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WuMnWicr Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtSämter und Stadtriithe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8ech8mMeKenziWr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen Diese? Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonne.l.ent«prers, welcher pi-s'ul"re.'iinäo entrichten ist, «Ich bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis LormittagS 11 Uhr entgehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein- grbendc Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorvuS-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Nzr. — Für di« auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträche, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel 8«»., in Mühltroff bei Herrn Lhausfeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 29. April 1865. ... .. Zeitungen. Sachsen. Seit einigen Tagen besitzt unser Plauen ein schönes, plastisches Kunstwerk. Es ist dieß eine, wie es heißt, in Chemnitz, jedenfalls sehr kunstvoll auSge- sührte Statue des alten mythischen Brabanter-Königs GambrinuS, oberhalb des Eingangs zum Strobelschen Hause im Meierhofe aufgestellt. Am Abende des 27. d. M. gegen 9 Uhr nahm man in Plauen einen starken Feuerschein in nordwestlicher Richtung wahr und es sollen dem Vernehmen .mach in Mielesdorf bei Schleiz mehrere Bauergüter abgebrannt sein. In Plauen eingegangenen Nachrichten zufolge ist in der Nacht vom 25. ^zum 26. d. M. der Marktflecken Schauenstein bei Naila (etwa 4 Stunden Avon Hof) gänzlich oder doch größtentheilS abgebrannt. Am 6. April lag in der Stadt Oberwiesenthal der Schnee noch 3 Ellen > hoch. Acht Tage darauf, am Charfrcitag, war in der Stadt nur noch wenig 'Schmuz, im Freien — Staub. In Lichtenstein brach am 25. d. Mts. Nachmittags Uhr Feuer aus. MDastelbe blieb durch die Thätigkeit der dortigen und der Callnberger Lösch- Arnannschaften auf 3 Häuser mit deren Hintergebäuden beschränkt. Glauchau, 21. April. Heute früh ^7 Uhr ist an der ledigen Fabrik- 'erbeiterin Juliane Wilhelmine Egert von hier ein Mord versucht worden. Der Webergcsclle Wille aus Lichtenstein hatte seit ungefähr anderthalb Jahren mit der Egert ein Liebesverhältnis unterhalten, die letztere dasselbe jedoch vor ungefähr 8 Wochen abgebrochen. Gestern früh hatte W. den letzten vergeblichen Versuch zur Wiederaufnahme des Verhältnisses gemacht. Darauf hin hat nun heute Morgen das obenerwähnte Attentat stattgefunden. W. hat der E. auf ihrem Wege nach der Fiernkrantz'schen Färberei, wo sie in Arbeit gestanden, in der Nähe des Meisterhausberges aufgelauert, sie gepackt und mit einem doppelläufigen Terzerol nach ihr geschoßen, glücklicherweise ohne sie erheblich zu verletzen; er ist hierauf, nachdem er sich mit derselben Waffe ebenfalls zu erschießen versucht, durch hinzugekommene Leute verscheucht, in den Mühlgraben gesprungen, jedoch gerettet und zur Haft gebracht worden. Riesa, 18. April. Auf dem zu dem Rittergute Gröba gehörigen Vor werk Oberreußen waren mehrere Nächte hindurch die Kartoffelfeimen bestohlen worden, und es hatte sich deßhalb der Hofemeister Ziegler, eine geladene Flinte bei sich führend, mit dem Schirrmeister Richter und dem Schafknecht Kretzschmar als Wache daselbst aufgestellt. Gegen Mitternacht nahten sich denn auch die ; Schiffszieher C. Jähnichen, I. Schade und C. Schmidt aus Riesa den Feimen, um diese zu berauben; sie wurden indessen von der Wache verscheucht. Bald darauf kehrten aber die drei Diebe, mit starken Pfählen versehen, nach den Feimen zurück und versuchten nochmals den Diebstahl auszuführen. Die Wache sprang herbei und es kam zum Handgemenge, wobei die Diebe die Wächter mit Todtschlag bedrohten und auf den Schirrmeister