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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030625029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903062502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903062502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-06
- Tag 1903-06-25
-
Monat
1903-06
-
Jahr
1903
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Heute morgen kurz nach 8 Uhr verlieh der Kaiser an Bord der „Hohenzollern den neuen Hafen. Das Fort Grimmerhörn gab den Abschiedssalnt von 33 Schuß. Die „Hohenzollern" fuhr sodann mit dem Begleitschiff „Sleipner" elb aufwärts nach dem Kaiser-Wilhclms-Kanal Die „Nymphe" war bereits um 7 Uhr nach Brunsbüttel vorausgcsähren. Bremen. Den Hinterbliebenen des Bürgermeisters Gröning ist, der „Wcser-Zeitung" zufolge, vom Kaiser aus Cuxhaven folgendes Beileidstelegramm zugegangcn: „Mil Ihnen trauere Ich aufrichtig um den Entschlafenen. Mögen Sie bei dieser schweren Prüfung Trost und Stärke in dem Bewußtsein finden, daß der Heimgegangene nach guter und erfolgreicher Arbeit, hoch» aechrt von den Bürgern der Stadt, der er sein Leben gewidmet, die ewige Ruhe gefunden bat." Kassel. Prozeß Schmidt. In Fortsetzung der Be weisaufnahme wurde heute zunächst der Konkursverwalter der Schmidtschen Masse, Dr. Arnthal, vernommen. Dieser weist nach, daß von Schmidt 27000 Mk. Effekten vor seinem Weggänge veräußert wurden, die er von seiner Frau erhalten haben will. 'Daß er. abgesehen von der Hypothek aus dem Grindelhose in Hamburg, Vermögensslücke beseitigte, dafür habe er <der Ver walters keine Anhaltspunkte gefunden. 700000 Mk. wurden seit- her aus der Schmidtschen Masse gewonnen. Justiziar Roch oll, der die Hopothekeneintragung für Schmidts Tochter aus das Haus Grindelyos in Hamburg beiorgt hat, hat darin nichts Auffälliges gefunden. — Rechnungsrat a. D. Recket sagt über seine Revi sionstätigkeit für den erkrankten Bucbhaltcr Nordmann aus, es habe sich die Uebereinstimmung der Bilanzen und der Saldi er geben. ^ <--- er gel habe I "iien. Aus der Durchfahrt nach Serbien traf hier König - - Iesl' ' ' ' ' " NM die ueoeremnunnuinfl der Bilanzen und der Saldi er» !. Die Beläge habe er mcht erhalten. Die Differenzen, die isunden, seien nur solche, die überall Vorkommen. Schmidt bereitwillig Auskunft erteilt. Peter 10 Uhr abends auf dem Westbahnhosc steig war von einem zahlreichen Publikum, fast durchweg Serben, sc ein. Ter Bahn tönten lebhafte Zwivrufe entgegen. Der hiesig ter 10 Uhr abends au . . „ war von einem zahlrei . besetzt. Dem König tönten leb König nahm die Vorstellung des hiesigen serbischen Gesandten ent gegen und verließ sodann den Wagen, um sich zu den aus dem Bahnsteige versammelten Deputationen zu begeben. Der Bürger meister Stamenkowitsch entbot dem Könige die Grüße der Stadt Belgrad. Der König dankte, woraus wieder minutenlange Zivio- rufe erschollen. Sodann begab sich der König zur Deputation der begeisterter, Ter König .... serbischen Jugend. Nachdem er den Zug wieder bestiegen >>atte, hörte er. am Fenster stehend, die von den Studenten anaestimmteu patriotischen Lieder an. Nach halbstündigem Aufenthalte verließ der Zug die Bahn- hosshalle. Mit dem Könige reisten sein Bruder Arsen mit seinem Sohne, sowie Prinz Georg Karagcorgewiffch. Wenige Mumien später verließ auch die Deputation der serbischen National-Ber- sammlung mit Sonderzug Wien. Budapest. Der