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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.03.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030305015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903030501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903030501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-05
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.03.1903
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!'.P ^ au^mrktzts. tji tzirtz - 1 freundlich« Zimmer im Stande, durcl wurve uns ms oeyen viutor m der Vorreklame der „bekan: Dramaturg und Bühnenschriftsteller A. Börner" bezeichnet w läßt der Verfasser alle an der Affäre beteiligten Personen scheinen, die die einzelnen Stadien der ganzen Ehcbruchsgeschic schaffen. S« ist somit jeder selbst , ^ , -uetr Maßnahmen seinen Wohnräumen den Charakter des Behaglichen hinsichtlich de« Lichtes zu geben, Da« genügt ober nicht allein, sondern e« gehört auch dazu eine angenehme Temperatur. Werlau« den größten Teil des Jahres sind wir aus die Heizunaangewiesen. Von ihr ist in erster Linie zu verlange», daß die Temperatur in der Wohnung möglichst gleichmäßig verteilt ist. Mit den Stubenösen hat man dies niemal« erreicht, die Luft ist an der Decke überbeiß, der Fu doden bleibt kalt; wahrend man am Ofen eine unerträgli Hitze verspürt, kann man am geilster nicht sitzen. Wenn man in den oberen Luftschichten 29 Grad hat, sind e« in Kopshöhe nur 18 und am Boden gar bloß IS. ES ist begreiflich, daß in einem solchen Zimmer kein gemülllcher Aufenthalt ist. Ein stets gleich, mäßiger Wärmegrad wird im ganzen Hause nur durch Zentral. Heizung erzielt; man hat «S b« dieser an der Sand, durch Zu. lassuna. heißer Luft die Abgabe der Wärme an die Außenwände paralysieren »u können. Ist die Zentralheizung auch noch nicht gerade al« Ideal anzuleben, so hat sie doch den Vorteil vor den Stubenöfen, daß die Zimmer nicht durch schädliche Gase. Asche- und Kohlenstaub verunreinigt werden. Gleichzeitig ist mit der Zentralheizung auch die " ' " Lust materi die AuSwai troffen werden kan». — Im Erner.-Prozeß in Leipzig wurde i» der gestrige» NachmlttagSsißung ln eingebender Weile der geitchtliche Konkurs verwalter der Treberaelellichast Just«,rat FrleS-Kaslel vernommen. Dieser sagte aus. Schmidt habe zur Ausnutzung des Bergnlliiiiischen Patente- zur Verwertung von Holzkohle eine große Anzahl Tochtergesellschaften gegründet. DaS Patent habe sich aber in keiner Welle bewährt. ES wurden viele fingierte Aufträge gebucht und andere Buchfällchuiigeu vorgenomme». um eine ante Bilanz derzustellen. Schmidt machte den Eindruck eines sehr reelle» Mannes, sein Auftreten war ruhig und bescheiden. Auf alle, die mit ihm in Verbindung standen, wußte er einen große» Einfluß ausiuübrn. Er war ein großer Optimist; ibm schwebte ein euro päisch-amerikanischer Trust vor. und er hoffte, die Prelle seiner Fabrikate nach Belieben bestimmen zu können. Der Konkurs der Trebergelellschaft war »nveimeidltch. Niemand wußte, daß die Trebergesellichaft an die Leipziger Bank eine io riesengroße Summe schuldig sei. ES wurden 20 Forderungen mit Borzugsiecht in der Getamtböhe von 800 000 Mk. angemcldet, dir auch bezahlt wurde». A» Forderungen vbne Vorzugsrecht sind ISO Millionen gemeldet, Diele würden auf den Betrag von lOOMillionen reduziert