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- »10 - geblcebeu »st. Es sind auch freilich zehn Jahre her und mehr, aber jeder" — er warf eine» befriedigten Blick in Len gegenüberhängendcn Spiegel — „hat doch in dieser Zeit nicht so viel emgebüßt." „Ob Du Dich wirklich nicht irrst?" meinte Elvire. „Dieses Berstecken stimmte fo wenig zn seinem Charakter, und —" „Ich nehme die Behauptung auf meinen Eid!" ries Montvw lebhaft. „Je langer ich das Gesicht betrachte, je bestimmter kenne ich ihn Es ist doch eigentlich seht noch ein schöner Mensch, wie? — Und weiht Du, wa» mich am meisten stutzig machte, war der so erbärmlich plebejisch klingende Name. Aber wie ich heute im Gothaische» Kalender blättere, linde ich die ältere Linie der Hilgcndorss mit dem Doppel« namen Grvh vv» Hilgendorf ausgesübrt. Darin liegt also die Erklärung. Er hat seinen Namen, weil seine gesellschaftliche Stellung diesem nicht entspricht, gekürzt, ohne ihn aufzu- geben." — In der Nacht, als Elvire an der letzten Straßenbiegung vor ihrem Hause aus einer Egmpage stieg, beugte sich ein Kopf ans dem Wagen und eine Männerstimme sagte mit ge dampftem Dane: „Und nochmals, Schätzet, jetzt wird weder um Erlaubnis gebeten, noch das Recht des Despoten dazu anerkannt und geduldet. Jetzt diktieren wir die Tagesordnung, >>»d er wird gul tun, sie anznerkeiinen. Ich mutz übrigens schleunigst eine Blenderung er- »nnen. Dieses Zusammentreffen in den Restaurants patzt mir je länger, je weniger. Also aus morgen vormittag, Liebchen!" — — Wenige Wochen später stand in der Mittagsstunde Iran Schmidt iu der Portierloge, als Elvire in sehr zarter, lustiger Toilette vorbei ging. Sie zog die Stirne krauS^sah ihr mit lehr bösem Genchtsausdrnck »ach und sagte zu ihrem Mann, der eben in daS Stübchen not. „Nun siehst Duo selbst. Wieder gehl sic in vollem Staat und Putz von dannen, und das arme Würmchen liegt dort oben ganz allein und kann sich die Seele aus dem Leibe «chreien. Ich weitz wirklich nicht, ob man länger dazu still sein soll ? Wenn Herr Grob —" „Wenn Herr Gros; Dich fragt, kannst Dn antworten: sonst aber hältst Du den Mund — das bitte ich mir aus, Frau!" sagte der Gefragte sehr bestimmt. „Man soll sich nicht nmichen Eheleute drängen. Und sie >sl immer die Mutter und wird dem Kmde nicht zu .uel tun. Also — Mund gehalten und womöglich auch die Äugen zugemacht! Ich will im Hause keine Feindschaft." Die Frau murmelte etwas von „hartem Herzen" vor sich hin, wagte aber keinen Widerspruch und ging mit sorgenvoller Miene die Treppe in die Höhe. Oben neben dem Eingang zur Grafischen Wohnung blieb sie stehen und horchte — gottlob, noch ivar alles ins! Es schlief also wohl, das liebe, kleine Wölschc». Vielleicht würde es heule länger 'chlasen als diele letzten Tage, i» denen sie wahre Folteraualen dadurch gelitten hatte, datz ne das klägliche Geschrei des Kleinen in der verschlossenen Wohnung Stunden und Stunden ll.ng hörte und ihm nicht helfen konnte. Sie atmete erleichiert aut und begann die Treppen herabzusteige», aber schon ans dem nächsten Abmtz zögerte ihr Futz — ein klägliches Weinen hatte ihr Ohr erreicht. Und nun siuiid sie vor der Tür, klopfte und ries, um den armen Kleinen durch den Ton der bekannten S:imme zu beruhigen, und war glücklich, wenn sie es erzielte, datz er einige Minuten lang si-ll schwieg. » « Eben hatte Albrecht Grob eine Zuschrift empfangen, die ihn für heute nachmittag in ziemlich früher Stunde nach dem anderen Fabrikhose zu einer Besprechung mit dem Herrn Kommerzienrat berief. Er berechnete die Zeit. Am richtigsten war cs schon, die Arbeit hier ivglcich zu beenden, schleunigst zu Hause eine Mahlzeit einzunehmen und darnach sich dorthin ui begeben. So allem konnte er pünktlich sein und auch die verschiedenen Besorgungen ans dem Wege