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nimte, in Paris dcr grsctzgebenden Versammlung von der Rtpierung die Erklärung grgeben worden, daß der Kriegszu- stand mit Rußland eingetreien sei. AuS Kiel wird vom 28. März gemeldet, daß sich die ganze Oßs"flottc vor dem Hafen befinde und aus Wien erfährt man, daß ter Uebergang über die Donau von 30,000 Mann russischer Truppen am 23. März bei Geschid unweit Matschin startgefunden bade. Die daselbst ausgestellten Türken haben sich zurückgezogen. Der General Lüders hat den Donauubergang durch Truppenbewegung unterstützt. Die Operationen der Rusten dürften nun zunächst gegen die Dobrutscha gerichtet sein, in welcher nur ein schwäche» res türkisches Corps unter Halim Pascha (etwa 30,000 Mann) den äußersten rechten Flügel der türkischen Armee bildet. Es scheint, daß die Nachricht, die englisch-französische Hilss» armer, die über Hals über Kops im Ansegeln begriffen ist, sei vorzugsweise für die Dobrutscha bestimmt, wolle von bier aus die russische Operationslinie durchbrechen, um die Walachei gänzlich abzuschneiden, die Rusten zu einem raschen Vorgehen nunmehr auf dieser Seile veranlaßt hat. Von Constantinopcl her wird berichtet, daß der Ver trag der Tripelallianz zwischen England, Frankreich und der Pforte am 12. unterzeichnet worden ist. Dieser Vertrag bezieht sich nur auf die Kriegsbilse und cas Versprechen der Pforte, ohne Einwilligung der Wrstmäckte nicht mit Rußland Frieden zu schließen. Der Vertrag wegen völliger Emancipativn der Christen ist noch nicht zu Stande gekommen, und bis jetzt an dem beharrlichen Widerstand des Mufti gescheitert. Alle Russen müssen das vttomanische Gebiet verlassen. Das rus sische G'santlschastßpalais soll bestimmt sein, den englischen Commandanten Lord Raglan autzunehmen. Ein britisches und ein französisches Kriegsdampfschiff sind nach der untern Donau adgegangen, in welcher die Russen eine Verrammelung angelegt haben. Eine Abtheilung der vereinigten Flotte, die sich immer noch in der Brikvsbai d.findet, wird ihnen nach, folgen, um den Sulinaarm wieder frei zu machen. Zwei Kriegsdampfer sind noch Athen geschickt worden, um den König Otto aufzufordern, die Bildung griechischer Freischaaren zu verhindern. — Eine starke Abtheilung der russischen Flotte soll von Stbastopol ausgelaufen sein, um nach Redut-Kaleh 10—12,000 Mann zu bringen. Der Griechenaufstand ist in foitwährender Ausbreitung begriffen. Aus Griechenland strömten fortwährend dem Auf stande Mannschaften und Hilfsmittel zu, ohne daß die Re gierung es verhindern könnte. Die inglischen Truppen auf Malta haben Befehl erhalten, sofort die Fahrt nach den Dardanellen fortzusetzen. In Italien scheinen auch die erfreulichsten Zustände nicht zu herrschen. Der Herzog von Parma wurde am 26. März Abends ö Uhr von emem Mörder angcfallen und mit einrm Dolchstich so schwer verwundet, daß er am folgenden Tage daran gestorben ist. Der Mörder ist entstohkn und dl- jetzt noch nicht entdeckt. — In Rom httisckt Theuerung uno Hungersnvth und die Brotpreise sind abermals gestiegen. Unter den Weinwirthen und Mehlhändlern haben zahlreiche Verhaftungen staltgefunden, weil sich bei ihnen die feilgebo» tenen Artikel in einer der Gesundheit höchst nachtheiligen Weise ohne Ausnahme verfälscht- vorfanden. Einige di sir Sünder wären im Augenblicke, wo die Polizei sich ihrer be» »nächtigte, fast ein Opfer der Volkswuth geworden. Nicht zu verwundern. Die Vergnügungssucht und daraus folgende Liederlichkeit soll übrigens in Rom ebenfalls grenzenlos sein. Von