werden. Bargelder leien so wenig vorhanden gewesen, daß zunächst nicht einmal die GeilchtSkosten gedeckt werden konnten. Dadurch, daß die Konlursverwallung der Leipzigei Bank 500000 Mk. zur Ver fügung stellte, sei es möglich gewesen, lombaidierte Sachen anS- znlöftn und wieder ,u veräußern. Dadurch lei es auch möglich geworden, 8'/, Mill. Mk, aufzubringen. so daß 2 bis 8 Prozent Konkursdividende gezahlt werden tonnten. An außenstehende» Forderungen habe die Gesellschaft M Millionen, darunter 1l bis 12 Millionen an die Tochtergesellschaften. Die übrigen wa»e» zumeist ganz »»baltbaie Forderungen. Es seien im ganzen 1 Million «ingekommen. — Der „Freiberger Anz." schreibt unter dem 2. d. M.: Die Affäre der Prinzessin Luise als Theaterstück - das ist das Neueste in der sensationellen Ausbeutung der Vorgänge im Königshause. In dem Stück, das gestern in Brand aufgesührt wurde und als dessen Autor in der Vorreklame der „bekannte bezeichnet war, > Personen er- , . . , , Ehcbruchsgeschichte in trivialen Sähen vor Augen führen. Das Ganze ist eine Sen- fationsmache niedrigster Art, eine Spekulation auf den Geld- beutel harmloser Gemüter, die sich der entsittlichenden Wirkung derartiger Schaustellungen kaum bewußt werden. Nicht bloß vom Standpunkte des guten Geschmacks aus, sondern vor allem im Interesse der öffentlichen Sittlichkeit müssen wir gegen die Zu lassung solcher Schaustellungen auf das Entschiedenste protestieren. — Wie übringens gemeldet wird, hat die Amtshauptmannschaft Frcibera dem Theaterdircktor Leonhardt die fernere Ausführung des StuckeS untersagt. - Zum Organisten an der Kreuzkirche wurde Herr Organist Sittart-Hamburg gewählt. — Die Predigt, die Herr Öbcrhofpredigcr Dr. theol, et Phil. Ackermann am 15. Februar in der evangelifchen Hofkirche ge> halten hat, ist bei von Zahn u. Jaensch in Druck erschienen. — Zu fröhlicher Geselligkeit vereinigte der Allgemeine hnndwerkervereln vorgestern abend im „Tivoli" leine Mitglieder und deren Angchöltge, die denn auch der Einladung in stattlicher Anzahl entsprochen hatten. Das Programm bestand aus Darbietungen der Sängergeselllchaft Emil Äinter-Tbmlan. Einleitend gelangte ein stimmungsvolles Doppel-Quartett zum Vorträge, dessen Text von Herrn Direktor Winter verfaßt und vo» dem Pmnisten der Gesellschaft, Herrn Große, in Musik geletzt worden ist. Mit den ernsten Gelänge» wechselte in ausgiebiger Weise ein fein ansprechender Humor, der die Unterhaltung des Abends beherrschte und um dessen Gelingen sich alle Vortragenden in gleich anerkennenswerter Art bemühten, «o daß die Hörer fast nicht aus dem Lachen herauSkamen. Nach einem Derzeit, betitelt „Die Millionenbraut". »raren alle l2 Mitglieder der Gesellschaft in dem urkomischen militärischen Gesanitipiel von Herrn Direktor Winter: „Ein Polterabend-Scherz' auf. dessen Abschluß zwei vo» den Vortragenden flott auf Blasinstrumenten gespielte Märsche bildeten. Das durchweg mit Beifall oulgenommene Programm enthielt mehrere von der Geiellschafk noch nicht zum Vortrag ge- brachte Nummern. Nach dem Konzert belustigten sich dir Gäste an den Freude» de- Balles, — Nächsten Dienstag findet der regelmäßige Vortragsabend statt, an dem Herr Ingenieur Otto über „Die deutsche Marine in Wort und Bild" sprechen wird. — Die gründliche Erlernung der Gabelsbergerschen Steno graphie kann allen denjenigen nicht