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Dresdner Nachrichten : 02.06.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192806025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19280602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19280602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-06
- Tag 1928-06-02
-
Monat
1928-06
-
Jahr
1928
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.06.1928
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Nr. 257 Seite 2 — »vre,dner Nachrichten" — Sonnabend. 2. Znni 182- Erinnerung zurückruft, so mutz »«gegeben werben, daß je»« Umsetzung des StretkrechtS tn die Praxis neben den «irt. schastttchen Schäden minderen oder gröberen Umfange» auch eine Verletzung der staatsbürgerlichen Rechte -reitester Volk», kreise nach sich zieht. Gewerkschaftliche Kreise wende« da gegen ein, datz bei einem Streik die sogenannte» leben», wichtige» Betriebe doch nicht stillgelegt würden, also von einer Gefährdung des Gemeinwohl» keine Rede sein kdnne. Der meist erforderliche Einsatz der Technischen Nothilse zeigt aber, das! auch die lebenswichtigen Betriebe stet» durch «inen gröberen Streik gefährdet sind. Bon der hohen Warte de» Gemrtntntereffe» au» ist dem. nach ohne Zweifel die Anwendung des „Dtretkrecht»" zu ver. urteilen. Auch steht sie im schärfsten Widerspruch zu der von den Gewerkschaften doch sonst bet allen Gelegenheiten gern ausgesagien Formel von der Gleichberechtigung aller BolkS- genvssen in einem demokratischen Staate. Wenigstens erinnert man sich nicht, datz sie iemals den Bauern daS Recht auf Streik zur Erzielung höherer Preise zugebilligt haben. Im Gegenteil: bei Anwendung wirtschaftlicher Kampfmittel de» Landvolkes ertönte aus GewerkschaflSkreisen immer sogleich der Ruf nach b«m Ladt. Dann konnte« di« Gefährdung breiter Bevölkerung»»«-«« und dt« entstehenden Schäden für die Gesamtivtrtfchaft nicht schwarz genug gemalt werben. Kerner ist da» Strelkrecht nicht tn Einklang zu bringen mit der RetchSverfasfung. Im Artikel Ulk wird näm- lich gesagt, daß Arbeitnehmer und Arbeitgeber an der ge- samten wirtschaftliche« Entwicklung der probuk. tiven Kräfte mitzuwirken haben. Und im BetrtebSrätegesetz lautet «ine Stelle dahin, datz von beide» Setten Forderungen und Maßnahmen unterlassen werden müssen, die da» Gemein- tnteress« schädige». Datz jeder Streik, der fa auch Arbeit», willige zur Niederlegung ihrer Tätigkeit zwingt, ein Eingriff in bi« Rechte de» Staatsbürger» ist, da» LebenStnteresfe der Gesamtheit schädigt, und die Produktion de» Lande» mindert, besten bedarf e» keiner Begründung mehr. Also auch juristisch wäre der Weg »um Verbot de» StretkrechtS genügend sunda- menttert. Und die Abschaffung diese» gewerkschastltchen Kampfmittels, der die Träger der Wirtschaft al» „soziale Gegenspieler" zu immerwährendem Streite führt, würde ge. wttz einen ArbettSfrteden schassen, der für den Wiederaufbau de» Vaterlande» von grötztem Segen wäre. Jas amtliche Endergebnis der Reichstagswahl. Die Mandalsverleilung unverändert. BecU». l. Juni. Rach dem niinmcht vom ReichSwahl. leiker vcröfsentlichien endgültigen Gesamtergebnis der Wahlen zum Reichstag vom 20. Mai d. I. haben von 41 205 102 Siimmberechtigten 31 145 308 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Die Wahlbeteiligung beträgt mithin 75,4 Prozent. Bon den abgegebenen Stimmen waren 30 724 478 gültig, 420 830 ungültig. An der Verteilung der Mandate hat sich gegenüber dem vorläufigen amtlichen Gesamtergebnis Nichte- geändert. Er erhalten also: Sozialdemokraten 152 Mandate; Deutschnationale 73 Mandate; Zentrum 52 Mandate; Deutsche Bolkspartei 45 Mandate; Kommunisten 54 Mandate; Demokraten 25 Mandate; Banrische Bolkspartei 13 Mandate; Wirtschastspartei 23 Mandate; Nationalsozialisten 12 Mandate; Deutsche Bauernpartei 8 Mandate; Landbiind 3 Mandate; Ehrisil.