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oigtländischer Anzeiger. Techszigfter Jahrgang Verantwortliche Redaction: vr. G Jahn. D' u a and Llriog von Moritz Wievrecht IN Plauen. — ^^-5»»«» Mer AbonnementSpreiS für dieses Blatt, auch del Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 6 Ngr. — Die InsertionSgebührcn Arden mit 1 Ngr. für dle gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Perhältniß des Raumes. — nstag. 142» Deeember L8LS onstitutioneUe Monarchie und VolkS- fouveränität. Unter diesem Titel hat der geistvolle Zöpfl ein klares, durchdachtes Werk über die großen Fragen des Tages uSgegeben, die er nicht mit wohlfeilen Phrasen, wie sie Mage jeder Tertianer im Großmaule führt, abfertigt, an sie vielmehr auf dem ewigen Grunde der Wissenschaft einem natürlich gegliederten Tempel der Wahrheit und iShrit ausbaut. Zum Schluffe seines Werkes sagt Zöpfl: Mache ist, daß die reine fürstenlose Republik, wie sie manchen Seiten jetzt empfohlen wird und wie sie Frank- i vorläufig hergestellt hat, Außerordentliches verspricht dadurch Anhänger zu werben sucht, wie z. B. nament- wvhlfeile Regierung, Verbesserung der Lage der arbeiten- Klassen, allgemeiner Wohlstand u. s. w. Thatsache ist auch, daß die Republik in Frankreich das Alles nicht istet hat. Thatsache, daß sie die großen Versprechungen, sie gemacht hat, nicht erfüllen kann. Thatsache ist es er, daß in Deutschland seit dem Ausbruche der neuesten Mischen Revolution schon der bloße Gedanke an die Mög- eit einer rein republikanischen Umwälzung dem Handel, Gewerken, und dem Verkehr einen gewaltigen Stoß ge il hat, daß der Credit allenthalben gesunken und damit wendig, was wir seit den letzten zwanzig Jahren niemals diesem Maße wie jetzt gekannt haben, Arbeitslosigkeit ein- eten ist. Alle unsere socialen Zustände sind plötzlich wie durch einen lberschlag verschlechtert, und sollte heute die Republik sie- , sie würde eine ungeheure und langjährige Arbeit haben, den Verkehr und den Credit nur auf jene Stufe empor bringen, auf welcher derselbe vor dem Beginn dieser Be- jung stand. , Uns scheint hierin ein Fingerzeig zu liegen, daß der tzliche, unmittelbare Uebergang zur reinen republikanischen Mssorm für diesen Augenblick zu gewagt, daß das Erpe- m, welches man von anderer Seite aus zu machen be- Htigt, zu kühn und zu gefährlich für den öffentlichen Wand ist, als daß es jetzt ohne den größten Schaden Nation gemacht werden könne. : Blicken wir darauf, wie sich Verkehr, Handel und Ge be in Deutschland in den letzten Jahren, besonders seit Gründung des Zollvereins, gehoben haben, gehen wir nur ih unsere Städte und betrachten den unverkennbaren Zu- chs von Gebäuden, betrachten wir auf dem Lande die igc Cultur eines jeden, auch des kleinsten der Bebauung fähigen Grundstückes, so müssen wir als erfahrungmäßig an erkennen, daß der ruhige friedliche Fortschritt zu vielem Gu ten geführt hatte, wenn er auch noch nicht Alles auszuglei chen vermochte, noch Vieles zu wünschen übrig war, — daß aber die gegenwärtige Bewegung, so nöthig und unvermeid lich sie ist, doch dem öffentlichen Wohlstände in vieler Be ziehung schon große und sehr schwer wieder aufzuhcbende Nachtheile gebracht hat. Insbesondere hat die republikanische Bewegung gerade die Lage derjenigen Klassen, deren Loos sie vor Allem ver bessern zu wollen erklärt und als ihre Hauptaufgabe bezeich net hat, selbst in Frankreich noch nicht verbessert, sondern nur verschlechtert. Die Verarmung der Reichen und insbe sondere des Mittelstandes, die unaufhaltsam und in Kurzem eintreten muß, wenn nicht das öffentliche Vertrauen, der Credit wieder hergestellt wird, kann vielmehr nur den Still stand der Gewerbe und anderer Geschäfte, und hiermit nm das Proletariat vermehren. Gesetzliche und vertragsmäßige Bestimmungen über Vermehrung des Arbeitslohnes und Ab kürzung der Arbeitszeit werden nicht aushalten können, wenn der Fabrikant und Gewerbsmann aus Mangel an Credit und bei dem Ausbleiben der Zahlungen von Seiten der Abnehmer sein Geschäft aufgeben und den Arbeiter völlig entlassen muß. Die Umgestaltung der monarchischen Staatsform in die rein republikanische Staatsform kann hier nicht helfen, denn hier handelt es sich nicht um formelle Verbesserungen, -hier handelt es sich um die Hebung des materiellen Elends durch materielle Mittel. Wer hier durch Verfassungs-Veränderungen helfen zu können glaubt, täuscht sich und Diejenigen, welchen er dadurch Abhülfe ihrer Noth vorspiegelt. Auch die Mo narchie kann dem Proletariate und wird ihm eben dieselbe bürgerliche und politische Berechtigung geben, welche ihm die reine'Republik gewahren kann, so wie sich selbst, so wie wir es fordern, als republikanische Institution begreift. Die konstitutionelle Monarchie wird, weil sie ein über den Parteien stehendes stabiles Element in sich hat, den ar beitenden Klassen die gebührende Stellung sogar besser ge, währleisten können, als die reine Republik, in welcher der Gegensatz des Bürgerthums (der sogenannten Bourgeoisie, d. h. der Besitzenden, der Kapitalisten, der Geschäftsherren, der Handwerksmeister) gegen den Arbeiter nothwendig schroffer hervortreten muß und fast nie ohne blutige Kämpfe und Ge- waltthaten und nur auf Augenblicke ausgeglichen werden kann, um sich sofort in Kurzem wieder zu erneuern. Wir sind daher der Ansicht, daß die Lösung der socialen Frage, welche wir für das dringenste Bedürfniß, für die ernst.