Seiten der Wkstmächte sollen mit den Vereinigten Staaten Nortam.rikas darüber Verhandlungen geführt wer den, daß die Ver. Staaten keine Kaperbriefe in dem bevor stehenden europäischen Krieg ausgäben. Dem soll die Regierung von Washinton zugestimmt und den Westmächten überlassen haben, amerikanische Corsaren, welche betroffen würden, nach Gutdünken zu behandeln. Dagegen habe das Washington - Cablnet daraus, daß die Wkstmächte kein Recht haben sollten, Schiffe unter amerikanischer Flagge, unrer dem Vorwande einer Jagd auf Corsaren, zu durchsuchen. Mannigfaltige-. Die russischen Seehäfen an der Ostsee. Die russische Flotte bat in der Ostsee (im finnischen Meerbusen) drei gewaltige Häfen zu Kronstadt, Neval und Sweaborg. Kriegshäfen dienen im Seekriege den großen Operationen zur Basis. Neval auf der esthländischen und Sweaborg an der finnischen Küste (vor Helsing- fors) gelegen, sind die beiden festen Positionen, welche den finnischen Meerbusen und einen Theil der Ostsee beherrschen ; beide sind mit den gewaltigsten Bertheidigungswerken versehen. Große casemattirte Batterien decken den Hafen Revals und ihr Kreuzfeuer ist stark genug, um allen falls große Flotten zu vernichten. Sweaborg, eine riesige Felsenfestung, welche auf k Inseln liegt, ist der Mittelpunkt aller Operationen im finnischen Meerbusen; eine Flotte von 100 Schiffen läge sicher und bequem in diesem Kriegshäfen, und kann mit jedem Winke auslaufen. Sweaborg ist, Gibraltar vielleicht nicht ausgenommen, die stärkste Seefestung der Welt. Der dritte russische Kriegsbafei, Kronstadt, ist eine Schöpfung Peters des Großen. Kronstadt liegt auf der Kessel- insel (Koltinoe-Ostrow) und ist seit der Uebersckwemmung von 1824 eine Festung ersten NangeS, alle ihre Werke sind in Granit ausgefübrt. Sie liegt vier Meilen von St. Petersburq und sperrt den Zugang zu dieser Hauptstadt von der Seeseite vollständig, de in das Fahrwasser nördlich von der Insel ist durch die Bersentung von Felsblöcken völlig unprakticabel gemacht, das Fahrwasser südlich der Insel aber so einge richtet, daß nur einzelne Schiffe (und auch diese nur so lange, als die jetzt schon demolirten Baaken des Fahrwassers anzeigen) passiren können. DaS aber könnte nur unter einem vierfachen Feuer geschehen: 1) der auf der Nhede erbauten Alexanderfestung, deren Defensionslinien mit 4 Reihen der schwersten Geschütze armirt sind, 2) der detachirten Werke der Citadclle, 3) der großen casemattirten Batterie von Kronschlott, 4) eines mitten im Meere fundamentirten kolossalen, durchweg casemattirten Werkes. Freilich könnte Kronstadt schließlich doch genommen werden, aber die feindliche Flotte kann doch nicht nach Petersburg gehen, denn für sie ist die Newamündung nicht zu passiren. Es könnten nur flache Fahrzeuge hingehen, etwa um Petersburg zu beschießen. Bekanntmachungen Kirchlich« Nachrichten Vom 23. — 30. März wurden Am Sonntage Iudica pred. Borm. Hr. Eup. Beyer und Nachm. 1. geboren: 142—15Z) Joh. Gottlieb Wilk, Einw. in Oberneun- Hr. Archidiac. DI. Fiedler. , dort, eine Tochter. — Mstr. Carl Friedr. Sommer, B. u. Web., ein In der Gottcsackerkiichc hält Nachm. Z Uhr Hr. Gymnasiallehrer Sohn. — Carl Gottlob Wunderlich, Postillon, eine Tochter. — Carl D ol kmann Misfionsvortrag. August Röder, Webergcs., ein Sohn. — Hrn. Carl Julius Seidel, Bei der aligem. Beichte Mittwochs daraus Borm. N Uhr.hält Hr. Nähfactor, eine Tochter. — Mstr. Joh. David Sachse, B. u. Web., Archidiac. IE. Fiedler die Rede. ei« Sohn. — August Uhle, Fabrikarb., ein Sohn. — Friedr. August