-Rat. Bauernp. und Deutsch -Hann. P. 1» Mandate; VolkSrechipartci 2 Mandate; Sächsisches Landvolk 2 Mandate. Zusammen 490 Mandate. 2» Wieder politische Tätigkeit Skresemanns. Die Demokraten im Ktelwaller der Sozialisten. lDraktmtldung unsrer Berlin er S ch r 1 s > I« 1 t v n a.I Berlin, 1. Juni. Der Gesundheitszustand deS Reichs- autzenministers Dr. Ttresemann hat sich erfreulicherweise jetzt schon so weit gebessert, dast Dr. Ltreiemann, wen er auch zunächst noch immer das Bett bitten mutz, den politischen Er örterungen doch wieder mit voller Anteilnahme folgen kgnn. So konnte Dr. Strciemann heute leinen Fraktionssreund Staatssekretär a. D. Kempkes zu einer längeren Unter- Haltung über die politische Lage empfangen. Dr. Slreiemann billigte die Absicht des Vorstandes seiner Partei, in der nächsten Woche in Berlin zusainmcnzuireten. wenn der Reichs- wirtschailSminister Dr. EnritnS und der seitherige FrakiionS- fiihrer im Reichstag, Dr. Scholz, in die NeichShäuptstadt zu- rückg.'kehrt sind. Es ist zu erwarten, datz der ReichSautzen- minister persönlich an dieser Vorstandssitzung teilntmmt. Je doch siebt dies »och nicht fest. In der zweiten Hülste des Monats Jnni dürste Dr. Stresemann Berlin verlassen, um voraussichtlich in einem südlichen Knrort sich einige Monale zu erholen. Eine Reise nach Acgnpten, von der wiederholt gesprochen und geschrieben wurde, kommt bei deu klimatischen Verhältnissen dieses Landes während dcö Sommer» nicht in Krage. Während bei allen Parteien daS Bedürfnis besteht, sich über die Lage klar zu werden, hat sich der Führer der Demo kraten. Abg. Koch-Weier, bisher noch nicht entschlietzen können, den demokratischen Parteivorstand und ReichsauS. schütz nach Berlin einznberusen. Wie wir aus demokratischen Kreiien bören, wird eine Zniammenk"vst der demokratt'chen Partelins,anzcn erst dann für zweckmäßig gehalten, wen« im Schoße der Sozialdemokratischen Partei Mitte nächster Woche in Köln die grundlegenden Entscheidungen sür die kommende Regierungsbildung im Reich und ln Preußen gc- salle» find. Es ist immerhin kennzeichnend sür die Demo- traten, datz sie trotz de« schweren Mißerfolge», den ihnen diese Rolle als Zugpferd vor dem sozialdemokratischen Wagen ein- getragen bat, auch jetzt noch sich ganz und gar als von den Sozialdemokraten abhängig betrachten. Die Berufe der -eulschnalivnalen Aeichs- lagsabgeordnelen. iDrahtmeldung unserer Berliner LchrlstleitungO Berlin. 1. Juni, lieber die Berufsgliederung der Abgeordneten der dcutschnotionalen ReichStagSfraktio» erhalten wir eine sehr tnicrellante Statistik. Danach setzt sich die Frak tion zusammen aus 20 Vertretern der Landwirtschaft. 17 Ver tretern der Beamteuschast, 7 Vertretern des gewerblichen Mittelstandes. 8 Vertretern der Industrie, 7 Gewerkschaftlern und Arbettnehmeroertretcrn, 8 Offizieren, 2 Geistlichen und 2 Frauen. Unter den 17 Vertretern der Beamtenschaft be finden sich auch der Spitzenkandidat des Wahlkreise» DreSden- Bautzen, Dr. Bang, sowie der frühere Spitzenkandidat deS gleichen Wahlkreises, Abg. Dr. Onaatz, der bekanntlich auf der Reichsliste gewählt ist. Die Konferenz des Zenlrums-Aeichsparlei- vvrfiandes beendet. Berlin. 