Vorberalhung folgender an sie gelangter Vorlagen, nämlich des Entwurfs zum Strafgesetz» buche, deS Entwurfs zum Gesetze, die Beschädigung der Eisenbahnen und Telegraphen, sowie einige damit zusammen» hängende Vergehen betreffend, des Entwurfs zum Gesetze, die Forst-, Feld«, Garten-, Wild-, Fisch-Diebstähle, sowie einige damit zusammenhängende Vergehen betreffend, des Entwurfs zur Strafproceßordnung, des Entwurfs zum Mili- tairstrafgesetzbuche, des Entwurfs zum Gesetze, die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für Rechtspflege und Verwaltung betreffend, endlich des Entwurfs zum bürgerli chen Gesetzbuche soweit gediehen, daß diese Gesetzentwürfe, mit alleiniger Ausnahme des zuletzt erwähnten, theils sofort, theiltz hoffentlich noch während der Dauer des gegenwärtigen Landtags zur verfassungsmäßigen Beralhu,g in den Kammern gebracht werden können. Freie Städte. Nach einer telegr. Nachricht des Dr. I. aus Hamburg, 10. Oktober, sind die verbündeten Ostsie- flotten nun definitiv heimbeordert worden. Frankreich. Der Moniteur sagt über den Tod des Ge neralissimus der orientalischen Armee: „Die Regierung bat so eben die schmerzliche Nachricht vom Tode des Marschalls de St. Arnaud erhalten, der am 29 S.pt.mber der schweren Krankheit, an der er seit lange litt, unterlag. Die telegr. D pesche, die diese traurige Nachricht bringt, m.ldet gleich zeitig, daß sich der Marschall, den Strapazen und ter Krank heit erliegend, am 27. auf dem Berthollet ei'geschifft und das Armei-Commando, den vom Kaiser zum Voraus erlhei- ten Befehlen gemäß, dem G-neral Canrob.rl übertragen hatte. Ganz Frankreich wird bei der Kunde duser beklagenswerthen Begebenheit den tiefen Schmerz des Kaisers theilen. Dieser grausame Verlust mischt der durch die letzten Nachrichten aus dem Orient vciursacht'N Freude eine Nationaltrauer bei. Marschall de St. Arnaud erllegt, nachdem er so große Dienste geleistet hat, in dem Augenblicke, wo er durch die Expedition nach der Kum und den glänzenden Sieg an der Alma glor reiche Ansprüche auf die Erkenntlichkeit des Vaterlandes er worben hatte." Die Maßregeln zur Verstärkung der Flotte und der Armee des Orients dauern in England und Frankreich fort. Um keine Zeit zu verlieren, sind beide Regierungen üdereingekom» men, daß englische Kriegsschiffe sich zur Ausbesserung nach Toulon begeben. Es sind 60,000 Kapuzenmäntel für den Feldzug gegen Rußland bestellt und die meisten schon nach Konstantinopel abgeschickt worden. Dom Kriegsschauplätze. Vom Kriegsschauplatz in der Krim bringt unter Anv.rm die „C. Z. C " folgende Notizen: Direkte Berichte aus der Krim vom 30. September melden „verläßlich," baß seit diesem Tage die Festung und der Ha fen von Sebostopol vollständig eingeschloffen sind. Am 29. September hat eine allgemeine Rcognoscirung im Süden stattglfunden, wobei es an dem „schwarzen Flusse" zu einem Vorpostengefechte kam. Die lUssischen Avantgarden wurden bis in di» Schußlinie ihrer bei Traklir außerhalb Sebastopol angelegten Schanzen verfolgt. Die beiderseitigen Vorposten standen am 30. S'ptbr. bei Traktir in der Entfernung einer Kanonensckußweite.