Bonus von Kroatien Graf Khuen- Hedervarh erklärte bente gegenüber dem Führer der Kossuth- Partei, daß er die Rekrutenvorlage fallen lassen und nur das gewöhnlich« Rerrutenkontingcnt verlangen werde. Tic Mission des Banns ist somit gelungen. Er begibt sich nach mittags nach Wien, um dem Kaiser Bericht zu erstatten, und dürste morgen nach Budapest zurückkchren, um das Kabinett zu bilden. Paris. Deputiertenkammer. Be: der Erörterung der einzelnen Artikel des Gesetzentwurfes über die Säkula risierung der Konareganisten kommt es zu erregten Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen der Rechten und der Linken: sie suchen einander am Sprechen zu verhindern. """ de Casteu bindert il den Saal . . . . . der Tyrannei beschuldigt und sie für das Attentat gegen die Frei heit verantwortlich macht. Ms die Abstimmung beginnt, kehrt die Rechte in den Sitzungssaal zurück. Es wird ein Amendement Leroy angenommen, wonach die Kongreaanisten für den Unter richt in Elementarschulen eines Erlaubnisscheines bedürfen. Dieses Amendement wird Artikel 2 der Vorlage. Hierauf wird mit 306 gegen 107 Stimmen die Kommissionssassung des Gesetzentwurfs ch jedem Kongreganistcu untersagt wird in früher unterrichtet, oder in einer Nachbar- gemeindc weiter zu unterrichten, falls er nicht bringt, daß er tatsächlich säkularisiert ist. S Oiesetzentwurf in der Äesamtabstimmuiig Donner stuft, 25. Juni 1903. 66 angenommen, wona Gemeinden, wo er . den Nachweis er odann wird der ng mit 229 gegen . timmcn angenommen. Schließlich gelangt mit 308 gegen 14 Stimmen die Resolution Buiison zur Annahme, wonach jede Kongregation aufziilösen ist, die durch Mittelspersonen eine oder mehrere bereits aufgelöste Anstalten neu errichtet hat. Paris. Der neuaewählte Abgeordnete Syveton überfiel gestern abend in der Ntne Rivoli seinen Gegenkandidaten, den radikalen Rechtsanwalt Lesoycr, und versetzte ihm einen Faust schlag, weil in einem Wahlplakat Lesoncrs behauptet worden war, daß Syveton eine Engländerin geheiratet habe. Bern. Im Nationalrat wurde heute an den Bundesra! die Frage gerichtet, welcher Grund für die Verzögerung der Uebertraaung der Sim Plan-Konzession von seiten Italiens an den Bund vorliege. Bundesrat Zemp bemerkte, der Bundes- rat habe es an Bcmiihnngcn nicht fehlen lassen und die italienische Regierung auf die Dringlichkeit aufmerksam gemacht. Er hoffe iminer noch, das italienische Parlament werde die Angelegenheit noch vor seinen Ferien verhandeln, da sonst die Angelegenheit bis zum November verschoben würde und die B»ndcsver,amm- lnng sich noch nicht einmal im Dezember mit dem Rückkauf der Jura-Simplonbahn belassen könne. Verschiedene Redner be- tonten hierauf, daß eine baldige Regelung im Interesse beider Staaten und im Interesse der Ausrcchtcrhaltung der guten Be ziehungen zu einander liege, und ersuchten den Bundesrat, bei der italienischen Regierung nochmals auf Beschleunigung zu dringen. Konstantlnovcl. Infolge von Gerüchten über angeb liche neue Komplotte richtete die Pforte eine Anfrage an den Walt von Saloniki, welcher antwortete, daß aucy dort Gerüchte von einem geplanten Anschläge in Saloniki im Umlauf seien. Sie seien etwas unglaubwürdig: luimerhiil wäre es aber möglich, daß etwas versucht werde. Er habe alle Vorsichtsmaß regeln getroffen. Hilmi Pascha telegraphierte, daß bis zum 21. Juni die Zahl der verhafteten Bulgaren im Vilajet Saloniki 380, in Uesküb 