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statt durch Vernunftgemäßen Fortschritt dem Lande die Seg nungen des innern Friedens und materiellen Wohlstandes zu bringen, durch gewaltsamen Umsturz der bestehenden Verhält nisse die Anarchie herbeizuführen suchten. — Da nahte der Landtag 1840. Befreiung von Steuern, Erhöhung der Ar beitslöhne und Verbesserung der Lage aller Mittellosen, wa ren die Lockspeisen, mit denen die Führer der democratischen Partei in unermüdlicher Thätigkeit in den Provinzen um die Majorität der Stimmen für die von ihnen vorgeschlagenen Wahlcandidatcn warben; Jndifferentismus der gemäßigten Partei und vornehmen Geringschätzung der Aristokratie gegen dieses Streben half den Sieg erringen und verschaffte der sogenannten Volksmännern die überwiegende Majorität in beiden Kammern. Alles, was seit dem Jahre 1815 in Deutschland gewünscht und verlangt worden war, war in Sachsen durch das Mi nisterium Braun gewährt worden. Allein dies genügte ei ner Partei nicht, die anmaßend genug war, sich als die Masse des gestimmten Volkes zu betrachten, aber feig ge nug, das in der Kammer nicht auszusprechcn, was der un wissenden Masse des Volkes in den Vaterlands- und demo kratischen Vereinen des Voigtlandes und vbern Erzgebirges alltäglich mit den glänzendsten Farben geschildert wurde, was bas Volk mit gewaffneter Hand, nachdem die Achtung vor dem Gesetze theilweise untergraben war, verlangen sollte: „die Republik!" Der Mcinungsterrorismus und die Anlagen zur Willkür- Herrschaft, welche diese Leute zeigten, trat nie deutlicher oder lächerlicher hervor, als in der Debatte der Leipziger Zeitung und deren ferneres Fortbestehen, denn Preßfreiheit, welche verlangt und gewählt worden war, sollte nach den Ansichten der entschieden freisinnigen Partei, deren Stabsquartier die äußerste Linke war, nur derjenige Theil der Tagespresse ge nießen, welcher ihrer Farbe an gehörte, jedes Organ einer andern politischen Richtung durch die Tagespresse wurde mit Verdächtigungen und Angriffen der gemeinsten Art verfolgt; jedes Mittel, was sie selbst zur Erreichung ihrer Zwecke be nutzten, war erlaubt, jede Warnung, welche die Regierung gegen ihr gesetzwidriges Handeln veröffentlichte, war Verrath an der Volkssouverainetät. Es durfte daher nicht wundern, wenn diese Partei, deren einzelne -Mitglieder kein anderes Verdienst um die Wohlfahrt des sächsischen Volkes aufzu weisen hatten, als in den Vaterlands- und demokratischen Vereinen ihres Bezirkes die leicht aufzuregenden Massen der arbeitenden Classe zu Verletzung der gesetzlichen Ordnung an zutreiben, Männer mit Geringschätzung als vormärzliche Li berale, Halbentschiedene oder Reactionäre bezeichnete, die wie Braun, Georgi, Klinger, u. A. seit mehreren Jahren für die wahre Freiheit des Volkes mit geistigen Waffen auf verfas sungsmäßigem Boden gekämpft hatten. Schon die ersten Verhandlungen der Volksvertretungskammer zeigten deutlich, worauf es die Koryphäen derselben abgesehen hatten, und weder Tzschirner noch Schaffrath, weder Blöde noch viele Andere dieser Partei konnten später öffentlich sich von dem Verdachte reinigen, welcher im Publikum durch die Enthül lungen des Kaufmann Büttner aus Lauban allgemein ver- drritet wurde. Die Partei des entschiedenen Fortschritts ar beitete von Beginn des Landtags darquf hin, das Ministe rium Braun zu stürzen, um auö ihrer Mitte ein neues gewählt zu sehen, und dennoch mußte der größte Theil der aber wer es ehrlich meint mit seines Vaterlandes der wähle Männer, wahrhaft freisinnige, die dem Fl ergeben sind, aber den vernunftgemäßen Fortschritts»! chem Boden, Männer von Erfahrung und M Kammermitglieder tingestehen, daß die Forderungen, Tzschirner und Consorten an die Minister Sachsens, nicht bewilligt werden konnten, selbst wenn diese z an deren Stelle gewesen. Das Ministerium Brau zurück. Mit Aufopferung ihrer Gesundheit, mitAufo einer günstigen unabhängigen bürgerlichen Stellung die Mitglieder desselben ein Jahr redlichen Strebe Wohle Sachsens gewidmet, um — vom Volke durch Vertreter mit Undank belohnt — zurückzutreten, dank belohnt von Denen, die ihnen jubelnd ihreGrü Antritt zugerufen, mit Verdächtigungen verfolgt von die sie früher ebenfalls, wenn auch mit höflicheres grüßt. Das sächsische Volk bewies in seiner Majori« es noch weit zurück sei in politischer Reife, als es di nisterium ungeahndet durch seine Vertreter stürzen sah Ministerium Held nahm die verlassenen Ministerpls es gab die verlangten Grundrechte und hatte doch na wöchentlichem redlichen Wirken Nichts weiter errei mir Feindseligkeit empfangen, mit Geringschätzung be und mit Verläumdung verfolgt worden zu sein, d Partei des „entschiedenen Fortschritts" blieb ihrer L tung treu, die Zeit nutzlos durch Interpellationen der lichsten Art auszufüllen und Alles zu verwerfen, > der Regierung ausging; ja sie scheute sich nicht, ß ins Angesicht zu schlagen, als sie in der öffentlichen der zweiten Kammer vom 14. April dieselbe Nerchsve als nachtheilig für Deutschlands Größe und Einhe derte, welche später zum Schilde dienen mußte, um und, wenn cs da glückte, ganz Sachsen zum Heerde besten Aufruhrs zu machen. ^S. Landtagsmitlh. zwei mer Nr. 50, S. 1020 ff.) Sie wollten die Auflo ler staatlichen Verhältnisse, die Zerstörung der jungen der Errungenschaften und brachten dem Volke, welch Männer zum Theil als Märtyrer in arger Verb vergötterte, Fluch statt Segen, ja es war zuletzt so i kommen, daß selbst einzelne Mitglieder dieser äußerst ken in gesunden Augenblicken offen eingestanden, di weitere Verhandeln auf diesem Landtage nutzlos,« in dem Zustande, in welchem sich zuletzt Regierung« geordnete einander gegenüber befanden, ein längeres menwirken unmöglich sei. Die Auflösung des Landts« war die traurige Folge dieser Kammerzusammensetzui Aufruhr in Dresden und die Verwicklung so manä ven Mannes in die Netze jenes Clubs des entschieden schritts die erste Frucht vom Baume der Volkssouve« Man hat ost bittere Urtheile über das Wahlgesetz nach welchem auch diesmal wieder gewählt werden st irrthümlicher Weise dem Ministerium Oberländer A gemacht, als habe es durch dieses Wahlgesetz Unhei gerufen. Wer dieser Ansicht ist oder war, scheint gessen, daß die Stände des Landtags 1848, die sogt Fcudalkammern, dieses Wahlgesetz dem Ministers drungen und es in beiden Kammern genehmigt hm daß es daher das gesammte sächsische Volk durch sei treter war, welches dieses Wahlgesetz ins Leben ger« — Möge nach diesem Wahlgesetz ferner gewählt!