1. Juni. Die am Donnerstag begonnenen Be- sprechungen des NeichoparteivvrstandeS deS Zentrums wurden heute unter Teilnahme der Vorstände der bisherigen Reichstags, und Landtagsfraktionen fortgesetzt und zu Ende geführt. Der parteiamtliche Bericht hebt hervor, datz aktuelle politische Tagessragen und die Fragen der Reubildung der Regierung nicht besprochen worden seien. Der Zweck der Tagung war die gründliche Erörterung der Ursachen, die zn dem Stimmenverlust de» Zentrums bei den letzten Kahlen geführt haben. In der Aussprache, an der sich neben Reichskanzler Marx die Abgeordneten Tr. Wirth, JooS, Stegerwald, Minister Hirtsiefer und der badische Landtags-Präsident Baumgartner beteiligten, wurden die Gründe des Wahlaussallcs für das Zentrum eingehend erörtert und der zuversichtlichen Hoff nung Ansdriick gegeben, datz es gelingen werde, die alte Stärke der Partei wicderzuerlangen. Cs wurde beschlossen, sür den Herbst einen Reich» Parteitag zusammenz». berufen, auf dem die innere Lage des Zentrums eingehend erörtert werden soll. Der genaue Termin und der Tagnngs- ort sür diesen NeichSparteitag stehen noch nicht fest. Wirischaflsparlei gegen Grobe Koalition. Berlin, 1. Juni. Der Vorstand der Wirtschaftspartei hat dieser Tage i„ einer Sitzung znr Frage der Beteiligung der Wirtschastspartei an der Große» Koalition Stellung ge nommen. Er hat eine Bctctlignng an der Groben Koalition mit dem Hinweis abgclehnl. datz diese Koalition unter dem beherrschenden Sinflnß der Sozialdemokratie stehen nnd des halb eine Wirtschaftspolitik treiben würde, die der gesamten Wirtschaft, besonders aber dem mtttelständischen Gewerbe und den Hausbesitzern, tiefe Runden schlagen würde. AumLnien gegen den Optamenspruch. Ge»f, 1. Juni. Der ständige rumänisch« Dele«ierte heim vvlterhnnd ha« i« Slustra»« seiner Regierung dem General sekretär »«» «»»er»»,»«» »ine «sie überreich», i« drr die r»«ä»ilche Regier««» dt« Empfehlung de» «IlkerbundsraieS »»« Mär» diese» Jahre» ,«r veile»»»» de» »ngarisch, rnmänisch«« Op««»ie»streite» ablehnt. Dt« rumänische Ne gier«»» erklärt, sie würde hie vegründung sür ihr, Halinnz önrch ihre« Delegierte» a«s der Tagung de» Völkerbunds- rate» dek«»at»ebe«. * Der Rat hatte im März diese» Jahre» den Beschluß ge. saht, der rumänischen Regierung die Entscheidung des ans dein gemlschten ungarisch-rumänlschen Schiedsgerlchtoho, zu. rückgezogenen Schiedsrichters zu empfehlen und sodann a„ die Ernennung zweier neutraler Schiedsrichter zu schreite». Der gemischte Schiedsgertchlshvs sollte alSdann in dieser Zu sammensetzung endgültig die Regelung des ungarisch nunä. nischen Optantenstrettev vornehmen. Die ungarische Regierung hatte auf der Märztagung sofort durch ihre» Delegierten ihre Zustimmung zu diesem Beschlutz erklärt. Runmehr hat die rumänische Negierung den Beschluß des BölkerbundSrateS abgelehnt, ohne vorläufig eine Begrün dung für ihre Haltung zu geben. Dir Möglichkeit sür eine Beilegung des Streites mutz somit als geringer denn je be zeichnet werden. Der Bölkerbundörat wird sich in der am Montag beginnenden Tagung infolge der Haltung der rumänischen Regierung in einer än ft er st schwierigen Lage befinden. Berichterstatter für den Streitfall ist auch auf dieser Tagung wiederum der englische Autzennnnisicr Chambcrlaln. Tttu lesen wird während der Genfer Rais, tagung tn Genf anwesend sein, jedoch