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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 15.06.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220615019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922061501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922061501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-06
- Tag 1922-06-15
-
Monat
1922-06
-
Jahr
1922
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ReligivuSsemdlichkeit. Tn» läßt «ich ous der pädagogischen >»,» poliiisckeu Literatur unjeccr Tage bi» zum Ueberdruß belegen. dlber merkwürdig. der Na»ne für die Sache hat mehrfach gewechselt. Scho» im vorigen Fahre war aus SiimmieUelli siir die Elteriiratswahleii statt „weltliche -ä»»ie" da» verlockende „EinheiiSschulc" zu leien, Kurz vnaach ersetzte man aus deu Saminrllistru siie den Etn- ,n> nw gegen he» Reichsschuigeseventivint die imuierhin sür nianche Oenie »usiössige weltliche Schuir durch de» Namen ..l'etenntiriosreie Schule", der in in der Reicksversassung durcd da» in .tNanimer dahinter gesetzte „weltliche" wohl driUiiche, wr,den soll. F», derbste de» Jahre» 1021 daun nannte die Sozialdeiuokratie ihre Schule in dem Görlitzer Progiannn „iveltlichc Einheitsschule". Seitdem ist da» weltlich" mehr und nieln in» Hiniertrefsen gekommen. Die Zorkämpsei der sozialistischen Idealschule eoaunlen nach nnd nach, das, da» Wort schreie, das, man c» darum lieaer »reidr Fn dieier Erkenntni» offenbar hat die Dresdner Vehrerarwe, fichast für die bcuarstehendeu Elternraiswahlen die Losung ausgegeben, alle die Eltern zu unterstützen, die iur eine p.niei- und kirchcnsrcic Schule eintretrn. Sie ist ia vvrsicktig gewesen, Heide Begrisse nickt zu erläutern, und ja die Elter,nchast im unklare» zu iane». So wird mancher Pater, manch, Mucker sragen, n>a» Partei und kirchcnfrei hedcnle Ten, 2'öorte nach hciaat der zweite Begriff, die Schate ioUe „ich, mein unter der Aufsicht und Bevormun dung der Kircke stellen Ta» aber at» Harder»»» der Gegen wart innzuneUeu, ist sinnlo», denn seit der Umwälzung hat die Sa,n!e nicht mehr nach der Kirche nnd diese nicht mehr uam jener gefragt. >> h„ die Schule ist laugst kircbennci, sogar ui dein trainige» Sinne, das; lieiöe sich bekämvsen niuaen. vbivoht sie al» Einrichtungen eines Voikeo gute Freundinnen sein iolttcu. Kirckensiei tan» also nur ein Deckname für chrineunniissrci, religionslos sein. Aber es liingt gerade in Zette» der Elteruralswavlen viel harm- oier a>» diese beiden deutschfeindlichen Begriffe. Was aber den erste» Ruf der Losung anvclangt: vartei frei, io lau» in,in sich der Berwunderung dar über nicht erwehren. Gerade die Lehrer. die politisch link» gehen und im Aufträge ihrer Parteien die einst parteilose, m Geiste einheitliche Voike-sckuie haben zerreiben helfen, die in iede Elternvcriamiiilnna den Parteihader tragen, die ver langen legt eine partein eie Schule. Ta» kan» doch, wenn e» aber Haupt einen Sinn haben toll, nur heißen: frei non allen anden'» Parteien, die für die christliche Schule ein- »reteu. Glaubt die Lebrergcwerkichaft wirklich, das, die Eltern auf solchen Namensweckset hereinfallen werden'/ Ed wird die innere Wandlung, die sich auch in Sachsen vollzieht, nickt aufhalten können. Tic künftigen Elternratswahlen in Dresden werden — das darf man hoffen — den Beweis dafür erbringen. Berliner Blätter -um Offenburger Freispruch Berlin, IE Film. Zur Freisprechung