dringend genug empfohlen werden, die im Beruf die Feder zu führen haben. Mit der Zu nahme der Intensität unseres geschäftlichen und geistigen Beckelns bat sich das Bedürfnis nach einer leistungsfähigen Knrrichrilt in immer stärkerem Maße entwickelt und die Stenographie ist in Ver bindung mit der Schreibmaschine längst zu einem Kulturfaktor geworden, mit dem viele rechnen müssen, die in der Well vorwärts kommen wollen — Ter Stenographcnverein „GabelS- berger" DreSden-Strehlen eröffnet deshalb Montag, den S. Man. abends >/,9 Uhr tn seinem VeretnSlokale „Strehlener Hof" Strehlenerstraße l2. wiederum einen Anfängerkursus für Damen und Herren. Als Honorar haben die Teilnehmer nur »i M. einschließlich Lehrmittel für den ganzen Kursus zu entrichten. Anmeldungen werden entgegengenvmmen im König!. Skeno- aravhlschen Institut. LairddauSstmße l6, 8.. bei den Herren Volizeiaisistent Knittel. Schulgulstraße 9. 1.. Kaufmann Kadifch, Nesidenzstraße 70. Buchhändler Schlagehan. Wlenerplatz 1 (Kaiser- Easä) und im Vcretnslokal. Der obengenannte Verein hält auch Mittwochs in »einem Vereinslokale Fortbildungskurse ab. tn denen Herren, weitere AuS- , heute verlegt die Firma G. A. Ludwig ihrBureau, die Hauptagentur nebst Billettverkauf für den Norddeutschen Lloyd, Bremen, von der Marien- straße 18 nach Marienstraße 9, 1. Etage, gegenüber den „Drei Raben". Besonders wird darauf hingewiesen, daß Reisende und Auswanderer bereitwilligst genaue Auskunft über alle Gepäck-, Passage- und Anschluß-Angelegenheiten, sowie speziell über Eiscn- bahnscchrten und Billettpreise nach sämtlichen größeren Plätzen der Vereinigten Staaten erhalten. — Bei dem bevorstehenden Oster- Umzug kommt vielleicht mancher in die Lage, sich für seine Zimmereinrichtung neue Beleuchtungsgegenstände, seien cs nun Kronleuchter oder Wandarme, anschaffen zu müssen, möchte aber dafür nicht allzuviel auSaeben. Da wird «S denn gewiß vielen von Interesse sein, zu hören, daß die Firma Ebeling u, Lroe- nrr, König!. Hoflieferanten, Pragerstraße 28, aus ihrem reichhal tigen Lager von Beleuchtungskörpern neuesten Stils eine große Anzahl älterer Motive ausoeschieden hat und diese zu entsprechend billigerem Preise zum Verkauf stellt. Es befinden sich darunter hervorragend schöne Sachen, so daß eine Besichtigung, die auch Nichtreflektanten gern gestattet ist. zu empfehlen sein dürste. — Durch die seitens der Behörden sofort nach Bekanntwerden der Erkrankung einer Frau in Thürmsdorf an Pocken er griffenen sanitären Maßregeln ist es bisher gelungen, eine Weiter- Verbreitung der gefährlichen Krankheit zu verhindern. Diese ver läuft normal, und eS dürste jedenfalls bald gelingen, ein gänzliches Ecköschen der Krankheit herbeizuführen. — Landgericht. Gegen den vormaligen Kaplan Beter Wilhelm Knipp aus Aachen, welcher zuletzt im Hanse Nikolai- straße Verbrechens nä handelt. Der ln Ml d» 2," 8 wohnte, wird in geheimer Sitzung wegen Sittlichkeit«. > 83 174.l 17p und 176.it des Strasgesetzbuchs ver- Ingeklagte war zuletzt al« Neligionslehrer an der der Wirt vor der 4. Stra^ammer sink 8 Knaben, 3 Lehrer und als ärzi sicher Sachverständiger Herr Obermedizinalrat Dr. Donau ge laden. Nach mehrstündiger Beweisaufnahme wird Kaplan Knipp wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen in 5 Fällen und unter Zubilligung mildernder Umstände zu 2 Jahren Gefängnis