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Voigtländischer Anzeiger. Sechs und fünfzigster Jahrgang. Redigirl von Advocal C. Wieprccpt. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Witlwe in Plaue n. Jabrlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Neugroichen. — Die Zttsettionsgebühren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet, größere Schnst nach Verhältniß des Raumes. — Sonnabend. 99» 13. Deeember I84S. Zeitungen Sachsen. Auf dem Herrschaft!. Lattermannschen Eisen- Hütten-Werke Rautenkranz brach in der Nacht vom 2. — 3. Decbr. in dem dasigen erst neu erbauten Walz-Werke Feuer aus, was durch die herbeigeeilten Hütten- und Waldarbeiter glücklich gegen Morgen gedämpft worden ist, so daß nur ein sehr kleiner Theil des Werkes durchs Feuer beschädigt wurde. Nachdem die Mehrzahl der Einwohner von JägerS- grün und Tannenbergsthal in ihre Wodnorte zurückgekehrl waren, entstand unter den zurückgebliebenen Mannschaften ein Kampf auf Leben und Tod, in welchem der 27jährige Sohn des Zimmermcisters Paul aus Tannenbergsthal durch den 50jährigen Waldarbeiter Wilhelm Meinhold auä Rau- tenkranz erschlagen worden ist. Die Ursache zu diesem mör derischen Kamps wird sich erst durch eine umständlichere gerichtliche Untersuchung Herausstellen. Dieser Fall ist um so betrübender, da erst vor wenig Tagen ebendaselbst ein Köhler den andern während des Miltagsefsens im Worlstreil das Messer in den Unterleib stack, so daß eS nur der Ge schicklichkeit der behandelnden Aerzte zuzuschreiben ist, daß der gestochene Köhler am Leben blieb. — Nach einer Bekannt machung des Ministeriums des Innern soll bis zum Sckluß des Jahres 1846 die Einrichtung der Grund- und Hypotheken, bücher vollendet sein; denjenigen Gerichtsbehörden, welche bis zu diesem Termin nicht zu Stande kommen, sollen auf ihre Kosten Hilfsarbeiter zugesendet werden, um das schwierige Geschäft zu vollenden. — Die neue Eisenbahn von Dresden nach Ra deberg führt über eine Brücke über die Röder, die aus ei nem einzigen Bogen besteht, welcher der größte in ganz Eu. ropa ist, indem er 80 Ellen Spannung hat. -- Ronge war kürzlich in Dresden und wurde außerordentlich von seinen Verehrern und Anhängern geehrt und ausgezeichnet. Hier wie in Leipzig war es ihm von der Regierungsbe hörde sofort untersagt worden, öffentlichen Gottesdienst ab ¬ zuhalten, allein der Enthusiasmus gegen ihn wurde dadurch nur gesteigert. Tausende pon Menschen wogten vor seiner Wohnung auf und nieder und bei der Abreise war sein Wagen mit Blumen bekränzt. Uebrigcns fehlt es nicht an Verdächtigungen der Deutschkatholiken. So wurde unlängst aus Dresden berichtet, daß ein junger Mensch aus Regens burg, ein Katholik, der kort locker gelebt und Schulden ge macht, an seine Aeltern geschrieben habe, wenn sie ihm nicht 20 Thlr. schickten, würde er deutsch-katholisch; denn so viel hätten die Deutsch-Katholiken ihm auch geboten. Die er schrockenen Aeltern schickten sofort das Geld, der Sohn aber macht sich mit dem Geld, ohne seine Schulden zu bezahlen, aus dem Staube. Um nun den Verdacht, als suchten die Deutsch-Katholiken durch Geld Proselyten zu machen, abzu wenden, brachten sie den Fall zur Veröffentlichung. Deutschland. Der Uebertritt sämmtlicher Katholiken zu Arnstadt zum Deutsck-Katholischthum hat sich nicht be stätigt; nur 7 Personen sind von dem römisch-katholischen Kirchenverband ausgetreten, auch befindet sich die Kapelle noch im Besitz der Nör^'ch.Katholischen. In Weimar ward Ronge glänzend ausgenommen und die Ehrenbe zeigungen sollen fast übertrieben gewesen sein. Der dasige Archidiac. N. Krause hielt eine Predigt über den Text 2. Petr. 2, 13, deren Thema war: „Frommes Andenken an Johannes Ronge," was allerdings etwas stark nach Götzen dienst riecht. Die Prediger in Preußen und namentlich in Berlin haben unlängst von dem Eonsistorium die Wei sung erhalten, sich künftig aller Theilnahme an allen öffent lichen Protesten zu enthalten, da ihres Amtes sei, Frieden und Eintracht zu wahren. Dagegen haben sie eine Be schwerde beim Minister eingereickt und dargethan, daß ihnen das Recht, das jedem Staatsbürger zukomme, sich öffentlich auszusprechen, am wenigsten entzogen werden dürfe, da daS Volk mit Recht von seinen Lehrern und Predigern erwartx,