Killinger» schreibt die „Tägl. Rundschau": lieber den Freispruch werden die- wnige» pvlitiichen Kreise, die überall RechtSbolschewiSwus sehen, au» Profcssiv» zetern. Gott sei Dank be steht die Weit nicht an» juristischen Denkschriften und aus dem Urteil weltfremder Paragraphen. Tic deutsche Ge- .E schichte wird sich niemals über die Rolle der Organisation „Eonsul" einig werden. Tatsachen mögen erwiesen werden, Gelretmbündelet, ein verhältnismäßig harmloses Verbrechen. . kann zcugenmäßig an» Eicht kommen. Um über den Frei te sprnch Killinger» ein Urteil zu sprechen, muß man den A Prozeß doch etwas genauer prüfen, als flüchtige Tages- berichte e» tu» können. Der Prozeß, »'weit er gegen WZ Killinger gemünzt war, blieb ein s ch ,v a r z - r o t - g o l- -Ldener Prozeß, nnd deshalb nt es immerhin besser, daß L-z er rm Sande verlausen i't, als daß fick aus ihm Schlüsse ^n irnd Urteile ergeben hätten, die über den engen Rahmeu »kSmrwi- objektiven Justiz binaiisgegaugen wären. - Auch der Ax» „Voss- Ztg." erschein, c» voreilig, politische Schlüsse aus "" der Art zu ziehen, wie die Geschworenen von Offenvach M die Schnldfrage beantworte, haben. Ans weickcn «dründen Zdd in Ofscnbach die Mehrheit der Geschworenen für das Schul- "22. dtg nicht zustandcgekominen ist, läßt sich mit einiger Wohr- 'L» (cheiulichkeii nur dann ncrmnten, wenn man die Verband- ^ lungen nicht nur aus den Prozcßberichten verfolgt hat. Das Blatt bestreitet indessen, daß mit dem Freilvruch auch die Schuldlosigkeit bewicfbn sei. Die M Beweisaufnahme habe, so karg sic in diesem Punkte auch ge- wesen sei, ergeben, daß Killinger. wenn auch nicht notwendig Beihilfe, so doch Begiinstigung geübt habe. — Zn der Presse der Einten wird der Freispruch von Osscnbnrg wie- M der zum Anlaß genommen nach einer Reform der Justiz an Xi» Haupt und Gliedern, nach einer gründlichen Demokrat,- »Itz fierung der Berufs- und der Laienrichter zu rufen. ^ Kunst un- Wissenschaft. i* Mitteilungen der Liaatstheater. Opernhaus. Morgen, Donnerstag t)-;8i: „Die Bo Häme". Besetzung: Tauber: Schannard: Rudolf Hohberg vom Stadttheatcr in Breslau al» Elast: Piaichke: Zottmaur: Büssel: Elisabeth Rethberg; Grete Merrem-Nikisch: Schmalnauer, Mus,tä tliche Leitung: Slriegler: Spielleitung: Toller. - Am in. Zun, f!s8s: „Orpheus und E u r vdi tc" mit Irma Tervani: Elisa Stünzuer: Eros: Grete Merrem-Nikisch izum ersten Pc'akes. Musikalische Leitung: Striegle,': Spiel leitung: Hartmann. Tänze mit Susanne Tomboi». Schauspielhaus: Freitag. den 16. Juni t!i8j, die Komödie „College Crampton" von Gcrhark Haupt monn. Spielleitung: Mchucrt. :* Ecutral-Tiicater, f>täckibcii Zrcitag geht der LLwanc „Ter t c n , cb c L e l> c m c> » n" von Franz Arnold „nv Erns, Vach ,au> rrücn Mate i» Szene. Fn den Hanptrollcn die Damen: siisa cn l e i a. cherda Meller und Trude Lode, die Herren: Fritz >- i, l e r , HannK G 8 tz , Arthur Klavroth und cg„s»ar> Ullrich. Fnizeniernng: Otmar L c> u g orranz Arnold, »er eine der 'Versager des Tchwankec-, wird an den Proben tetlnehinen nnd der kriianfstihrung beiwohnen. .* Osear Aigurr ocrantialtet nor seinem Weggang von Dres den nachcien Dounirstog l92.i im 4>crcinsfta!i« einen einzigen A t> > ä> i c d s - A l> c n d. !* Sa»iol>l<d< Hoskirch». Morgen. Tonnerdtag, >1 Uhr: Messe lAS-Diirf, »on Reihtger. n,rad„ale: l„sue!i, bsion, von Reihigcr. TZsertorinm: V«rbnm enra, von Raumonn. i* Dresdner «Snstler «»swcir»». Der Svloslbtist unserer LdaatSopek (tammcrmitstler Föhn Amon« besinget iich mit »-encralmniikdtrektor Fritz Busch aus einer .Konzertreise durch Kitrttciiibcra. !