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ISS Beruf nicht verläugnen, und wenn di« Keinde sein Wedlet «»greifen, so sind wir bereit, ihnen mit der von unseren Vorfahren unS überkommenen Standhaftigkeit entgegenzutre, ten. Sind wir nicht jetzt dasselbe russische Volk, von dessen Tapferkeit die denkwürdigen Begebenheiten des Jahres 1812 Zeugniß adlegen? Möge unS dann der Allerhöchste dazu verhelfen, dies mit der Lhat zu beweisen! In dieser Hoff nung, indem wir für unsere unterdrückten Brüder, die den christlichen Glauben bekennen, zu den Waffen greifen» wollen wir mit dem einen Herzen ganz Rußlands ausrufen: Unser Herr! Unser Erlöser! den wir fürchten! Es stehe Gott auf, daß Seine Feinde zerstreuet werden!— Eine solche Ansprache wird auf das gemeine Volk ihre fanatische Wirkung schwer lich verfehlen. — Aus Spanien melden die letzten Nachrichten, daß die Jnsurrection in Saragossa völlig unterdrückt ist. Die mit den Waffen in der Hand betroffenen wurden sofort erschossen; viele andere arretirten Personen sollen ohne Unheil deportirt werden. Mehrere Generäle, von deren Sympathien für die Regierung nicht viel gehalten wird, Serrano, Zabala, Man gano und NogueroS werden internirt: Man sagt, zum 5. März habe eine allgemeine Erhebung erfolgen sollen, der Ausbruch in Saragossa sei verfrüht gewesen. Der General Concha, welcher sich seiner Deportation durch die Flucht ent zog, ist in Bordeaux angekommen. In Rom siehts ebenfalls sehr trübe aus. Der Allgem. Ztg. schreibt man: Die angedeutete Verstimmung deS Volke- über die immer fühlbarer werdende Noth und die steigende Theuerung aller nölhigen Lebensbedürfnisse hat sich bereit- an verschiedenen Orten in tumultuarjschen Aufständen Luft gemacht. In Perugia zogen vor drei Lagen zahlreiche Haufen unter Geschrei und Klagen über die damalige Verwaltung vor den Palast de- Delegaten und forderten sein Einschreiten gegen die angeblichen geheimen Umtriebe des Wuchers der Reichen. Der Delegat sah in dem Anlauf eine politische Demonstration und drohte Gewaltmittel anzuwenden. Noch größere Haufen erschienen des folgenden Tags vor der Dele gatenwohnung, nachdem sie zuvor mehrere Bäckerläden er- brochen und geplündert hatten. Das Militair mußte gegen die Aufständischen einschreiten und von seinen Feuergewehren gegen sie Gebrauch machen. Auch in Rom spukt rin böser Geist wegen der allgemeinen Noth. Die Agitation in Pe. rugia ward durch eine Erderfchütterung, die sich bereit- am Sonnabend ankünbigte, um viele- vermehrt. Von Reisenden, die daher kommen, wird erzählt, daß die Glocken durch die heftige Bewegung der erzitternden Lhürme zum Anschlägen gebracht wurde«. In dem zwischen Perugia und Foligno gelegenen Dorfe Bastia stürzten verschiedene Häus.r ein, noch mehrere borsten vom Giebel bi- zum Grunde, so daß die ganze Bevölkerung bei Nachtzeit in dir mit hohem Schnee bedeckte Campagna hinausgrfchreckt wurde. Die Stöße gingen von Nordwest nach Südost, während eS bei rinem überaus schar fen Lramontama fror. Man beklagt den Verlust mehrerer Menschenleben. AuS Warschau kommt die Nachricht, daß ganz unerwartet der Befehl dort eingetroffen sei, daß diejenigen Regimenter, welche baS Königreich Polen noch nicht verlassen Haden, um sich nach dem Kriegsschauplätze zu degebrn, nunmrhr dort verbltibrn sollen; außerdem sollen noch rin Paar Divisionen zur Besitzung Pol«n- einrücken. Welch, Divisionen od«r Regimenter dirß seien, und woher