dorthin erledigen, über die er seinem Ehef gleichzeitig Bericht abstatten wollte. Er traf also seine Anordnungen, nahm den Hut und ging eilig seiner Wohnung zu. In den Hausflur tretend, hörte er, wie in der Portierloge Frau Schmidt in halb weinendem Ton, nach der offenen Stubenlür gewairdt, sagte: „Ich kann es schon nicht mehr anhören, Karl. Latz mich doch zu ihm gehen und den cchlüsscl holen Kann man es denn verantworten, wenn das arme Würmchen sich tot schreit' lind die gewissenlose Person wird natürlich erst zu ihrer späten Mittagszeit von ihren Herumtreibereien wiederkehren, und ich sage Dir, man hörl's schon an der Stimme, Las hält das schwache Körperchen nicht aus." Von drinnen kam eine Antwort, nach welcher sich die Frau schluchzend abwandlc, uns wie sie sich plötzlich Grotz gegenüber sah, erschrak sie so heftig, datz es ihm war, als greife jemand mit kalter Hand nach seinem Herzen. „Frau Schmidt ?" stotterte er hervor: mehr brachte er nicht über die bebenden Lippen. „Ja. Herr Grotz." beantwortete sie die unausgesprochene Frage. „Gott sei Dank, datz Sie da sind. Es ist nicht mehr anzuhören. Aber ich denke —" Er wollte gar nicht wissen, was >ie dachte. In laugen Sätzen stürmte er die Treppe in die Höhe, gerufen von einem wimmernden Ton, der ihm ins Herz schnitt. Mit zitternden Händen schlotz er den Korridor aui — und stand, da Elvire in der Hast, fortzukommen, vergessen hatte, die Zimmertüre zu fließen. vor dem Knaben, der unbedeckt und von der Anstrengung deS Schreiens völlig crblatzt auf der Diele lag. Die Decke hatte er fortgestotzen, die Milcb'la'che lag, ihm uner- - 211 - reichbar, in einiger Entfernung und zeigte durch ihre Füll«, daß zu den sonstige» Leide« de- armen, klrmen Burschen auch der Hunger gekommen sein muhte. Völlig verstummt vor Schreck, beugte sich Albrecht meder, »ah« seinen Lisbling in die Arme und druckte ihn an seme Brust, während Frau Schmidt, die ihm schnell gefolgt war. die Flasche ergriff, nach der Küche eilte und schon noch wenigen Minuten mit dtese« Hill», mittel das Schluchzen deS Kleinen verstummen machte. „Iran Schmidt," sagte Albrecht, durch dessen Körper noch immer ein Zittern flog, das ihn säst am Sprechen hinderte, „Ivan Schmidt — lsl dos öfter vorgekommen? Ich bitte um Wahrheit — ohne Rücksicht/ „Alle Doge, Herr Groß, alle Tage," antwortete die Frau, jetzt ganz laut weinend. „Ich hob, et Hr immer gesagt, eü sei schrecklich, daS Schreien anzuhören, — ich hoffte immer — aber — Seien Sie mcht böse, Herr Groß, mein Mann erlaubte mir doch nicht, Ihnen davon zu sprechen." Er hatte Wölfchen ins Bett gelegt und ging nun im Zimmer auf und nieder, immer mit der furchtbaren Empörung kämpfend, die ihn gegen Elvire erfüllte. Also das war der Grund, weshalb das arme Kmd in letzter Zeit so heruntergekommen war! Die eigene Mutter vernachlässigte ihr Kind aus Vergnügungssucht in fo brutaler Weise, daß man es eigentlich einen langsamen Mord nennen konnte. Und sie wußte es, wie er es liebte, wie es sein alles war, — und trotzdem — trotzdem. Wie kann man freilich in einem Herzen weiche Gefühle für Mann und Kind suchen, das keine Liebe und Dankbarkeit für die eigene Mutter kennt? Er hatte sich bemüht, milde und nachsichtig über alle die Herzlosigkeiten, die er von ihr gesehen, zu urteilen, für diese hatte er keine Entschuldigung! Diese trennte ihn innerlich für immer und ewig von ihr. Trennte ihn? Waren sie seelisch denn ze vereinigt gewesen? Waren sie nicht nur nebeneinander hergegangen ohne die wahre Liebe und — ohne Achtung oon seiner Seite? Er war völlig erblichen. Große Tränen rannen aus seinen Augen. Welch schweres Geschick war das seine! Jetzt erst wußte er, welche Last er durch diese Ehe auf sich genom- men. Und dieses einzige Wesen, dieses süße, kleine Wesen, das allein für ihn