* Professor Marehead Chrcudoktor der theologischen Fakultät Leipzig. Ter soeben von seiner dritten Reise von Rußland zilrüctgesehrte Professor Mvrchead, Führer der evangelischen Abordnung des Rationalen Lutherischen Konzil» von Amerika, wurde von der theologischen Fakultät der Universität Leipzig zum Ehrendvktor ernannt. More- hcab hat sei zweieinhalb Fahren die amerikanisch-lutherische Liebestätigkeit in lutherischen Länder» mit großer Tatkraft und Selbsllvsigleit geleitet. Er reichte allein den Glaubens genosse» in Deutschland während dieser Zeit über zwanzig Millionen Mark steit» in Geld, teils in Nahrungsmitteln »der Kleidernt dar. Tie Ehrenpromotion wurde in der kirchlichen Konferenz in Leipzig am 8. Juni durch l). Fbmcls »erkündigi und fand bei der Versammlung begeisterten Beifall. r* Kein Sapellmeißcrauotausch München-Weimar. Wie die Gencraldirektion der bäurischen Staatstheater mitteilt, lonnte der Kapellinctster Robert -Heger, der einen Rus als Generalmnsikdircktor nach Weimar erhalten hotte, zum erbetenen Zeitpunkte nicht freigegeben werden, Heger wird im Verbände der Münchner Stoatsoper verbleiben, 's* Reu« Säte im Prado-Musenm. In dem Er weiterungsbau deS Prado Museums sind jetzt sechs neue Säle dem Publikum zugänglich gemacht worden. Sie ent halten, wie in der .Funstchronik" berichtet wird, die Haupt werke non Rubens, van Tycl und Luca Giordanv, die das Muleum besitzt. Oerlllches «m- Sächsisches. »»«»den, K. Sunt. Sin Lag de» Danke». Tie Beendigung des Weltkrieges hat bas gesamte dent,che Volk vor völlig neue Ausgaben gestellt. Wte Handel und Gewerbe es verstanden haben, sich auf die ver änderten Zeitverhättntsse ctuzusteilen, so stand auch das sächsische Rote Kreuz nach Erfüllung seiner KriegL- pflichten vor einer umfassende» FrirdenStkitigkett. Letoer wird diese noch viel zu wenig gewürdigt. Außer den Nächst- beteiligten geben sich nur wenig« davon Rechnung. Wieviel Gutes wirtt es. um nur einiges zu nennen, Lag für Lag tn seinen Rettungswachen und Unfallhilfsstellen, t» seiner Ue- kämpsnng der Seuchen, Geschlechtskrankheiten und de« AlkoholmißbraucheS, in seiner Flüchtlingsfürsorge, Stu- dentenhilsc und vielem anderen. Welcher Segen geht von den Albertinerinnen aus» die in selbstloser Aufopferung Kranke und Säuglinge pflegen, Mütter beraten, tn Krippen, Horten und Spieischnle» wirken und den gefährlichsten Feind der Meiiirhen. die Tuberkulose, aufopserungssreudig bc tänipfen. Aber zu dieser tätigen Opferbereitschast de- Roten Kreuzes muß die ftnanztelle Opserbercttschast alter treten. Darum wird in -er zweiten Juli woche in ganz Sachsen ein allgemeiner Roter-Kreuz-Iag stattftndcn. Und dieser Tag soll ein Tag des Tankes sein. Die Erhaltung de» J»tngers. Tic Trostlosigkeit der vor uns liegenden Zelt läßt uns mehr als je wieder Rückschau halte» auf die Vergangenheit und unsere Liebe und Fürsorge dem zuwenden, was uns ein grausiges Geschick noch gelassen. Da» ist auch der tiefe Grund dafür, warum die .HSiinaischutzbestrebungen in der Gegenwart eine so mächtige Förderung durch alle Volk»- krcisr erfahren habe». Diese fürsorgliche Gesinnung spiegelt auch das folgende Schreiben wieder, da» uns auS unserem Leserkreise zugeht nnd sich mit dem Zwinger beschäftigt, diesem nn» überkommenen