und b Jahren Ehrverlust verurteilt. Bezüglich dreier weiterer Fälle wirb auf Freisprechung erkannt, da die Verletzten zur Zeit der Tat das 14. Lebensjahr schon überschritten hatten. Zu gunsten des Angeklagten nimmt das Gericht an, daß er infolge erblicher Belastung gegen die Versuchung weniger widerstandsfähig und die Vergehungen als minder schwere zu betrachten seien. Dem Ver nehmen nach soll Knipp nunmehr nach Hanau überführt werden, da dort ein Verfahren wegen gleichartiger Verirrungen cinge- leitet ist. — Am 10. Oktober v. I. kehrte der Klavierlehrer August Ernst Rudolf Theodor Wilhelm Treiber in einer hiesigen Schon Wirtschaft ein, benahm sich aber derart ungemütlich, da' ' einen kalten Wasser " ' ' bringen mu' Tr. oie aus ... .. ^ . schüft ein, wodurch selbstredend auch die Nachtruhe erheblich ge stört wurde. Das hiesige Schöffengericht diktierte dem Tr. 3 Wochen Gefängnis und 6 Tage Hast zu. Die von dem Ver urteilten eingelegte Berufung hat den Erfolg, daß die ausaeworfene Strafe aus 10 Tage Gefängnis herabgesetzt wird. — Die etwa 23 Jahre alte Verkäuferin Anna Emilie Fussel fand am 15, Januar vorigen Jahres mit 20 Mk. Monatsgehalt und freier Station Stellung bei einem hiesigen Seifenfabrikanten. Unnötiger Auf wand brachte sie dahin, von den eingenommenen Geschäflsgeldern nach und nach mindestens 300 Mk. zu unterschlagen. Diesen Fehl tritt gab sie bei der ersten Vernehmung durch einen Polizei- bcamlcn zu, widerrief aber später und behauptete, zu dem Gc- ständius durch Mißhandlungen, welche sie von der Frau und Schwiegermutter ihres früheren Dienstherr» erdulden mußte, ver anlaßt worden zu sein. Das Schöffengericht schenkte ihren Un- schuldsbcteucrungen keinen Glauben, sondern verurteilte sie wegen Unterschlagung zu 3 Monaten Gefängnis. Die 2. Instanz ver wirft die von der Angeklagten eingelegte Berufung mit der Maß gabe, daß 1 Monat der ausgeworfenen Strafe als verbüßt an gesehen wird, — Ter Holzhändler Julius Hermann Törfcl aus Burgstädt hat sich in geheimer Sitzung wegen schwerer Zu- hälterei, seine Ehefrau Florentine Jda geb, Weber wegen Dieb stahls zu verantworten. Die Verhandlung gegen die Ehefrau ' :doch ab^ctrennt werden sichern Wege sucht, Ter Angeklagte wird zu,1 Jahr 3 Atonalen Gefängnis, 3 Jahren Ehrverlust und Zulässigkeit der Polizei aufsicht verurteilt, — Der Kutscher Friedrich Wilhelm Ernst Büttner aus Burgstädtel ist wegen Gefährdung des Straßenbahn betriebes angeklagt. Das Urteil lautet auf lO Mk,.Geldstrafe. — Der Hutarbeiter Max Martin Dehnel aus Lockwitz verübte im Zigaretten, Die Ausbeute an barem Gelbe war nicht bedeutend Die 2. Strafkammer diktiert dem noch jugendlichen gemeingefähr- lichen Einbrecher 5 Jahre Gefängnis und Ehrcnrcchtsverlust aus die gleiche Dauer zu. hcn Aufgaben atsseki Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Zu den wichtigsten sozialpolitis gehört die Lösung der Wohnungsfrage. Der Staatssekretär des Innern stellte bei der Beratung seines Etats im Reichstage in Aussicht, dem nächsten Reichstage in einer Denkschrift bekannt zu geben, was in den Einzelsiaaten zur Verbesserung der Wohnungs- verhältnisse der unbemittelten Klassen geschehen sei. Er sprach namentlich seine Freude darüber aus, daß der aus dem fraglichen Gebiete beschlagene Abgeordnete Jaeger in seiner gründlichen und umfassenden Arbeit über das Thema auch