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sie noch zeitig genug, ehe sie sich ih, auf immer entzogen. Am 25. d. M. Nachmittags Uhr ward auf Antrag eines hiesigen Handlungßhauses von der hiesigen Polizeibehörde nach Hamburg und gleichzeitig nach Bremen trlegraphirt, und schon Nachts 11 Uhr noch desselben TageS waren die Betrüger, bereits am Bord des Auswanderungsschiffs und zwei Stunden vor dessen Abgänge in der Gewalt der Ham. burger Polizei. Oesterreich. Die Periode zur Einzahlung für das Na- tionalanlehen ist auf fünf Jahre festgesetzt; es sind bereits fast volle 50V Millionen gezeichnet. Preußen. Berlin, 31. August. Der Graf Bencken. dorff ist nach telegr. Mitlheilung in dieser Nacht durch Stettin gekommen, und hat sich von dort direct nach Putbus begeben, um Sr. Maj. dem Könige, wie es heißt, die russische Rück antwort zu überbringen. Ueber den Inhalt der Rückant wort bestätigen sich immer mehr die Andeutungen, daß sie eine ablehnende sei. Crossen in der Preuß. Niederlausi'tz, 30. August 6 Uhr Morgens. Das Wasser lst jetzt 16 Fuß hoch. Es ist ein schrecklicher Anblick, wie die Menschen versuchen, ihre Sachen zu retten. Das Wasser geht bereits über die Oderbrücke; die,,Frankfurter Post wird nicht mehr befördert; die Posten nach Guben werden durch die Stakt mit großen Oderkähnen spedirt. Das Wasser dringt mit fürchterlichem Geräusch in die Häuser. Durch den Strom sind in der Stadt schon mehrere Kähne umgeworfen worden. Dabei ist eine solche Kälte, daß man einheizen möchte. — 8Z Uhr. Der Anblick wird mit jedem Angenblick grausenvoller. Mehrere Häuser sind schon auf dem Steindamm eingestürzt und man steigt auf Leitern ins zweite Stockwerk der Häuser. — 10j Uhr. So eben stürzt das Armenhaus hinter dem Spittel ein; das Rufen und Schreien auf der Straße ist fürchterlich. Man kann sich keinen klaren Begriff von dem großen Unglück machen. Das Wasser ist in einigen Straßen so hoch, daß es den Leuten bis unter die Arme geht. Man vermuthet, daß auch schon Menschen uws Leben gekommen sind. Greiz. Sowohl in den Bezirken der hiesigen Aemter Obergreiz und Untergreiz, alS auch in den nächst angrenzen den königl. sächs. Gebietstheilen, und in dem Bereich deS vormaligen Fürstenlhums Reuß-Schleiz ist die Ausgabe ge. fälscht» königl. sächsischer und königl. preußischer Einthaler, stücke, in einer hauptsächlich wohl auS Zinn bestehenden Me- tallmosse nachgebildet, mehrfach, jedoch wie es scheint, stetS nur von Einer Person, einem anscheinend etwa 40 Jahre alten, wahrscheinlich dem Bürgerstande angehörigen Manne versucht und theilweis auSgeführt worden. Die angestellten polizeilichen Nachforschungen Haden noch zu keinem Resultate bezüglich der Person deS Schuldigen geführt. Türkei. AuS Bukarest wird Folgendes gemeldet: Wäh rend die in Bukarest und an der Jalomnitza concentrirten 60,000 Mann türkischer Truppen gegen Braila und Galacz marschiren, bewegen sich gegen 30,000 Mann türkischer und 56S französischer Truppen in und gegen Vie Dobrudscha, um dort zur Vertreibung der in Galacz und Braila stehenden Russen mitzuwirken. Die Berichte auS Galacz vom 18. August schildern die Lage der Einwohnerschaft als eine trostlose. Die Mehrzahl hat sich bereits geflüchtet. Die Zurückgebliebenen, darunter selbst ansehnlichere Handelsleute, werden zum Schanzenbau verwendet. Die Theuerung ist ungeheuer, und schon wird der Mangel an Lebensmitteln sehr fühlbar. Die Sterblich keit unter den russ. Truppen ist sehr groß; auch unter dem Civile fallen zahlreiche Opfer dem Nervensieber. Die um Galacz gelegenen Sümpfe werden durch Wasserleitungen vor der AuStrocknung geschützt und bilden somit einen Theil der Vercheidigungswerke der Stabt. Der Stadtwall wird um zwei Schuh erhöht. Der große Bazar ist wegen Mangel an Verkehr geschlossen. Ein Theil seiner Räume wirb als Spital benutzt. Der Hafen ist ganz abgesperrt; fortwährend werden Schiffe mit Steinen versenkt, um die Einfahrt zu erschweren. Konstantinopel, 24. August. Die tunesischen HilfS- truppen sind hier in aller Stille kurcbpassirt und sollen sich bereits nach Varna begeben haben. Man spricht davon, daß doch ein Theil der Donau-Armee nach Asien geschickt werden soll. — Vorgestern ertönten um Mitternacht im Bosporus fortwährend Signalschüsse; man erfuhr dann, daß dreißig neue Kanonenboote aus Malla angekommen seien. Fünfzehn solcher Boote werden hier noch erwartet. — Aus Varna be richtet man, daß ein Theil der Expedition bereits in See gegangen ist. Die Stimmung ist dort in der Stadt und in dem Lager eine sehr erregte, denn während die Erbitterung gegen die Gracoslaven im Steigen ist, wächst andererseits auch die Unzufriedenheit der französischen Truppen über die lange Unthätigkeit. Die Cholera ist im Abnrhmen. Die Berichte aus Varna reichen bis zum 24. August. Sie wiederholen, daß fünf Schiffe der vereinigten Flotten ausgelaufen sind und die Richtung gegen die Donaumündungen eingeschlagen haben. Am 24. sind sechs andere Schiffe da hin gefolgt. Die sämmtlichen Schiffe hatten Landungstruppen an Bord, und waren von der entsprechenden Zahl von Trans portschiffen begleitet. Der „Ll." meldet nach ofsiciellen, aus Konstantinopel in Wien am 31. August eingetroffenen Nachrichten, daß Mar schall St. Arnaud am 2. September von Konstantinopel ab reisen werde, um den Oberbefehl über die vereinigten Trup pen zu übernehmen, welche bereits vor ihm an dem Orte ihrer Bestimmung, der natürlich geheim gehalten wird, an gekommen sein werden. Ob Sebastopol wird angegriffen werden oder ob die Expedition sich ein anderes und geringeres Ziel gesetzt hat, bleibe fürs Erste Gegenstand bloßer Conjectur. Die Nachrichten vom Kriegsschauplätze an der Donau reichen auS Bukarest bis zum 28. August. Die türkischen Truppen conceatriren sich hinter dem Kamazeuflusse, der oberhalb Drasch in die Donau mündet.