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hingebe» bürste, daß die badenden Zöglinge und AnHehörigen unter guter Aufsicht vor Unfällen bewahrt wären. Wie aber wäre eine solche Anstalt inS Leben zu rufen? Unserer Ansicht nach so einfach und möglich und zwar von einem Privatmanne. Es mögen etwa zehn Jahre sein, alS eine derartige Anstalt auf halb- ober ganz amtlichem Wege begründet wurde. Sie war in der Anschaffung zu kostspielig und zu complizirt, ein einziger hoher Wafferstand bereitete ihr ein frühes Ende. Da griff vor einigen Jahren ein Unter, nehmer aus Dresden, irren wir nicht, ein Herr Rabending — die Sache praktischer an. An einem paffenden Platze errichtete er eine wohlfeile Breterhütte zum Aus, und An, kleiden und ein einfaches Floß, beides dem Zwecke vollkom men entsprechend und ausreichend. Trotz des äußerst ungün, stigen, naßkalten Sommers brachte er koch gegen ein billiges Honorar von Thlr. gegen zwanzig Schwimmzöglinge zu sammen, und da er mit seiner Schwimmschule seine öffentliche Badeanstalt in der Art verband, baß er gegen eine Entschä digung von 5 Pf. reine Tücher zum Trocknen verlieh und seinen Babeplatz gehörig beaufsichtigte, so gestaltete sich das Unternehmen trotz des ungünstigsten Wetters schon im Be ginn zufriedenstellend einträglich. Bielleicht hätten wir heute schon eine öffentliche Fluß-Babe- und Schwimmanstalt, wäre dieser Unternehmer nicht kurz darauf bei der Eisenbahn an. gestellt worben. Was folgt daraus? Wir fragen einfach: Ist denn kein des Schwimmens und des Unterrichts in dieser Kunst voll» kommen kundiger, umsichtiger und unternehmender Mann in Plauen oder im Voigtlanbe zu finden, der auf diese schon bewährte Weise eine solche Anstalt zu gründen geneigt wäre? Eine derartige Spekulation dürfte ganz gewiß nicht mißglücken, im Gegenthett von Jahr zu Jahr immer lohnender sich heraus stellen. Man ist gewöhnlich nur zu geneigt, eine solche Un ternehmung der Obrigkeit als Pflicht zumuthen zu wollen, ohne zu bedenken, wie kostspielig der Regieaufwand für die Stadl werden müßte; ohne in Berücksichtigung zu ziehen, daß Privatspekulativn ganz andere Mittel und Wege hat, das Unternehmen einträglich zu machen. An Vorschub würbe es Seiten der Behörden, dessen glauben wir sicher zu sein, nicht fehlen. Zeitungen. Sachsen. Plauen, 2. Sepl. Heute Nachmittag um 2 Uhr wurde hoher Anordnung gemäß der Lrauergottes- dienst für des höchstseligen König-Friedrich Äugust Majestät in der hiesigen Hauptkirche abgehalten. Eine sehr zahlreiche Trauerversammlung ouS allen Ständen unse. rer Kirchengemeinde füllte die weiten Räume deS Gotteshauses, von dessen schwarz behangenem Altäre brennende Kerzen einen Lüstern Schein verbreiteten- Die Lehrer und Zöglinge der Oberkloffen des hiesigen König!. Gymnasiums und der Real- schule hatten die Altarhalle eingenommen, die Lehrer des König!. Seminars und der Bürgerschule, sowie die Zöglinge deS Königl. Seminars und die Unterklassen deS König!. Gymnasiums und der Realschule sammt dem Singchore auf dem Chore und den Seiten desselben sich ausgestellt. Nach Verlauf deS im Einzelnen vorgeschriebenea Eingangsrituals hielt Herr Superintendent Beyer die Gedächtnißprevigt. Im Eingänge schilderte der hochwürdige Redner die Herzer- fchütternden Eindrücke der Todesnachricht und deS