zn der Uebcrzeugung ge kommen zu sein scheint, der geeignete Weg sowohl für das Reich wie für Staat und Kommunen, den unbemittelten Bevölkerungsklasscn billige Wohnungen zu schaffen, liege in der Anwendung des Erb baurechts. Nur wenn Reich, Staat und Kommune in dieser Weise Eigentümer des Grund und Bodens bleiben und auf dem Wege der Genossenschaftsbilduna billige Wohnungen für die unbemittelten Klassen errichtet werden, wird cs möglich sein, der Grundstücks spekulation in der Umgebung der Städte, namentlich der Großstädte, wirksam und dauernd entgcgenzutreten. Werden die Preise für Grund und Boden, so führte der Staatssekretär aus, in der Um- gebung der sich entwickelnden Städte weiter getrieben, so wird es auf die Länge der Zeit geradezu unmöglich werden, für die ärmeren Bcoölkcrungsklassen noch billige Wohnstätten in erreichbarer Nähe ihrer Arbeitsstätte zu schaffen. Denn nicht in den Kosten oes Baues der Wohnstätten, sondern im steigenden Preise des Grund und Bodens liegt dann eine solche Erhöhung der Mieten, daß sie von den ärmeren Klassen nicht mehr aufgebracht werden können. Der Staatssekretär sagte dann mit Recht, er glaube deshalb auch, die Kommunen, die der Wohnungsnot der unbemittelten Klaffen ab- helsen wollten, täten gut daran, sich ausreichenden Grund und öden in erreichbarer NähsdcrStadt noch zu einer Zeit zusichern, wo kommunale Politik gewesen, welche seinerzeit der verstorbene Miguel als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt befolgt bat. In letzterer ist deshalb in oiel geringerem Maße von einem Wohnungsprole tariat die Rede, als in Berlin. Auf der Konferenz des Deutschen Arbeitgeber-Schutz Verbandes, die in Berlin staltgefunden hat. waren offiziell die Verbände von Barmen. Berlin, Biclcseld. Bremen, Krekel». Dresden. Düsseldorf, Elberfeld. Görlitz. Kassel, Köln, Leipzig, Mannheim, Mainz. Stettin. Slultgarl u. a. vertreten. Es wurde ein vollkommenes Einverständnis über die gegenseitige Unterstützung bet Nusständen und Sperre» erzielt. Ferner wurde beschlossen, beim Reichskanzler die Abänderung des 8 153 der Gewerbeordnung, der gewisse Koaiitlonsliandlungrn unter Strafe stellt, zu beantragen und damit zu begründen, daß der Paragraph völlig ungenügenden Schutz gegen dle Urberariffe und den Terrorismus Ausständiger bietet. Besonders das Vorgehen von sogenannten Streikposten und das Verhänge» von Sperren über einzelne Betriebe müßte, da diele dadurch ruiniert würde», unter Strafe gestellt weiden, Die Konferenz einigte sich darüber, daß bei ungerechtfertigten Ausständen die weitestgehende moralische und materielle Unter stützung der von einem AuSstande oder einer Sperre betroffenen Meister rc. eintreten müsse. Die Selbsthilfe soll aber bis zur äußersten Grenze der Zulässigkeit ausgcübt werden. Von allen Untcrverbänden aus soll eine planmäßige Agitation in den benach barten Bezirken ins Leben gerufen werden In Hagen hat eine liberale VertrauenSmännerversammlung die Kandidatur des bisherigen Aba, Engen Richter ein stimmig angenommen. — In Königsberg t. Pr, berellet sich ein Zusammenschluß der bürgerlichen Parteien vor. um den Wahlkreis der Sozialdemokratie zu entreißen. Um einen solchen Zusammenschluß zu ermöglichen, bat der dortige naiionalliberale Wahlverein auf die Ausstellung eines «tarnen Kandidaten verzichtet und wird für den Kandidaten der