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oigtländischer Anzeiger SV LS. Mai L84V lag. Gegenwärtige Bekanntmachung ist in Gemäßheit von 12 de- PreßgesetzeS vom 18. November vorigen Jahres in alle dort be- öffentliche Blätter aufzunehmen. Dresden, den 10. Mai 184S. icr Aboiinemcntspreis für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 6 Ngr. — Die Znsertionsgebühren M mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zcile berechnet, größere Schrift nach Verhältnis» des Raumes. — Ministerium des Innern, von Friese«. Bekanntmachung. Zur Beruhigung der Gemüthcr werden alle Behörden und Bewohner des Landes hierdurch benachrichtigt, daß die seit dem 3. onais hier in Dresden stattgehabten aufrührerischen Bewegungen upd Kämpfe gegen die Regierung Sr. Majestät des Königs bestehende gesetzliche Ordnung gestern gegen Mittag mit der gänzlichen Ueberwindung de< Aufstandes und der allgemeinen Flucht bereits verhafteten Lheilnchmer geendet haben, auch das Gesetz und die gesetzlichen Behörden vollständig wieder in Wirksamkeit sind. Die Regierung wird dafür sorgen, daß alle Behörden, wenn sie dessen wider Erwarten noch bedürfen sollten, den erforderlichen lhalten; erwartet aber auch, daß sie den etwanigcn weitern Agitationen der Aufrührer und den von den flüchtigen, allem Anschein bln ThcilS aus Fremden bestehenden Banden zu besorgenden Unordnungen mit Energie entgegentreten und die Schuldigen zur Haft werden. Sechszigster^ahrgang. Verantwortliche Redaction: vr. G. Jahn Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Sachsen! schwere Gefahr droht unserem schönen Baterlande! Eine Anzahl, theilS Uebelgesinnter, theilS Verführter, in Verbindung «den Bösewichtern, sind bemüht das Band zu lockern, welches seit Jahrhunderten Sachsens Volk mit seinen Fürsten verbunden hat. hen Thron und Verfassung umzustoßen. Recht und Ordnung aufzuheben. Glück und Wohlstand nach allen Seiten hin zu vernichten; hmähen es nicht, die verwerflichsten Mittel anzuwcnden zu Erreichung ihrer verbrecherischen Zwecke. Wir nähern uns dem Abgrunde werbens, wenn nicht die bewährte sächsische Treue, der gesunde Sinn einer an moralischer und geistiger Bildung so hoch stehenden Be- z die Oberhand gewinnt. Sachsen! blickt zurück auf die Zeiten deö Friedens und der Eintracht, wo Glück und Segen über unseren blühenden Gefilden i. Lergleicht damit die gegenwärtigen Zustände und fragr E'.ch, die Hand aus'ö Herz, ob sie besser sind als die früheren, ob Ihr >r seid als damals, ob Euer Wohlstand im Zunehmen oder Abnehmen begriffen ist. Fragt Euch mit Ernst und Gewissenhaftigkeit, mr zum Heile des Ganzen und des Einzelnen führt, wenn Fürst und Volk, mit gegenseitigem Vertrauen, Hand in Hand gehen, m Ihr feindlich Euerem Könige gegenüber tretet, der, ich rufe Gott zum Zeugen an, kein anderes Streben kennt, keinen innigeren hegt, als das Glück, das Wohl seines Volkes! — Sachsen! könnt Jbr zweifelhaft sein? — Denkt an Euere Väter und Mütter, an Euere Frauen und Kinder, an alle die Euch nd, an die folgenden Geschlechter, die Eurer fluchen oder Euch segnen werden! denkt an die Verantwortung, die auf Euch ruht, an hten, die Euch mahnen! Kehrt zurück, die Ihr verführt oder verirrt seid, verschließt Euer Ohr den Einflüssen Fremder, welche Euch chen, einzelner Ehrgeizigen und Habsüchtigen, die nur ihren eigenen Lortheil wollen. Bereinigt Euch Alle auf dem Wege der Pflicht, such um Eueren König, unterstützt ihn und die rechtmäßigen LandeSbehörden mit Kraft und Muth, damit Gesetz und Ordnung er- >ie Verfassung geschützt, das theuere Vaterland gerettet werde! — Vereinigt Euch mit mir zum innigen Danke gegen die tapfern Soldaten der vaterländischen Armee und die, auf gesetzlichem Wege ufenen, braven Königl. Preußischen Krieger, welche sieben Lage lang gekämpft haben für die gerechte Sache § mit einer Hingebung dauer, die über alles Lod erhaben ist. Fürchtet nicht« für die gemeinsame deutsche Sache. Auch in meiner Brust schlägt ein deutsches Herz, auch ich will Deutschland lid Glanz. Ich will aber, daß so erhabenes Ziel auf gesetzmäßigem Wege erreicht werde. Ich gab Euch mein Wort mit zu wirken tschlands Einheit. Ich habe e» bis jetzt redlich gehalten und werde stets ihm treu bleiben. Die Annahme der von der National- lung in Frankfurt a. M. berathenen deutschen Verfassung, habe ich nie unbedingt versagt; ich habe nur auf verfassungsmäßigem id in Uebereinstimmung mit den größeren Nachbarstaaten in dieser hochwichtigen Angelegenheit vorschretten wollen. Daß in dw^r etwas anders nicht geschehen konnte, wird jeder Unbefangene bei ruhiger Prüfung selbst ermessen. Was bi» jetzt hat angeordnet werden müssen, um durch außerordentliche Maßregeln Ruhe und Ordnung herzustellen, die Ber- achccht zu erhalten, dem Gesetze Geltung zu verschaffen, war unvermeidlich, war hervorgerufen durch offenen Aufruhr, durch Gewalt, len, ausgeführt mit den Waffen in der Hand. Ich mache mir darüber keinen Vorwurf; ich war in meinem Rechte, ich folgt« dem der Pflicht und wahrlich nicht der leichtesten. Es wird auch ferner mit aller Kraft und Energie den Feinden des Vaterlandes «s- ktreten werden, aber unendlich wohl wird es meinem Herzen thun, wenn Ruhe und Ordnung wicderkehren, ohne daß Strenge angr- -u werden braucht. Festung Königstein, den S. Mai 184S. Friedrich August. »r Ferdinand Zschinsky.