kostbaren Schatze aus der Kunst- cvockc August» des Starkem ES HStßt darin: „Dieser Tage führte mich mein Weg durch die Zwingcr- anlagen. Grünen und Blühen, neues Leben überall! Nur de, Zwinger selbst steht teilweise im Zeichen de» Ver falls. Wie sieht der herrliche bildhauerische Schmuck, wie ichen die einzelnen Gebäudeteile aus! Zermürbt, zernagt vom Zahn der Zeit. Ganz besonders schlimm sieht eS am Zwingerwall aus. Wie könnte diese Zerstörung hiut- m,gehalten werden? Was sagt Meister Cornelius, was sagen andere berufene Männer dazu'? Da der Staat für diesen Zweck keine Mittel zu hoben scheint und die zur Wieder herstellung nötigen Summen von Kunstfreunden kaum auf gebracht werden dürften, wie wäre eS bann mit einer Ver anstaltung wie der Meißner Dombaulotterie?" Ein Gang durch den Zwinger läßt erkennen, daß die Befürchtungen deS Einsendes nicht unbegründet sind, wenn er auch das Bild von dem bevorstehenden Verfall etwas zu ichivarz malt. Namentlich daS berühmte Nnmvh « nbad ist von den Witterungseinssiliken arg mitgenommen. Offenbar ist auch die unpflegliche Benandlung durch die Besucher selbst mit schuld daran. Besonder» der aus dem Zwingerwall liegende schon längst nicht mehr in Tätigkeit befindliche Springbrunnen mit Wasserbecken ist oft der Tummelplatz nnsugtreibcnder Jugend. Gleichzeitig kann man aber die erfreuliche Feststellung machen, daß fleißig an der Tr» Neuerung des nach dem Wall zu gelegenen Pavillons ge arbeitet wird. T>ic Freunde des Zwingers werden auch wissen, daß solche Arbeiten bereits jahrelang .zosgeführt werden, was schon der hellere Ton de» Sandsteins verrät, der sich von den übrigen altersgrauen Teilen abhebt. Wie mir von unterrichteter Seite erfahren, sind von RegierungS- sette RXNtM Mark für die Erhaltung de» Zwingers aus- geworscn, und man hofft, daß auch in den nächsten Jahren imcdcr Miitcl bereit gestellt werden können. Ob sie freilich ausreichen, um alle Schäden, die sich an dem köstlichen Bau werk bemerkbar machen, zu beseitigen, ist doch fraglich, und darum erscheint der Vorschlag deS Einsenders, eine Lotterie ähnlich der Meißner Dombaulotterie zu veranstalten, lehr erwähnenswert. Strenge Strafe« für Milchpantscher. Wie aus den Jahresberichten der mit der amtlichen NahrungSmittelüberwachung betrauten UntersuckungSanstal- tcn hervorgebt, nehmen die Milchoersälschungen immer größeren Umfang an. Eine Untersuchungsanstalt bezeichnet über ätz v. H. der von ihr untersuchten Milcbvroben als ver fälscht. Das Ministerium des Innern macht deshalb aus drücklich daraus aufmerksam, daß sämtliche Behörden An weisung erhalten haben, einer Verfälschung der Milch in. Sin Lefuch im Wetztarer Lvttehau». Fn dicien Tagen sind 1'B Jahre vcrgairgcn. -aß der junge Goethe nach Wetzlar kam und dort tue Liebe spürte, die ihren Niederschlag in den ..Leiden des jungen Weriher", diesem deutschesten Roman des „empfindsamen Zeitalters", gesunden hat Dos Städtchen liegt an der schäumenden Lahn, überragt von der mgchtvollcn Kalmunt Ruine und dem eigenartig schönen, rninrnhasten und wiederum meisterhaft geflickten Dome. Hübsche Anlagen grünen und blühen, aber... den Wanderer zieht's zum „Lottehaus", dem alten Teutsch- ordenshofc. Hier wohnte der Amtmann Buss, Lottes Vater, Verwalter der Güter des Deutschen Ordens. Der Geiß der cmpsindsomcn Zeit spukt bereits in. Vor- rau», und ganz besonders tu jener Stube, in der Johann Wolfgang, gleich