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Voigtlän-ischer Anzeiger. Fünfundsechszigstcr Jahrgang. Verantwortliche Redactton: Vr G. I a h U. Druck und Berlagvon Moritz Wieprecht tn Plauen. Jährlicher BbonnementSprelS für dieses Blatt, auch bet Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Dir JnsertionSgebühre« werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß deS Raumes. — Sonnabend. 38« 1 April 1^54. Heilungen Sachsen. Bei der am 27. März in Dresden stattge. funbenen Wahl eines Stellvertreters für den Abgeordneten der Stadt Dresden zur zweiten Kammer der Ständeversammlung, wurde der Borstand des dasigen Slattverordnetencollegiums, Adv. vr Arnest, zum stellvertretenden Abgeordneten erwählt. Aus Riesa wird gemeldet, daß daselbst am 27. früh 9 Uhr in der Nähe der dortigen Reimannschen Schneidemühle, der Kessel des Magdeburger Schleppvampfschiffes ,»Stadt Dresden", Capitain Herms, gesprungen ist, und in Folge dieses Unfalls bereits 5 Menschen ihr Leben verloren haben. Der Capitain ist sofort tobt gewesen; der Steuermann, der Maschinist und zwei Feuerarbeiter sind bis zum Abend an ihren Verletzungen gestorben. Eine sechste Person lebt noch, ist aber schwer am Hinterkopfe beschädigt. Zwei andere Personen sind leicht verletzt und nur die Frau des Capitains ist gänzlich unbeschädigt geblieben. Se. K. Hoh. Prinz Albert ist am 27. nach Wurzen und Leipzig gereist, um die Garnisonen an genannten Orten zu inspiciren. Deutschland. Aus Deutschland giebts heute nicht viel von Bedeutung zu melden, als daß das erfolgte Einver. ständniß der beiden deutschen Großmächte Preußen und Oesterreich so gut wie verbürgt ist. Oesterreich hat seinerseits sitzt den Baron Heß nach Berlin gesandt, um die letzten Verabredungen zu treffen. Vorläufig soll man be. schloffen haben, die Neutralität im Verein mit den gesamm. ten deutschen Bundesstaaten aufrecht zu halten. Die Erzie lung eines vollständigen Einverständnisses zwischen Oesterreich und Preußen über die von ihnen gemeinsam in der orienta lischen Krage zu beobachtende Haltung ist für Deutschland ein großer Gewinn, denn es ist zu Währung der großen und wichtigen Interessen, welche beide Mächte zu vertreten haben, eine Bürgschaft gewonnen» die allen Vaterlandsfreunden Befriedigung und Vertrauen einflößen wird. — Em An schluß an Rußland ist keines Falls zu fürchten, da die Re. gierungen der Stimmung der Nationen, die total antirussisch genannt werden muß, Rechnung tragen werden; ein Anschluß an die Westmächte aber, der freilich der ganzen Tragödie das schnellste Ende machen würbe, vorläufig noch nicht zu erwarten, da man Rußland zu viel Rücksichten schuldig zu sein glaubt. — In Wien werden die großartigsten Anstal. ten zum Empfang der Kaiserbraut getroffen. In Bayern, wo mehrseitige Klagen über ungenügende Lei stungen und Zustände der lateinischen Schulen und zweier Gymnasien des Königreichs laut geworden waren, ist eine neue revibirtr Königl. Schulordnung erschienen, welche an ordnet, daß an den genannlen Lehranstalten Vie zu lösende Aufgabe in der Art erfaßt werde, daß an denselben nicht allein gelehrt und der Jugend bloß ein bestimmtes Maß von Kenntnissen ei,«geprägt, sondern auch wirklich erzogen und auf die religiöse und sittliche Bildung eben so sehr wie auf die geistige hingearbeitet, und daher, unbeschadet der Vrr- standesbildung die Veredlung des Gemüthes und Herzens der Jugend gleichmäßig angestrebt und bewirkt werde. Zur Erreichung dieses Ziels ist durch die einschlägigen Bestimmungen der neuen Schulordnung das Recht der Erziehung und die Handhabung einer strengen Zucht und Ordnung «n die Hände der Schulbehörden und des Lehrpersonals gelegt. Verdient auch anderwärts Nachahmung. — In Frankfurt a. M. ist so viel baares Geld vorhanden, daß der Diskonto für Wechsel ersten Ranges vis auf 1^9 zurückgegangen ist. Die allgemeine Geschäflsstockung, die im Gefolge der politischen Wlrren eingetrelen ist, ist hierzu die bedauerliche Veranlassung. — Das Auswanderungsfieber greift nun auch in diesen Gegenden weiter um sich. Die Lockungen zahlloser Auswanderungsagenten scheinen eine Hauptursache dieser Erscheinung zu sein. — In Rudolstadt hat der Landtag bas neue Wahlgesetz angenommen, demzu. folge der Landtag künftig aus 3 Abgeordneten deS großen Grundbesitzes, aus 5 Abgeordneten der größeren Städte und aus 8 Abg. der kleinen Städte und Ortschaften bestehen wird. Der Landtag selbst wurde am 25. geschlossen. In Weimar ist vom Landtagsausschusse bezüglich der Domai- nenvorlage mit 8 gegen 1 Stimme der Beschluß gefaßt worden, auf Verwerfung derselben beim Landtag anzutragen, falls nicht die Waldungen Staatsgut verbleiben sollten. Vom Ministerium ist auf letztere Forderung bereits eine ablehnende Antwort während der Verbandlungeu gegeben worben, und man ist deshalb auf die Entscheidung des Landtags selbst sehr gespannt. — Aus Gera wird gemeldet, baß der Fürst dieses Landes von seinem Uebelbesinden so ziemlich wieder herge» stellt sei. Auf dem Kriegsschauplätze, in der Ostsee und an der Donau, wirb nun bald Entscheidendes Vorfällen und wir des Interessanten dann die Menge unsern Lasern zu berichten haben. In Berlin nämlich ist am 28. März Mittags 1 Uhr di« Nachricht eingetroffen, in London sei dem Parla-