an den Ratstagungen tm Hinblick auf seinen Krankhettoznstand nicht teilnelimcn. Rumänien wird vielmehr durch seinen ständigen Delegierten vertreten sein. Nur tm Falle besonderer Dringlichkeit soll der rumänische Außenminister Tttulescu die Absicht haben, selbst die Vertretung tm Völkerbundsrat zu übernehmen, Die ungarische Negierung wird, wie bisher, bei der Debatte über den ungarisch - rumänischen Optantenstreit durch den Grafen Apponpt vertreten sein. Litauische Sptonageorganisaiion i« Polen? Warschau, 1. Juni. Im Kretse Szwiencane des WUnaer Landes ist von der polnischen Polizeibehörde eine große, an. geblich zugunsten Litauens arbeitende Svionageorganttaiion ausgedeckt worden. Wie die polnischen Zeitungen berichten, hat man unter den beschlagnahmten Papiere» Wort, schlüssel der litauischen Regierung vorgesnuden. Jusammenrrill -er französischen Kammer. Pari», 1. Juni. Heute nachmittag 8 Uhr ist die neugcwählii Kammer zu ihrer ersten geschästsordnungsmästigen Sitzung zusammengetreten. Der Alterspräsident Sibtlle iLinkS- repnblikanerj hielt die Eröffnungsansprache, tn der er unter Hinweis auf die durch den Krieg überkommenen finanziellen und sozialen Aufgaben zur Einigkeit mahnte und die Bildung einer geschlossenen Kammermehrhett forderte, damit das Land wieder seine maßgebende Rolle in einem Europa spielen könne, in dem der Frieden durch Verträge, die niemand mehr zu verletzen wagen werde, garantiert sei. Hierauf wurden durch Los die Wahlprüsnngsnns. schüsse eingesetzt, die morgen nachmittag mit ihrer Arbeit beginnen werden, so daß die Kammer am Montag nachmittag zum Prüsungsergebnis Stellung nehmen wird. Ter Er- ösfnimgSsihung wohnten fast sämtliche Minister, darunter Außenminister Brland, bet. Louchenr Nachfolger Falllöres. Pari», 1. Juni. Wie verlautet, ist tm gestrigen Kabinetts, rat entschieden worden, die Nachfolge des znrückgeircienen Nrbcitsministcrs Falllöres dem Abgeordneten Louchenr zu übertragen. Dem Arbeitsminister wird ein Unicrstaalc-- sekretär sür die Hygicnesragen beigcgebcn werden, und zwar der Abgeordnete Oberkirch (Gruppe Marinj aus de», Nntcrclsatz, der, wie HavaS berichtet, gleichzeitig bei den Ae- rattingcn des .Kabinetts Elsah-Lvth ringen vcr- treten soll. Hierdurch wird die Gruppe Marin einen zweiten Vertreter innerhalb des Kabinetts erhalten. Außer dem wurde über die Wiedererrichtung eines Unierstaats- sekrctariatö für die körperliche Erziehung der Jugend be< raten, das dem Abgeordneten Pate übertragen werde» soll. Wenn die Wiedererrichtung dieses Unierstaaic-sckreia- riats Tatsache wird, wird der Grundsatz durchbrochen werde», der bei Bildung des Kabinetts Poincarü maßgebend war. nämlich keine Unierstaaissekretäre zu schassen. Tie Negierung hat jedoch wenigstens vorläufig daraus verzichtet, daS Unier- staatssekretariat für das Lustschisfahrtswesen wieder zu er richten oder ein Lustfahrtöministerium zu schassen, da? die verschiedenen Zweige der Luftschiffe (militärische. maritime und Handelsluitschissahrtj zentralisieren sollte. Mhntanserhöhuug unter ausländischem Druck? Bisher kein Einspruch -er Regierung. Berlin, 1. Juni. Anfangs hatte das Ergebnis der Be ratungen im RcichSlabinett Uber den Tariserböhungsvorschlag der Reichsbahn ein gewisses Staunen hervorgcrusen. Hatte man doch mit Sicherheit ans einen ablehnenden Beschluß des Kabinetts gerechnet. Run ist eine endgültige Entscheidung nicht getrvssen worden, aber in politii'ckrcn Kreisen glaubt man