nachdem er Ende Mai 1772 sich beim Rcichska'nmcrgcricht Wetzlar immatrikuliert hatte, „das reizendste Schauspiel in die Augen siel, daß er die gesehen batte"... Lotte, die den kleinen Geschwistern Brot schneidet! DaS Kindcrzimmer damals wurde später Schulstube. Wir steigen die steile, schmale Stiege empor zum Lottr- Zimmer. Liebevoll ist es wieder hcraestellt worden. So gut es ging. Nach ist da die alte Wandbeklctdnng aus LoltcS Zeit. Große Figuren tn grünen Feldern mit blauer Rahmung! Nnd dazu passen die Bilder, darunter daS des alten Buss, daS Spinctt, daS Lottens Finger einst gemeistert, und Lottens Reiseapotheke. Am alten Ort die alte Uhr. Fm Bücherschrank aber wertvolle Literatur über den jungen Werther, seine Vorläufer und... Klovstock! Die Schwelle des ZimmerS ist stark mitgenommen Man sagt mir, daß die Engländer früher Späne daraus schnitten und als Andenken Mitnahmen. Ucber diese „Andenken- Tchwestc" gebt s ins „Lotte-Museum"" oder richtiger gesagt, ins „W crther-Musen m". Im engen Raum ist vieles aufgespcichert. die Flut der Literatur für und gegen den „Werther", die erste Ausgabe der „Leiden" von l^7l, fran zösische und englische Werther-Literatur. und sogar die Wcrther-Bänkclsängerlieder: „AuSgclitten hast du, auS- gcrungen...!" Bon dem MecreSstrande bi» nach Wien sang man diese Lieder. Da ist auch eine „Mordgeschichte vom jungen Werther". Es fehlt an Zeit, die vielen Briefe nnd Hand- jchristen von Lotte, ihrem Vater, ihrem Gatten Kestner ttm Roman heißt er Alberti» von Goethe und dem unglücklichen Jerusalem, dessen tragischer Tod Goethe den tragischen Aus gang für seine LtebeSgeschichte lieferte. Den Raum ziert die Klaucrsche Goethebüste: Verhaltenes LiebeSleid schwebt um den Mund deS jungen Wcrther-Goethe! Unter Führung des alten Oberlehrers Ludwig Seher hat eine „Vereinigung der Freunde und Freundinnen deS Lottehauses" Sic Erhaltung und Sammlung besten, was über „Werther" vorhanden ist. durchgesührt, und Lord Haldane, der frühere englische Schatzkanzler, stiftete (lange vor dem Kriege natürlich!) das Geld für die umfangreichen Instand setzungsarbeiten, die daS Lottehaus erforderte. Früher waren eS —- und das tst bezeichnend — nornehm- lich dte Ausländer, die daS LottehauS bedachten. Ob's jetzt anders geworden ist. ob dte Deutschen dte Urstätte deS ersten deutschen RomanS bester pflegen werden? Hinblick auf dte groß« Bedeutung der Milch für die VoltH- ernährung und insbesondere sür dt« Ernährung der Säug linge und Kleinkinder, mit besonderer Strenge entgegen»«» treten. Milchverfcllscher haben aber nicht nur hob« Geld, strafen, sondern auch FrethettSstrasen und öffentliche ve- kanntmachung ihre- Namens zu gewärtigen. —* Htlssmaßuahmen sür Kleinrentner. Laut Mt- ntsterialverordnnng vom lv. Mat haben sich all« Klein rentner, dte bet der Verteilung der von Reich, Staat und Lrmetnden berettgestellten Mittel mtt bedacht werden wolle», z»m Eintrag tn das Kleinrentner-Ver zeichnis bet der zuständige» Gemeindebehörde zu melden. Das hiesige Fürsorgeamt macht darauf aufmerksam, daß auch alle diejenigen tn Dresden wohnhafte» Kleinrentner, die sich zu früheren Spenden gemeldet hatten, unter Be Nutzung de- vorgcschrtrbenen AntragSbogens ihr« Aus nahme tn das Klctnrcntner-BrrzetchniS alsbald beantrage» müssen, wenn sie Wert daraus legen, bet künfttaen Hilfs maßnahmen für Kleinrentner mit bedacht zu werben. Aus kunft darüber, ob Eintrag tn daS Verzeichnis