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eungen. Prof. Neumann in München giebt in der „Allg. Zig.", ver- muthlich nach ostindischen Zeitungen und Berichten, eine anziehende Schilderung der Perry'schen Expedition. Es heißt darin: Japan wird seit vielen Jahrhunderten und jetzt noch, gleichwie ehemals das heilige römifche Reich deutscher Nation, von einer Feudalaristokratie regiert. Die Familien der Reichsfürsten müssen immerdar als Geiseln am Hofe deS obersten Landcsherrn leben und die Fürsten selbst abwechselnd ein Jabr um das andere. Zwei solche Reichsfürsten, der von Tussima, einer Inselgruppe zwischen Japan und Korea, und jener des Gebirgslandes Mimasaka, aus der Westseite Mijakos, an ihrer Spitze der Präsident des aus sünf Mitgliedern bestehenden Staatsrathes Daigaku no Kami, Ministerfürst genannt, empfingen den Gesandten beim Eintritt in den <Laal mit der größten Auszeichnung. Zur Führung des Rechnungs wesens ward der japanischen Commission ein Rath des Finanzministe riums und für^ andere Geschäfte anderes untergeordnetes Personal bei- gegtben. Hier im Begrüßungssaale, erst während der letzten Tage zu diesem Zwecke aufgcbaul, prangten ringsum prachtvolle Japonicos, mehrere 30 Fuß hoch und in aller Blüthe. Auf dem mit weißem Binsenmatten belegten Boden standen an beiden Seiten der ganzen Länge nach Stühle und Tische, sämmtlich mit rothcm Tuch ausgcschlagen. Auch die Säu len, welche das Gebäude trugen, waren mit purpurrothem Flor um schlungen, die Wände mit gemalten Bögeln und Blumen reich umhangcn, und der ganze große Naum ward von zahlreichen, auf kostbaren japa nischen Porzellan stehenden Kohlenbecken angenehm erwärmt. Hofmaler aus Jcdo standen hinter dem Säulcngang, um das Conterfei der Frem den zu nehmen. Ein Zeichen wird gegeben, und die zahlreichcDicnerschaft bringt auf schönen gelbgefirnißtcn Platten Thee herbei, Saki, eingemachte Früchte und allerlei Süßigkeiten — eine besondere Platte für jed.n einzelnen Gast. Die Erfrischungen sind schnell genossen, die Gesellschaft erhebt sich und die japanischen Geschäftsträger führen den Commodore durch eine mit Purpurslor drapirte Lhüre in das Conferenzzimmer. Die Ver handlungen wurden im Holländischen, mittelst eines japanischen Dvl- tnetscher und Hr. Portman, Perry's Sccrctair geführt, welche sämmtlich diese Sprache geläufig reden und schreiben. Des Präsidenten Brief warb in artiger Form und beinahe mit den eigenen Worten Fillmore's erwidert. Die weitern Anträge und Bedingungen des Jedohoses sollen Perrh der Hauptsache nach vollkommen befriedigt haben. Einzelheiten des entworfenen Vertrags können noch nicht mit Sicherheit angegeben weiden. Der Dampfer Susquehanna ward von der Centralregrerung zum Befehl Hrn. M. Lanes, des neuen amerikanischen Gesandten in China — er ist am 12. März ab gegangen und am 2. April im Hasen zu Hongkong eingclaufcn. ^.er Susquehanna ist die Duelle dieser un serer japanisch-amerikanischen Nachrichten. Vier Tage bedurfte man zur Aufstellung der Geschenke. Erst am 12. waren sie alle geordnet, zum Erstaunen und Wunder der selbst aus fernen Gegenden herbeiftrömcnden Bevölkerung. Für den Kaiser hatte man unter andern folgende, die Culturwcise und den Culturstandpunkt des Westens bezeichnende Gegenstände mitgebracht: eine Eisenbahn mit einer Dampfmaschine; einen electrischcn Telegraphen; ein Branbungs- und Lcbensrettungsboot; eine Druckpresse; eine Lorgnette; ein vollstän diges Exemplar von Audubons amerikanischer Ornithologie, prachtvoll gebunden; Abbildungen der Indianer Amerika s; geographische Karten der einzelnen Staaten der Union; Ackerbaugcräthe mit den neuesten Verbesserungen; ein ganzes Stück Tuch; einen Ballen Baumwolle; einen Ofen; Flinten, Pistolen und Säbel; Champagner, allerlei geistige Getränke, besonders amerikanischen Whisky. Der Kaiserin sandten die Amerikaner folgende Sachen: ein Teleskop; eine Lorgnette in einem vergoldeten Gehäuse; einen vergoldeten Toilettentisch mit allem Zubehör; eine rvthe Sammetkleidung; ein