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Voigtlän-ischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Sonnabend. 17. Juni 1854. WM-S> Jährlicher AbonnementSpretS für dieses Blatt, auch bet Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Insertion-gebuhnu werden mit 1 Ngr für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet, größere Schrift nach Berhälmiß deS Raumes. — B e r a n t w o r t l t ch e R e d a c t i o n: vr T. I a h N. Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. 8 e i t u n y e n Sachsen. Das K. H. Ministerium des Culttls und des öffentl. Unterrichts hat eine Verordnung erlassen, welche vom 7. Mai d. I. datirt und unter Anderem davon ausgeht, daß die Auswahl der vorzulesenden Predigten nicht, wie bisher ost der Fall gewesen, dem Schullehrer zu überlasten sei, son dern dem Pfarrer oder Evdorus zust.he. lieber die bei der Auswahl überhaupt festzuhaltenden Gesichtspunkte aber sagt die Verordnung Folgendes: Bei der Auswahl der vorzulesenden Predigten und den zu dergleichen Predigtvorlefungen zu benutzenden Prediqt- sammlungen ist sorgfältig daraus zu sehen, daß dieselben nicht der heiligen Schrift und den Bekenntnissen der lutherischen Kirche widersprechenden Inhalt haben, sondern bei aller Mannichfaltigkeit der Form die Einheit des Glaubens pfle, gen und fern davon sind, die Gewissen zu verwirren, nament lich aber auch der Bildungsstufe der Gemeinden und deren religiösen Bedürfnissen möglichst entsprechen. Unter den bisher beim Vorlesen in Gebrauch g'wcs.n.n Prediglsammlungen und einzelnen Predigten befinden sich jedoch noch viele, welche jenen Anforderungen nicht entsprechen. Dahin gehören na mentlich die Predigten von Schotter, Dinter, Tischer, Schu- dervff, Eusebius Fischer, Kindervater Röhr u. s. w. Ebenso ist die mitunter stattgefundene Benutzung bloßer Erbauungs- dücher, wie die Stunden der Andacht von Zschokke, auf das Bestimmteste zu untersagen. Dagegen empfiehlt man neben den älteren Predigtsammlungen von Luther, Spener, A. H. Franke, Veit, Ditrich u. f. w., Brandts Pndigtbuch, Uhle'ß evangelische Hauspostille für das nördliche Deutschland, Re, dendaches einfache Betrachtungen, das Ganze der Heilslehre umfassend, Hofackers Predigten. Es sollen aber keineswegs die Geistlichen bei ihrer Auswahl streng an die in vorstehen den vorschlagsweise genannten Prediglsammlungen gebunden sein; vielmehr mag es ihnen freistehen, auch andere ihnen bekannte und besonders zusagende Predigtbücher zu wählen, dafern sie nur in Form und Inhalt der oben bemerkten Ver- ordnung entsprechen. Zwischen Dresden und Zittau ist, zum Anschlusse an die Linien des deutsch-österreichischen TelegraphenvereinS, eine electro. magnetische Telegraphenleitung hergestellt worden und es soll dies, Linie mit dem neu errichteten Staatstelegraphen- bureau zu Zittau am 1. Juli d. I. für die Staals- und Privatcorrrspondenz eröffnet werden. In Bautzen hat der dafigc 4. Lthrer am Gymnasium, Hr. Vr. pft. Earl Gottfried Gebauer, seinen 80. Geburtstag bei noch ziemlicher Rüstigkeit in amtlicher Thätigkeit begangen und bei dieser Gelegenheit von Sr. Majest. d. Könige in Anerkennung seines langjährigen und gesegneten Wirkens als Lehrer an gedachter Anstalt, bas Kleinkreuz des Verdienstor dens erhalten. — Preußen. Der König hat am 12. Juni Abends 6 Uhr seine Reise nach Ostpreußen angetreten, vorher aber sich noch Vortrag von fast sämmttichen Ministern erstatten lassen. Der frühere Kriegsmimster v. Bonin hat sich zum Gebrauch einer Eur nach Wiesbaden begeben. Nach der N. Pr. Ztg. wird der Prinz von Preußen dem Vernehmen nach in nächster Zeit als Generalinspector der Infanterie eine längere Inspektionsreise durch die östlichen Provinzen anlreten. Wie aus Berlin gemeldet wird, so bringt man es dort mit dem Monarchencongreß in Tetschen in Zusammenhang, daß dem Vernehmen nach in Folge dort gepflogener Verhand lungen zur weiteren Ausführung des preuß.-österr. Vertrags vom 20. April die nach St. Petersburg abgegangene öster reichische Einladung zu Erklärungen wegen Räumung der Donaufürstenthümer von Seiten Preußens am russischen Hofe durch eine Note unterstützt werden soll, welche der König!. Flügelatjulant Obristlieutnant v. Manteuffel nach St. Peters, bürg zu überbringen hat. Derselbe ist jedoch erst am 13. über Königsberg dahin abgegangrn. Die viel verbreiteten, übrigens schon wiederholt dagewesenen Gerüchte von Mobil, machung einiger preußischer Armrecorps haben zwar neuer, dings noch keine Ablehnung erhalten; doch ist, selbst wenn das nicht noch eintrelen sollte, wohl so viel gewiß, daß die selben sich auf Voraussetzungen gründen, deren Eintritt noch zu gewärtigen ist, und die jedenfalls noch gar nicht als vor- Händen angesehen werben können. Baden. Die Anklage gegen den Erzbischof zu Freiburg, wie dieselbe vom großherz. Staatsanwalt formulirt worden ist, lautet auf „Aufreizung und Verleitung zum Ungehorsam gegen die gesetzliche Ordnung des Staates." Das Gericht, welches über den Erzbischof zu urtheilen hat, besteht aus drei Richtern: einem Präsidenten und zwei Beisitzern. Wie ver lautet, hat Ersterer selbst dos Referat übernommen. Das Verfahren geschieht lediglich schriftlich und ist nicht öffentlich. Es dürften wohl vier Wochen vergehen, ehe das Unheil ge- sprechen wird. Oesterreich. Nach Berichten aus Wien vom 10. Juni