280 und in Moncffür 460 betrage. Er habe seinen Befehl erneuert, die Voruntersuchung möglichst rasch ab zuschließen. Er habe überall öffentlich verkünden lassen, daß die Einwohner, die die vom Komitee erhaltenen Waffen ablieferten, straflos bleiben. Belgrad. Der König ist um 10 Uhr hier ein- getroffen. Es herrscht große Freude. Sämtliche Blätter bringen Huldigungsartikcl. Es herrscht kühles und trübes Wetter. Schon um 8 Uhr früh fingen die Straßen an, sich zn beleben. Tie Gäste aus der Provinz betrachten die Ausschmückung der Stadt. Um 9 Uhr begannen die Truppen in den Straßen aufzumarschieren und Spalier zu bilden. Aut dem reichgcschmückten Bahnhöfe trafen die Honoratioren ein. Aus dem Perron versammelten sich die Mitglieder der Reaiernng, die Stadtoertretung, die aktiven und nichtaktiven Generäle, der Stadt- und FcstuiioSloiiimandant, die Ehrenkompagnie mit Musik. Im Bakmkwfsjalon wurde der König erwartet von den Familien der Minister, den Gesandten Oesterreich-Ungarns und Rußlands, D''. Dumba und Tscharikow mit dem Personal der Gesandtichasten, den Präsidenten des Äassationsboies, der Akademie der Wissenschaften und dem Rektor der Hochschule. Der russische Gesandte Tscharikow wurde an der Tnrscbwelle des Salons vom Ministerpräsidenten dem König vorgestellt. Hieraus stellte Tscharikow dem König den österreichisch-ungarischen Gesandten Dr. Dumba vor. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 24. Jnni. —* Se. Majestät der König nahm heute nachmittag 3sch Uhr im König!. Schlosse zu Pillnitz eine Huldigung des Dresdner Konservatoriums entgegen. Sie fand im großen Spcisesaale da selbst noch folgendem Programm statt: 1. Kulvuw tun rnffc-m für gemischten Chor von Albert Kluge: 2. Ansprache des Direktors Johannes Krantz: 3. Gemischte Chöre: <aj Tonntagssrühc von Franz Wüllner. ist Morgcngcbct von Felix Mendelssohn, <?> Ab schied vom Walde von Felix Mendelssohn, 6> Isxultnto cloo von Alexander Tcarlattt. Der Chor stand unter Leitung des Herrn Albert Kluge und zählte gegen 100 Sänger. Tic Lenrcrschaft war durch eine Abordnung vertreten. ^ —* Nach dem nunmehr feststehenden Reiieprogramm wird Se. Majestät der König am 8. Juli nachmittags kurz nach 5 Uhr, zu Wagen von Adorf kommend, in Bad Elster eintreffcn. Begrüßung und Empfang findet am Ortscingang, ,owic am Kur- Hause statt, in welchem Se. Majestät Wohnung mmntt. Nach Beendigung des von den Voglländischcn Krcisständen gegebenen Tiners, von gegen 9 Uhr abends ab sind mehrfache Veranstal tungen lKonzcrt, Illumination, Feuerwerk! vor dem Kurhauie ge plant. Am nächsten Morgen ist ein Besuch des Konzertes der Kurkapcllc am Badeplatze, eine Besichtigung der Äuranlagen. der Trinkquellcn und der Badehäuser in Aussicht genonimen. Vor mittag >ch9 Uhr erfolgt mittels Wagens die Abreise nach Oelsnitz. —* Kronprinz Friedrich August, der den Schieß übungen aus dem Schictzplatz zu Thorn beiwohnte, besuchte am Montag mit mehreren hohen Offizieren die Thorner Honigkuchen- sabrik Herrmann Thomas, König!. Preuß. und Kaiser!. Ocsterr. Hoflieferant. Ter Prinz kostete verschiedene Erzeugnisse dieser Firma, über deren vortreffliche Qualität er sich sehr anerkennend äußerte, und gleich den anderen .Herren davon Einkäufe bewirkte. —* Henke vormittag 11 Uhr erschien Se. König!. Hoheit der Kronprinz mit seinem Adjutanten Herrn Hauptmann - -- - - . . - . . . Hellen mnge wurde er von den beiden Vorsitzenden