freisinnigen Volkspartei ein treten. die zuerst in die Wahlbeweguna eingriff und tn der Person de- Rechtsanwalts Gvßiina einen Kandidaten nominiert bat. Der frühere polnische NeichStagsabgeordnete Graf Leo SkorzewSki ist gestorben. Gras SkorzrwSkt, der am 28. Juni 1845 geboren ist. vertrat tm Reichstage den Wahlkreis Äirsitz- Schubtn. bildet, die ies. eS heißt: Zentrum ist Trumpf!' tanismns km un vlc »ln. »n vem DaS Jortschreiten des Ultramon- ann nicht geleugnet werden. Seine politische Vertretung, das Zentrum, übt immer größeren Einfluß auf Gesetzgebung und Verwaltung im Reiche und m den einzelnen Bundesstaaten aus und greift tief m alle Gebiete des staatlichen wie des privaten Lebens rn unserem Vaterland« mit zersetzender Wirkung ein: Das nativ- nole Bewußtsein wird gelähmt, die freie Entfaltung des geistigen Lebens unterbunden, eine klerikale Bevormundung ongeboynt und ein falsches ParitätSverhältnis ausgebildet. In Politik und Kunst, in Wissenschaft und Religion, überall hemmt der Ultramontanis muS den Fortschritt und bindert die freie Selbstbestimmung des einzelnen wie der Gemeinschaft. Zugleich werden die Kräfte unseres BoikcS einem internationalen und autinalionalen Herrichastssysteiu dienstbar gemacht, das unter sremdländhcheer Obcrleckung slehsi Selbst in den Fällen, in denen der Mtramontamsmus sich an- crllärung gegen alles, was unter Vaterland, was die Kullurwelt an geistiger Freiheit, an Ergebnissen der Wissenschaft und Kunst, an posttffchcm und sozialem Fortschritt ui langem, heißem Ringen fick erworben hat, ist noch heute das unverrückbare Ziel des Ultramon- tanismus, wie das von führenden Männern des Zentrums heraus gegebene Staatslexikon für jedermann darlun kann. Die Er reichung und Verwirklichung dieser ullramontanen Ziele führt zu einer Zersetzung und Zerstörung deutscher Kultur. Deshalb ist der Ultramontanismus heute wie allezeit als der eigentliche und gefähr lichste Feind unseres Volkes zu betrachten. Die Kultur unseres Volkes fft auf einer Unterlage ausgebaut, die in ihren wesentlichsten Bestandteilen sich aus Ergebnissen der deutschen Reformation zu- Gefahr muß Gemeingesühl werden. Wir fordern deshalb alle Männer im Deutschen Reiche, die mit uns daS gefahrdrohende Wachstum des Ultramontanismus erkannt haben, unbeschadet ihrer sonstigen parteipolitischen Stellung oder religiösen Ueoerzeuauug auf, nach Vermögen im öffentlichen Leben, insbesondere auch schon bei den bevorstehenden Neichsiagswahlen, in Verbindung mit uns in ontiultramontanem Sinne wirksam zu sein. Selbst in solchen Wahlkreisen, in denen der Ultramontanismus noch keine politische Rolle spielt, dürfen wir unsere Stimme keinem Wahlkandidaten geben, der nicht unzweideutig erklärt, bei allen Fragen, die daS Verhältnis zum ultramontanen System berühren, in abwehrendem Sinne tätig zu sein. Dies gilt namentlich überall öa, wo die Grundlagen unseres Kulturlebens, die Selbständigkeit des Unter- richtswesens, die Freiheit wissenschaftlicher Forschung und Kunn- ausübung, die Unabhängigkeit der religiösen Uebcrzeugung in Frage kommen. Der Landtag des Herzogtums Sachsen-Altenburg über wies den Antrag, wonach die Regierung ersucht wird, im Äundcs- rate gegen die vom Reichskanzler in Aussicht gestellte Aufhebung des Paragraph 2 des Jcsuitengesetzes zu stimmen, mit allen Stimmen gegen die der vier Sozialdemokraten