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VmgllimWM Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8echMmWKmzilMr JahrMNg. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreis, welcher i^änumoranän zu entrichten ist, auch bei Beziehung dnrch die Post 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 1t Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen sinden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zcile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königs. Gerichtsämter nnd Stadträthe, snr welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herr» Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schönctt bei Herrn C. A. Hüttel 8«»., in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 14. Januar 1863. Zeitungen. i ä n ch s e ll ! Aus Dresden, 8. Januar, meldet die „L. A.": Rach einem hier ver- : breiteten Gerücht, dem man auch anderwärts Glauben schenkt, solle in Kurzem ! ein Minislerwechsel statifindcu. Es heißt nämlich: Der Hausminister v. Zeschau ! werde um seine Pensionirung einkemmen, an seine Stelle werte der Kultus- > Minister v. Falkenstein eintrcten, und dessen Portefeuille dem frühere» Bundes- ; commissar in Holstein, Kreisdirector v. Könneritz, übertragen werden. Wie ich z aus guter Quelle vernehme, ist das Gerücht, wenn nicht in das Bereich der j Erfindungen überhaupt gehörend, so doch mindestens verfrüht. — Die Ver- ; mählungsfeierlichkeit Ihrer königl. Hoheiten, der Prinzessin Sophie von Sachsen > und des Prinzen Theodor in Baiern, werden, wie wir aus derselben Quelle erfahren, in der ersten Hälste des künftigen Monats stattfinden. Daß der 4. Februar als VermählungStag bereits festgesetzt worden sein soll, bestätigt sich nicht. — Der sicilianische Generalconsnl und Banqnier Felip Kaskel hier i ist zum Geschäftsträger Franz H. von Neapel am königl. sächs. Hefe ernannt worden. Sein Vorgänger in diesem Amte war ein Herr von Merolla, der, beiläufig mit der Familie Kaskel verwandt, feine Stellung in Sachsen bereits vor einem Jahre aufgegeben hat, um sie jedenfalls mit einem einträglicheren j Posten, dem eines Bankdirectors in Brüssel, zu vertauschen. — Die Eom- ! Mission zur Berathung eines allgemeinen deutschen Obligationcnrechts hat nach - einer längeren Unterbrechung heute wieder ihre Thätigkeit begonnen Nachdem ! Frankfurt a. M. und Mecklenburg bereits früher ausgetreten sind, besteht die- i selbe noch aus folgenden Mitgliedern: Wirklicher Geh. Nath :c. v. Raule für s Oesterreick, Oberappellations-Gerichtsdirector v. Metz für Baiern nno Nassau, ! Geh. Justizrath I)r. Siebenhaar für das Königreich Sachsen und Herzogthum Sachsen-Meiningen, Oberaerichtsdirector Ur. Lüder für Hannover, Obergerichts- rath Kübel für Würtemberg, Geh. Rath Ur. Müller für Hessen-Darmstadt. Die übrigen Länder haben sich den Berathungen von vornherein nicht ange schlossen. Leipzig. Nach völligem Rechnungsabschluß haben sich die auf die Stadt kasse fallenden Kosten für das große Turnfest im Jahre 1863 auf 17,5ll Thlr. : (1 1,489 weniger als veranschlagt war) belaufen. Leipzig, 10. Januar. Zwei interessante Persönlichkeiten, ein lutherischer Diaconus aus Urania in Persien, NamenS Jonas Badel und dessen Diener Abel Isaac verkehrten gestern und vorgestern in unserer Stadt. Ihr Zweck war, allhier Beiträge für Kirchen- und Schulbau in ihrer Heimath zu sammeln; doch haben sie, wie wir hören, wegen mangelnder Legitimationspapiere, die ihnen auf der Reise abhanden gekommen, Leipzig bereits gestern wieder verlassen. Leisnig, 10. Jan. Unsere Stadt ist von einem schweren Brandunglücke heimgesucht worden, indem gestern früh auf der Niederlangegasse Feuer ausbrach, dessen man erst Mittags 1 Uhr Herr wurde und das zehn Vorder- und zwölf