bcrsttS er folgt oder noch zu beantragen tst, geben aus Befragen dte zuständigen Kreisstellen de» Fürsoraeomtes. * Gewerkfchastskaugreste io Dresden. Am 17. Juni tagt hier der erweiterte Vorstand der Rcichsgewerk- schaft deutscher E i s c n b a h » v c a m t e n. am l6. Juni der erweiterte Vorstand des Deutschen Eis« n- bahnerverbandeS, und tags darauf der Kongreß de» Allgemeinen Deutschen Gewerkschastsbun- des. Es ist vorgesehen, daß Vertreter der drei Orgautsati- onen wechselseitig an den drei Tagungen teilnchmen. Wte es heißt, soll die Reichsgcwerkschast aus dem Deutschen Be amtenbunde ausscheiden und versuchen, mit Hilfe anderer radikaler Beamtenorganisationen einen neuen Lpitzenvcr- banb zu gründen. — Erster Regimeutstag deS lüt. Reser»«,Insa«terie» Regiments. Vom 1. bi- 3. Juli findet in Chemnitz sür die Angehörigen de- ehemaligen Rescrve-Infanterie-RegimentS Nr. 104, das bet Ansbruch de» Weltkrieges in Chemnitz und Annaberg ausgestellt wurde, die erste Wiedersehensfeier statt. — Die Kantoreigesellschast der BersShnungskirch- gemeinde, deren Gründung wir kürzlich meldeten, versendet jetzt ihr W c r b c s ch r e i b e n. Geschäftsstelle und Kassierer: Erich Labowskn, Vtktoriadrogerie, Schandauer Straße <S, Tel. 30 ISO. Pressestelle: Arthur Uhlemanu, Schandauer Straße ö, S. —* Wegen Unterschlagung von Rechnungsbeträge» für Gas, Wasser nnb Elektrizität verhandelte daS Dresdner Schöffengericht gegen den 1801 zu Leipzig-Vindenau gebore nen. gegenwärtig als Schlosser beschäftigten Kurt Milli Bert hold. Er hatte alS städtischer Angestellter vom Sommer 1021 bis März diese- Jahres in seinem in der Iohannstadt gelegenen Bezirke in 36 unter Anklage stehen den Fällen rund 8000 Mk. unterschlagen. Berthold war voll geständig. daS Gericht ließ große Milbe walten und erkannte nach der Verordnung vom 21. Dezember vergangenen Jahres auf 2500 Mark Geldstrafe. — Demnächst sind noch fünf der artige Strafprozesse zu erwarten: die betreffenden, mit der Einkassierung beauftragten Angestellten, haben Beträge bis zu 26 000 Mark unterschlagen. Es empfiehlt sich, die Rech nungen sorgfältig auszubcmahren, da oft bet NachpZtfungci', wie aus der Verhandlung gegen Berthold ersichtlich mar, weit zurückgegrisscn werden muß. —* Iobiltiv« de» Seiser-Sesfres. Ain Tien»t.ig beatnaen Richard Richter und Frau die Feier der 20 jährige» Bewirt schaftung de» Kaiser-Kaffee», au» welchem Anlaß sich zahlreiche Freunde eingcfunden hatten, die das Paar mit Wort. Schrift, Blumen und reichen Gaden feierten, dabei tnSbciondere auch ihrer umstchtigen Tätigkeit bet der Bewirtschaftung des Pferberenn« vlatzeS gedenkend. Otto Herrlich veglückwünlchte da« Jubelpaar tn längerer Red«. Da« vorzüglich« Konzert der HauSkapene nur«« durch etue lange Reih« von Borträgen der beliebtesten Dresdner Künstler, wie Elisabeth Friedrich, Otto Maria, Engelbert Milbe, Erna Kliudrr, Willy Raecke u. a. w. aus da« angenehmste be reichert. - * Borficht' Fn letzter Zeit find tn Dresden 5 ft er reicht ich« Dukaten in der Grbtze eine« Fünsmarkitücke». ans der Vorderseite mit dem Bildni« von Kaiser Franz Joses mit Lorbeerkranz, ringsherum die Worte „Franc Jos. I. D. st>. Austriae Jvrperator", aus der Rückseite mit dem österreichischen Doppeladler, ringsherum die Inschrift: „Lod. Jll. Rex. A. L. 1Ü1« Ungar Brohem Gal", als Münzzctchen fl) gehandelt worden. ES besieht der Bcrdacht, daß diese Münzen von Diebstähle» her