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Preußen. Berlin, 23. Juli. Se. Majestät der König beabsichtigten ursprünglich, morgen am 24. früh 7 Uhr mit Ihrer Majestät der Königin zum Besuche der Münchner Industrieausstellung von Potsdam abzureisen; da jedoch gestern Abend die Ankunft des Königs von Portugal hierselbst erfolgt ist, so wird die Reise noch München erst Mittwoch am 26. statlfindkn. Freitag und Sonnabend, vielleicht auch der Sonntag, sind für München bestimmt, worauf Se. Maj. der König die Rückreise über Altenburg antreten und am Dienstag wieder hier rintreffen werden, um Tags darauf sich sofort ins Seebad nach Puttbus zu begeben. Ihre Majestät die Königin werden von München direct über Salzburg nach Ischl reisen, und unter Andern vom Grafen Dönhoff und der Gräfin Haake begleitet fein. Im Gefolge Sr. Maj. des Königs befindet sich auch der Flügeladjutant v. Schlegel. — Der neue diesseitige Gesandte am Hofe von St. Peters burg, Baron v. Werther, ist bereits auf seinen Posten abge- reist. Daß Prinz Friedrich Karl, Sohn des Prinzen Karl von Preußen, von Ostpreußen aus sich im Auftrage unsers Königs noch St. Petersburg begeben werde, ist ein müßiges Zeitungsgerede. Auch ist völlig unwahr, daß Se. Maj. der König abermals ein eigenhändiges Schreiben an den Czar gerichtet habe, worin die Antwort Rußlands als den Frieden Europas untergrabend bezeichnet werde. Es kann versichert werden, daß in diesen Angelegenheiten kein Briefwechsel der beiden Herrscher stattsindet. — Berlin. An der Börse waren die Course meistens et, was niedriger; einige einflußreiche Börsenfpieler suchten — schließlich j.doeb ohne Erfolg — zum Zweck billiger Einkäufe die Preise zu drücken. Als Vorwand zu dieser Operation wurde die natürlich in entstellter Weise erzählte Nachricht benutzt, daß der schon vor längerer Zeit gefaßte Entschluß, den „Mobilmackungezustand" zu erklären (ohne aber wirklich mobil zu machen), j tzt zur Ausführung gekommen sei; es geschieht dies lediglich, um die Eompletirung der Cavallerie- und Artilleriepfrrde leichter und billiger vollenden zu können, da sie im Mobilmachungszustande zum Taxpreise gestellt, außerdem aber thcuer gekauft werden muffen. Da indeß d ese Maßregel den tharsächlichen Beweis liefert, daß Preu« ßen mit Oesterreich völlig einig ist und nicht länger müßiger Zuschauer bleiben will, so wird dieselbe gewiß im Jnlande sowohl als im Auslande mit Acclamation begrüßt werden und unfehlbar ein bedeutendes Steigen der Course an den auswärtigen Börsen bewirken. Bayern. München, 22. Juli. Der König von Wür- temberg ist g»st»rn Abend, das strengste Jncogmlo beibehal, send, hier eingetroffen. Heute Morgens hat er bereits den Industrie-Palast mit einem Besuche beehrt, und ist dann nach dem Schlöffe zu Nymphenburg gefahren, um daselbst unseren Königl. Majestäten einen Besuch abzustatten. Frankfurt a. M., den 23. Juli. Von destunterrichteter Seite sind wir in den Stand gesetzt, die erfreuliche Nachricht zu geben, daß gestern nach wiederholten Sitzungen des in Betreff der Beziehungen des deutschen Bundes zu den ori, entalischen Verwicklungen gebildeten besonderen Ausschusses vom 24. Mai eine vollständige Einigung zu Stande gekom men ist. Es umfaßt diese Einigung, wie versichert werden kann, alle die Punkte, über welche irgendwie