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orgtländischer Anzeiger. - -- - . - - . . Techszigfter Jahrgang Verantwortliche Redaction: Dr. G Jabn. Druck und Berlag von Moritz Wieprecht in Plauen. —, «« — Her AvonnementSprciS für dieses B auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die JnsertionSgebühren erden mit 1 Rgr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhaltniß des Raumes. — M-s. M 107. IS. September ISS» Nochmals di- Wahlen. n Kurzem wird die Aufforderung zu den Kammerwah- n das sächs. Volk ergehen, aber noch herrscht große Un zeit darüber, in welchem Sinne diese Aufgabe gelöst in wird. Dieß sollte am wenigsten zu einer Zeit der skin, deren tiefen Ernst wohl kein Freund des Vater- H verkennen kann. Seit dem Beginn der deutschen Be ug hat eine hitzige Partei kein Mittel unversucht ge- >, das Volk in schwere Täuschungen zu verwickeln, menschliche Wirken muß, wenn es einem erreichbaren entgegen geführt werden soll, sich innerhalb fest abge- r Grenzen bewegen; diese Partei strebte aber bis ins tliche hinaus, verließ alle gebahnten Pfade und wies Berge, Abgründe und Oceane in eine Ferne hin, die W der nachstarrenden Menge nicht zu erkennen vcr- le, die aber in ihren verschwimmenden Nebeln nur um Sender erschien, oder die mindestens eine erhitzte Ein- yskraft mit erlogenen Reizen schmückte. War das ungemessen, so waren Mittel und Wege, dahin zu ge- n, gewaltthätig. Es lehrt aber die Geschichte unauf- b, daß die Gewalt keine dauernden Gebilde erschafft, daß sie mindestens von einem sittlichen Geiste beherrscht m muß, wenn sie Bleibendes hervorbringen soll. Ge- ge Eroberer haben oft die Welt durchstürmt, aber ihre in sind vergangen wie die Furche, welche der Kiel des sis in die Wellen schneidet. Die christliche Lehre brach Lahn, ohne bewaffnete Heere zu bedürfen und in glei- Veise hat menschliche Kenntniß sich nach allen Seiten »usgebreitet. Der Mensch ist ein geistiges Wesen, und durch geistige Mittel vollführt er seine Zwecke. Wer Tkgentheil lehrte, täuschte das Volk und führte es zum «dm. Der Aufruhr sollte mit gehobener Keule alles hrnde in Trümmer schlagen, aber der Gewalt wurde A entgegengesetzt und da diese mit stärkeren und gere- !n Kräften versehen war, so wurde die Empörung nie- »orfen. War man selbst zu schwach, so sollte das Aus- Hilfe bringen. Auf Frankreich, Italien, die Schweiz k hingewiesen, aber in allen diesen Ländern legten sich Vogen entweder selbst, oder sie wurden zertheilt. Man Hund spricht noch immer von Verschwörungen in Ruß- »elche den Bestand der dortigen Regierung gefährden , allein diese Regierung steht nicht nur, sondern sie Endlich blieb Ungarn der letzte Anker der Hoffnung. ! Volk, welches einen Verzweiflungskampf gegen über legene Mächte führte, wurde als die Stütze der Demokratie von ganz Europa gepriesen und von feinen Siegen erwartete man einen gewaltigen und allgemeinen Umschwung der Dinge. Eitle Hoffnung! Schon längst ist ausgesprochen worden: „Ungarn wird unterliegen, es unterliegt schon" — und schneller als wir es dachten, hat sich diese Vorherverkündigung, die auf einer richtigen Prüfung der Verhältnisse beruhte, bewahr heitet. Die Segnungen, die uns aus der Fremde kommen sollen, sind immer nur leere Blendwerke, und wir warnen wieder holt unsere Landsleute, sich einem solchen Wahne nicht zu vertrauen. Warten wir doch nie und nimmer darauf, was anderwärts geschieht. Sind wir denn nur die Affen fremder Nationen? — Und fehlt uns wirklich die Kraft, aus uns selbst heraus ein großes Volk zu werden? Das macht sich freilich nicht, wie man die Hand umdreht; das fordert nach haltige Anstrengungen; das ist nur das Werk besonnener Ueberlegung und einer unnachlassenden Willenskraft. — Wenn nun mit Recht auf der einen Seite die in Kurzem bevor stehenden Wahlen zum künftigen Landtage mit frohen Hoff nungen erwartet werden, mit Hoffnungen, daß sie das Werk besonnener Ueberlegung sein werden, weil sie die erfreuliche Aussicht eröffnen, daß nach den Stürmen der Revolution, welche zwar viel Gutes zerstören und aufhalten, nicht aber gründen und bringen konnten, nun wieder werde Hand an gelegt werden, Mißbräuchen und Uebelständen abzuhelfen und wahrhaft Nützliches zu gründen und edlen Samen für eine künftige scgensvolle Ernte zu streuen: so sehen viele mit eben so großem Rechte auf der andern Seite diesen Wahlen mit banger Furcht entgegen, da sich ihnen die Besorgniß, welche durch mancherlei Anzeichen und Aeußerungen gerechtfertigt scheint, aufdrängt, es werde bei den bevorstehenden Wahlen das alte Unwesen der Wahlumtriebe der Wühler wiederkehren, eins zweite Auflage der vorigen Kammer zuwege bringen, dem Lande große Kosten verursachen und doch nichts Gutes, sondern am Ende den, Sachsen und seine Bewohner schän denden Kammerfcandal erneuern und die Regierung zu dem zwar bedauerlichen, aber einzigen letzten Mittel, einer aber- maligen Kammerauflösung, zwingen. Sollten denn die politischen Ungewitter, welche hier und da, namentlich in Dresden, so schrecklich sich entladen haben, nicht auch eine heilsame, fruchtbringende Wirkung auf die geistigen Fluren Sachsens geäußert haben; sollten nicht Lau senden die Augen aufgegangen sein über die Redlichkeit oder Unredlichkeit derer, welche sich Freunde des Volkes nannten