Richter losschlugen, so daß sich der Hofemeister Ziegler genöthigt sah, zur Abwehr von seiner Schußwaffe Gebrauch zu machen. Durch den abgefeuerten Flintenschuß wurde der Dieb Jähnichen tödtlich verwundet, so daß er nach Verlauf einiger Stunden verstarb. Die beiden andern Diebe sind noch in derselben Nacht an das königl. Gerichts amt zu Riesa abgeliefert worden. Bekanntlich fordern die Leipziger Buchdruckergehilfen statt der bisherigen 24 Pfennige sächs., für das Tausend Buchstaben zu setzen durchschnittlich 30 Pfennige, die Buchdruckereibesitzer wollen aber nur 28 Pfennige bewilligen. Wer sich etwa darüber wundern dürfte, daß eS sich hier um wenige Pfennige han delt, dem diene zur Nachricht, daß bei 800 Buchdruckergehilfen in Leipzig ein Pfennig Lohn mehr jährlich 7000 Thlr. ausmacht, und daß der Gesammtlohn der Gehilfen, wenn diesen 30 Pfennige bewilligt würden, um jährlich 42,000 Thaler sich steigerte. As u r h e s s e n. Im Städtchen Frankenau wüthete am 23. d. M. Abend 8—12 Uhr eine furchtbare Feuersbrunst. 130 Wohnhäuser nebst den dazu gehörigen Neben gebäuden, die Kirche, die Predigerwohnnng, das Rathhaus, die Synagoge und die Apotheke sind ein Raub der Flammen geworden. Schleswig-Ho (stein. Schleswig, 21. April. Vor Kurzem beantragte der Zolldirector Kühl, der bekanntlich sehr lange in Kopenhagen gewesen, nach hergestellter Vereinigung beider Herzogthümer unter einer Regierung möge den holsteinschen Zollbehörden das ihnen durch Verordnung der Bundescommissare beigelegte Prädicat „herzog liche," welches die schleswigschen Zollbehörden nicht haben, genommen werden. Hr. v. Zedlitz war sofort damit einverstanden, die Uniformität in beiden Herzog- thümern dem Anträge gemäß herbeizuführen. Anders Hr. v. Halbhuber. Aller dings wünscht auch er die möglichste Gleichförmigkeit in der Verwaltung der Herzogthümer. Dieselbe schien ihm aber bester als durch die beantragte Aen- derung dadurch herbeigesührt werden zu können, daß jetzt auch den schleswigschen Zollbehörden das Prädicat „herzoglich" beigelegt werde. Auf diesen Einwand schien Hr. v. Zedlitz nicht gerechnet zu haben; er war mit den Vorschlägen nicht einverstanden. Belgien. Brüssel, 24. April. Nach dem heutigen „Moniteur belge" dauerte die Besserung des Königs während des gestrigen Tages fort. In der Nacht kehrten leichte Hustenanfälle wieder. Heute Morgen war der Zustand befriedigend. «frankreich. * Paris, 25. April. Der Attache der russischen Gesandtschaft, v. Balsch, auf den gestern der Mordanfall im Gesandtschaftshotel gemacht wurde, ist nur schwer verwundet. I). Nelaton hofft ihn am Leben erhalten zu können. Der Mörder ist ein ehemaliger russischer Offizier, welchem Balsch das Geld zu einer Reise nach Nizza verweigert hatte. Zl m e r i k a. Neuyork, 13. April. Ueber die Kapitulation Lee's wird jetzt eine Kor respondenz zwischen ihm und seinem Gegner Grant, der die Aufforderung an Lee richtete, zu Vermeidung von weiterem Blutvergießen sich mit seinem Theile des Heeres der südlichen Staaten zu ergeben, bekannt. Es sind 9 kurze Schreiben. Die Kapitulationsbedingungen lauten wörtlich: ,,Es werden Listen sämmtlicher Offiziere und Mannschaften im Duplicat angefertigt. Ein Exemplar erhält ein von mir bezeichneter Offizier, das andere behalten Offiziere, die Sie dazu auS- erwählen mögen. Jeder einzelne Offizier giebt sein Ehrenwort, nicht eher die Waffen gegen die Vereinigten Staaten zu führen, als bis er in gehöriger Weise ausgewechselt ist. Jeder Befehlshaber einer Compagnie und eines Regiment unterzeichnet das gleiche Ehrenwort für die von ihm befehligten Mannschaften. Die Waffen, die Artillerie und das öffentliche Eigenthum werden den von mir zu diesem Behufs ernannten Offizieren übergeben. DaS Seitengewehr der Of-