— Die letzten Nachrichten aus der Krim vom 2. d. melden, daß die Alliirten von dem „schwarzen Flusse" gegen die Wasserleitung vorgedrungen sind und mit Postirung der Bomdenkanonen begonnen haben. Man glaubte, das Feuer würde am 4. Oktober eröffnet werden können. London, 10. Oktober. (Telegr. D-pesche.) Es soll hier eine authentische Depesche aus Balaklawa v. 28. Seplbr. eingetroffen sein, nach welcher die Generale der Verbündeten Sebastopol sorgfältig recognoscirt und in Folge davon die Einnahme der Festung als gewiß angesehen haben. Wien, 10. Oktober Abends. (Telegraphische Depesche.) Eine hier eingetroffene Privalnachricht null wissen, daß das Bombardement von Sebastopol am 4. Oktober Morgens be, gönnen habe. Andere Berichte aus Jassy melden, daß General Osten- Sacken seit 2. Oclbr. in Perekop sich befindet, um dort das Emtnffen der Verstärkungen für die Krim abzuwarlen, die Truppen zu sammeln und sodann nach Simferopol zu führen. Doch glaubt man, daß General Osten-Sacken seinen Marsch vor dem 20. Oktober nicht wird antreten können. Die „London Gazette" bringt in einer Extranummer vom 8. Octbr. den umständlichen Bericht Lord Raglan's über die Schlacht an der Alma. Derselbe ist datirt vom Kät sch aflusse, den 23. Sept, und es gehl daraus hauptsäch lich Folgendes hervor: Die Bundesgenossen zogen am 19. aus ihrem ersten Lager und kamen nach einem ermüdenden Marsche am folgenden Tage am Almafluffe an. Die Fran- zosen nahmen den rechten, die Engländer den linken Flügel und bas Centrum ein. Die Stellung der Russen war unge mein stark, sowohl deshalb, weil sie sich aus Höhen befanden, als durch Verschanzungen. Die Front war etwa 2 englische M.ilen lang, und Vie Höhe war an einigen Stellen 356 bis 400 Fuß über den Fiußufer und zwar sehr steil anlaufend. Alles war angewandt, um dem Feinde den Zugang zu er schweren; eine lange Verschanzung war angel.gt mit Batte rien von schwerem Geschütze an vielen Punkten und an dem rechten Flügel; eine zahlreiche Infanterie hielt die vorderste Stellung besetzt und hatte eine starke Reserve; im Ganzen hatten die Russen 45 — 50 000 Mann. Die Bundesg.nvssen ließen einen Tbeil ihrer Infanterie vorausrücken; die Cavalle- rie wurde in Reserve gehalten, da man die des F. indes auf dem linken Flügel und bei der Nachhut g.s.hen halte. Das Geschütz der F.inde richtete alsbald viel V-rnichtung an und ein Dorf wurde dadurch in Brand geschossen, wodurch etuf 300 engl. EU.n weit Alles in Rauch gehüllt wurde, sodaß die Aussicht benommen und das Amück<n der T'Uppn auf di sem Punkte erschwert wurde. Sie drangen dennoch vor und begannen mutbig den Angnff. Mittlerweile zog die Division unter Sir George Brown über bei. Fluß trotz der großen Hindernisse, und die erste Brigade nahm eine R.dvuie ein, wurde aber duich das heftige Feuer, dem sie ausgesetzt war, genöthigt, den erworbenen Vortheil lheilw.ise wieder aufzugeben. Dabei litt das 23. und 33. Regiment sehr. Jetzt war aber auch der Herzog von Cambridge üb.r den Fluß zur Unterstützung der Truppen gegangen. Die Garde zu Fuß brachte den Feind zum Weichen und sicherte den Be sitz jener W rke. Die Brigade Bergschollcn und einige an dere Truppen kamen nun in wundervoller Ordnung und zwangen die Feinde, gänzlich tie Sl.Uung zu verlassen, welche sie mit so vi.l Muhe angelegt und so kräftig-vertheidigt hatten. Die CavU.rie nahm k.inen wirksamen Antheil an der Schlacht, machte aber am Ende derselben einige Gefangene.