der Gesellschaft, Herren Kaufmann Borack und Stadtrat Dr. Lehmann, an der Spitze der Vorstandsmitglieder Herren Schützenmeister Durkarv. v. Böhme, Reismonn, Scheunpflug und Rothe begrüßt und in die Schicßhalle geleitet. Dort überreichten die beiden Kinderchen des Schützenhauswirtes Herrn Hebest dem Kronprinzen zwei prachlvollc Roscnbuke.ts, welche ebenio wie später eln Glas frisches Bier mit freundlichem Dank entgegengenommen wurden. Sodann richtete der erste Vorsitzende der Gilde, Herr Kaufmann Borack, eine kurze Ansprache an den Prinzen, in welcher er seiner Freude Ausdruck gab, Sc. Königs. Hoheit noch einmal m den alten Räumen begrüßen zu dürfen, bevor die Gilde den Umbau ihres Schützenhnuses beginne, und schloß mit einem dreifachen Hoch, in das die Anwesenden lebhaft emstimmten. Der Kronprinz dankte, nach allen Seiten sich verneigend, mit freundlichen Worten und betonte, wie sehr er sich freue, wieder einmal rm Kreffe der Schcibenschützen verweilen zu können. lSe. König!. Hoheit erlangte hier bereits 1886 die Königswürde und Mete zur Erinnerung daran eine prächtige Gedenkscheibe.j Nachdem der Kronprinz den Silbcrjchatz der Gilde in Augenschein genommen, trat er an den Schieffftand, um ans Scheibe 7 ein Rennen für die Königliche Fainilie zu schießen. Das Resultat zeugte von seiner Meisterschaft in der Führung der Büchse; auf 19 Schutz erlangte er 18 Schwarztreffer, darunter 13 Doppeltreffer, im ganzen 289 Punkte. Jur sich selber schoh Se. König!. Hoheit dann auf der Gedenkscheibe noch eine Elf lSchwarzj. Nach be- citdigtem Schieben lieb sich der Kronprinz, Herrn PrivatuS Kietz- ling vorstcllen, der, wie gemeldet, sein SOjähriges Jubiläum als Mitglied der Gesellschaft feiern konnte, und wünschte idm m herzlichster Weise noch manchen schönen Schicherfolg. Weiter besichtigte Se. König!. Hobest die vielen interessanten Scheiben- bilder, unter denen sich mehrere von den Mitgliedern des König lichen Hauses gestiftete befinden, und verlieh endlich gegen 12 Uhr nach leutseliger Verabschiedung die Schietzhalle und den Schutzen- hos, um zu Wagen nach Wachwih zurückzukehren. —* Der Erbprinlz von Sachsen-Meiningen, der ,;n kurzem Besuch in Pillnitz weilte, ist heute srüh mit dem um 8 Uhr vom Hauvtbahnhose abgehcnden Zuge wieder abgereist. Im Auftrag des Königs geleitete ihn Flügeladjutant Major Frei herr von Welck nach dem Bahnhose. —* Graf Eduard v. Montgelos, der neue bayrische Gesandte in Dresden, ist ein Enkel des Staats- und Konferenz- Ministers Königs Max Josephs und Sohn des 1870 verstorbenen Königlichen Kämmerers und Fideikommitzherrn Grafen Maxi milian v. Montgelas, Direktors der Bayrischen Hypotheken- und Stuhle, wurde 1884 dort Legationssekretär und 1886 in gleicher Eigenschaft nach Bern, 1888 nach Wien versetzt. Auf diesem Posten zum Legationsrat ernannt, blieb er dort, bis er am 19. Dezember 1895 zum bayrischen Mimsterrcsidenten bei der Schweizer Eidgenossenschaft ernannt wurde. Kunst und Wissenschaft. 