dieselben kommen würden, war nicht bekannt. Diese «ine Maßregel stehe im geradesten Widerspruche mit den früheren Anordnungen, und e- liege die Vermuthung nahe, daß die Haltung, welche die deutschen Mächte, namentlich Oesterreich, in der letzten Zeit angenom, men, die Veranlassung derselben ist. — Die russische Ostsee, fiolte soll nach Privatbriefen auS Stockholm, die man für zuverlässig anzunehmen berechtigt ist, gegenwärtig im Begriff sein, sich aus Kronstadt heraus zu eisen, um gleich oder noch vor dem Einlaufen der englischen Flotte in den Sund sich in offener See zu befinden. — Nach Berichten vom DonaukriegLschauplatze wird als die neueste Verfügung, welche der Obercommandant der ruf. fischen Donauarmee getroffen, die engere Concentrirung der russischen Streitkräfte bei Frateschti, Kalarasch, Giurgewo und Budeschti bezeichnet. Das CernirungScorps in der kleinen Walachei und das fünfte verstärkt« JnfanteriecorpS deS Ge- nerals der Infanterie, Lüders, operiren bekanntlich selbst, ständig. WaS zunächst den General ea ekvk des JngenieurcorpS, v. Schilber veranlaßt haben mag, diese militair^che Aufstel lung zu treffen, ist zwar noch unbekannt; da sich jedoch in jedem der bezeichneten Divisionshauptquartiere die Part- und Trainbrigaden befinden, so erscheinl^büfelbe als kie erste Maßregel zur Ergreifung der Offensive, natürlich beim Ein- treten einer günstigeren Witterung. ES ist selbstverständlich, daß die Brückenköpfe und Donanfurthen am Ufer der großen Walachei von den Russen verstärkt besetzt, seit drei Wochen auch mit Kanonen von schwerem Kaliber armirt sind. In Schumla wurden neun RajaHS als Spione eingebracht und zwei derselben — erschossen. — Am 5. rückte die Garnison von Schumla zu einer Feierlichkeit auS. Es wurde nämlich Omer Pascha ein mit Brillanten reich geschmückter Ehrensäbel als Geschenk des Sultans vor der Fronte überreicht. — AuS Eattaro eingetroffene Berichte bringen die Mittheilung, daß die Montenegriner ihre bis jetzt beobachtete ruhige Haltung aufgegeben, und daß auf mehreren Punkten Reibungen zwischen Montenegrinern und den türkischen BeobachlungspiketS statt gefunden haben. Auch unter einigen halbfreien Slämmen an der Grenze Montenegros mache sich eine unruhige Be wegung bemerkbar, die mit der Jnsurrection im südlichen Albanien im Zusammenhänge zu stehen scheint. — Von Athen auS wird berichtet, baß sich die dortige Regierung in voller Ohnmacht befand, der Bewegung unter der Bevölke. rung zu Gunsten deS Aufstandes in Epiru» Einhalt zu lbun. Die Versuche, die Bildung deS pbilhellenischen Somit«- zu hindern, blieben erfolglos. Aus Belgrad vom 23. wird gemeldet, daß daselbst einige Demonstrationen gegen die Lürken vorgekommen sind. Die Rädelsführer der Zusam- menrottuugen, von welchen die Demonstrationen, welche sich durch drei Lage wiederholten, ausgingen, sind verhaftet und seitdem wurde die Ruhe nicht wieder gestört. Die Regierung hat erklärt, sie werd, Demonstrationen gegen die Lürken «den. sowenig dulden, als gegen Rußland, und überhaupt jeder unruhigen Bewegung mit Ernst entgegen treten. AlS Haupt, anstifter der erwähnten Ruhestörungsversuche wird der alte Erfürst Milosch genannt. AuS Orsowa vom 20. wird ge. meldet, daß Fuad Effendi von Eonstantinopel den Auftrag erhielt, die Untersuchung gegen die Aufständischen in Alba- nie» zu leiten. Wie verlautet, wird die UntersuchungS-Eom- Mission in Widdin aufgrstellt werden. ES sollen auch in