der Regierung zur Erwägung, Als neue Jnteressentengriwpe bei den Reichstaaswahlen soll nach den Absichten der „Deutschen Radfahrer-Zeitung" der Deutsche Radsatz rerbund anllreten: Da sich keine bessere Gelcgentzeit zur Geltendmachung dringender Forderungen bietet als die Rclchstngswatzl, so beabsichtigt man auch in Radsatzrerkreiscii eine feste Stellungnahme. DaS Olga» des Deutschen Nadlahrer- bnndes fordert schon heute die Mitglieder ans, ihre Kandidaten nachdem radlcrischenGlaubensbekennrnisz» fragen, und da es sich um einen starken Prozentsatz der 40 000 Mitglieder handelt, der für die Wahl in Frage kommt, so bat diele Auslastung eine gewisse Bedeutung, um lo mehr als dle Bundcsmitglieder einen nicht zu uitter'chätzeiiden Korpsgeist besitzen. Die Fragen dürsten etwa folgendermaßen lauten: Wie denkt Herr T. über die Aus nahmestellung des Radfahrers bei der Eiicnbahn. bei der es Vor kommen kann, daß für die Perlon lOPlennige, für das Rad jedoch 50 Pfennige liir eine und dieselbe Strecke bezahlt werden muß? Ist die Verlagring von Freigepäck dem Radfahrer gegenüber noch länger angängig? Müssen auch Damen noch wie vor gezwungen weiden, der Bahn Gepäckträgerdienste zu leisten? Wie denkt Herr k' über die zahlreichen Nadsahrerlallen? Man sieht, daß die Agitation der Radialirer recht lebhaft werden kann. Der frühere bayerische Ministerpräsident Graf Crails heim hat auf die Nachricht hin, daß in studentischen Kreisen als Zeichen dankbarer Verehrung ein Fackelzug in Verbindung mit einer großen Serenade geplant sei, den Urbebern des Gedan kens Mitteilen lassen, daß er über die liebenswürdige Absicht er freut sei, aber im voraus die Ehrung dankend ablchnen müsse, weil er den bestimmten Wunsch habe, in aller Sülle sich ins Privatleben zurückzrrüehen. Ter Weihbischof Fischer, erwählter Erzbischof von Köln, wird am 11. d. M. rn Berlin anwesend sein, um den Huldigungseid zu leisten. Ueber dle Schulzustünde in Trier, im Reiche des streilbaren Bischofs Korum. geht der „Nhein.-Äestf. Zta." eine Znschlift z». »ach der das Vorgehen gegen die höhere Töchterschule nur einen Teil in dem seit Langem geführten Kampfe gegen paritätilchc höhere Schulen überhaupt bildet. Im ersten Drittel der 80er Jahre war an dem Gymnasium in Trier noch ungefähr der vierte Teil der Schüler evangelisch. Evangelische Lehrer hin gegen gab es gar nicht an dicker „Königlichen" Anstalt. Katholische Kapläne gaben Unterricht auch in anderen Fächern als Religio», Die übrigen Lehrer waren so gut katholisch, daß z. B. im Geschichtsunterricht allen Ernstes gelehrt wurde, beim Beginn des 30,ähügcn Krieges seien die zum Fenster herausgcstürzten böhmischen Räte von der Jungfrau Maria mit dem Mantel auf- aesanae» worden. Trotzdem genügte dos alles dem Biichos nicht. Im Jahre 1886 gründete er ein Knabenkonvikt, um die aus wärtigen Schüler vor möglichster Berührung mit Andersgläubigen zu bewahren. Es kam Io weit, daß von etwa 100 Evangelischen Im Jahre 1883 nur noch etwa 30 im Jahre 1892 übrig waren Aber die Frendestunde schlug erst, als es gelang, daß am Real avmnasium Parallelklassen für Gymnasialkurse eröffnet wurden Nun wurde» die Evangelischen der alten Anstalt allmählich hinüberbngsicrt und jetzt hat Biichos Komm die Freude, seine acliebten Diözelancn in der Obhut eines Protestanten- und juden- freien Gymnasiums zu wissen. Was