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676 . stündiger Initiative; wohlfeile volksthümliche Verwaltung; Selbstbestimmung und Mündigkeit für sümmtliche Kirchen gemeinden bei politischer Gleichberechtigung aller Staatsan gehörigen ohne Rücksicht auf Glaubensbekcnntniß; unbedingte Oeffentlichkeit in allen Zweigen des Staatslebens; Belebung des Afsociationsgeistes; Selbstständigkeit des Unterrichts; un bestrittenes Einnahme- und Ausgabebewilligungsrecht u. s. w. Ueber alle diese Punkte liegen Zusagen der Regierung vor, deren Erfüllung die Linke zuversichtlich erwarte, widrigenfalls sie die Initiative ergreifen werbe. Baden. In Baden sieths immer noch sehr traurig aus und die polizeilichen Verordnungen werden streng gehand habt. So verhaften die Militärwachen und Gensdarmen alle Personen, welche Kleidungsstücke oder Abzeichen tragen, die offenkundig Sympathieen für regierungsfeindliche Ten denzen beurkunden sollen, wie rothe Cocarden, Federn, Bän der u. dergl. und wem durch einen von den betreffenden Eivil- und Militärbehörden auf seine Person ausgestellten Erlaubnißschein gestattet ist, Waffen zu tragen, der muß die sen Schein bei Vermeidung einer Geldstrafe von 5 Gulden bei sich tragen. Dabei wird der Kriegszustand zu allerlei benützt, unter andern zu einer Beaufsichtigung der Literatur, wie sie in den blühendsten Zeiten der Censur nicht argwöh nischer gewesen ist. Das Verbot öffentlicher Blätter ist an der Tagesordnung. Das standrechtliche Erschießen hat noch nicht aufgehört; am 14. d. M. ist der Dragoner Kounis erschossen worden. Mit 20- und 10jähriger Zuchthausstrafe ist man ebenfalls noch sehr freigebig. > Frankfurt. Die Gerüchte, wornach schon in den näch sten Tagen eine neue provisorische Centralgcwalt ins Leben treten würde, scheinen durchaus ungegründct zu sein. Die über diesen Gegenstand eingcleiteten Unterhandlungen drehen sich in diesem Augenblicke, wie verlautet, um einen von Wien ausgegangenen Vorschlag, nach welchem die Leitung der all gemeinen Bundesangelegenheiten provisorisch einer Commis sion übertragen würde, zu welcher unter dem Vorsitze Oester reichs die österreichische und die preußische Regierung jede zwei Mitglieder zu ernennen hätte. Diese Commission würbe bis zum Mai nächsten Jahrs, oder — falls dahin die deutsche Verfassungsfrage noch nicht geregelt wäre — auch noch län ger in Tbätigkeit bleiben. An diese Commission habe der Reichsverwcser Erzherzog Johann Kraft seines Amtes die Befugniß, über die inneren und äußeren Angelegenheiten des Gesammtvaterlandes zu entscheiden, zu übergeben. So bald in den einzelnen Angelegenheiten diese vier — in Frankfurt resibirenden — Glieder zu keiner entscheidenden Abstimmung gelangen sollten, wird ein Schiedsrichter oder Obmann durch die Regierungen der deutschen Königreiche ernannt, wobei Baiern und Hannover jedesmal, Sachsen und Würtemberg aber abwechselnd, wählen. In Berlin hat man sich dis heute nicht entschieden, und findet wahrscheinlich ein Beden ken in dem augenscheinlichen Uebergewichte des österreichi schen Einflusses auf die jedesmalige letzte Entscheidung durch die Wahler des Obmanns. Im Uebrigen wird die Bildung des engeren Bundesstaates als des einzig möglichen Vertre tens und Verbreitens der deutschen Einheit fortwährend un abhängig von der Frage des deutschen österreichischen Staa- tklbundes