bereits den Grund hierfür sehen zu können. Dieser Grund ist zinn mindesten eigenartig und befremdlich. ES ist nämlich die Venuulung anfgetaucht, daß das Neichskabinett unter ge- wiiicn a n st e n v o l i t i s ch c » E i n s l ü j s e n, die mit dem Dawes-Gniachten in Verbindung stehen, keinen Beichlutz lasten konnte, da verschiedene anoläudische Kreise mit Druckmitteln verschiedenster Art de» Versuch machten, die Tarlserhöhung noch durch einen Beschluß des jetzigen Kabinetts burchznsetzrn. Der offensichtliche Zweck dieier Manipulation ist klar, man will ein linksstehendes Kabinett mit der Verantwortung, die in einer Tariferhöhung läge, nicht belasten. Selbstverständlich hat die NeichSrcglernng nicht den geringsten Grund, solchen Machenschaften nachzugcbcn, sondern sogar die Pflicht, die letzte sich bietende Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, die sich sür eine Abwendung dieser ungeheuren Gesahr sür die deutsche Wirtschaft bietet. Diele Möglichkeit ist bekannt, sie liegt in einer Aufnahme ausländischer Kredite, die nun. wie die ausgesprochenen Vermutungen zeigen, durch gewisse Kreise des Auslandes unmöglich gemacht werden sollen. Die neue Geschäftsordnung sür höhere Aeichsbehör-en. Olcnthmlgnng im NcichSkabsnctt. Berlin, 1. Juni. Amtlich wird miigeteilt: DaS Reichs- kaviiiett Hai den vom NcichSsparkommissar unter Ausnutzung seiner durch die Bchbrdcnprüsiingcn gewonnenen Erfahrungen ansgcstellien nnd unter Leitung des Retchsmtntsterium» dev Innern dnrchbcraicnrn Entwurf einer „Gemeinsamen Ge schäftsordnung für die höheren NelchSbehörden". die am 1. Oktober 1928 in Kraft tritt, genehmigt. Nachdem bereit» am 1. Januar 1927 die gemeinsame Geschäftsordnung sür die Neichsministerien i» Kraft gesetzt wurde, ist damit ein weiterer Schritt zur Verwirklichung der einheitlichen Bilroresorm in der Rcichsverivallung getan worden. Tie neue GelchästS- ordiiuna bringt entsprechend ihrem Ziele, den Geschäftsgang der höheren Reicks-behörden ansS äußerste zn vrretnsachcn, zu beschleunig-, »»d damit zn verbilligen, viel« Berbrsserungen r 5 II> I ulge» Zustande. Die Geschäftsordnung Ist im Verlage der NcichSdruckcret, Berlin SW. 68, Oranicnstraße 90, erschienen. Preis sür Private 1F0 Mk., für Behörden 75 Ps. Tr. Köhlers Besprechung mit Hindenburg galt nnr der finanziellen Hilfeleistung für Ostpreußen. Man darf an- nchmen, datz das Reichosinanzministerium alle» tun wird, um über die bisherigen Ergebnisse hinaus die ostpreußische Wirtschaft zu fördern. Kommunistisches Durchelnan-er. Berlin, 1. Juni. Bei den Kommunisten scheint es trotz des Erfolges, den ihnen die Wahl brachte, doch bedenklich drunter und drüber zu gehen. Das Organ des „Lenin- Bundes", der bekanntlich eine Absplitterung von der K. P. D. ist, veröffentlicht tu großer Aufmachung die Zuschrift eines K. P. D.-Funkttonärs, tn der es n. a. heißt: Augenblicklich findet tn der Partei ein vorläufig noch verborgen gehaltener heftiger Kampf um die politische Führung statt. ES stehen sich die Rechten und die Thälmann-Leute gegenüber, zwischen denen Ewert mit der sogenannten Gerhard-Richtung zu lavieren wünscht. Tie Politik der Thälmann-Leute wird als eine Wiederholung der Phrasen und bombastischen Schlag- wortpolitik der Nnth-Fischcr-Acra bezeichnet. Thälmann glaubt den Wahlcrfolg seiner sieghafte» Person zuichreiben zn können. Er braucht nur die Faust zn recken und thcatra- Usche Schwüre zu leisten, dann ist. so meint er, dem bei den Wahlen zum Ausdruck gekommenen Willen der drei Mil- lionen beuischcr Proletarier Genüge getan. Mit hohlen Nebenöarten und lächerliche» Spiegelfechtereien wird er aber die Massen nur vorübergehend fesseln. Das Gros der K P. D.