4* SSuigl. Hofoper Die Beliebtheit der »Mignon" sicherte dem graziösen, liebenswürdige» Werke, das ieit langem zu den festesten Linken unseres RepertolrS gehört, auch gestern ein volle« HauS und reichen Beifall, den sich namentlich wieder Frau Wcde - find als Trägerin der Titelrolle verdiente. Im übrigen inter essierte die Vorstellung durch einige, den jüngeren Mitgliedern der Königl. Hosoper übertragene Neubesetzungen. In diesen ersten Versuchen bewährte sich am besten .Herr Plaichke in der Nolle des Lotharlo. Die herrlichen Mittel, über die er verstigt — eine der schönsten Stimmen unlerer Hosvver — entweicht der Aufgabe vortrefflich, und die schlichte, anspmchslose und doch echt künstlerische Art, wie er diese Mittel in den Dienst der Ausgabe stellt, va>;t sich auf das Vorteilhafteste dem Charakter des Härtners an. Viel Erfolg ist mit diesem alten Ehrenmann, diesem Allerweltsgreis, der immer zur Hand ist, wenn er gebraucht wird und immer im Wege steht, wenn er nicht nötig ist. schließlich nicht zu holen, soweit er aber für den musikalischen Teil in Frage kommt, hat ihn Herr Ploschke bereits sehr intelligent ersatzt und nicht weniger ge schickt und wirkungsvoll gibt er ihn gelangllch wieder. Nach der rein musikalischen Sette hin war auch Herr Jäger ein lobens werter Wlldelm Meister. Auch ihm kommt die Klangichönheit eines jugendfrtschen Organs in erster Linie zu statten „nd-lätzt vergessen, waS er in einem ersten Vertnche mit der Rolle dar stellerisch nur andeutete: die Eleganz und Beweglichkeit, die leicht erregbare Leidenschaftlichkeit und vaneben das tiefe Mitgefühl für Mignon, die Herzlichkeit seiner nach und nach sich steigernden Neigung für diese, wie sie besonders rührend im zweiten Bilde zum Ausdruck gelangen soll. Immerhin sprach aus seinem Wilhelm viel Fleitz und Talent und das Bestreben, das Beste zn bieten. Das ist schon anhcrordcntlich viel »nd gibt meist die sicheren Garantien weiterer Vervollkommnung. Ungleich weniger, als die genannten Künstler, befriedigte Irl. Schenker in der Rolle der Philine. Sie war weit davon entfern», durch Grazie und Koketterie eine Gegensiaur zu Mignon zu bieten und im Reize dieser Eigenschaften die Veimblungskünste der geleierten Schönbeit spielen zu lassen. Aber nicht nur hierin wird Frl. Schenker ungleich mehr anstieben müssen, al» sie zur Zeit zu geben im stunde ist. auch in musika lischer Beziehung lieVsie noch manchen Wunsch offen. An stimm lich« Begabung fehlt es ihr sicher nicht, aber scheinbar hat sie in i der langen Zeit, in der man sie nicht gehört, wenig oder gar nicht? getan, um den Vortrag künstlelstch zu heben und daS anznsttcbcii, was ans der Antängcrin erst eine Knnstlcrln macht. Das Hanpt stück ihrer Ansaabe. die Polonäse, die in ihren prächtigen, leicht zngänglichcii Wirkungen kaum versagen darf, erklang in ibrem Munde nur mangrlhast Plnasierl. verwischt in den Verzierungen, oberflächlich in der rhythmiichcn Behandlung Aus dein beschei dene» Erfolge, den das berühmte Stück gestern erzielte, wird Frl Schenker wohl gesuhlt haben, das; man von einer ersten Sängerin der Dresdner Hvsbühne mehr verlangt, als Frl Schenker zn neben gewillt scheint. „Fleißig Talmud lesen", ist die einzige Möglichkeit, ans dlewm Dilemma heransziikonimcii. Verdient »in die von Herrn Kapellmeister K u tz ichba ch sicher und temperamentvoll geleitete Vorstellung machten sich wieder die Herren Erl, Grcder und Nebiijchka in ihren gewohnten Rollen des Friedrich. Jarno und LaSrtes. U. 8t. s* Herr Geh. Mcdizinalrat Tr. Franz Hof mann, Professor der experimentellen Hygiene und Direktor des Hygie nischen Instituts in Leipzig, begeht heute sein 25jähriges Iubi- läum als ordentlicher Professor an der Universität Leipzig. Gizilianische Reisebriefe. v. Monte Vellegrino, Grotte der heiligen Rosalie in Palermo. Man kann Palermo nicht