die Freude deS Lebens repräsentierte, das hatte er nicht vor solcher Behandlung schützen könne»! „Gehen Sie hinunter, Frau Schmidt." sagte er zu der noch immer schluchzenden Frau. „Sie können mir jetzt nicht helfe», und es ist gut, wenn man Sie hier nicht findet. Sonst verlöre ich wohl noch Ihre treue Hilft." Die Frau befolgte sichtlich gern sein Gebot. Ihres Mannes Wünsche muhte sie doch respektiere», der keine Feindschaft im Hause wollte, sonst. — So saß er allein neben dem Vettchen, als die Tür hastig aufgerisscn wurde und Elvire ins Zimmer trat. Sie stutzte, als sie seiner ansichtig wurde, und sagte dann, Unbefangenheit heuchelnd: „Ich bin ja sehr überrascht, Dich zu so ungewöhnlicher Zeit zu Haute zu finden." „Ich habe geglaubt, daß ich zu jeder Zeit mein Haus betreten kann," sagte er kalt, „und mußte heute die Erfahrung mache», daß cs für mich und uicine Beobachtungen nicht eingerichtet war." „Was heißt das?" „Der Kleine lag nackt und hungrig aus der kalten Diele und sein klägliches Geschrei lönte bis hinunter, während seine Matter —" „Mein Himmel," unterbrach sie ihn, „er wird nicht daran sterben, wenn er einmal ein bischen schreit. Das ist sogar für die Ent wicklung der Lungen günstig. Ich bin vor ein paar Minuten fortgegangen bis zur Markt- balle —" „In dieser Toilette?" fragte er und maß die neue, sehr elegante Robe mit seinen Blicken. „Ein altes Sommerkleid, das ich mir selbst etwas modernisiert habe," sagte sie schnell. „Du scheinst mir, wie ich merke, aus diesem kurzen Geschäftsgang ein Kapitalver brechen machen zu wollen? Möchtest Du mich denn zunächst nicht darüber unter richten, wie ich es anders einrichten soll, die ich keine Hilft im Hause habe." „Daß D» diese bisher nicht hattest, ist Dein Wille gewesen. Selbstverständlich hört das von heute an auf. Es wird eine Wärterin ins Haus kommen, durch die ähnliche UnterlaffuiwSfündeu gegen mein Kind vermieden werden." „'Das heißt," rief sie purpurrot vor Zorn, „Du willst mich unter Aufsicht stellen. Angeblich als Dienstbote kommt die Person ins Haus, die mich kontrollieren soll, und ich sage Dir —" „Bisher habe ich nur daran gedacht, jemcncken herbeizuschaffen, der die gröblich vernachlässigte Pflege des Knaben übernimmt. Nach Deinen Aeußerungen muß ich allerdings annehmen, daß Du Ursache hast, Dich unbeobachtet zu wünschen." Sie hatte plötzlich wie erschreckt vor einem Gedanken stillgeschwiegen. Nun er eine Bewegung machte, als wolle er das Zimmer verlassen, sagte sie. den Kops trotzig m tz« Nacken werfend: „Daß ich bisher eine sehr häusliche und fleißige Frau war, wirst Du am: wohl zugeben. Wenn mir unsere HänÄichkeit durch die Anwesenheit fremder Person« unlieb gemacht wird, sollst Du Dich nicht wundern, wenn ich außerhalb das Behagen suche, welches mir hier fehlt." Er antwortete mcht, legte die Papiere zusammen, die er für seinen Geschäftsgang brauchte, trat noch einnial an das Bett des Kindes, um sich zu überzeug^, daß es sanft schlief, und sagte dann zu Elvire: «Ich werde Frau Schmidt herausschicken. S« wird so lange hier bleiben, bis ich wieder komme," und war gegangen. iSortktzuna seiet. > Vetter ku88d0ü6lldel38 kür riLmer, Lorriüore, Irsppeii etc. 200 em breit. «lattbraau 4 2.60. 3.50. 4.20. 4.80. 5,50, 6,25, 7 M. altve, terraeotta, pompkZ. »ot, srüa Seckrneltt 4 2.75, 3,50, 4,00, 4,75, 5,50 M., Parkett- und Teppichmuster. «ranlt und Hlotr« 4 5,75, 7, 9 M., I vollständig > 4 8.00. lO.OO, 12,00 M.. F°aMn^md zweite Wahl, 4 7t>3M , I ^ Muster. I^orlt-L-tooleuni in rot und grün, L,i«olOim> -11081«, l—5 m lang, bessere Qualitäten »vcit unter Preis. l.ilio!kiini - IM«? lMIsum -leppiM in 6 Breiten. in 6 Größen. Auf Wunsch Uebernalttnc des Lesens durch eigene Leute. Snr^nliluurr 1 6 kadatt. LS. 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