ihm bei der Erziehung der männlichen Jugend gelang durch List, das versucht er letzt bei der weiblichen mit Gewalt. Es wird ihm gelingen in der Stadt, in der Gehorsam gegen Rom im Blute liegt, in der selbst der evangelilche Regieirinaspräsident den Ausruf mstuntcizeichnete zur Errichtung eines Denkmals kür einen römischen Erzbischof, Zn dem Verlaufe der Interpellation über die Trierer Vorgänge bemerkt die „Deutsch-Evangrl, Korr.": „Die Regie rung hat viel geredet, wenig getan, nichts erreicht. Ter Schul- kamps ist da, dem ersten dreisten Geplänkel kühner Rekognvs- ücruiigsrcitcr werben in absehbarer Zeit arößere Schlachten folgen Die Regierung hat heute die Stellung aller Parteien keimen ge lernt. sie hat gesehen, daß sie sich im Kampfe gegen denKlerikalis mns aus die Mehrheit des Haules nie so sicher verlassen kann, als gerade beim .Kampfe um die Schule. Möge die Regierung ans den Ergebnissen des heutigen Tages die Folgerungen ziehen und feste Enlichlüste fassen." — Dir „Magdcb, Ztg." schreibt: „Die Besprechung der Interpellation hat wenigstens gezeigt, wie die Dinge heute im Reiche tn kirchlicher Beziehung stehen. Eine Schwäche der Regierung gegen das Zentrum kann auch durch alles schöne Reden nicht weggelenanct werden. Um so mehr wird der evangelischen Bevölkerung die Pflicht erwachsen, ans dem Posten zu stehen uno dafür zu sorge», daß der römiiche Geist sich nicht herausnchmen darf, unsere deutsche Kultur und die Freiheit der Wissenschaft zn knebeln. Hand weg!" — Sehr bitter urteilt dle demokratilche „Volksztg.": „lieber das Resultat der Interpella tion konnte kein Mensch im Zweifel sein. Der Staat ist es, der durch sein Veihälscheliingsverhältnis zur Kirche deren Organe zum Kample gegen ihn selbst stärkt und ermuntert. Keine noch so hock tönenden Versicherungen von „Festigkeit" und „Enüchiedenhcit", mit denen der Staat den Anmaßungen der Kirche begegnen werde, können uns darüber hinwegbringen. I» dem Augenblicke, in dem diele Versicherungen mit gehobener Stimme ausgesprochen wurden, erfuhr man, daß der evangelische Lehrer des Deutschen und der Geschichte an der umstrittenen parltäklschcn Schule auf das Ver langen der Ultramontanen durch einen Katholiken ersetzt worden ist. Ein Staat, der den Ultramontanismus nicht mit der Frage abfilhrte: was die Konfession mit dem Unterricht im Deutschen oder in der Geschichte zu tun habe, ein solcher Staat unteiwirft sich der Gegenmacht von vornherein, Tie für den Staat unsäglich demütigende Situation ergibt sich am besten daraus, daß gegen Herrn Korum, einen preußischen Staatsangehörigen, der dem Staate in seiner Stellung dienen soll, bei einem auswärtigen und ausländischen Oberen dieses prenßbchen Staatsangehörigen um gut Wetter für den Staat gebeten wird. So lange der preußische Staat sich aus dieser Situation nicht hcrausarbeitct, wird und muß er gegen kirchliche Ucbergriffe aller Art ohnmächtig bleiben " Der konsrrvailve .Reichsbote" schreibt: Wenn ullrnmon- tane Blätter, wie die Bonner .ReichSzIa,". die traurigen Gerüchte über die G > oß h c rz oai n - W i t w e Anastalia benützen, um schadenfloh von dem Slandal eines protestantischen Hofes zn sprechen, so sollten sic nicht protestantischen vergessen, hinziiznsügeii. Dresdner Nachrichten «4. Seite 3. »» DormerStag. S. Mär» L
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