betrieben. In und um Frankfurt sind verschiedene Extesse vorgefallen, wobei mehrere preußische Soldaten übel zugerichtet worden find. Die Unruhstifter find Haft gebracht. Mecklenburg. Die Mecklenburgische Regierung dem Slrelitzer Hofe und einem Theil der alten SläntrMgc die Publikation der neuen Verfassung in Conflict ger-Mra! Wahrend die Hochtorys mit der Slrelitzer Camarilla auM>l erdenkliche Weise agitiren, um die Verfassung nicht zu CM ar kommen zu lassen, giebt sich ein anderer Theil der HMA schäft Mühe, durch Proteste und AustrittserklärungkiMs. den politischen Verein diese Schritte zu desavouiren uMdc> Regierung in ihrem Vorhaben zu kräftigen. Der iMerj Theil der Bevölkerung verhält sich bei dieser Frage Moll würdiger Weise überwiegend theilnahmlos, den DemoMkeg ist die Verfassung nicht recht zu Schick geworden, und Mm sie dieselbe auch lieber nehmen als die alten LandständMelc ereifern sie sich doch eben nicht darum; die constitukiMzu > Partei aber ist, wie gewöhnlich, unthätig; sjMt, < wartet Alles von der Regierung und demMn f vom lieben Gott. — (Gerade wie bei uns! D. RtMlles Strelitz hat jetzt, da der engere Ausschuß doch BrMkan hegt, einen Convenlus zusammen zu berufen, von dcrM sin riner Regierung direct die Einberufung der Stände vtMg a damit diese über die Auflösung der Union entscheiden.Mi Ar Schweriner Regierung hat natürlich ablehnend geanlMNon und es wird ihr am Ende, will Strelitz nicht gutwillig, Ms ar Anders übrig bleiben, als den Knoten zu zerschneiden, Mzur sie endlich aus dem Jnterimisticum heraus kommt, auM ur sen Erledigung die ganze Reorganisation der StaatsvMitta« tung, die Errichtung getrennter Ministerien u. s. w. Math Oesterreich. In dem ungarischen Kriege und Mr sic beiden italienischen Feldzügen sind von der österreichischMproch mee gefallen, oder an Krankheiten gestorben 45—Mchs l Mann, darunter allein 15,000 Mann vor VenediM genblicklich befinden sich noch 60,000 Mann verwundM in Folge von Kriegsstrapatzen erkrankt. Wie viel M geblieben sind, wird nicht gemeldet. — Der ganze südMerth rige Krieg hat Preußen — nach der Berechnung FnM Cb< des Großen in den oouvers post Kümos — nur liM" Mann, Oesterreich nur 140,000 Mann gekostet. — die Reorganisation der ungarischen Armee erfahren wMceffei gendes: die ganze Armee wird umgeformt. Alle ungMvr t Soldaten mit Einschluß der Offiziere vom Obersten M°"^ — nicht blos die Honvedbataillone, wie die ZeitunM",h/'' richten — werden als Gemeine in die kaiserliche ArniMe laut rangirt. Ungarische Regimenter wird es fortan nichtMne j geben, nur eine österreichische Armee aus allen NatioM^^ ten, die Offizierstellen möglichst mit deutschen OffiziM^ setzt. Die Organisation einer einheitlichen, nach denMe„zu naliläten in keiner Weise unterschiedenen Armee erschMm bm eine nothwendige Consequenz der Verfassung von und beweist von Neuem, wie das österreichische GoMe^n ment, trotz der Zweifel des Hrn. v. d. Pfordten uM, Hrn. Römer, die Idee des Einheitsstaats unverrückt iMtzeschm behält. Schweiz. Die Berner Zeitung meldet unter dM^^' September, der Bundesrath soll die Ausführung dcM'^ Weisungsbeschlusses gegen die Flüchtlingsführer binnM Pcrbi Tagen beschlossen haben, da die ungehinderte DurchrciW^en d Frankreich nunmehr bestimmt zugesichett sei. Es diesen Leuten eine neue Chance bevor; aber wohin? M^ci! c