« Wähler verlangt Einlösung der Wahlocrsprrchnngen nnd posi tive Taten. Diesem Verlange» kommt der Brandleristisch organisierte Flügel auf seine Art entgegen und verlangt ein Aktionsprogramm tm Nahmen der heutigen Republik und ihrer Versassung. Die Parteirechte scheint sich in Moskau »er« gewisser« z« haben, daß ein AnniiherungSkur» an bi« linke SPD., die bet den Koalitlonöverhindlangen angen- blicklich eine proletarische Opposition einnimm«, nm in Wirk lichkeit den RegierungSpak« ml» der Schwerindustrie dema gogisch zn decken, erwünscht erscheint. An der Aktivität und der Heftigkeit der Vorstöße der Rechte» in der Partei ist zn ersehen, daß sie ihre Zeit für gekommen erachte». Sie werden Thälmann nur noch als Schrittmacher ihre» Kurses dulde». — Wie gesagt, bei den Kommunisten geht es drunter und drüber. „Schul-bekenntnisse" im Donez-Prozeh. Die deutsche Botschaft in Moskau sorgt für die Angeklagten. Moskau. 1. Juni. Fast sämtliche Plätze im Gerichte- saal, die laut Anschlag den ausländischen Korrespondenten reserviert waren, sind seit gestern von Vertretern der Sowjet, presse besetzt, so datz cs den deutschen Journaliste» säoo-r iß. Bericht zu erstatten. Die deutschen Angeklagte» befinden sich gegenwärtig in gutem gesundheitlichem Zustand, doch be steht die Befürchtung, daß das strenge Regime im GestingniS der G. P. U„ in das die Angeklagten ttbergeführt wurden, i» den vier Wochen die der Prozeß »ach der Anstel» aui- untcrrlchtcter Stellen noch dauern dürfte, seelische Erschütte rungen und körperliche Ermattungen znr Folge haben könnte. Die Verpflegung der deutschen Gefangenen im Lubianka- Gefängnis soll zufriedenstellend sein. Die Vernehmung des Angeklagten Be len ko ist inio- fern von Interesse, weis sie erwies, daß e» sm Grunde voll- ständig gleichgültig ist. ob die Angeklagten vor dem Nnier- inchungSrtchter ein Geständnis abgelegt oder sich teilweise schuldig bzw. unschuldig erklärt haben, da bei ihnen jede Widerstandsfähigkeit gebrochen erscheint. Belcnko. der seit seiner Verhaftung fünfmal zwischen dem Bekenntnis und dem Abstrciten feiner Schuld geschwankt hat. wurde vom Vorsitzenden Wnschinikl die Gewissensfrage vorgelcgt, on etwa „Nntersnchungsorgane" ans ihn irgendwelchen Drnel aus- geübt oder ihn gar bedroht hätten. Belcnko überlegte einige Minuten und war sichtlich verlegen, was er antworten sollte. Dann verneinte er die Frage. sWTB.j Kowno, 1. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, ßai die deutsche Botschaft de» deutschen Angeklagten, die sich im Gefängnis der G. P. N. befinde», Le b c n s m i i i cl. Wäsche und G c b r a n ch S g e g c n st ä n d e ziigcstclli. Ter Angeklagte Otto hat darauf der Botschaft auch im Namen seiner Mitangeklagten den Dank fttr ihre Fürsorge über- miitelt. Revision im Klapprolh-Prozeh. Berlin. 1. Juni. Gegen das Urteil deS Stettiner Schwur gerichts vom 28. Mal gegen Klavproih. Hein und Schulz ba> die Staatsanwaltschaft beim Reichsgericht Revision eingelegt. Die Angeklaglen Klapprotl, »nd Schulz sind be reit» an» Stettin abtranvportlrrt. »nd zwar Klapvroil, nach München und Schulz nach Münster Die Zeugen Glaser >m>> Knwalewsfi sind nach Sonnenbnrg gebrachl wordr«*.
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