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Universität Leipzig ist der Prof, der Staatswissenschaften, Friedrich Bülau für das Studienjahr von 1849 —1850 zum Rector erwählt worden. Preußen. Die Beziehungen Preußens zu den süddeutschen Staaten, welche in letzter Zeil eine sehr bedenkliche Wendung genommen hatten, fangen an, sich wieder freundschaftlicher zu gestalten. Der Grund dieser neuen Wendung soll haupt sächlich darin zu suchen sein, daß Oesterreich nun endlich ent schlossen ist, der prcuß. Regierung alle diejenigen Zugeständ nisse zu machen, welche es bis dabin den Anforderungen Preußens verweigert hatte. Die Kammern sind nun in voller Thätigkeit, die Ausschüsse sind organisirt, und die Berathungen haben begonnen. Die Frage, ob die preußische Verfassung über oder unter der'Reichsverfassung stehe, gab schon zu mannichfachen Erörterungen Veranlassung. Die merkwürdigste Sitzung der ersten Kammer in dieser Beziehung war die am 17. August, weil der Antrag Camphausens zur Berathung kam, der h. 111 der preußischen Verfassung möge auf die neue Reichsvcrfaffung angewendet werden. Camphausen selbst hielt eine Rede, die über eine Stunde dauerte und die beste sein soll, die je in der 1. Kammer gehalten worden. Die Ab stimmung darüber soll erst am 25. Aug. erfolgen. Er sprach: Obwohl ich mit der Commission vollständig darüber einver standen bin, daß es nicht wünschenswerth ist, hier in das Materielle der Verfassung vom 28. Mai einzugehen, will ich doch kurz die Beschränkungen durchgehen, denen die Preußische Krone das Kabinet und die Kammern durch icne Constitution unterworfen werden. Der Redner zeigt darauf, wie die speciell-preußische Verwaltung und Vertretung durch den Dreikönigsbund in den wichtigsten Punkten annullirt und eine andere sogenannte deutsche geschaffen wird, die über all auf unübersteigliche Hindernisse stoßen muß. Der Red ner zeigt dann, wie es um die berühmte Gegen seitigkeit stehe: wer könnte uns schützen, wenn in Preußen ein Abfall der Armee möglich wäre, gleich wie in Baden? Wo wären die-zitternden Königskronen, hätten wir sie nicht gehalten? So haben wir also dem Anscheine nach Nichts zu gewinnen; nur die kleinen Staaten werden sich heben durch den Bundesstaat — wir bleiben auf derselben Stufe, wo wir im vorigen Jahrhundert standen, als wir dekretirten, daß die Wiltelsbacher nicht aushören sollten zu regieren! (Bravo.) Meine Herren, ich habe ohne Rückhalt gesprochen — und dennoch muß der Gedanke des Bundes staates seine Verwirklichung finden, damit unser Land endlich aufhört, das Schlachtfeld zu fein für die Völker Europa's! (Bravo.) Der Redner geht nun auf die Gegenseite über. Er meint, die Krone werde in dem hohen, neuen Beruf Er satz nach Außen und Innen hin finden für das, was sie in Preußen verliert; er zeigt, wie das preußische und Reichsmi nisterium, die preußischen und Reichskammern immer mehr und mehr, selbst mit Bezug auf die Personen, in einander übergehen müßten — wie endlich bei der Vielfältigkeit Preußen's bei keinem Einzelstaate ein Partikularinteresse dank bar sei, das direkt gegen die Wohlfahrt Preußen's verstieße. Aber, nach Beseitigung des moralischen Zwanges, den das Frankfurter Parlament ausgeübt, traten die dynastischen In teressen mit einer Gewalt hervor, die wiederum Alles schei- dern zu lassen droht. Und doch haben die meisten jener Staaten erst von Preußen die Kraft erhalten, die sie jetzt gegen den Bundesstaat anwenden. (Bravo.) Baiern fürch. tet der Redner nicht, besonders trotz seines Geschrei; „Vergrößerungssuchl;" es werde nicht Lust haben, Oesterreich verschlingen zu lassen. Wenn aber Dch sich über „Ausschluß von dem Bundesstaate" beklagt, es über „Verletzung der Bundesacte" schreit: so if lächerlich. Haben wir etwa Oesterreich aus dem Zoll gestoßen? Hat Oesterreich die Acte nicht zuerst geb als es sich eine Verfassung oktroyrte, die es an Ers seiner deutschen Pflichten hinderte? (Bravo.) Habe nicht selbst die Oesterreichische Regentschaft probirt? Frankfurt je eine preußische Landsmannschaft bestand unsere Sonderzwecke? Den kleinern Fürsten aber ruf zu: „Ihr sollt durch den Bundesstaat kein europäische leclivmonarch werden und der König von Preußen ft oufhvrcn, europäischer Fürst zu sein — er soll Kai Deutschland werden, weil er König von Preußen ist. ihr oder nicht? (Bravo.) Das ist unsere Pflicht: ist der letzte Versuch — wir sind ein Volk und könn auf uns selbst zurückziehen. Den Preußenhaß Halle für ein leichtes Delirium und fürchte ihn wenig. Jed aber ist die baldige Gutscheidung nölhig; in diesem Z können wir nicht lange verharren — nur müssen end einer steten, auswärtigen Politik kommen; darum no mal und zum letzten Male: „entweder — oder!" Beifall.) Neuere nach Berlin gekommene Nachrichten spreche unverhohlen von einer Verschwörung gegen den r Kaiser, welche in St. Petersburg entdeckt worden sei selbe soll von dem russischen Adel ausgegangen, do bei den bürgerlichen Classen und selbst beim Militär l gefunden haben. So geheim auch dieses Factum russischen Regierung gehalten wird, so ist es hier t längerer Zeit bereits genugsam ruchbar geworden, um glaubwürdig verbürgen zu können. Die kaiserliche bei welcher sich bereits aufrührerische Manifestation« gegeben hatten, ist in Folge dieser Verschwörung aus bürg entfernt und durch Truppen aus dem Kaukasu worden. Baden. Die standrechtliche Erschießung Trützschlk! wir bereits im vorig. Bl. ausführlich gemeldet. Zu Grabe werden zahlreiche Wallfahrten, namentlichvomwe Theil der Demokratie unternommen. Blumen liege: häuft auf seinem Grabe, darunter ein Kranz seiner welche am Vorabend der Erschießung bis '/^1 Uhr war, um seine letzten Bestimmungen entgegen zu Am 16. Aug. wurde in Rastalt der Freischaarenoberst zum Tod durch Erschießen verurtheilt und an demselb in Mannheim der des Hochverraths angeschuldigte Lehre Man sieht, daß gegen die Anführer fürchterlicher Ernst g wird. — Die Rückkehr des Großherzogs nach Kar hat nicht, wie wir früher meldeten, in der Stille stallg sondern war von großen Festlichkeiten begleitet, f darüber erschienenen Programm heißt es: Am Sonnabend den 18. Morgens 9 Uhr wird der Gn von Baden unter Geschützsalven an der Maximilians»« und dort von dem Prinzen von Preußen mit seinem von den Staatsbehörden, von sonstigen Autoritäten l der aus Landau herübergekommenen treu gebliebenenSH badischer Dragoner in Gemeinschaft mit einigen P«