schillerndes, geblümtes Seidenkleid; einen prachtvollen Mantel; Audubons Werke mit Stahlstichen; ein Porzellanservice; eine Sanduhr; einen Ösen für's Empfangzimmer; eine Kiste herrlicher Weine; eine Pomadenschatulle; Seifen verschieden ster Gattungen und Farben in einem vergoldeten Kästchen. Dem kaiscrl. Dolmetscher gab man Exemplare von Websters englischem Wörterbuche und den andern Beamten, je nach ihrem Range, Bücher, Flinten, Pisto len, Degen, Weine, Kleidungen, Landkarten, Oefen, Uhren und allerlei liebliche und stärkende Getränke, welche sie sich trefflich schmecken ließen. „Die Schiffsuhrenmacher brauchen sich nicht mehr," so sprachen die Ja panesen, „um unsere Uhren zu bemühen. Wir haben in Jedo Leute genug, die dies Handwerk verstehen." Mehrere fragten nach Ericsons calorischer Maschine. „Wir haben davon gehört, glauben aber nicht, daß ein praktischer Nutzen hieraus erwachsen könne." Die einen Kreis umschließende Eisenbahn beträgt 300 Ellcn, und die Dampfmaschine kann in einer Schnelle von '.> bis 10 deutschen Meilen in der Stunde gefahren werden. Anfänglich zeigten die Japanen einige Scheu, sich m den Wagen zu setzen; kaum halte man aber die Runde gemacht, so stritten sie sich, unter Scherzen und Gelächter, um Plätze. Der Tele graph hat aber in weit höherm Grad ihre Verwunderung und ihr Er- panncn hervorgcrufen. Ein Vertragsentwurf in englischer, holländischer, chinesischer und japancsischer Sprache ward der Hofcvmmisfion eingehändigt. Gut, ant worteten die Herren, wir müssen aber erst in Jcdo ansragen. Unser junger Herr — sein Vorgänger und Vater ist bekanntlich vor wenigen Monaten gestorben — muß hierüber mit der Ministerversammlung Rathes pflegen, und dann möge der Commodore nicht vergessen, daß man durch gängig zu Japan nicht so in Eile Geschäfte abmacht, wie in Amerika. Der zwischen China und den Vereinigten Staaten bestehende Vertrag diente bei den Verhandlungen zu Jokohanea als Grundlage. Drei oder mehr japanische Häfen sollen dem Handelsverkehr geöffnet, Kohlen und anderer Bedarf den Dampfern verabreicht werden — aber bloß für Nordamerika, bloß für norbamerikanische Fahrzeuge. Die Gleichberech tigung aller anderen Nationen ward vom javanischen Staatsrath zurück gewiesen. Sind alle Bedingungen besprochen und festgesetzt, so wird Capitän Adams auf dem „Sacatoga" den Vertrag nach Washing ton bringen. V e k a n n t m « ey u n g e n Aufforderung. Zum Behuf der Anfertigung der Listen der zu Landtagsab geordneten Wählbaren für den hiesigen Stadtbezirk werden bei der bevorstehenden Wahl eines Landtagsabgevrdneten und dessen Stell vertreters im XVIU städtischen Wahlbezirke alle Nichtangcscssenen, sowie überhaupt alle diejenigen, welche, ohne in der Eigenschaft als Hausbesitzer dazu befähigt zu sein, zu Abgeordneten wählbar zu sein glauben, zu Folge 8- 58 des Wahlgesetzes vom 24. September 1831 hiermit ausgesordert, sich binnen drei Wochen von Erlassung dieser Bekanntmachung an und längstens den 23. Juni dieses Jahres bei den unterzeichneten Gerichten mündlich oder schriftlich anzu- meldcn, unter der Verwarnung, daß die bis dahin sich nicht An meldenden in die Listen der zu dem bevorstehenden Landtage als Abgeordnete Wählbaren nicht werden gebracht werden. Es haben sich hiernach in hiesiger Stadt anzumelden nach 8- 50 des Wahlgesetzes Nummer 2, 3 und 4 diejenigen, welche a) ein Vermögen von 6000 Thalern besitzen, b) ein sicheres Einkommen von 400 Thalern jährlich haben oder e) wenigstens 10 Thaler jährlich an direkten Real-, Personal- und Landesabgaben zahlen, vorausgesetzt, daß der Wählbarkeit derselben zu Abgeordneten ein gesetzliches Hinderniß nicht entgegen steht. Doch bedarf es dieser Anmeldung bei den Mitgliedern deö hiesigen Stadtrathes, sowie der Stadtverordneten nach 8- 00 unv 61 des Wahlgesetzes nicht. Die sich Anmeldenden werden zugleich veranlaßt, aus welchen der vorstehend sutr u, b und o angegebenen Gründen sie ihre Wählbarkeit herleiten, kürzlich zu bemerken und wenn diese Gründe