Meinungsver, schiedenheiten bestanden hatten. Der besondere Ausschuß vom 24. Mai hat gestern den Entwurf einer Beschlußfassung für den Beitritt der Gesammtheit deS deutschen Bundes zu dem österreichisch, preußischen Schutz, und Trutzbündnißvertrage vom 20. April festgestellt. Frankreich. Der Moniteur meldet, daß der Kaiser und die Kaiserin zu Biaritz eingetroffen sind. Am 19. Juli Abends 6 Uhr war dir Einschiffung der Ostsee-Expedition zu Calais beendet. Sie Hal also fünf Tage, vom 14. bis 19. Juli, gedauert. Der General Baraguay d'Hilliers hatte um diese Stunde ebenfalls schon mit seinem Generalstab an Bord der Reine Hortense Platz genommen. Am 24. Juli trifft die zweite Division der Ostsee-Expedition in Calais ein, um ebenfalls eingeschiffl zu werden. Drei Regimenter der Pariser Garnison haben Befehl er, hallen, ihre Kriegsbataillone zu formiren und sich nach Bou, logne zu beg.bcn. England. Die von der Admiralität bestellten Dampf, Kanonenboote, welche, wie Kenner versichern, noch immer um ein paar Fuß zu viel Wasser ziehen, um in den seichten Fahrstraßen der Ostseebusen mit Erfolg verwendet werben zu können, gehen rasch ihrer Vollendung entgegen. Arrow, Curlew, Wrangler und Beagel sind auf der Themse von Stapel ge, taffen; die ersten drei sind fertig zum Auslaufen, und die Swallow, die in Devonport gebaut wurde, wird ebenfalls in kürzester Zeit bereit stehen, um in See gehen zu können. — Der schmUsegelnde Kutter Wool Pocket ist von Sheerneß abgegangen, um Weine unk andere Spirituosen der Ostsee- flotte zuzuführen. Mehrere der Flotten. Offiziere hatten bei der Admiralität darum dringend angesucht. Rußland. Ein Allerh. Ukas an das Hofcomploir be fiehlt die Ernennung von 31 Pagen und Kammerpagen, unter düsen die Söhne der ersten Familien Rußlands, als die Fürsten Bagration-Jmeretinsky, Trubezkoi, Galizyn, die Gra, len Anrep, Elmpt, Nirod, Konowinzyn, die Barone Rosen, Ostenberg, Marquis Traverse u. f. w. Der bei dem Sturm auf ein Fort bei Silistria verwun dete Sohn des kais. russischen Generaladjutanten Orloff ist in Folge der erlittenen Verwundung an beiden Augen er blindet. Nach einer Privatmittheilung von der prlnischen Grenze vom 18. d. M. ist in der vorigen Woche allen russischen Grenzbeamlen eine verschärfte Ordre in Betreff der lieber, wachung der Grenze zugegangen. Italien. Nach Mittheilungen aus Paris wäre eine französische Note nach Neapel abgegangen, in welcher in s hr eindringlicher Weise die Anfrage gestellt wird, welche Bedeutung dem kürzlich von der Regierung beider Sicilien verfügten Absperrungesystrme buzulegen sei. Auch wird der Wunsch ausgesprochen, daß die Absperrungsmaßregrln, na, mentlich der Punkt derselben, daß olle von Marseille aus laufenden Schiffe bei ihrer Ankunft 10 Tage Quarantäne halten müssen, modisicirt werden. Man besorgt, daß zwischen beiden Staaten ernstliche Zerwürfnisse eintrelen könnten. Wie bekannt, meldete das „Parlaments" kürzlich, Neapel rüste eifrigst, um 100,000 Mann auf die Leine zu bringen, und die Festung Gaeta werde verproviantirt. Eine telegraph. Nachricht aus Parma meldet, daß da, selbst ein Aufstand ausgebrochen, durch die österreichischen Truppen aber niedergeschlagen worden sei. Die parmesani, schen Truppen haben sich gut gehalten. Spanien. Aus Bayonne hatte man in Paris vom 20.