rühren. Sachdienlich« Mitteilungen erbittet die Srtmtnalpoltzei. —» EI« wertvoller Jagdhund, langhaarig, braun und weiß getigert, aus den Namen Kuno hörend, wurde vor 14 Tagen in Vorstadt Strehlen gestohlen. Mitteilungen werden von der Kriminalpolizei erbeten. —s Eia schwerer Radleruusall trug sich beute. Mittwoch, srüft 147 Uhr vor dem Grundstücke KesselSdorser Straße 56 z». wo der l<> Fahre alte, tn der R»towskostias,e bei den Eltern wohnhafte Bote Rodt Gevcr aus dem Wege zur Arbeit so hcsssg Urwerössenllichle Briefe von Carl Sauptmann. Die soigenden, bisher unverössentlichtcn Briese des »erstorbenen Dichters sind au den Regisseur Fritz Ebers gerichtet und enthalten neben rein persönlichen Bemerkun gen und Mitteilungen viel, maS zur Charakteristik Carl H a lt v t m a n n s, des Dichters der „Armen Besenbiitder", neue und wertvolle Beiträge liefert. Mittcl-Schreibcrhau. den 3l. Dezember 1012. Ihr Brief mar mir eine große Freude. Sic haben Mich in gutem Gedächtnis, Sic haben meine Kunst in gutem Gr dächtnis. Das danke ich Ihnen herzlich. Nun lagen Sic mir erst: Was sagen Sic da? Nichts könnte mich mehr freuen, als eine Aussicht dort in nächster Zeit. Sie misten noch nicht, daß in Wien mein „Moses", in Dresden al» erste Novität im neuen Hofthcatcr, das am I. Oktober 1013 eröffnet wird, meine „Armseligen B e s e n b i n d e r", in Berlin bei Reinhardt gleich danach die „Armieligen Beienbinoer" und die „Lange Inle". deren Schicksal in dielen Tagen gebraut wirb, auch an erster Stelle der Kunst kommt. Wenn mein „Napoleon B o n a p a r t c" auch käme — märe das nicht ein Fest ersten Ranges? Eine solche Schiachtlinie, und solche gut bemann ten Schisse eines neben dun anderen. Losten Sic bald etwas Näheres hören! „Napoleon" findet in Paris einen Widerhall. Im Februar findet eine Matinee in Paris statt, mit meinem „'Napoleon" als Zentrum. Eine Coiisercvec von John Grand-Canarct, ein Akt ans Napoleon dcNgestelli — auch da rührt es sich mächtig. Alm da lasten sic hören. Lassen Sic auch von sich hören. Bel uns ist heute leichter Schnee und dte alte Gebirgsstillc. Und in mir ist eS wieder wie «in Acker, auf dem zwei große Blumen In dieses Früh ling-wachen aufschießen wollen. Ich sitze und harre stumm d«S Ereignisses. * Mittel-Lchrcibcrhau. den 18. September 1013. Hier in den Bergen ist hent' ein so grauser Sturm. Wie aus Gräbern stvhnt'S. Und alle milden Luftgctster heulen Aufruhr. Drüben die Knieholzztvcrge unter der schlesischen Baude winden sich vor Schmerz. Das gibt neue Kräfte zur Arbeit. Mein Lebenswerk formt sich geschlossen. Mittel-Schreiberhau. d. 10. Juli ISIS. Ihre Schilderungen aus dem Somme-Äebtet sind ja fürchterlich. Man könnte fast glauben, so eine Schlacht singe gegen all« Natur. Dte doch sonst der Gtpfel aller Aesthetik ist. Wir sehen ja an jeder Kleinigkeit, baß sie ihre häßlichen Formen ängstlich zu verbergen sucht. Gelbst di« Atoment« des Gebarens und Vergehens hüllt sie schamhaft ins Dunkle der Nacht. Wir wissen vom Elefanten, baß er sich tm Genuß der tierischen Lust mtt seiner Geltebten tn der unbelauschtesten Stille beS Urwaldes verbirgt. Und vom Löwen erzählt man, er trag« sein sterbendes Haupt tn eine einsame Höhle. Nun so rin zu Elsen erstarrter Menschenknäuel durch Granaten zerrissen. Leiber, die noch voller Sehnsüchte zur Heimat hängen, — verblutend... das ist wider die Natur»^-,
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