Hintergebäude in Asche legte, sowie 1 Vordergebäude partiell beschädigte. Die Häuser, welche von den Flammen verzehrt worden sind, waren meist klein und sämmtlich von alter Bauart, wie denn die Niederlangegasse zum ältesten Stadt theile Leisnig's gehört. Verlust an Menschenleben ist glücklicherweise nicht zu beklagen. Zweiunddreißig Familien, 129 Köpfe zählend «nd fast ausschließlich der ärmeren Bevölkerung angehörend, sind obdachlos geworden, doch wurde für deren Unterbringung bereits gesorgt. Leider hatte nur ein geringer Theil der Calamitesen versichert. Der Thätigkeit der Löschmannschaft ist es zu verdanken, daß, zumal bei dem anhaltende» Winde, größeres Unglück verhütet wurde. Fahrlässigkeit scheint die Entstehuugsursache des Feuers zu sein. In Glauchau sollen während des laufenden Jahres für acht Straßen Schleusten gebaut werden. In der Mittagsstunde am Sonntage kam in der Trockenstube der Helms dorfer Pappfabrik bei Stolpen Feuer aus und ist das Hauptgebäude total niedergebrannt. Wie wenig man in früheren Jahrhunderten mit körperlichen Züchtigungen Maß zu halten verstand, das bezeugt unter anderm Fochters Geschichte des Schulwesens in Basel, wonach im Jahre 1589 verordnet werden mußte, „sich zu bezwingen, daß sie (die Lehrer) die Knaben nicht auf eine barbarische und henkerische Weise tractiren, ja nicht, wie bisweilen geschehen, Löcher in den Kopf schlagen, das Fleisch der Beeren an den Fingern solchermaßen zerquetschen, daß das Blut zwischen den Nägeln herausspritzt, oder Büschel Haare ihnen ausreisten oder sie sogar mit Füßen treten," denn „nicht anders als mit Schrauben, Pochen, Balgen, Schlägen, Zupfen, Rupfen, fahren sie die Schüler an und plagen sie." Nicht besser sah cs mit dem Prügelgesetz im 17. Jahrhundert aus. Von einem schwäbischen Schulmanne, Joh. Jacob Häberle, ist nachgewiesen worden, daß derselbe über die während einer etwa 50jährigen Amtsführung ausgetheilten Prügel gewissenhaft Buch geführt hat. Derselbe hatte auSgetheilt: 911,527 Stockschläge, 124,010 Ruthenhiebe, 20,906 Pfötchen und Klopfe mit dem Lineal, 136,715 Handschmisse, 10,230 Maulschellen, 7905 Ohrfeigen, 1,158,800 Kopfnüsse und 22,763 Notabenes mit Bibel, Katechismus, Gesang buch und Grammatik, also in Summe 2,392,894 Prügel. Ferner mußten 777 Knaben auf Erbsen, 613 auf einem dreieckigen Holze knieen, 50,001 den Esel tragen und 1707 die Ruthe hoch halten. Hierzu kommen noch einige nicht zu gewöhnliche Strafen, die Häberle im Nothfalle aus dem Stegreife er fand. So ähnlich ging es mit der Sckuldisciplin fort bis zu Anfang dieses Jahrhunderts. Unsere Schuljugend zum mindesten hat also keinen Grund, die gute alte Zeit zurückzuwünschen. 8 ü ch s. Herzog 1 h ü m e r. Meiningen, 3. Jan. Im Amte Saalfeld hat im vorigen Monat ein Gerichtsdiener ein Geldpacket von 5000 Fl., das er zur Post tragen sollte, behalten und ist damit flüchtig geworden. Bis jetzt ist es nicht gelungen, seiner habhaft zu werden. R a i e r n. Der „Münchener Bote" erzählt: Allerneuestens kam dahier der gewiß seltene, vielleicht noch nie dagewesene Fall vor, daß sich eine Person geistlichen Standes (ehemaliger Pfarrer M.) um eine erledigte Stabstrompeterstelle bewarb und die erforderliche Prüfung bestanden hat. Man ist darauf gespannt, ob der Wunsch des Gesuchstellers nun erfüllt wird. Preußen. Berlin, 10. Januar. Wohlorientirte Personen unterscheiden in unserem Ministerium, was dessen Intentionen dem Landtag gegenüber betrifft, zwei Richtungen ; die eine Richtung, die in dem Finanzminister und dem Minister des Innern ihre Repräsentanten hat, hofft noch etwas von den langmüthigen Verhandlungen mit dem Abgeordnetenhause und rechnet auf einen allmählichen Umschwung der Stimmung im Lande; die andere, die namentlich in dem Kriegs-