LeicheqzugS und beantwortete die Frage' warum gerade dieser königliche Todesfall so ergreifend gewesen. Während des hierauf fol genden stillen Gebetes der Gemeinde erhöhet« der von der Sakristei ausgehende Gesang der Arie: „Wie sie so sanft ruhn rc." auf das Ergreifendste die ohnedieß feierliche Slim, mung der Gemüther. Nach dem Uebergange zum Texte, als einem Zeugnisse, das dem verewigten Könige nachgerufen werbe, stellte sich der hochwürbige Redner die Frage: „Wie trauert der Sachse recht um den so schnell ihm ent rissenen König?" und beantwortete sie dahin, nur wenn er 1) gerührt erkennt, was groß und edel an unserem Lan- desvater war; 2) tief verabscheut, was man an ihm verbrochen; 3) dankbar pflegt den Sinn für das Ges.tz, das er gegeben, und 4) gleich ihm sich geschickt macht, die letzte Reise anzu treten. — Es thut uns leid, aus Mangel an Raum nicht einmal andeutungsweise auf die meisterhafte Ausführung ein- gehen zu können, müssen aber bemerken, daß die Rebe den tiefsten Eindruck auf die Versammlung machte und mit ge, spanntester Aufmerksamkeit unter athemlosen Schädigen ver nommen wurde. — An das Vorlesen deS hierzu besonders vorgeschrittenen Kirchengebeles schloß sich Stilen des Sing chors eine Aufführung der Moletle von Christ. Bach: „Der Gerechte, ob er gleich zeitig stirbt rc.," worauf mit Segens, spruch und Schlußlied die ernste Feier endete, und die Glocken dem verewigten, unvergeßlichen Lanbesvaler ihren letzten Gmß nachriefen. Möchten erst unsere spätesten Enkel wieder ähn liche Trauertage erleben! Plauen, Anfangs September. Der hiesige Seminar, oberlehrer Bräß ist zum Seminardirector in Freiberg desigmrt. Even so ist der Oberlehrer am Flelscher'schen Seminar in Dresden, Wippermann, früher Lehrer am Institut in Kloschwitz, als Oberlehrer an dasselbe Königl. Seminar in Freiberg berufen worden. Plauen, 3. Sept. Heute wurde dem Gerichtsdirector und Advokat Christian August Facilides hier in Veranlassung seines fünfzigjährigen Advokaten-Jubiläums von dem hiesigen Richter- und Aoyokatrnstande durch eine Deputation desselben ein kostbarer, silberner Ehren bechrr überreicht. Leipzig, 22. August. Hier sind bereits aus Bukarest, Jassy und anderen Orlen an der untern, nicht österreichischen Donau, Briefe angelangt, worin thrils sehr erhebliche Be. stellungea gemacht, theilS Aussichten auf weiter« große Ein käufe gegeben werden, da mit dem Einrücken der Oesterreicher in die Donaufürstenthümer daselbst in allen Verhältnissen die längst vermißte Ordnung und Sicherheit wirderkehren wird. Man erwartet daher hier eine sehr gute MichaeliSmeffe, waS in der Lhat in vielfacher Beziehung auf das Innigste zu wünschen ist. Chemnitz, 31. August. Gestern Vormittag langten fünf Gebrüder H., gebürtig und wohnhaft in Flecken deS obern Erzgebirges, sämmtlich Handelsleute, polizerlich eScor- tirt aus Hamburg hier an. Sie hatten, wie man vernimmt, ihr Hab und Gut, so weit thunlich, veräußert, ihre Außen stände eingezogen, durch Abschließung neuer Geschäfte auch mit mehrern hiesigen Handlungshäusern sich in den Besitz nicht unbedeutender Geldmittel gesetzt, und den Entschluß ge. faßt, mit Zurücklassung von Werb und Kind und erheblichen Schulden heimlich »ach Amerika Hurchzugehen. Allein, Dank sri rS dem Telegraphen, die Hand der Gerechtigkeit ergriff