Add io sagen, ohne dem Wahr zeichen der Hauptstadt, dem schönen Zockendiadem, dem Monte Pellegrino, einen Besuch abgestattct zu haben. Dieser Berg, der sich wie eine Krone über der Stadt erhebt, ein breites Massiv von 630 Meter, birgt in sich die Grotte der heiligen Rosalie, der Schutzpatronin Palermos. Die Stadt gesehen zu haben, ohne von dem Wasser in der Grotte Rosalicns zu trinken, wäre gleichbedeutend, als wenn man in Rom gewesen, ohne die Peterskirche zu besuchen. Also war es eine Ehrensache; wir muß ten unsere Visitenkarte bei der frommen, schönen Dame abgcven. I^m zu ihr zu gelangen, wählten wir den Weg, der an dem König lichen Ltlstschloß „La Favorita" vorbeiführt, dort ist das vor nehmste Viertel Palermos, in dem sich der Adel und fast samt- liche Gesandtschaften angesiedelt. Die Gärten und Villen Palermos! sind von seltener Schönheit, aber noch inehr von gewaltigem Um fange. Das sind nicht Gärten, das sind ganze Landstriche, mit Wäldern von Orangen und Zitronen, Getreidefeldern, Viehweide!!, kleinen Seen, Valmenhaincn, Kunstwerken, Tempeln und prächtig cschmiickteir Wohnhäusern. Es sind Sehenswürdigkeiten, diese ffllcn der Fürsten Tasca, des Grafen Serafaleo uno die König liche Villa „La Favorita". Und io wie diese, gibt es wohl noch ein Dutzend, vielleicht schöner, wohl auch noch umfangreicher, die nicht nur einen fürstlichen oder gräflichen Besitzer haben: ober doch haben alle diese Eigentümer etwas gemeinsam, und das ist das Äussangungsiystem der armen Bauern und Pächter. Es grenzt an Tyrannei, wenn man hört, wieviel diese Armen zahlen müssen, wie wenig sic dafür cinnchmen, wie grausam die Besitzer mit den Pächtern und Bauern umgehen, und wie die Regierung die Reichen Men die Arme» unterstützt. Dazu kommt, das; die rückständigen Steuern mit der größten Strenge eingetrieben wer den, auch wenn die Armen oft durch Ucbcrichwcmmungcn oder andere Naturereignisse alles cingebüßt haben. Man versteigert wegen einer rückständigen Summe von 5 oder 10 Lire ihre ganze Habe »nd macht so die fleißigen Menschen zu Bettlern oder zu — Räubern, während die Reichen den Staat betrügen. Wenn sich dann die Armen empören, von dem nngchcurcn Druck, der aus ihnen lastet, gewaltlain zu befreien suchen, wer kann es ihnen verdenken? Die Rache der Beleidigten und Gedrückten richtet sich aber immer ans die reichen Grundbesitzer, die als Blutsauger angesehen werden Man schleppt eine» solchen Schuldigen in die Berge, die herrliche Schlupfwinkel bieten und läßt ihn nur gegen ein hohes Lösegeld frei. Ist och jüngst geschah dies luv Marsala mit einem Gutsbesttzer, den man nur gegen eine Summe von 50000 Lire wieder lausen ließ. Von einem Uebcrfall ans einen Fremden, einen Reisenden, hört man fast nie. Obgleich man uns Angst einjagcn wollte mit der Warnung, nicht bis zum entbrechenden Abend aus dem Monte Pellegrino zu bleiben, so hatte ich schon in den wenigen Tagen meines Aufent halts in Sizilien ein solches Zutrauen zu den ernsten, schweig samen Menschen gefaßt, daß ich, über die Warnung lachend, mit Freund Antonio den steingcpflastcrtcn Weg emvorsticg, der in breiter, ichöncr Straße bis zu dem Gipfel des Monte Pellegrino führt. Kein Baum, kein Strauch, kaum ein Grasteppich, über öde, graue Steinmassen gebreitet, auf dem Hunderte von bunten Ziegen herumkletterlen, die mit dem Hellen Geläut ihrer Glück-
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